Rücktritt angekündigt: Günter Hermus, der langjährige Vorsitzende des Tierschutzvereins Rottweil und Umgebung, wird im kommenden Jahr sein Amt niederlegen. Das sagte er bei der Mitgliederversammlung am Montagabend. Als Nachfolgerin steht die derzeitige stellvertretende Vorsitzende Bettina Preisser bereit.
Rottweil – Eigentlich sei er bis 2026 gewählt, sagte Hermus. Grund für den Rücktritt seien allerdings nicht die Probleme mit Bürgermeistern und –innen über die Kostenerstattung bei Fundtieren. Sondern weil intern, aus dem Verein, gegen ihn „gestichelt“ werde. Eine Ahnung davon gab es auf der Versammlung, zu der knapp 40 der 950 Mitglieder erschienen waren. „Mach deinen Job richtig, dann hätten wir auch genügend Geld!“, sagte ein Mitglied zu Hermus.
Gemeinden
Das liebe Geld war auch Grund, weswegen es zu Problemen zwischen dem Verein, vor allem Hermus, und den Bürgermeistern und –innen gekommen war. Und dabei geht es um die Versorgung der Fundtiere. Das ist eine Pflichtaufgabe der Städte und Gemeinden. Die Stadt Rottweil und die Gemeinden Bösingen, Deißlingen, Dietingen, Dunningen, Villingendorf, Wellendingen und Zimmern haben per Vertrag diese Aufgabe an den Tierschutzverein und sein Tierheim übertragen – gegen Bezahlung. Dies wurde 2021 in einem Vertrag geregelt.
Nun sind zwischenzeitlich die Preise gewaltig gestiegen, nicht allein durch die neue Gebührenordnung für Tierärzte. Die Bezahlung nebst der vereinbarten Erhöhung von drei Prozent im Jahr reicht da hinten und vorn nicht mehr – das sieht auch Ralf Ulbrich, Bürgermeister von Deißlingen, so. Allerdings beanstandet er wie auch seine Kolleginnen und Kollegen die „fehlende Verlässlichkeit“ des Vereins – er sehe ein, dass sich die Voraussetzungen geändert haben, aber man könne nicht „im Halbjahresrhythmus“ die Zahlungen ändern. Und bei der Wortwahl von Hermus sei im einen oder anderen Fall „deutlich Luft nach oben“.
Zuletzt hatte Hermus die Gemeinden gebeten, die bis 2025 laufende Vereinbarung aufzuheben und neu zu verhandeln – mit angepassten Sätzen. „Ich wollte sie dazu auffordern, um einen neuen Vertrag abschließen zu können“, sagte er nach der Sitzung. Dazu sind aber die Gemeinden nicht bereit.
Die Gemeinden hatten in der Vergangenheit einen Steuerberater beauftragt, die Buchführung des Vereins zu überprüfen – auch weil andere Vereine deutlich niedrigere Sätze hätten. Die Prüfung hätte die Korrektheit der Buchführung ergeben, bestätigte Ulbrich.
Warum es in Rottweil höhere Kosten gebe, das wurde in der Versammlung bekannt: Die tierärztliche Versorgung sei deutlich aufwendiger, weil hier nicht, wie das wohl anderswo sei, Behandlungen einfach nicht vorgenommen würden. Im Bereich der acht Gemeinden gab es im Jahr 2022 431 Fundtiere, 2023 waren es 405.
Die Gemeinderats-Fraktion der Freien Wähler habe sich in der vorigen Woche für eine Mediation zur Verfügung gestellt, berichtete Hermus.
Wahlen
Es galt einige Posten neu zu besetzen. So stellte sich Inga Adam als Schatzmeisterin zur Verfügung – zunächst kommissarisch, weil laut Satzung nur Menschen in den Vorstand gewählt werden können, die bereits zwei Jahre Mitglied im Verein sind. Als Schriftführerin stellte sich spontan Nina Heger zur Verfügung. Beide wurden einstimmig gewählt. Ebenso einstimmig erfolgte auch die Wahl von Verena Marquardt, der Leiterin des Tierheims, und Alena Bernhard in den Beirat.
Diskussionen aber gab es bei der dritten Beirats-Kandidatin: Arzu Paj, auch als Vorsitzende und Gründerin des Vereins Rottweiler Stadttauben bekannt, war vor einiger Zeit aus dem Tierschutzverein ausgetreten und hatte jetzt wieder die Mitgliedschaft beantragt. Zunächst war die Frage, ob die bis dahin absolvierte Mitgliedszeit auf die zwei Jahre angerechnet werden könne. Erst als Günter Hermus darauf hinwies, dass die Regelung mit den zwei Jahren nur für den Vorstand, aber nicht für den Beirat gilt, konnte die Wahl stattfinden. Paj wurde dann auch einstimmig gewählt, aber bei fünf Enthaltungen.