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    Mit viel Atmosphäre Rottweiler Geschichte nahebringen

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    Lebensnah und mit viel Liebe bringt eine Gruppe von Stadtführerinnen und Stadtführern Gästen in Kostümen die Rottweiler Geschichte nahe. Nächsten Sonntag startet die diesjährige Saison. Wir haben Bettina Auch aus dem Team gefragt, was sie und die anderen antreibt – und diese Aufgabe den Blick auf die Stadt verändert.

    NRWZ: Frau Auch, Ihre Gruppe schlüpft seit Jahren in historische Kostüme und führt Gäste aus aller Welt durch Rottweil und seine Geschichte – worin liegt für Sie der Reiz, das immer wieder zu machen?

    Bettina Auch: Wenn ich mit meinem Hebammengewand durch die Stadt gehe, begegnen mir lauter lächelnde Gesichter. Das Kleid ist wie ein Türöffner. Wer mich gewandet sieht, will mehr wissen und das macht es für mich als Stadtführerin sehr einfach, die Besucher und Besucherinnen mit in „meine“ Zeit zu nehmen und lebendige Geschichte zu vermitteln.

    NRWZ: Ist das eine Aufgabe für Schauspielerinnen und Schauspieler, die Atmosphäre erschaffen können, oder geht es um penible Faktentreue – was wollen Sie den Gästen bieten und vermitteln?

    Bettina Auch: In die Kleidung eines Menschen aus der Reichstadtzeit zu schlüpfen bedeutet für den Stadtführer und die Stadtführerin auch eine besondere Verantwortung. Wir wollen kein Theater aufführen, nicht nur bespaßen, sondern das vergangene Leben der Bewohner und Bewohnerinnen Rottweils darstellen. Mit Faktentreue und trotzdem möglichst viel Atmosphäre. Das was uns heute lustig oder sonderlich erscheint, war für die Menschen der früheren Jahrhunderte selbstverständlich, überlebenswichtig und oft sogar todernst. Unsere Figuren können den Gästen lebendig und praktisch aus ihrem Alltag erzählen und das ist für die meisten Besucher viel eindrücklicher als nur der Bericht eines Stadtführers.

    NRWZ: Was finden die Leute den besonders interessant an der Rottweiler Geschichte?

    Bettina Auch: Das schlimmste bei einer Stadtführung ist die Aneinanderreihung von Zahlen und Fakten. Interessant sind Geschichten und Erlebnisse von Menschen und Bewohnern, von Rottweiler Originalen. Damit können sich die Gäste identifizieren und daran erinnert man sich auch noch auf der Heimreise.

    NRWZ: Was bringen die Leute denn für Vorstellungen mit? Denken, die, im mittelalterlichen Rottweil ging es wie bei „Game of Thrones“ zu?

    Bettina Auch: Heute gibt es großartige Möglichkeiten Geschichte zu erfahren. Ob Fernsehen, YouTube oder Podcast, die meisten Gäste können zwischen der Fiktion einer Fernsehserie und der realen Vergangenheit unterscheiden. Zumal „Game of Thrones“ ja durchaus historische Vorbilder hat und zum Beispiel die Ständegesellschaft des Mittelalters eindrücklich dargestellt wird. Als Stadtführer fürchtet man sich auch eher vor den „wissenden“ als vor den „unwissenden“ Gästen. Denn ein ehemaliger Geschichtslehrer kann mit endlosen Detailfragen auch den besten Guide aus dem Konzept bringen.


    NRWZ: Wie ist das mit Kindern, bei welchen Themen oder Gestalten fangen die Feuer denn?

    Bettina Auch: Kinder- und Familienführungen sind neben den gewandeten Führungen mein zweites Herzensprojekt. Kleine Gäste wollen nicht nur hören und sehen, sondern auch anfassen, hochklettern, riechen, eben mit allen Sinnen entdecken. Es braucht nicht unbedingt eine Stadtführerin in historischen Gewändern, aber viel Abwechslung und ganz neue Methoden, eine Stadt zu entdecken. Da können die Heiligen in den Kirchen oder im Dominikanermuseum spannend sein, oder der Turmwächter mit seiner Familie im Schwarzen Tor, oder die Römer auf dem neu gestalteten Römerpfad in der Altstadt.

    Bettina Auch mit ihrem Zeitreise-Koffer, der bei Führungen eine wichtige Rolle spielt. Foto: al


    NRWZ: Hat die intensive Beschäftigung Ihren eigenen Blick auf die Stadt verändert – sehen Sie mittlerweile überall die Geschichten hinter den Hausfassaden?

