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    „In normalen Zeiten regieren Regeln, jetzt regieren Umstände“ – wie die Narrenzunft Rottweil aufs Merchandising ihrer Tochter reagiert

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    „Oh Jerum koin Narrasprung 2021“. Einen solchen Sprungbändel kann, neben anderen Fasnets-Devotionalien, jetzt der Freund der Rottweiler Fastnacht kaufen. Die Dinger sind offenbar gefragt – und beileibe keine Idee der Narrenzunft Rottweil. Sondern ihrer Tochter, der Kabiszunft aus der Altstadt. Sorgt das für Ärger? Ach wo – es ist ein Krisenjahr, da zählt Zusammenhalt. Und viel entscheidender ist offenbar, dass die anstehende Fasnet nicht für Revoluzzer taugt.

    Ausgerechnet in Haus Nummer 1 haben die Altstädter ihren Merchandisingstand aufgeschlagen. Nicht an einer zugigen Bushaltestelle etwa in der Armlederstraße. Nein, mitten im Herzen nicht nur von Rottweil, sondern auch der Rottweiler Narrenzunft, die in Haus 1 der Oberen Hauptstraße bekanntlich ihr Domizil hat. Im „Schweizer Lädele“, das Nahrungsmittel verkauft und deshalb geöffnet haben darf. Wie die NRWZ erfuhr, gab es im Vorstand der Narrenzunft, also der Original Rottweiler, wenigstens ein Mitglied, das über die Aktion der Tochterzunft aus der Altstadt verärgert reagierte.

    Das sei aber eine rein private Reaktion gewesen und im Übrigen auch eine – ebenso rein privat – verständliche. Sagt Zunftschreiber und -sprecher Prof. Frank Huber auf Nachfrage der NRWZ. Anno 2021 wird da unterschieden: zwischen der Verschnupftheit einzelner und der offiziellen Stellungnahme der Zunft. Der zufolge sei es nicht weniger als absolut verständlich, dass die Altstädter angesichts des Ausfalls der organisierten Fasnet und damit des Wegfalls der Einnahmen andere Wege suchten und finden würden.

    Huber holt ein wenig aus: „Wir waren im Vorfeld informiert“, sagt er. Mutter- und Töchterzünfte hätten inzwischen ein gutes Verhältnis zueinander, „der Kontakt ist gut“. Die Kabiszunft sei wichtig für die Altstadt, ein großer Verein, dem nun die Haupteinnahmequelle weggebrochen sei. Insofern habe die Mutterzunft Verständnis dafür, dass sich die Altstädter eigene Wege suchten.

    Mal nachgehakt: Wenn doch die Veranstaltungen dieses Jahr flach fallen – wozu braucht eine Zunft dann Geld? „Eine ganz große Position ist das Thema Kostümpflege“, so Huber. Die Altstadt habe einen großen Fundus an Kleidle, die etwa auch verliehen werden. Eine Fasnet gehe an ihnen nicht spurlos vorüber. „Das fängt beim Stopfen an, das ist Handwerkskunst. Oder wenn Farbe wegbricht – die Kleidle sind kleine Kunstobjekte, das ist wie bei einem Gemälde“, erzählt Huber. Jedes Jahr habe man Schwund, eine Abnutzung am Material. Die Federn beim Federahannes kosten nicht das Geld, „aber jemand muss die Federn ja annähen“. Handarbeit, die ins Geld gehe.

    Das bestätigt Reiner Armleder von der Altstädter Kabiszunft. „Wir haben einen sehr großen Kleidlefundus, zwei zunfteigene Rössle, Erwachsenen- und Kinderkleidle, jeweils im zweistelligen Bereich, Ordner und Ausschelleruniformen. Jetzt werden gerade die Ausschelleruniformen gerichtet. Letztes Jahr wurden die Larven vom Otto-Wolf-Rössle erneuert und, und, und …“ Da fielen richtig Kosten an, so Armleder zur NRWZ.

