Eins ist klar: 2028 wird es in Rottweil eine Landesgartenschau geben. Das ist in rund neun Jahren. Ideensammlung, Analyse, Machbarkeitsprüfung, Planung und schließlich Umsetzung – all diese Projekt-Teilschritte müssen bis dahin erledigt sein. Deshalb ist die Stadtverwaltung bereits jetzt aktiv. Sichtbar ist noch wenig, aber im Hintergrund werde fleißig geschafft, heißt es. Am Mittwoch hat die Verwaltung dem Gemeinderat einen ersten Bericht erstattet. Die Stadträte nahmen den Zwischenbericht mit Unmut wahr. Sie fühlen sich bisher nicht mitgenommen, sondern nur zwischeninformiert.
Ein kleiner Rückblick
2017 sei für Rottweil schon ein „extrem erfolgreiches Jahr“ gewesen, so Bürgermeister Dr. Christian Ruf am Mittwoch. Nach dem großen Narrentag, nach der Eröffnung des Testturms, des neuen Feuerwehr-Gerätehauses, dem Umzug der Feuerwehr dorthin habe die Stadt Ende 2017 auch noch eine Landesgartenschau-Bewerbung fertig gemacht.
Anfang Juli 2018 kam die Nachricht: Die Landesgartenschau 2028 findet in Rottweil statt. Es folgte erstmal Freude. Doch: „Wir müssen jetzt zeitnah mit den nächsten Schritten beginnen”, so Ralf Broß keine zwei Stunden nach der erlösenden Nachricht. Zunächst setzte sich die Stadtverwaltung mit Vertretern von „BW Grün“ zusammen, der sogenannten Förderungsgesellschaft für die baden-württembergischen Landesgartenschauen. Den Profis für diese Projekte. Diese sagen über sich:
Eine Gartenschau zu organisieren und zu finanzieren ist eine komplexe Aufgabe, der sich eine Kommune in aller Regel zum ersten und einzigen Mal stellt. Dazu braucht es einen starken Partner. Die Stärken des bwgrün.de-Teams sind Kompetenz und Kontinuität.
Hier laufen also bereits erste Gespräche – bei denen die Profis mutmaßlich den Neulingen sagen, welches die Projektschritte sind. Auch über die Finanzierung werde gesprochen, so Bürgermeister Ruf. Und über Themen wie den nötigen Grunderwerb. Und den organisatorischen Aufbau einer Gartenschau-Betreibergesellschaft.
Außerdem hat noch 2018 ein Treffen mit Vertretern aller Landesgartenschau-Städte von 2026 bis 2030 stattgefunden, und zwar in Lahr, wo die Schau derzeit läuft. Mit dabei war übrigens auch Rottweils Narrenpartnerstadt Überlingen, die 2020 dran ist. Verwaltungsintern wird das als recht geschickt angesehen, weil die Bande an den Bodensee recht eng sind, man sich viel austauschen könne.
In den Gesprächen ging es bislang um organisatorische Sachen, so Ruf für die Stadtverwaltung am Mittwoch gegenüber dem Gemeinderat. Auch mit dem Regierungspräsidium habe man sich schon zusammen gesetzt – hier ging es Ruf zufolge konkret um Fördermittel. Und im Februar mit der sogenannten Begleitgruppe, die aus der Bewerbungsphase stammt und aus Förderern und Unterstützern der Landesgartenschau besteht – Gewerbe- und Handelsverein, Geschichts- und Altertumsverein, Bürgerforum, Nabu, weitere. Und am 29. Dezember hat der Gemeinderat einstimmig den formalen Annahmebeschluss für die Landesgartenschau 2028 gefasst.
Konkret gibt es bereits ein erstes, weitgehend fertiges Projekt: die Dreher’sche Mühle. Der Bereich am Neckar, in der Au, ist gerichtet. Es fehlt nur noch eine Brücke über den Fluss, der eine direkte fußläufige Verbindung von der historischen Innenstadt zum Testturm und zurück schaffte.
Zugleich seien aber auch die anderen Verwaltungsaufgaben nicht liegen geblieben, so Bürgermeister Ruf.