    Bettina Auch: Wenn ich mich auf Stadtführungen vorbereite gehe ich schon mit einem etwas anderen Blick durch die Stadt, dann begegnen mir auch die Personen und Ereignisse, von denen ich erzählen will. Je nach Thema wechseln dann auch die Protagonisten und Orte. Für die letzte Führung mit dem Thema Handwerk und Handwerksausbildung habe ich mich z.B. mit Rottweiler Originalen wie Schneidermeister Karl Bisswurm befasst und seither sehe ich den ältesten Feuerwehrmann Deutschlands ab und zu vor seinem Haus am Friedrichsplatz sitzen.

    NRWZ: Was sind Ihre Favoriten bei der Stadtgeschichte – in welche Zeit würden Sie sich mit einer Zeitmaschine gerne mal ein paar Stunden versetzen lassen?

    Bettina Auch: Wenn ich mich auf eine Zeit festlegen muss, dann sind es die Römer und die Stadt Arae Flaviae. Hier würde ich das römische Stadtleben entdecken, vielleicht den Thermen einen Besuch abstatten, die Handwerker Atto und Vattus besuchen und mir anschauen, wie sie ihre Töpfe herstellen oder dem antiken Schuhmacher bei der Bearbeitung seines Holzleisten über die Schulter schauen.

    NRWZ: Im Umgang mit der Stadtgeschichte gibt es ja Extreme: Manche würden am liebsten kein Stäubchen verändern, andere finden, Rottweil sei blockiert und solle sich aus der Verbindung mit der Vergangenheit lösen – wo sehen Sie das gute Maß in dieser Frage?

    Bettina Auch: „Ich glaube an das Pferd. Das Automobil ist nur eine vorübergehende Erscheinung.“ Dieses Zitat wird dem letzten deutschen Kaiser Wilhelm II. zugeschrieben. Aus unserem heutigen Standpunkt können wir über diese Aussage lächeln. Aber die Vergangenheit lässt sich immer einfacher bewerten. Was ist der richtige Weg für das zukünftige Rottweil und seine Bewohner und Bewohnerinnen? Wenn wir vor der Veränderung die Augen verschließen, dann wird Rottweil vielleicht den Anschluss verpassen, nicht mehr lebenswert sein, ein hübsches Museum?

    Gerade das Auto stellt uns hier vor große Herausforderungen. Über Jahrzehnte haben wir die Stadt für den Verkehr attraktiv gemacht. Straßen und Parkplätze wurden für eine endlose Blechlawine geschaffen, die sich durch unsere Stadt wälzt. Touristen und Besucher beklagen oft, wie sehr unsere schöne Stadt dadurch beeinträchtigt ist.

    Die Landesgartenschau bietet hier die Möglichkeit neue Ideen zu realisieren und die Stadt wieder für Fußgänger lebenswerter zu machen. Ich hoffe, dass diese Chance nicht verpasst wird. Andererseits müssen wir auch darauf achten, das historische Erscheinungsbild der Stadt möglichst zu bewahren, denn sonst haben wir ja in Zukunft den Besuchern und Besucherinnen nichts mehr zu zeigen.

    NRWZ: Was fehlt denn den Touristen, wenn Sie die durch Rottweil führen? Braucht Rottweil auch Ihrer Sicht ein besonderes Denkmal oder ein Geschichtsfest, wie das Hofgerichts-Fest, das einmal angedacht wurde?

    Bettina Auch: Rottweil bietet schon einiges an kulturellen Höhepunkten, das wird bei unseren Führungen von Besuchern der Stadt immer wieder anerkennend erwähnt. Sicher wäre zum Beispiel ein Gerichtstag des Kaiserlichen Hofgerichts für Gäste und Einheimische ein großartiges Erlebnis. Der Verein „Freunde des Kaiserlichen Hofgerichts e.V.“ ist hier schon seit einigen Jahren bemüht, solch ein Ereignis auf die Beine zu stellen.

    Die Frage stellte unser Redakteur Andreas Linsenmann.