    Huber ergänzt, dass besonders nach einer nassen Fasnet wie der 2020 die Kleidle einen großen Reparaturbedarf hätten. Gerade die Rössle, die seien „ein teures Hobby, die sehen nach jeder Fasnet entsprechend aus.“

    Warum die Narrenzunft Rottweil selbst dann keinen Merchandising-Stand plant: Huber verweist darauf, dass man seit vergangenem Jahr ein Verein ist. „Wir haben 650 Mitglieder, das ist ein stabiles Einkommen“, sagt der Zunftschreiber. „Wir haben keine großen Ausgaben. Der große Gewinn für die Narrenzunft Rottweil war, dass wir vergangenes Jahr auf Mitglieder umgestellt haben.“ Das sei – ohne es vorausahnen zu können, aus genau aus solchen Gründen passiert, wie sie nun das Corona-Jahr 2021 liefere. Bis zur Umstellung wurde Mitglied der Zunft, wer vor der jeweiligen Fasnet einen Sprungbändel kaufte. Darüber finanzierten sich die Rottweiler. Jetzt haben sie kontinuierlich zahlende Mitglieder. Außerdem: „Wir kommen durch“, sagt Huber weiter, „wir planen keine Devotionalien.“ Es sei „immer eine Überlegung, ob wir das Thema Merchandising befeuern wollen oder nicht“, so der Zunftschreiber. Aber bisher hätten sie im Vorstand immer beschlossen: „Wir halten an dieser Stelle die Füße mal still.“

    Für die Rottweiler, also die aus der Stadt, sei allerdings klar, dass sie auch bei denen aus der Altstadt kräftig einkaufen wollten. Etwa den elfprozentigen „Narrenzunft Altstadt e.V. Kabis-Sekt trocken“. Um die Freunde aus der Altstadt zu unterstützen. Er, Huber, habe bereits bestellt.

    Man müsse sich auch über die schwierige Situation klar werden, in der Vereine 2020 und 21 ganz allgemein stecken. „In der heutigen Zeit muss jeder Verein um seine Existenz bangen“, so Huber. „Das hat wohl kaum einer auf dem Schirm.“ Aber man solle sich mal ausmalen, wohin es führt, wenn das Ehrenamt wegbricht.

    Daher auch die Milde, mit der die Narrenzunft Rottweil jedenfalls offiziell auf die Merchandising-Bemühungen der Altstädter reagieren. „In normalen Zeiten regieren die Regeln, jetzt regieren die Umstände“, sagt Huber. Die Aktion sei daher in Ordnung, wenn es einem guten Zweck dient, „und das ist es, wenn eine Narrenzunft Altstadt ihr Tun weiter bestreiten kann“. Vielleicht hätte die konkrete Gestaltung der Oh Jerum Springbändel anders sein können. Vielleicht sei das „Format Sprungbändel nicht sooo geschickt“, so Huber. „Wir haben entschieden: kein Sprung, kein Sprungbändel.“ Wenn das ein Zunftbändel gewesen wäre, wäre der – rein private – Ärger ausgeblieben. Aber was soll’s. „Die Entscheidung über das Format hat die Altstadt getroffen“, so Huber.

    Der Zunftschreiber lenkt den Blick daher auf die kommende Fasnet. Und nutzt die Gelegenheit, klarzustellen, dass sie nichts mit der abgesagten Fasnet 1991 gemein habe. Damals standen die Narren vor der Frage, ob sie feiern sollten und dürfen, während am Golf Soldaten kämpfen und womöglich fallen. Damals entschied man sich in Rottweil auch kurzfristig, die Narrensprünge abzusagen. Nicht zuletzt aus Angst vor Anschlägen.

    2021 ist anders. „2021 ist nicht wie 1991 – das wissen viele nicht“, so Huber. Jetzt habe man eine komplett andere Situation. „Gefühlt haben das noch nicht alle verstanden.“ Jetzt geht es darum, eine weltweite Pandemie einzugrenzen. (Massen-) Veranstaltungen können nicht stattfinden, weil sie Infektionsherde sind. Die Verantwortlichen der Narrenzunft Rottweil wollen aber laut Huber nicht die Hände in den Schoß legen und schauen, was vor allem am Fasnetsmontag auf sie zukommt. Ein illegaler Narrensprung mit hunderten Teilnehmern wie 1991? Undenkbar. Daher findet am kommenden Freitagabend etwa ein Treffen zwischen Narrenzunft als Veranstalterin der (abgesagten) Narrensprünge, Stadtverwaltung und Polizei statt, um mögliche Szenarien vorzubereiten. „Wir verharren nicht mit den Händen in der Hosentasche“, sagt Huber. Er und seine Mitstreiter wollten auch versuchen, „durch Überzeugungsarbeit das zu bewältigen“, was die kommende Fasnet ausmache. „Wir müssen Druck rausnehmen.“

