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Inspirierende Klarheit

Wem die Weltlage die Stimmung verwirbelt, dem sei die aktuelle Ausstellung im Kunst Raum Rottweil des Dominikanermuseums empfohlen. Sie verhilft zu neuen Gedanken und einem klaren Kopf.

Zu sehen sind 28 Zeichnungen aus der Hand von Bildhauerinnen und Bildhauern. Seit 1978 sammelt die Stadt diese Werkgruppe, bei der man leicht vermutet, es handle sich um bloße Studien für etwas, das letztlich auf dreidimensionale Objekte zielt.

Das trifft seltener zu, als naheliegen mag. Und in jedem Fall – das belegt die Schau deutlich – handelt es sich bei Bildhauerzeichnungen stets um autonome Werke. Die Rottweiler Kollektion versammelt weitgehend Arbeiten von Kreativen, die im Forum Kunst gastiert haben. Sie umfasst mittlerweile rund 270 Arbeiten von über hundert Künstlerinnen und Künstlern. Nach Präsentationen der Sammlung 1998 und 2012 zeigt die aktuelle Schau die Zuwächse seit 2013.

„Rottweiler Blättchen“ von Siegfried Neuenhausen. Foto: al

Dabei finden sich Arbeiten von Künstler aus der Region wie Franz und Willi Bucher. Auch eine frühe Lithographie von Erich Hauser, entstanden 1958, ist zu entdecken: Eine wunderbare Madonna mit strahlend fröhlichem, die Welt in die Arme schließendem Jesuskind. Andere Arbeiten nehmen direkt Bezug zur Stadt. So lässt die tschechische Bildhauerin und Fotografin Magdalena Jetelová in einer wilden Mischtechnik-Kreation Afrika und Europa in harten Flächen aneinanderreiben, mit Rottweil als Repräsentant des kleineren Kontinents. Und Siegfried Neuenhausen betitelt zwei verspielte Collagen als „Rottweiler Blättchen“ – wobei sich jeder selbst einen Reim darauf machen kann, warum sich in einer Studie „alte Hüte“ stapeln.

Turmbau, grafisch: eine Arbeit von Karl Manfred Rennertz. Foto: al

Besonders augenfällig ist die Reminiszenz an die neue Dominante der Rottweiler Turmlandschaft, die Karl Manfred Rennertz beisteuert: eine an die zwei Meter hohe Gouache mit kühn gestapelten Modulen, die auch in der Nahsicht fasziniert. Aber auch jenseits von Ortsbezügen sind die Werke inspirierend.

Objekte und Ort passen bei der Ausstellung von Bildhauerzeichnungen im Dominikanermuseum oft hervorragend zusammen. Foto: al

So etwa vier kleinformatige Arbeiten in Wachskreide aus der Hand des Stahlbildhauers Robert Schad: Grafische Klarheit und Verdichtung macht sie in Zeiten visueller Dauerüberreizung zu einem regelrechten Augenausputzer. Und mit dem Sehsinn wird zugleich auch das Oberstübchen von allerhand Gewirbel befreit. So kommt man aus dieser feinen, kleinen Ausstellung mental erfrischt heraus – und blickt der Weltlage zumindest kurzzeitig gelassener entgegen.

Info: Die Ausstellung ist bis 30. Oktober dienstags bis sonntags 10 bis 17 Uhr geöffnet. Der Katalog umfasst 44 Seiten und kostet 5 Euro.

 

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