    Info: Geplant sind historische Stadtführungen für den 21. Mai, 26. Juni und 23. Juli, jeweils 13 Uhr und 16 Uhr. Buchen kann man Termine unter https://rottweil.regiondo.de/eine-aufregende-zeitreise-durch-1250-jahre-geschichte

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    Lebensnah und mit viel Liebe bringt eine Gruppe von Stadtführerinnen und Stadtführern Gästen in Kostümen die Rottweiler Geschichte nahe. Nächsten Sonntag startet die diesjährige Saison. Wir haben Bettina Auch aus dem Team gefragt, was sie und die anderen antreibt – und diese Aufgabe den Blick auf die Stadt verändert.

    NRWZ: Frau Auch, Ihre Gruppe schlüpft seit Jahren in historische Kostüme und führt Gäste aus aller Welt durch Rottweil und seine Geschichte – worin liegt für Sie der Reiz, das immer wieder zu machen?

    Bettina Auch: Wenn ich mit meinem Hebammengewand durch die Stadt gehe, begegnen mir lauter lächelnde Gesichter. Das Kleid ist wie ein Türöffner. Wer mich gewandet sieht, will mehr wissen und das macht es für mich als Stadtführerin sehr einfach, die Besucher und Besucherinnen mit in „meine“ Zeit zu nehmen und lebendige Geschichte zu vermitteln.

    NRWZ: Ist das eine Aufgabe für Schauspielerinnen und Schauspieler, die Atmosphäre erschaffen können, oder geht es um penible Faktentreue – was wollen Sie den Gästen bieten und vermitteln?

    Bettina Auch: In die Kleidung eines Menschen aus der Reichstadtzeit zu schlüpfen bedeutet für den Stadtführer und die Stadtführerin auch eine besondere Verantwortung. Wir wollen kein Theater aufführen, nicht nur bespaßen, sondern das vergangene Leben der Bewohner und Bewohnerinnen Rottweils darstellen. Mit Faktentreue und trotzdem möglichst viel Atmosphäre. Das was uns heute lustig oder sonderlich erscheint, war für die Menschen der früheren Jahrhunderte selbstverständlich, überlebenswichtig und oft sogar todernst. Unsere Figuren können den Gästen lebendig und praktisch aus ihrem Alltag erzählen und das ist für die meisten Besucher viel eindrücklicher als nur der Bericht eines Stadtführers.

    NRWZ: Was finden die Leute den besonders interessant an der Rottweiler Geschichte?

    Bettina Auch: Das schlimmste bei einer Stadtführung ist die Aneinanderreihung von Zahlen und Fakten. Interessant sind Geschichten und Erlebnisse von Menschen und Bewohnern, von Rottweiler Originalen. Damit können sich die Gäste identifizieren und daran erinnert man sich auch noch auf der Heimreise.

    NRWZ: Was bringen die Leute denn für Vorstellungen mit? Denken, die, im mittelalterlichen Rottweil ging es wie bei „Game of Thrones“ zu?

    Bettina Auch: Heute gibt es großartige Möglichkeiten Geschichte zu erfahren. Ob Fernsehen, YouTube oder Podcast, die meisten Gäste können zwischen der Fiktion einer Fernsehserie und der realen Vergangenheit unterscheiden. Zumal „Game of Thrones“ ja durchaus historische Vorbilder hat und zum Beispiel die Ständegesellschaft des Mittelalters eindrücklich dargestellt wird. Als Stadtführer fürchtet man sich auch eher vor den „wissenden“ als vor den „unwissenden“ Gästen. Denn ein ehemaliger Geschichtslehrer kann mit endlosen Detailfragen auch den besten Guide aus dem Konzept bringen.


    NRWZ: Wie ist das mit Kindern, bei welchen Themen oder Gestalten fangen die Feuer denn?

    Bettina Auch: Kinder- und Familienführungen sind neben den gewandeten Führungen mein zweites Herzensprojekt. Kleine Gäste wollen nicht nur hören und sehen, sondern auch anfassen, hochklettern, riechen, eben mit allen Sinnen entdecken. Es braucht nicht unbedingt eine Stadtführerin in historischen Gewändern, aber viel Abwechslung und ganz neue Methoden, eine Stadt zu entdecken. Da können die Heiligen in den Kirchen oder im Dominikanermuseum spannend sein, oder der Turmwächter mit seiner Familie im Schwarzen Tor, oder die Römer auf dem neu gestalteten Römerpfad in der Altstadt.

    Bettina Auch mit ihrem Zeitreise-Koffer, der bei Führungen eine wichtige Rolle spielt. Foto: al


    NRWZ: Hat die intensive Beschäftigung Ihren eigenen Blick auf die Stadt verändert – sehen Sie mittlerweile überall die Geschichten hinter den Hausfassaden?

