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    NRWZ.deKultur„Kugelrunde“ Kreativität zum Nachdenken, Schmunzeln und Freuen

    „Kugelrunde“ Kreativität zum Nachdenken, Schmunzeln und Freuen

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    Äpfel sind es, breigestärkte Babybäckchen und in Rottweil natürlich der „Narro“ im entsprechenden Reim: Die Rede ist von der Eigenschaft „kugelrund“. Diese kantenlose, oft mit Sympathien verknüpfte Zuschreibung nutzt das Forum Kunst für eine Aktion, die sein 50jähriges Jubiläum sozusagen abrundet: Mitglieder und Freunde wurden zu Beiträgen zum Thema „kugelrund“ eingeladen – mit enormem Rücklauf. Diesen Samstag wird die Schau eröffnet.

    Was waren da schon für Knaller dabei: Masken, Flaschen, Spiegel und zuletzt 2014 „Ach Tannenbaum“! Alle paar Jahre lädt der Kunstverein seine Künstlermitglieder ein, ein Rahmenthema mit ihrer Kreativität zu füllen. Und jedes Mal konnte man den Eindruck bekommen: Da werden Schleusen geöffnet für Einfallsreichtum und Ausdruckskraft – mal nahe an der schon bekannten Handschrift, mal ganz experimentell darüber hinaus.

    Auch bei der neuesten Aktion, die noch unter dem wegen der Corona-Zwänge erweiterten Dach des 2020 begonnenen 50-Jahr-Jubiläums des Kunstvereins steht, hat der Impuls wieder gezündet. Forum Kunst verschickte Acrylkugeln mit 22 Zentimetern Durchmesser. Und 81 Künstlerinnen und Künstler aus dem um Freunde des Forums erweiterten Adressatenkreis ließen sich auf die Herausforderung ein, dieses spezielle Format auf ganz eigene Weise zu bespielen.

    „Es war ein toller Rücklauf“; erklärte Geschäftsführer Jürgen Knubben auf Anfrage der NRWZ. Nur ganz wenige hätten abgesagt – und das aus nachvollziehbaren Gründen. Schon diese Resonanz wirft ein erhellendes Licht auf das Renommee des Forums, das national und international als viel beachtete Institution gilt.

    Schaut man sich die kugelrunden Erträge an, tut sich ein wahres Panorama auf: Da wird der runde Rohling zur Glaskugel, mit der man in Zukunft blicken kann, zum verdichtenden Prisma oder zur Blubberblase für frei aufsteigende Assoziationen. Mehrfach gibt es Bezüge zur Erdkugel. So macht etwa Veronika Hageloch in einem Glasbild das Rund zum Herzpunkt als eines größeren Ganzen, in das unsere Welt eingebettet ist – was sich ebenso naturwissenschaftlich wie spirituell lesen lässt.

    Im Anflug auf Weihnachten liegen auch Anspielungen auf Christbaumschmuck nahe. Mit das schönste Beispiel hierfür bietet hier Tobias Kammerer, aus dessen Kugel die bekannten Kammerer-Farbakkorde herausleuchten und Gegenkraft zum Novembergrau verströmen. Eine damit behängter Tannenbaum – das wäre was!

    Unausweichlich ist natürlich das Thema Corona. Heribert C. Ottersbach etwa hat eine Mund-Nasen-Bedeckung in seine Kugel gepackt – und man wünschte sich, es wäre eine Zeitkapsel, auf die man schon als Vergangenheit gelassen zurückschauen könnte. Thomas Finkbeiner hat ein mit giftroten Tentakeln auf uns ausgreifendes Corona-Virus in die Kugel verbannt und nennt das Ganze „Quarantäne“.

    Besonderen ästhetischen Reiz entfaltet die Transformation, die Robert Hak dem leidigen Thema auferlegt hat: Seine Kugel glänzt golden und ist komplett mit Reisnägeln bestückt – die nach außen piksen. Kein Zweifel: Das schaut schön aus, kann aber gehörig wehtun. Gefordert ist also Fingerspitzengefühl.

    Und da sind dann noch die vielen freien Blüten, die sich durch den kugelrunden Impuls auftun: Bei Sun-Rae Kim etwa mit einem filigranen an Disteln erinnernden Objekt aus Papier oder bei Angela M. Flaig, die wunderbar poetisch wie aus einem Ei Blumensamen emporwachsen lässt. Chantal Coutu variiert mit einer Art Widder-Kopf ihr Themenfeld zu Wollwesen. Und Jürgen Knubben lässt zwei metallene Halbschalen ineinandergreifen – Geometrie und Kräfte energisch auf den Punkt gebracht.

    Zu kurz kommen zum Glück auch Ironie und Humor nicht: Thomas Putze etwa lässt aus der Acrylkugel die Luft heraus, deutet zwei Hälften an, an denen eine Brille abgerutscht ist – und schon hat man die Assoziation eines geschrumpelten Hirns, das schmunzeln lässt. Auch diese Mitglieder- und Freunde-Aktion ist also eine im besten Sinne runde Sache geworden.

    Info: Zu sehen ist die Ausstellung bi 2. Januar. Öffnungszeiten: Dienstag, Mittwoch und Freitag 14 bis 17 Uhr, Donnerstag 17 bis 20 Uhr, Samstag und Sonntag 10 bis 13 und 14 bis 17 Uhr.

