Eine Buslinie, die durch ein Naherholungsgebiet und an einem Spielplatz vorbei führt? Und damit auch weiteren Fahrzeugverkehr begünstigt? Das kann ja wohl nicht sein, finden Anlieger.
Rottweil – Die Rede ist von der künftigen Buslinie zwei, die ab Dezember zwischen dem Hegneberg und der Saline führen soll. Dies jedenfalls sieht das neue Stadtbus-Konzept vor, im Mai 2023 vom Gemeinderat beschlossen.
Mit im Plan: Die Verbindung zwischen Siedlung auf der Brücke und Hegneberg, die Brückengasse. Hier soll die Buslinie führen, entsprechend dem vom Gemeinderat im Mai 2023 beschlossenen Konzept, das vorsieht, eine Linie (statt zwei wie bisher) zu Hegneberg und Siedlung fahren zu lassen, das allerdings keine exakte Linienführung enthält. Weil die neuen Buslinien im Dezember zum Fahrplanwechsel starten sollen, werden nun die baulichen Voraussetzungen angepasst: Gerade werden am Hegneberg und auf der Siedlung Bereiche der Straße verbreitert, um Platz für die Linienbusse zu schaffen.
Nun aber regt sich Widerstand auf dem Hegneberg. Anlass ist vor allem der Spielbereich zwischen beiden Wohngebieten mit Halfpipe, Basketball-Korb und Bolzplatz, an dem die Straße vorbeiführt. Diese ist derzeit für den motorisierten Verkehr gesperrt, sie wird auch gern von Spaziergängern genutzt. Bürger befürchten nun, dass gefährliche Situationen entstehen, wenn die Busse im Halbstundentakt hier fahren. Und: Wenn Busse fahren, könnte das auch sonstigen motorisierten Verkehr anlocken. „Das ist für spielende Kinder lebensgefährlich!!!!“, schrieb ein Anwohner des Hegnebergs der NRWZ (Ausrufungszeichen wie im Original). Hier und auf der Siedlung sind auch selbstgemachte Plakate angebracht: „Unser Naherholungsgebiet soll ab Dezember 2024 zerstört werden!“, heißt es da.
Die Linienführung auf diesem Weg wäre, so schrieb ein anderer Anwohner an OB Ruf, „entschuldigen Sie diesen Ausdruck, irrsinnig.“ Er weist darauf hin, dass der Bereich intensiv von vielen Menschen nicht nur aus den beiden Wohngebieten genutzt werde, von Jugendlichen beim Skateboarden und Ballspielen bis zu älteren Menschen mit Rollator.
Beanstandet wurde von den Anwohnern, die zwischenzeitlich eine etwa 20-köpfige „Task Force“ gebildet haben, auch die nicht rechtzeitige Information durch die Stadt. Nur bei Gesprächen mit Bauarbeitern hätten sie erfahren, was vor ihrer Haustür passiert. Sie fühlen sich von der Stadt in dieser Angelegenheit nicht ernst genommen.
Die Stadtverwaltung hat inzwischen Stellung bezogen. Dass die Information der Bürger zunächst unterblieben ist, sei darauf zurückzuführen, dass die Baufirma „spontan“ noch in den Ferien mit dem Bau begonnen habe. Sie sicherte zu, die betroffenen Bürger künftig rechtzeitig über die Fachabteilung zu informieren.
Die Änderung der Buslinie erfolge, um das Stadtbuskonzept mit mehr durchgehenden Linien zu verwirklichen, sagt der städtische Pressesprecher auf Anfrage. Dass die Verbindung zwischen Hegneberg und Siedlung dem öffentlichen Nahverkehr dienen könne, sei schon bei Erstellung des Bebauungsplans im Jahr 1993 bestimmt worden: „Darin wurde festgelegt, dass der Verbindungsweg für Überfahrten von Versorgungsfahrzeugen und Bussen auszulegen ist. Daher erklärt sich auch die vorhandene Fahrbahnbreite von gut viereinhalb Metern.“ Die Kombination von Bus und Fußgängerbereichen sei auch keinesfalls neu.
Zwischenzeitlich hat ein Gespräch mit Anwohnern stattgefunden. „Wir haben die Bedenken mit den Bürgerinnen und Bürgern diskutiert und werden diese auch dem Gemeinderat widerspiegeln, der im Herbst noch abschließend grünes Licht für die Fahrplanumstellung geben muss“, schreibt der städtische Pressesprecher. „Sollte dieser Beschluss erfolgen, werden wir uns sehr eng mit den Anliegern austauschen, um ihre Bedenken bei der Einrichtung der neuen Linienführung bestmöglich zu berücksichtigen.“