    Schon der Abstaubertag sei kein leichter gewesen, er, Huber, habe beobachtet, dass manche es ganz verdrängen. „Ich tu so, als wenn der Tag gar nicht stattfindet.“ Einen 6. Januar lang geht das. Aber eine ganze Fasnet? Darüber, glaubt Huber, werde man sich noch unterhalten müssen. Sich alternative Strategien ausdenken. Gemeinsam feiern – das jedenfalls wird nicht funktionieren.

    So ein ganz kleines bisschen unwohl fühlt sich übrigens unterdessen Sabine Horn in ihrer Haut. Die Einzelhändlerin betreibt das Schweizer Lädele in Haus Nummer 1 in der Hauptstraße. Um es auf den Punkt zu bringen: Als Mieterin der Narrenzunft Rottweil verkauft sie nicht unbedingt supergerne gesehene Artikel der Kabiszunft aus der Altstadt. Horn begründet das so: „Ich unterstützte die Kabiszunft, weil sie aktiv was machen und die Leute auf ein Erinnerungsstück an dieses blöde Jahr gewartet haben. Und weil ich seit Kindheit mit der Altstadt verbandelt bin. Nicht mehr und nicht weniger.“ Ärger mit der Mutterzunft: bitte nicht!

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    Schuttigbiss
    Schuttigbiss
    3 Jahre her

    Herr Dr. Huber, Sie und Ihre Kollegen haben sich am Dreikönigstag auch nicht an die Coronaregeln gehalten. Also bitte nicht die Moralpolizei spielen ….. was an Fasnet 2021 ist nun nicht mehr Angelegenheit des Vereins!

    anonym-und-deswegen-mutig
    anonym-und-deswegen-mutig
    Antwort auf  Schuttigbiss
    3 Jahre her

    …sagt ein „Hampelle“ der seinen richtigen Namen nicht nennen mag und sehr gerne den Oberlehrer raus hängen lässt …

    Wann wird diese bescheuerte Kommentarfunktion endlich so umgestellt, dass tatsächlich auch jemand namentlich hinter so einem Kommentar steht?!?

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    Peter Arnegger (gg)
    Peter Arnegger (gg)
    … ist seit gut 25 Jahren Journalist. Seine Anfänge hatte er bei der Redaktion der “Schwäbischen Zeitung” in Rottweil, beim Schwäbischen Verlag in Leutkirch volontierte er. Nach einem Engagement bei der zu diesem Verlag gehörenden Aalener Volkszeitung wechselte Arnegger zur PC Welt nach München, einem auf Computer-Hard- und -Software spezialisierten Magazin. Es folgten Tätigkeiten in PR und Webentwicklung.2004, wieder in seiner Heimat angekommen, half Arnegger mit, die NRWZ aus der Taufe zu heben. Zunächst war er deren Chefredakteur, und ist zwischenzeitlich Geschäftsführer der NRWZ Verwaltungs GmbH – und als solcher der verantwortliche Journalist der NRWZ.Peter Arnegger ist 1968 in Oberndorf / Neckar geboren worden.

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    Ausgerechnet in Haus Nummer 1 haben die Altstädter ihren Merchandisingstand aufgeschlagen. Nicht an einer zugigen Bushaltestelle etwa in der Armlederstraße. Nein, mitten im Herzen nicht nur von Rottweil, sondern auch der Rottweiler Narrenzunft, die in Haus 1 der Oberen Hauptstraße bekanntlich ihr Domizil hat. Im „Schweizer Lädele“, das Nahrungsmittel verkauft und deshalb geöffnet haben darf. Wie die NRWZ erfuhr, gab es im Vorstand der Narrenzunft, also der Original Rottweiler, wenigstens ein Mitglied, das über die Aktion der Tochterzunft aus der Altstadt verärgert reagierte.

