Es war ein echter Knaller, als das Forum Kunst 2016 Kreative aus aller Welt einlud, Skateboards zu gestalten. Das Projekt aktivierte eine vitale Szene und faszinierte auch junge Leute für Kunst. Nun schreibt man diese Erfolgsgeschichte weiter: Schon 78 Urban Artists haben bereits Beiträge nach Rottweil geschickt – bunt, wild, voller Ideen. Ab 14. Juli sind die Bretter im Bürgersaal zu sehen – und am gleichen Tag vormittags gibt es einen Skateboard-Contest.
Der findet aber nicht wie 2016 auf dem Kapellenhof statt, sondern auf dem Gelände der Erich-Hauser-Stiftung auf der Saline. Die ist bei „SkateboARTS II“ eng eingebunden – schon dadurch, dass der aktuelle Werkstatt-Preisträger der Kunststiftung, Sergej Vutuc, selber der Skater-Szene angehört. Aber mehr noch: Vutuc entwirft und erstellt auch die Obstacles, die Objekte, auf und über die am 13. Juli gerollt und gesprungen werden kann.
Bis zum Skater-Wochenende ist freilich noch einiges zu tun. In den Räumen von Forum am Friedrichsplatz liegen die eingesandten Objekte zur Ausstellung dicht an dicht. Es ist schon erstaunlich, was die Kreativen aus den gut 80 auf 20 Zentimeter messenden hölzernen „Decks“, die das Herzstück von Skateboards bilden, wieder geschaffen haben.
Man merkt: Für viele bedeuten die schmalen Bretter eine ganze Welt. Denn Skateborarden ist mehr als ein Sport – für eine globale Szene ist es Ausdruck einer Lebenshaltung, einer Philosophie. Dazu gehört die möglichst einfallsreiche Gestaltung der Bretter. Mit den grandiosen Objekten, die sich im Forum Kunst stapeln, könnte man freilich meist gar nicht mehr losrollen.
Ein Urban Artist zum Beispiel hat sein Brett komplett mit kleinen Steinen beladen. Wie ein Containerschiff im Bonasi-Format sieht es aus. Aber die Pointe liegt woanders: Jeder Stein hätte eine Geschichte zu erzählen, denn er wurde bei einer Spray-Aktion eingesammelt – kleine Farbspritzer zeugen davon.
Aus einem anderen Brett wächst grimassierend ein Gesicht heraus – und erinnert an die spöttisch gestalteten Wasserspeier an gotischen Kirchen. Ein anderes Deck wirkt wie eine Landefläche für üppige Figürchen von Nike de Saint Phalle. Auch mit dem Brett des Stuttgarter Künstler Thomas Putze ließen sich keine Runden mehr drehen: Er hat es brachial dreigeteilt und wie auf ein Totenbett aufgebahrt.
Aber auch wenn die Decks noch intakt und nicht vollgefrachtet sind, würde man mit ihnen nicht mehr lospesen wollen. Mit Bemalungen oder Bedruckungen sind sie zu kreativen Kraftpaketen geworden, die mal akribisch, mal mit großer Geste gestaltet sind – und oft auch enorm schalkhaft und humorvoll. Sogar einen Dackel hat ein Beiträger in ein Brett hineingeschnitzt – ein knuffiger Zeitgenosse, den man sich gerne als Begleiter vorstellt.
Jürgen Knubben, der die Schau wie bereits 2016 gemeinsam mit Robert Hak kuratiert, ist vom Ideenreichtum ebenfalls begeistert. Was ihn noch mehr freut, ist die enorme Resonanz auf die Einladung des Forum Kunst zu dieser Aktion, die sich einreiht in legendären Initiativen des Forums mit Koffern, Fahnen und Schildern für Rottweil: Es gibt noch mehr Zusendungen als 2016. Zudem ist das Feld ist noch internationaler als bei Teil Eins: Namhafte Urban Art-Künstler aus Japan, Kanada, Brasilien sind mit dabei, viele aus den USA, wo die Skater-Szene besonders boomt. Und natürlich etliche aus Europa sowie aus dem Netzwerk des Forum Kunst und der Region. Die Erfolgsgeschichte von 2016 wird also nicht nur fortgeschrieben, sondern sogar gesteigert. Das Publikum jedenfalls darf sich auf eine vitales Kreativ-Wochenende mit Skater-Contest und Vernissage sowie eine Ausstellung freuen, die erneut ein Knaller zu werden verspricht.
Info: „SkateboARTS II“ wird im Forum Kunst am 13. Juli um 19 Uhr eröffnet und ist bis 1. September zu sehen. Der Contest auf der Saline findet am selben Tag bereits von 13 bis 17 Uhr statt. Kooperationspartner ist neben der Hauser-Stiftung auch Rollbrett Rottweil e.V.