Klima, Konsum, Konventionen: Eine ganzes Bündel von Themen wird in der neuesten Inszenierung des Rottweiler Zimmertheaters unter die Lupe genommen. Lösungsrezepte werden nicht ausgestellt. Aber Untersuchung und Therapieansätze ergeben einen dichten Bühnenabend, der auch mit Humor und Slapstick glänzt.
„Baby, du hast den Fallschirm vergessen, sagte Gaia, als ich durch die Lücke zwischen Sprache und Welt fiel“, ist das Stück überschrieben. Das passt. Denn es spiegelt in einer Mischung aus Weltrettungs-Ambition, Verrätselung und Beiläufigkeit, was für verschiedene Felder hier angeschnitten werden.
Verfasst hat den Text Intendant Peter Staatsmann, der auch Regie führte. Es handelt sich um eine Produktion auf Basis eingeworbener externer Fördermittel, die vom Privattheaterfond Baden-Württemberg kommen – was an sich schon ein Erfolg für das Zimmertheater ist, das damit sein allzu schlankes Budget verbreitert.
Den Handlungsrahmen bildet ein Film-Dreh. Es sollen Aufnahmen entstehen, die von einer Liebe um Kontext der Klima-Überhitzung erzählen. Ein Paar stellt dafür sein Haus zur Verfügung. Aber die Kamera macht schlapp und in der Drehpause tummelt sich die Crew anderswo herum. Das öffnet das Feld für Irrungen und Wirrungen: Die Hausherrin (Valentina Sadiku) bandelt mit der Regisseurin (Hannah Maria Humpert) an und der Hausherr (Lukas Kientzler) mit der zunehmend durchgeknallten Hauptdarstellerin (Mailin Klinger).
In diesen Rahmen werden allerhand Themenfäden hineingewoben: Die Wohlstands-Welt der Hausbesitzer, ihr Hadern mit dem eigenen Beitrag zum Klimawandel, Geschlechterfragen, diverse bildungsbürgerliche Befindlichkeiten, Welterkenntnisse und mehr. „Wir müssen aufhören, die Welt zu zerstören“, heißt es beispielsweise – wer wollte da wohl widersprechen?
Viel Material wird präsentiert, was der Schauspielerriege eine bemerkenswerte Textleistung abverlangt. Und dass er in dieser Produktion so auf den Text, die Finesse von Formulierungen und das Verknüpfen spannender Gedanken achtet, darf man Peter Staatsmann hoch anrechnen. Wenngleich manche Gegenwartsdiagnose recht bekannt klingt: Man kann an diesem Abend in ein komplexes, anspielungsreiches Sinngewebe eintauchen.
Schwung bringen in die Materie das Schauspielerquintett, zu dem auch Ina-Sarah Rother zählt und Dorin Grama, der mit seinen Akkordeon-Künsten den Gang der Dinge leitmotivisch verdeutlicht. Zudem gewinnt der Abend durch das Raffinement der Inszenierung, die auch Technik-Register zeiht sowie Humor und Slapstick bietet.
Info: Weitere Vorstellungen gibt es am 7., 8., 14., 15., 21. und 22. Juni. Karten (16 Euro, ermäßigt 8 Euro) können unter mailto:info@zimmertheater-rottweil.de oder Tel. 0741/8990.