Die Planungsphasen
Der Weg zur Landesgartenschau kann in Phasen eingeteilt werden. Zunächst werden Ideen gesammelt und erfolgt eine genaue Analyse des Bestands in Rottweil. Darin fließen natürlich die Erkenntnisse aus der Bewerbungsphase ein – mit ihren Themen „Neckarstrand“, „Grüne Innenstadt“, „Hängende Gärten“ und nicht zuletzt „Mobilität“. Wie am Mittwoch aber klar wurde, ist die Bewerbung keinesfalls die Blaupause für die Landesgartenschau 2028, die nun nur noch umgesetzt werden müsse. Sie ist lediglich eine Machbarkeitsstudie. Zeigt, was möglich ist. Details folgen und können sich in der tatsächlichen Umsetzung immer noch ändern.
Wo genau die Landesgartenschau Rottweil wie stattfindet – das ist also noch unklar. Das muss festgelegt werden. Es kann sich, muss sich aber nicht auf die Bereiche Hochturm, Stadtgraben, Neckartal, ENRW-Gelände erstrecken.
Im Sommer 2020 soll dem Gemeinderat der Rahmenplan vorgelegt werden. Der wird die Grundlage bilden für den dann startenden landschaftsarchitektonischen Wettbewerb.
In naher Zukunft wiederum will die Stadt Gespräche auch mit betroffenen Unternehnmen führen. Mit der Bahn, zum Beispiel. Das Thema wird sein, was mit den Gleisen im Neckartal geschieht. Ob ein weiterer Bahnhalt „Rottweil-Mitte“ möglich wird. Die Verwaltung will auch mit dem Energieversorger ENRW reden – dessen Unternehmensführung schon weiß, dass der Betrieb umzusiedeln sei, um der Landesgartenschau Platz zu machen. Doch gibt sie sich, die Unternehmensführung, noch verschlossen zu Fragen zu ihrer Sicht der Dinge.
Es gelte, zu klären, welche Themen in die Planung der Landesgartenschau mitgenommen würden, so Bau-Fachbereichsleiter Lothar Huber. Zudem gehe es darum, die Fördermöglichkeiten aufzutun.
Die zweite Phase trägt dem Rechnung: Darin wird die Machbarkeit der Ideen überprüft. Dazu gehört dann die endgültige Planung. Das Festlegen des Zuschnitts des tatsächlichen Gartenschaugeländes. Die Bestimmung der umzusetzenden Projekte. Und das Wie. Das ist die Arbeit, die vor einemWettbewerb steht, der Herbst kommenden Jahres starten soll. Auch diese, namentlich noch unbekannten Architekten und Landschaftsplaner werden laut Stadtverwaltung ihre Ideen einbringen können und das bisherige Konzept vielleicht entsprechend verändern.
Dennoch: Die Planstatt Senner, die die Bewerbung ausgearbeitet hat, ist weiter im Boot. Es handelt sich dabei um ein Planungsbüro für Landschaftsarchitektur, Landschafts- und Umweltplanung sowie Stadtentwicklung aus Überlingen, das dort gerade intensiv praktische Erfahrung sammelt. Zumindest für die Vorphase der Rahmenplanung will die Stadtverwaltung auf die Expertise der Planstatt setzen.
Huber benannte die Notwendigkeit, mit möglichst genauen Planungen in den Wettbewerb zu gehen, um möglichst viele, möglichst konkrete und vergleichbare Vorschläge zu erhalten.
Bauamtsleiter Huber kündigte etwa auch Experten-Workshops an, die sich mit der Machbarkeit der einzelnen Vorhaben beschäftigen werde. Der Architektenwettbewerb werde einen Feinschliff bringen, sagte Huber.
Und die dritte Phase ist dann die der Umsetzung. Wenn die Bagger rollen. Nach dem nun vorgelegten, sogenannten mittelfristigen Zeitplan, ist der Beginn der Bauarbeiten im Herbst/Winter 2023 vorgesehen. Bis 2026 sollen die Arbeiten bereits abgeschlossen sein, mit einem Puffer bis 2027. Damit alles rechtzeitig fertig ist bis zur Schau im darauf folgenden Jahr.
Parallel dazu wird das Verkehrskonzept entstehen. Wie werden die Besucher in Rottweil bewegt – vom Testturm zum Gartenschaugelände, durch die Innenstadt, etwa mit autonomen Fahrzeugen? Bislang gibt es auch hier Gedankenspiele und eine Machbarkeitsstudie. Die warten auf ihre Konkretisierung und Umsetzung.