    Bettina Auch: Wenn ich mich auf Stadtführungen vorbereite gehe ich schon mit einem etwas anderen Blick durch die Stadt, dann begegnen mir auch die Personen und Ereignisse, von denen ich erzählen will. Je nach Thema wechseln dann auch die Protagonisten und Orte. Für die letzte Führung mit dem Thema Handwerk und Handwerksausbildung habe ich mich z.B. mit Rottweiler Originalen wie Schneidermeister Karl Bisswurm befasst und seither sehe ich den ältesten Feuerwehrmann Deutschlands ab und zu vor seinem Haus am Friedrichsplatz sitzen.

    NRWZ: Was sind Ihre Favoriten bei der Stadtgeschichte – in welche Zeit würden Sie sich mit einer Zeitmaschine gerne mal ein paar Stunden versetzen lassen?

    Bettina Auch: Wenn ich mich auf eine Zeit festlegen muss, dann sind es die Römer und die Stadt Arae Flaviae. Hier würde ich das römische Stadtleben entdecken, vielleicht den Thermen einen Besuch abstatten, die Handwerker Atto und Vattus besuchen und mir anschauen, wie sie ihre Töpfe herstellen oder dem antiken Schuhmacher bei der Bearbeitung seines Holzleisten über die Schulter schauen.

    NRWZ: Im Umgang mit der Stadtgeschichte gibt es ja Extreme: Manche würden am liebsten kein Stäubchen verändern, andere finden, Rottweil sei blockiert und solle sich aus der Verbindung mit der Vergangenheit lösen – wo sehen Sie das gute Maß in dieser Frage?

    Bettina Auch: „Ich glaube an das Pferd. Das Automobil ist nur eine vorübergehende Erscheinung.“ Dieses Zitat wird dem letzten deutschen Kaiser Wilhelm II. zugeschrieben. Aus unserem heutigen Standpunkt können wir über diese Aussage lächeln. Aber die Vergangenheit lässt sich immer einfacher bewerten. Was ist der richtige Weg für das zukünftige Rottweil und seine Bewohner und Bewohnerinnen? Wenn wir vor der Veränderung die Augen verschließen, dann wird Rottweil vielleicht den Anschluss verpassen, nicht mehr lebenswert sein, ein hübsches Museum?

    Gerade das Auto stellt uns hier vor große Herausforderungen. Über Jahrzehnte haben wir die Stadt für den Verkehr attraktiv gemacht. Straßen und Parkplätze wurden für eine endlose Blechlawine geschaffen, die sich durch unsere Stadt wälzt. Touristen und Besucher beklagen oft, wie sehr unsere schöne Stadt dadurch beeinträchtigt ist.

    Die Landesgartenschau bietet hier die Möglichkeit neue Ideen zu realisieren und die Stadt wieder für Fußgänger lebenswerter zu machen. Ich hoffe, dass diese Chance nicht verpasst wird. Andererseits müssen wir auch darauf achten, das historische Erscheinungsbild der Stadt möglichst zu bewahren, denn sonst haben wir ja in Zukunft den Besuchern und Besucherinnen nichts mehr zu zeigen.

    NRWZ: Was fehlt denn den Touristen, wenn Sie die durch Rottweil führen? Braucht Rottweil auch Ihrer Sicht ein besonderes Denkmal oder ein Geschichtsfest, wie das Hofgerichts-Fest, das einmal angedacht wurde?

    Bettina Auch: Rottweil bietet schon einiges an kulturellen Höhepunkten, das wird bei unseren Führungen von Besuchern der Stadt immer wieder anerkennend erwähnt. Sicher wäre zum Beispiel ein Gerichtstag des Kaiserlichen Hofgerichts für Gäste und Einheimische ein großartiges Erlebnis. Der Verein „Freunde des Kaiserlichen Hofgerichts e.V.“ ist hier schon seit einigen Jahren bemüht, solch ein Ereignis auf die Beine zu stellen.

    Die Frage stellte unser Redakteur Andreas Linsenmann.

    Info: Geplant sind historische Stadtführungen für den 21. Mai, 26. Juni und 23. Juli, jeweils 13 Uhr und 16 Uhr. Buchen kann man Termine unter https://rottweil.regiondo.de/eine-aufregende-zeitreise-durch-1250-jahre-geschichte

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