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    Äpfel sind es, breigestärkte Babybäckchen und in Rottweil natürlich der „Narro“ im entsprechenden Reim: Die Rede ist von der Eigenschaft „kugelrund“. Diese kantenlose, oft mit Sympathien verknüpfte Zuschreibung nutzt das Forum Kunst für eine Aktion, die sein 50jähriges Jubiläum sozusagen abrundet: Mitglieder und Freunde wurden zu Beiträgen zum Thema „kugelrund“ eingeladen – mit enormem Rücklauf. Diesen Samstag wird die Schau eröffnet.

    Was waren da schon für Knaller dabei: Masken, Flaschen, Spiegel und zuletzt 2014 „Ach Tannenbaum“! Alle paar Jahre lädt der Kunstverein seine Künstlermitglieder ein, ein Rahmenthema mit ihrer Kreativität zu füllen. Und jedes Mal konnte man den Eindruck bekommen: Da werden Schleusen geöffnet für Einfallsreichtum und Ausdruckskraft – mal nahe an der schon bekannten Handschrift, mal ganz experimentell darüber hinaus.

    Auch bei der neuesten Aktion, die noch unter dem wegen der Corona-Zwänge erweiterten Dach des 2020 begonnenen 50-Jahr-Jubiläums des Kunstvereins steht, hat der Impuls wieder gezündet. Forum Kunst verschickte Acrylkugeln mit 22 Zentimetern Durchmesser. Und 81 Künstlerinnen und Künstler aus dem um Freunde des Forums erweiterten Adressatenkreis ließen sich auf die Herausforderung ein, dieses spezielle Format auf ganz eigene Weise zu bespielen.

    „Es war ein toller Rücklauf“; erklärte Geschäftsführer Jürgen Knubben auf Anfrage der NRWZ. Nur ganz wenige hätten abgesagt – und das aus nachvollziehbaren Gründen. Schon diese Resonanz wirft ein erhellendes Licht auf das Renommee des Forums, das national und international als viel beachtete Institution gilt.

    Schaut man sich die kugelrunden Erträge an, tut sich ein wahres Panorama auf: Da wird der runde Rohling zur Glaskugel, mit der man in Zukunft blicken kann, zum verdichtenden Prisma oder zur Blubberblase für frei aufsteigende Assoziationen. Mehrfach gibt es Bezüge zur Erdkugel. So macht etwa Veronika Hageloch in einem Glasbild das Rund zum Herzpunkt als eines größeren Ganzen, in das unsere Welt eingebettet ist – was sich ebenso naturwissenschaftlich wie spirituell lesen lässt.

    Im Anflug auf Weihnachten liegen auch Anspielungen auf Christbaumschmuck nahe. Mit das schönste Beispiel hierfür bietet hier Tobias Kammerer, aus dessen Kugel die bekannten Kammerer-Farbakkorde herausleuchten und Gegenkraft zum Novembergrau verströmen. Eine damit behängter Tannenbaum – das wäre was!

    Unausweichlich ist natürlich das Thema Corona. Heribert C. Ottersbach etwa hat eine Mund-Nasen-Bedeckung in seine Kugel gepackt – und man wünschte sich, es wäre eine Zeitkapsel, auf die man schon als Vergangenheit gelassen zurückschauen könnte. Thomas Finkbeiner hat ein mit giftroten Tentakeln auf uns ausgreifendes Corona-Virus in die Kugel verbannt und nennt das Ganze „Quarantäne“.

    Besonderen ästhetischen Reiz entfaltet die Transformation, die Robert Hak dem leidigen Thema auferlegt hat: Seine Kugel glänzt golden und ist komplett mit Reisnägeln bestückt – die nach außen piksen. Kein Zweifel: Das schaut schön aus, kann aber gehörig wehtun. Gefordert ist also Fingerspitzengefühl.

    Und da sind dann noch die vielen freien Blüten, die sich durch den kugelrunden Impuls auftun: Bei Sun-Rae Kim etwa mit einem filigranen an Disteln erinnernden Objekt aus Papier oder bei Angela M. Flaig, die wunderbar poetisch wie aus einem Ei Blumensamen emporwachsen lässt. Chantal Coutu variiert mit einer Art Widder-Kopf ihr Themenfeld zu Wollwesen. Und Jürgen Knubben lässt zwei metallene Halbschalen ineinandergreifen – Geometrie und Kräfte energisch auf den Punkt gebracht.

    Zu kurz kommen zum Glück auch Ironie und Humor nicht: Thomas Putze etwa lässt aus der Acrylkugel die Luft heraus, deutet zwei Hälften an, an denen eine Brille abgerutscht ist – und schon hat man die Assoziation eines geschrumpelten Hirns, das schmunzeln lässt. Auch diese Mitglieder- und Freunde-Aktion ist also eine im besten Sinne runde Sache geworden.

    Info: Zu sehen ist die Ausstellung bi 2. Januar. Öffnungszeiten: Dienstag, Mittwoch und Freitag 14 bis 17 Uhr, Donnerstag 17 bis 20 Uhr, Samstag und Sonntag 10 bis 13 und 14 bis 17 Uhr.

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