    Das sei aber eine rein private Reaktion gewesen und im Übrigen auch eine – ebenso rein privat – verständliche. Sagt Zunftschreiber und -sprecher Prof. Frank Huber auf Nachfrage der NRWZ. Anno 2021 wird da unterschieden: zwischen der Verschnupftheit einzelner und der offiziellen Stellungnahme der Zunft. Der zufolge sei es nicht weniger als absolut verständlich, dass die Altstädter angesichts des Ausfalls der organisierten Fasnet und damit des Wegfalls der Einnahmen andere Wege suchten und finden würden.

    Huber holt ein wenig aus: „Wir waren im Vorfeld informiert“, sagt er. Mutter- und Töchterzünfte hätten inzwischen ein gutes Verhältnis zueinander, „der Kontakt ist gut“. Die Kabiszunft sei wichtig für die Altstadt, ein großer Verein, dem nun die Haupteinnahmequelle weggebrochen sei. Insofern habe die Mutterzunft Verständnis dafür, dass sich die Altstädter eigene Wege suchten.

    Mal nachgehakt: Wenn doch die Veranstaltungen dieses Jahr flach fallen – wozu braucht eine Zunft dann Geld? „Eine ganz große Position ist das Thema Kostümpflege“, so Huber. Die Altstadt habe einen großen Fundus an Kleidle, die etwa auch verliehen werden. Eine Fasnet gehe an ihnen nicht spurlos vorüber. „Das fängt beim Stopfen an, das ist Handwerkskunst. Oder wenn Farbe wegbricht – die Kleidle sind kleine Kunstobjekte, das ist wie bei einem Gemälde“, erzählt Huber. Jedes Jahr habe man Schwund, eine Abnutzung am Material. Die Federn beim Federahannes kosten nicht das Geld, „aber jemand muss die Federn ja annähen“. Handarbeit, die ins Geld gehe.

    Das bestätigt Reiner Armleder von der Altstädter Kabiszunft. „Wir haben einen sehr großen Kleidlefundus, zwei zunfteigene Rössle, Erwachsenen- und Kinderkleidle, jeweils im zweistelligen Bereich, Ordner und Ausschelleruniformen. Jetzt werden gerade die Ausschelleruniformen gerichtet. Letztes Jahr wurden die Larven vom Otto-Wolf-Rössle erneuert und, und, und …“ Da fielen richtig Kosten an, so Armleder zur NRWZ.

    Huber ergänzt, dass besonders nach einer nassen Fasnet wie der 2020 die Kleidle einen großen Reparaturbedarf hätten. Gerade die Rössle, die seien „ein teures Hobby, die sehen nach jeder Fasnet entsprechend aus.“

    Warum die Narrenzunft Rottweil selbst dann keinen Merchandising-Stand plant: Huber verweist darauf, dass man seit vergangenem Jahr ein Verein ist. „Wir haben 650 Mitglieder, das ist ein stabiles Einkommen“, sagt der Zunftschreiber. „Wir haben keine großen Ausgaben. Der große Gewinn für die Narrenzunft Rottweil war, dass wir vergangenes Jahr auf Mitglieder umgestellt haben.“ Das sei – ohne es vorausahnen zu können, aus genau aus solchen Gründen passiert, wie sie nun das Corona-Jahr 2021 liefere. Bis zur Umstellung wurde Mitglied der Zunft, wer vor der jeweiligen Fasnet einen Sprungbändel kaufte. Darüber finanzierten sich die Rottweiler. Jetzt haben sie kontinuierlich zahlende Mitglieder. Außerdem: „Wir kommen durch“, sagt Huber weiter, „wir planen keine Devotionalien.“ Es sei „immer eine Überlegung, ob wir das Thema Merchandising befeuern wollen oder nicht“, so der Zunftschreiber. Aber bisher hätten sie im Vorstand immer beschlossen: „Wir halten an dieser Stelle die Füße mal still.“

    Für die Rottweiler, also die aus der Stadt, sei allerdings klar, dass sie auch bei denen aus der Altstadt kräftig einkaufen wollten. Etwa den elfprozentigen „Narrenzunft Altstadt e.V. Kabis-Sekt trocken“. Um die Freunde aus der Altstadt zu unterstützen. Er, Huber, habe bereits bestellt.

