ROTTWEIL – Die Staatsanwaltschaft Rottweil hat am Donnerstag zum jährlichen Pressegespräch geladen. Und wieder steigende Fallzahlen vorgelegt, allerdings auch gestiegene Personalzahlen. „Wir liegen inzwischen bei einer Deckung von 90 Prozent“, so der leitende Oberstaatsanwalt Dr. Joachim Dittrich.
Zusätzliches Personal war nötig, in den letzten Jahren lag die Deckung um einiges niedriger. Dass das Polizeipräsidium Tuttlingen zum Jahresende aufgelöst wird, findet man bei der Staatsanwaltschaft weniger gut. „Das ist außerordentlich bedauerlich“, so Dittrich. Bisher decken sich die Bezirke von Polizei und Justiz, ab nächstem Jahr ist das Präsidium in Konstanz für die Landkreise Rottweil und Tuttlingen zuständig, für Freudenstadt wiederum das in Pforzheim. „Diese Zäsur wird unweigerlich zu spüren sein“, so Dittrich, der leise Zweifel daran zeigte, ob das alles gutgehen werde, „wenn in der Silvesternacht 19/20 der Schalter umgelegt wird.“
Mehr Personal, darunter 70 Prozent Frauen und viele Teilzeitstellen, das zeige, dass die Justiz ein familienfreundlicher Arbeitgeber sei. Eine der Damen ist die Erste Staatsanwältin Pia Wilmsmann, die die Vollstreckungsabteilung leitet und die einen Teil des Jahresberichts vorstellte. Eine Zunahme an Fällen, „das setzt die Tendenz der Vorjahre fort“, so Dittrich. 2014 waren am wenigsten Straftaten zu behandeln, seitdem steigt die Zahl kontinuierlich. Im vergangenen Jahr waren es 23.267, im Jahr davor 22.716. Am meisten zu tun hatte man mit Verfahren gegen bekannte Täter, das waren 13.496 mit insgesamt 15.646 Beschuldigten.
Diese „Js-Verfahren“ machen den Staatsanwälten auch die meiste Arbeit. Bei den Verfahren wegen Verkehrsordnungswidrigkeiten ging die Zahl hingegen leicht zurück, blieb aber auf hohem Niveau. Schuld daran ist die stationäre Geschwindigkeitsmessanlage auf der A 81, für die Rottweil zuständig ist. Nicht zugenommen hat die Zahl der Gewaltdelikte, auch gab es weit weniger Tötungsdelikte als 2017. Dafür hatten die Staatsanwälte mehr mit Rauschgiftkriminalität zu tun. Das seien aufwändige Verfahren, bei denen viel verdeckt und im Ausland ermittelt werden müsse, „das ist sehr arbeitsintensiv.“
Zurückgegangen ist die Zahl der zu Freiheits- oder Bewährungsstrafen Verurteilten, dafür werden inzwischen häufiger Menschen in die Psychiatrie eingewiesen. „Wir haben da inzwischen eine andere Herangehensweise“, so Dittrich, man prüfe die Angeklagten intensiver auf ihren psychischen Zustand. Die herausragendsten Verfahren 2018? Ganz klar eines davon der Dreifachmord von Villingendorf. „Solch ein Urteil hab ich bis dato nicht im Gerichtssaal erlebt“, betonte der Oberstaatsanwalt: Dass sich Gericht, Anklage und Verteidigung beim Urteil, nämlich lebenslänglich, einig waren.
Das Gericht habe den Fall inzwischen abgearbeitet, die Betroffenen allerdings noch längst nicht. Aber auch der Überfall auf den Inhaber der Rottweiler Bastelstube und seine Enkelin sowie der versuchte Mord an einem Pizzeria-Besitzer in Rottweil, der von einem Mitarbeiter schwer mit dem Messer verletzt wurde gehörten zu den Verfahren, die hier noch einmal Erwähnung fanden.