„Kunst ist ein friedliches Angebot“

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Rottweil – Irritiert von der teils heftigen Kritik an der jüngsten Aktion des Forum Kunst hat sich deren Geschäftsführer Jürgen Knubben gezeigt. Bei der Eröffnung der neuesten Ausstellung im Bürgersaal am Samstagabend wertet er die Angriffe als „Rückfall in Reflexe der Siebzigerjahre“.

„Ich finde es gut, wenn man sich mit Kunst auseinandersetzt“, stellte Knubben eingangs klar. Diskussionen seien wichtig und unverzichtbar für eine demokratische Gesellschaft.

Was ihn aber sehr nachdenklich mache, sei der unfaire, teils regelrecht aggressive Ton, der nicht auf die Sache gerichtet sei, sondern einzelne Künstler attackiere, erklärte Knubben unter Bezug auf NRWZ.de sowie die Tagespresse. Dort war die Aktion „Platzhalter“ des Forums Kunst teils energisch angegangen worden.

Forum Kunst-Geschäftsführer Jürgen Knubben und Künstler Günter Wagner (links). Foto: al

Bei dieser Aktion werden Kunstwerke wechselnd in der Stadt aufgestellt, um mit Blick auf die Landesgartenschau Debatten zur künftigen Gestaltung sowie dem Stellenwert des Autoverkehrs anzustoßen. Dabei fallen zeitweise auch Parkplätze weg oder es kommt zu Teilsperrungen für einige Stunden, was zu Unmut geführt hatte.

Die „Platzhalter“-Aktion sei keinesfalls als Bedrohung gedacht, unterstrich Knubben. Vielmehr sei Kunst immer „ein friedliches Angebot an Betrachter, sich mit Frage der Gegenwart zu beschäftigen“.

Im Übrigen habe „nicht die Kunst Parkplätze besetzt“, führte Knubben weiter aus. Vielmehr hätten die Stadtverwaltung und der Gemeinderat haben zusammen „ein sinnvolles Mobilitätskonzept auf den Weg gebracht mit der Absicht, ein paar Orte in der Stadt als Begegnungsräume zu gestalten“. Dafür habe das Forum kostenlos Kunstwerke zur Verfügung gestellt.

Es sei schon „mehr als erstaunlich“, dass am Ende die Kunst und einzelne Künstler persönlich dafür verantwortlich gemacht würden, wenn Autoverkehr in der Innenstadt reduziert werden solle, sagte Knubben, und schlussfolgerte: „Jede und jeder“ sei selbstverständlich dafür, die Aufenthaltsqualität in der Stadt zu erhöhen, „aber doch nicht auf Kosten der eigenen Mobilität“.

Die Elemente des zentralen Werks verbinden sich wie zu einer Kuppel. Foto: al

Im Mittelpunkt des Abends stand die Eröffnung der neuen Ausstellung mit Werken des Bildhauers Günter Wagner. Wagner, der 1955 in Karlsruhe geboren wurde in Bruchsal lebt und arbeitet, zeigt im Bürgersaal mehrere Objekte, die aus der Spannung zwischen Stahl oder Eisen und Glas leben.

Die eingebauten Glasstelen wirken fast wie Haifisch-Flossen. Foto: al

Zentral ist ein aus 24 Teilen gefügtes Ensemble, das eine enorme Ruhe ausstrahlt. Mit Stahlbögen, die sich elegant zu einer Kuppel verbinden, nimmt Wagner Bezug auf gotische Sakralräume. Den zueinander geneigten Bögen stellt er jedoch spitz aufstrebende Glas-Stelen zur Seite – die gleichsam auf eine andere Dimension, einen Himmel verweisen.

Mit dieser Arbeit erinnert Günter Wagner an Menschen, die in Paris auf der Straße leben. Foto: al
In einer Serie gibt Wagner Anfängen berühmter Werke der Literatur in Glas-Eisen-Gebilden bildliche Gestalt. Foto: al

Diese und weitere Objekte machen eindrucksvoll deutlich, wofür Günter Wagner seit geraumer Zeit künstlerisch steht: Intensive Kontraste der Materialien, technischer Perfektionismus sowie ein harmonisches Zusammenwirken von Elementen. Das verleiht seinen Arbeiten einen starken Rhythmus und eine geradezu meditative Kraft.

Quelle der Ruhe: Das zentrale Objekt verströmt eine geradezu meditative Aura. Foto: al

Info: Zu sehen ist die Ausstellung bis 30. April. Öffnungszeiten des Forum Kunst: Dienstag, Mittwoch, Freitag 14 bis 17 Uhr,
Donnerstag 17 bis 20 Uhr, Samstag und Sonntag 10 bis 13 Uhr und 14 bis17 Uhr.

Hinweis der Redaktion: In der zuerst veröffentlichten Fassung fehlten aufgrund eines Versehens Teile des ursprünglichen Manuskripts. Diese Teile wurden nun ergänzt.