    Man müsse sich auch über die schwierige Situation klar werden, in der Vereine 2020 und 21 ganz allgemein stecken. „In der heutigen Zeit muss jeder Verein um seine Existenz bangen“, so Huber. „Das hat wohl kaum einer auf dem Schirm.“ Aber man solle sich mal ausmalen, wohin es führt, wenn das Ehrenamt wegbricht.

    Daher auch die Milde, mit der die Narrenzunft Rottweil jedenfalls offiziell auf die Merchandising-Bemühungen der Altstädter reagieren. „In normalen Zeiten regieren die Regeln, jetzt regieren die Umstände“, sagt Huber. Die Aktion sei daher in Ordnung, wenn es einem guten Zweck dient, „und das ist es, wenn eine Narrenzunft Altstadt ihr Tun weiter bestreiten kann“. Vielleicht hätte die konkrete Gestaltung der Oh Jerum Springbändel anders sein können. Vielleicht sei das „Format Sprungbändel nicht sooo geschickt“, so Huber. „Wir haben entschieden: kein Sprung, kein Sprungbändel.“ Wenn das ein Zunftbändel gewesen wäre, wäre der – rein private – Ärger ausgeblieben. Aber was soll’s. „Die Entscheidung über das Format hat die Altstadt getroffen“, so Huber.

    Der Zunftschreiber lenkt den Blick daher auf die kommende Fasnet. Und nutzt die Gelegenheit, klarzustellen, dass sie nichts mit der abgesagten Fasnet 1991 gemein habe. Damals standen die Narren vor der Frage, ob sie feiern sollten und dürfen, während am Golf Soldaten kämpfen und womöglich fallen. Damals entschied man sich in Rottweil auch kurzfristig, die Narrensprünge abzusagen. Nicht zuletzt aus Angst vor Anschlägen.

    2021 ist anders. „2021 ist nicht wie 1991 – das wissen viele nicht“, so Huber. Jetzt habe man eine komplett andere Situation. „Gefühlt haben das noch nicht alle verstanden.“ Jetzt geht es darum, eine weltweite Pandemie einzugrenzen. (Massen-) Veranstaltungen können nicht stattfinden, weil sie Infektionsherde sind. Die Verantwortlichen der Narrenzunft Rottweil wollen aber laut Huber nicht die Hände in den Schoß legen und schauen, was vor allem am Fasnetsmontag auf sie zukommt. Ein illegaler Narrensprung mit hunderten Teilnehmern wie 1991? Undenkbar. Daher findet am kommenden Freitagabend etwa ein Treffen zwischen Narrenzunft als Veranstalterin der (abgesagten) Narrensprünge, Stadtverwaltung und Polizei statt, um mögliche Szenarien vorzubereiten. „Wir verharren nicht mit den Händen in der Hosentasche“, sagt Huber. Er und seine Mitstreiter wollten auch versuchen, „durch Überzeugungsarbeit das zu bewältigen“, was die kommende Fasnet ausmache. „Wir müssen Druck rausnehmen.“

    Schon der Abstaubertag sei kein leichter gewesen, er, Huber, habe beobachtet, dass manche es ganz verdrängen. „Ich tu so, als wenn der Tag gar nicht stattfindet.“ Einen 6. Januar lang geht das. Aber eine ganze Fasnet? Darüber, glaubt Huber, werde man sich noch unterhalten müssen. Sich alternative Strategien ausdenken. Gemeinsam feiern – das jedenfalls wird nicht funktionieren.

    So ein ganz kleines bisschen unwohl fühlt sich übrigens unterdessen Sabine Horn in ihrer Haut. Die Einzelhändlerin betreibt das Schweizer Lädele in Haus Nummer 1 in der Hauptstraße. Um es auf den Punkt zu bringen: Als Mieterin der Narrenzunft Rottweil verkauft sie nicht unbedingt supergerne gesehene Artikel der Kabiszunft aus der Altstadt. Horn begründet das so: „Ich unterstützte die Kabiszunft, weil sie aktiv was machen und die Leute auf ein Erinnerungsstück an dieses blöde Jahr gewartet haben. Und weil ich seit Kindheit mit der Altstadt verbandelt bin. Nicht mehr und nicht weniger.“ Ärger mit der Mutterzunft: bitte nicht!

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