Die Stadt Rottweil will für Tourismus und Wirtschaftsförderung mehr Geld ausgeben. Das entsprechende Gesamtkonzept beschloss der Gemeinderat bei einer Gegenstimme und zwei Enthaltungen.
„Wir können nicht 200.000 Besucher mehr in der Stadt haben und der Verwaltung sagen, seht zu, wie ihr damit fertig werdet“, fasste Stadtkämmerer Herbert Walter zusammen, was seine Kollegen umtrieb. Oder, wie Wirtschaftsförderer André Lomsky in seiner Sitzungsvorlage formulierte: „Die kritische Hinterfragung der Aufgaben zeigt, dass durch die gesteigerte touristische Aufmerksamkeit und Nachfrage derzeit nicht einmal die Kernaufgaben der täglichen Tourismusarbeit wie Anfragenbearbeitung, Beratung und Information oder Außenmarketing optimal gewährleistet werden können.“ Zwei Gutachten bestätigten, dass Handlungsbedarf gegeben ist. Schon beim Tourismus: Die Entwicklung in der Stadt verläuft, vor allem durch den Testturm, besser als im Landesschnitt. Die Übernachtungszahlen steigen ebenso wie die Zahl der Tagestouristen und der Stadtführungen. Da gelte es, so Gutachter Alexander Seiz von der Firma Kohl und Partner, zu reagieren. Beispielsweise durch eine „Rottweil Card“, durch den Kontakt zu Reiseveranstaltern, durch mehr Pressearbeit und mehr Präsenz im Web. Und „man muss auch die Bürger mitnehmen“, und auch die Zimmervermieter, vor allem den kleinen, begleiten. Außerdem solle die Tourist-Information verschönert werden.
Auch im Bereich der Wirtschaftsförderung ergeben sich viele Aufgaben, so dass auch hier die Gutachter mehr Geld und mehr Personal anregten. Allerdings: Die Aufstockung von vier auf zehneinhalb Stellen beim Tourismus und von 1,75 auf 4,7 Stellen, wie von den Gutachtern vorgeschlagen, wollten die Fachleute in der Verwaltung doch nicht beantragen. Deren Vorschlag: Die zweieinhalb Stellen im Tourismus-Bereich, die der Gemeinderat auf zwei Jahre befristet hatte, sollten unbefristet geschaffen werden, in der Wirtschaftsförderung eine volle Stelle mehr.
Überwiegend gab es positive Wortmeldungen der Räte. „Es war überfällig“, sagte beispielsweise Ingeborg Gekle-Maier von den Grünen. Dr. Peter Schellenberg (Freie Wähler) stimmte dem zwar zu, meinte aber, der Tourismus-Bereich sei in einer GmbH besser aufgehoben. Für Hermann Klein (FDP) waren das noch zu wenig Stellen. Generelle Bedenken kamen aus den Reihen der SPD. Dr. Jürgen Mehl erinnerte an den Grundsatzbeschluss zur Haushaltsdisziplin, Stellen nur zu schaffen, wenn sie gegenfinanziert werden können. Dem widersprach Kämmerer Walter: „Grundsätzlich“ bedeute, „wo es möglich ist, mache ich’s“. Das sei aber nicht überall so: „Es gibt Stellen, wo keine Querfinanzierung möglich ist.“
Neben den zusätzlichen Stellen gab es auch mehr Geld fürs Sachbudget, nämlich 335.000 Euro für Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing, 230.000 Euro für den Tourismus. Angesiedelt wird die Stelle beim Fachbereich Bauen und Stadtentwicklung.
Zugesagt wurde eine Bewertung nach einem bis zwei Jahren.
Bei der Abstimmung über den Vorschlag der Verwaltung gab es eine Gegenstimme von Jürgen Mehl (SPD), Peter Schellenberg und Karl-Heinz Weiss (beide FWV) enthielten sich.