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Tobias Oswald
Tobias Oswald
1 Jahr her

Ein Angebot bedarf per Definition einer Annahme sonst ist es aufgedrückt und nicht angeboten. Die Annahme der Aktion Platzhalter ist aber de facto nicht passiert. Leute ärgern sich über Monstrositäten die den Geschmack des Großteils nicht treffen und bis über die Landesgrenzen bekannt sind bei rottweilafinen. Stellplätze werden ohne Absprache mit Betroffenen geopfert und der Verkehr (wenn auch zeitlich begrenzt) auch. Über Kunst lässt sich trefflich streiten und das Forum Kunst hat einige in meinen Augen großartige Aktionen gemacht. Zuletzt die lichtinstallation am schwarzen tor. Die Platzhalter sind aber kein Diskurs sondern Diktat. Ich sehe kein Angebot wenn das als „Sperrmüll“ bekannte Gebilde beim alten Gefängnis den Anblick verschandelt. Ich werde nicht gefragt und meine Meinung ändert nichts. Auch steht es mir nicht frei durch kurzfristige Straßensperren zu fahren bei denen einige wenige sich auf Kosten aller feiern. Menschen zu beleidigen muss nicht sein aber die Sache sollte schon zu kritisieren sein. Vor allem wenn eine Minderheit ohne Legitimation sich über die Mehrheit stellt und sich nicht hört. Angebot klingt dann wie blanker Hohn

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„Ich finde es gut, wenn man sich mit Kunst auseinandersetzt“, stellte Knubben eingangs klar. Diskussionen seien wichtig und unverzichtbar für eine demokratische Gesellschaft.

Was ihn aber sehr nachdenklich mache, sei der unfaire, teils regelrecht aggressive Ton, der nicht auf die Sache gerichtet sei, sondern einzelne Künstler attackiere, erklärte Knubben unter Bezug auf NRWZ.de sowie die Tagespresse. Dort war die Aktion „Platzhalter“ des Forums Kunst teils energisch angegangen worden.

Forum Kunst-Geschäftsführer Jürgen Knubben und Künstler Günter Wagner (links). Foto: al

Bei dieser Aktion werden Kunstwerke wechselnd in der Stadt aufgestellt, um mit Blick auf die Landesgartenschau Debatten zur künftigen Gestaltung sowie dem Stellenwert des Autoverkehrs anzustoßen. Dabei fallen zeitweise auch Parkplätze weg oder es kommt zu Teilsperrungen für einige Stunden, was zu Unmut geführt hatte.

Die „Platzhalter“-Aktion sei keinesfalls als Bedrohung gedacht, unterstrich Knubben. Vielmehr sei Kunst immer „ein friedliches Angebot an Betrachter, sich mit Frage der Gegenwart zu beschäftigen“.

Im Übrigen habe „nicht die Kunst Parkplätze besetzt“, führte Knubben weiter aus. Vielmehr hätten die Stadtverwaltung und der Gemeinderat haben zusammen „ein sinnvolles Mobilitätskonzept auf den Weg gebracht mit der Absicht, ein paar Orte in der Stadt als Begegnungsräume zu gestalten“. Dafür habe das Forum kostenlos Kunstwerke zur Verfügung gestellt.

Es sei schon „mehr als erstaunlich“, dass am Ende die Kunst und einzelne Künstler persönlich dafür verantwortlich gemacht würden, wenn Autoverkehr in der Innenstadt reduziert werden solle, sagte Knubben, und schlussfolgerte: „Jede und jeder“ sei selbstverständlich dafür, die Aufenthaltsqualität in der Stadt zu erhöhen, „aber doch nicht auf Kosten der eigenen Mobilität“.

Die Elemente des zentralen Werks verbinden sich wie zu einer Kuppel. Foto: al

Im Mittelpunkt des Abends stand die Eröffnung der neuen Ausstellung mit Werken des Bildhauers Günter Wagner. Wagner, der 1955 in Karlsruhe geboren wurde in Bruchsal lebt und arbeitet, zeigt im Bürgersaal mehrere Objekte, die aus der Spannung zwischen Stahl oder Eisen und Glas leben.

Die eingebauten Glasstelen wirken fast wie Haifisch-Flossen. Foto: al

Zentral ist ein aus 24 Teilen gefügtes Ensemble, das eine enorme Ruhe ausstrahlt. Mit Stahlbögen, die sich elegant zu einer Kuppel verbinden, nimmt Wagner Bezug auf gotische Sakralräume. Den zueinander geneigten Bögen stellt er jedoch spitz aufstrebende Glas-Stelen zur Seite – die gleichsam auf eine andere Dimension, einen Himmel verweisen.

Mit dieser Arbeit erinnert Günter Wagner an Menschen, die in Paris auf der Straße leben. Foto: al
In einer Serie gibt Wagner Anfängen berühmter Werke der Literatur in Glas-Eisen-Gebilden bildliche Gestalt. Foto: al

Diese und weitere Objekte machen eindrucksvoll deutlich, wofür Günter Wagner seit geraumer Zeit künstlerisch steht: Intensive Kontraste der Materialien, technischer Perfektionismus sowie ein harmonisches Zusammenwirken von Elementen. Das verleiht seinen Arbeiten einen starken Rhythmus und eine geradezu meditative Kraft.

Quelle der Ruhe: Das zentrale Objekt verströmt eine geradezu meditative Aura. Foto: al

Info: Zu sehen ist die Ausstellung bis 30. April. Öffnungszeiten des Forum Kunst: Dienstag, Mittwoch, Freitag 14 bis 17 Uhr,
Donnerstag 17 bis 20 Uhr, Samstag und Sonntag 10 bis 13 Uhr und 14 bis17 Uhr.

Hinweis der Redaktion: In der zuerst veröffentlichten Fassung fehlten aufgrund eines Versehens Teile des ursprünglichen Manuskripts. Diese Teile wurden nun ergänzt.

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