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Mit Adlerblick durch die Rottweiler Geschichte

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Wie kann man Kindern fesselnd von der Geschichte Rottweils erzählen? Stefanie Siegmeier und Silke Mager haben darauf eine überzeugende Antwort gefunden: lebensnah, farbenreich und anschaulich. Mit dieser Mischung ist ihnen ein sympathisches Buch zur 1250-Jahr-Ausstellung gelungen.

Schon beim ersten Durchblättern hat man Freude an diesem Band, der seit wenigen Tagen im Handel ist: Die Illustratorin Silke Mager hat die von der Journalistin Stefanie Siegmeier beschriebenen Themen mit viel Wärme ins Bild gesetzt: Spielende Kinder zu römischer Zeit, David Rötlin, der seine Pürschgerichtskarte pinselt, fidele Esel an Drehers Mühle – Magers duftiger Aquarellstil nimmt der Vergangenheit die Schwere und macht schon visuell Lust, sich auf die Historie einzulassen.

Selbst wenn es um harte Themen wie Hexenverfolgung oder die Vertreibung der evangelischen Mitbürger 1529 geht, findet sie eine gute Balance zwischen Mitgefühl und kindgerechter Darstellung. Das ganze Buch wirkt damit freundlich, zugänglich. Und Wichtiges kommt regelrecht zum Leuten, etwa die Madonna von der Augenwende aus dem Heilig-Kreuz-Münster.

Mit Adlerblick durch die Rottweiler Geschichte
Sogar die Übernahme Rottweils durch württembergische Truppen 1802 wirkt in Silke Magers Bildtil nicht unfreundlich. Foto: al

Dabei harmonieren der Erzählton und die Illustrationen bestens. Ein Clou ist die Figur eines besonderen Stadtführers: Siegmeier und die Kuratoren der 1250-Jahr-Ausstellung, Museumsleiterin Martina Meyr und Kreisarchivar Bernhard Rüth, haben sich einen knuffigen Beobachter ausgedacht, der alles im Blick hat: Einen Adler namens Aquila. Schon seit den Tagen der Römer entging ihm nichts – und er wird nun für die Leser zu einem Führer durch die Jahrhunderte.

Siegmeier verleiht diesem Überflieger eine rundum freundliche Stimme. Ihr Aquila weiß nicht nur Bescheid. Er kann die Dinge auch verständlich auf den Punkt bringen. Und er schafft es, eine Brücke zwischen unserem heutigen Verständnis und früheren Lebenswelten zu schlagen. Wenn es etwa um die 287 Hexenprozesse in Rottweil geht, macht er deutlich, dass es zu allen Zeiten Menschen gab, die am Rand standen und nicht verstanden wurden – und dass es zu allen Zeiten falsch ist, diese auszugrenzen, ob nun mit Gewalt oder anderen Mitteln.

Mit 19 Kapiteln geht das Buch über die Ausstellung im Dominikanermuseum, die am 13. November eröffnet wird, noch etwas hinaus: Die Schau beginnt mit der Erstnennung Rottweils als „rotuvilla“ anno 771, der Aquila-Rundflug über die Stadtgeschichte startet bereits bei den Römern. Ergänzt wurden zudem ein Kapitel zu Leben und Arbeit im Mittelalter sowie zur Geschichte der jüdischen Mitbürger Rottweils.

So ist ein Panorama entstanden, das nicht nur Kindern, sondern auch Erwachsenen leichte und einladende Zugänge zur Stadtgeschichte eröffnet. Und das sogar im Doppelsinne: Denn vieles lässt sich begleitend zu einem Spaziergang durch die Stadt lesen, wo etliche der genannten Zeugnisse bis heute zu finden sind – vom Hofgerichtsstuhl über die Münster-Madonna bis zum Spital.

Info: Das Buch „Auf Adlers Schwingen durch die Zeit“ kostet 14,95 Euro und ist im Buchhandel sowie im Dominikaner- und im Stadtmuseum erhältlich. Am 6. November um 14 Uhr bietet das Stadtmuseum eine Lesung für Erwachsene mit begleitendem Kreativangebot für Kinder an.

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