Die Bürgerbeteiligung
Die Stadtverwaltung verweist darauf, die Bürger früh in das Projekt eingebunden zu haben – weit vor dem eigentlichen Zuschlag und der jetzt laufenden Vor-Planungsphase. So gab es eine sogenannte Stickerwand, auf der Bürger anonym ihre Wünsche an eine Gartenschau formulieren konnten. Rein physisch ist die Wand noch vorhanden, eingelagert vom Bauhof. Und sie ist digitalisiert worden, kann etwa auf der städtischen Projektseite www.rw2028.de unter „Karte“ abgerufen werden.
„All diese Vorschläge warten noch darauf, geprüft zu werden“, so Huber.
Im Sommer dieses Jahres will die Stadt sich mit Vertretern des Naturschutzbunds, der Lokalen Agenda, des Bürgerforums Perspektiven Rottweil, des Gewerbe- und Handelsvereins treffen, um die Wünsche dieser Organisationen zu hören.
Noch für dieses Jahr, für den Winter 2019 ist ein erster Bürgerworkshop geplant. 2020 soll der zweite folgen.
Wie aus der Stadtverwaltung zu hören ist, sollen sich Bürger, die sich am Konzept der Schau beteiligen willen, derzeit am besten an eine der Bürgerorganisationen wenden. Etwa an den Nabu, die Lokale Agenda, das Bürgerforum. Darin werden Bürgerideen gebündelt und gelangen so zu den Projektverantwortlichen, die mit Vertretern der Organisationen sprechen werden.
Eins ist jedenfalls klar: 2028 wird es in Rottweil eine Landesgartenschau geben. Das ist in rund neun Jahren. Bis dahin ist viel zu tun – aber die Verwaltung hat mit den Vorarbeiten bereits begonnen.
Reaktionen
Ingeborg Gekle-Maier regte für die Grünen an, die Öffentlichkeit zeitnah über den Ablauf zu informieren. Außerdem bat sie darum, die Stadträte enger einzubeziehen. Zum Treffen der Begleitgruppe Ende 2018 sei sie etwa nicht eingeladen gewesen. „Das war kein böser Wille“, so Oberbürgermeister Ralf Broß. Immerhin sei diesen Mittwoch der Gemeinderat informiert worden. Er könne nachvollziehen, dass eine gewisse Ungeduld bei allen vorhanden sei.
Dr. Peter Schellenberg (Freie Wähler) erklärte, dass die Gespräche mit der Deutschen Bahn rasch angegangen werden sollten, sie würden sicher am längsten dauern. Bau-Fachbereichsleiter Huber bestätigte, dass die ersten Gespräche mit der Bahn bereits aufgenommen worden seien.
Schellenberg wollte zudem wissen, ob angesichts der Aufgabenfülle nicht ein Projektmanager eingestellt werden müsse, der (oder die) sich intensiv um die Entwicklung der Landesgartenschau kümmern könne. Laut Oberbürgermeister Ralf Broß gebe es eine Projektgruppe. „Wir sind am Ball, arbeiten das Thema ab. Wir sehen im Moment nicht den Bedarf, zusätzliches Personal einzustellen“, sagte er. Im Moment komme man mit dem vorhandenen Personal, „mit Bordmitteln“ aus. Bei der Gründung der Gartenschau-GmbH werde dann mutmaßlich ein Projektverantwortlicher eingestellt.
„Herauszufinden, was wir wollen, ist eigentlich Aufgabe der Bürger und damit Aufgabe des Gemeinderats“, stellte Monika Hugger für die CDU fest. Fachbereichsleiter Huber korrigierte, dass aus seiner Sicht der Gemeinderat etwa mit dem Zwischenstandsbericht einbezogen werde.
Huggers Fraktionskollege Günter Posselt nahm einen gewissen Unmut im Gremium wahr, dass die Stadträte nur zwischeninformiert, aber nicht mitgenommen würden. „Wir wollen das Projekt Landesgartenschau doch gemeinsam entwickeln.“ Dazu sei es zwingend notwendig, dass die Stadträte in die Planung einbezogen würden.
Die Verwaltung sagte dies zu. Etwa im Mai zum Thema Mobilität rund um die Landesgartenschau. Dann solle wieder – ein Zwischenbericht für den Gemeinderat erfolgen.