Gemeinderat legt Kriterien für Windrad-Betreiber fest

Windkraft

Die Stadt Rottweil sucht mittels eines „Interessensbekundungsverfahrens“ Projektentwickler für Windkraftanlagen im Wald zwischen Neukirch und Dietingen. Dies hat der Gemeinderat gestern beschlossen, nebst einem umfangreichen Kriterienkatalog für Interessenten.

Rottweil – Bereits eine Woche zuvor hatten Vertreter der beauftragten Firma Endura Kommunal die von ihnen erarbeiteten Kriterien vorgelegt. Wirtschaftliche Fragen zum Unternehmen, aber auch technische und ökologische stehen auf dem umfangreichen Katalog. Die Erfahrung der Bewerber mit solchen Anlagen im Wald, die Größe des Betriebs und die Anzahl der Fachleute dort, wirtschaftliche Kraft des Unternehmens sind Punkte auf der Liste. Aber auch das „Layout“ des Windparks. Dazu gehören nicht nur die Standorte der einzelnen Anlagen. Sondern auch die Kabeltrassen und die „Zuwegung“, also auf welchem Weg die Standorte bei Bau und Betrieb erreicht werden sollen. Schließlich können die tonnenschweren Einzelteile nicht einfach auf einem Waldweg zum Standort gelangen. Aber auch die Möglichkeit der Beteiligung an der Betreibergesellschaft für Stadt und „lokale Akteure“ sind Gegenstand der Fragen.

44 Fragen – plus eine

Insgesamt 44 Fragen wurden dem Rat vorgelegt. Hinzu kommt noch eine Frage, die der Gemeinderat mit großer Mehrheit beschlossen hat: Ob im Bereich des Waldes auch ein Speicher für die erzeugte Energie vorgesehen ist.

Dieser Kriterien-Katalog war bereits dem Ortschaftsrat Neukirch vorgelegen. Zwar liegt das Gebiet auf der Gemarkung Göllsdorf, es ist aber deutlich näher an Neukirch. Der Ortschaftsrat hatte den Katalog mit Mehrheit abgelehnt, berichtete Bürgermeisterin Ines Gaehn dem Rat. Der Gemeinderat, so war aus der Ausschusssitzung eine Woche zuvor klar, sei nicht an die Punktezahl bei den Kriterien gebunden und könne frei über den Auftrag entscheiden.

Diskussion

Das Vorranggebiet für Windkraft hat drei Eigentümer: Die Stadt Rottweil, die Gemeinde Dietingen und das Land Baden-Württemberg, vertreten durch ForstBW. Darauf machte Dr. Peter Schellenberg (FWV) vor der Abstimmung aufmerksam. Er fand, dass die drei Eigentümer besser zusammen arbeiten sollten, um Synergie-Effekte zu bekommen – unter anderem bei der Wegführung, aber auch bei der Windmessung. Das eher kleine Gebiet im Eigentum der Stadt sei ein „Appendix“ von zwei größeren Bereichen. Daher habe die Sache keine Eile, „wir können uns zurücklehnen“.

Dem widersprach nicht nur Bürgermeisterin Gaehn, sondern auch Reiner Hils (SPD+FFR). Letzterer vor allem mit dem Hinweis, dass die Stadt das Geld aus der Verpachtung der Standorte möglichst bald bekommen sollte – bis die Anlagen stehen, brauche es eh sechs bis acht Jahre.

Abstimmung

Für den ergänzten Kriterienkatalog stimmte dann eine große Mehrheit – die Gegenstimme kam von Ewald Grimm (CDU), der sich auf das Votum des Neukircher Ortschaftsrats bezog. Und bei der Abstimmung über das Interessensbekundungsverfahren gab es zwei Gegenstimmen, neben Grimm war auch Maximiliane Scheidel (FDP) dagegen. Und es gab vier Enthaltungen aus den Reihen der Freien Wähler und der AfD.

Der Zeitplan sieht vor, dass die geeignetsten Bieter zur persönlichen Vorstellung am 16. Julieingeladen werden und der Gemeinderat dann nach der Sommerpause berät und beschließt, wer denn die drei Windräder bauen darf.

Info

Die genauen Kriterien sind im Internet unter   www.ris-rottweil.de/buergerinfo/si0057.php?__ksinr=1151  nachzulesen.




Wolf-Dieter Bojus

... war 2004 Mitbegründer der NRWZ und deren erster Redakteur. Mehr über ihn auf unserer Autoren-Seite.



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