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    Führungen des Rottweiler Geschichts- und Altertumsvereins starten wieder

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    Der Rottweiler Geschichts- und Altertumsverein bietet in diesem Jahr wieder sein beliebtes Führungsprogramm an. Die erste Führung am Sonntag, 10. März, um 11 Uhr, mit Cornelia Votteler steht unter dem Thema „Dunkle Zeiten. Glaubenskampf und Hexenwahn“. Treffpunkt ist auf dem Münsterplatz.

    Rottweil. Bis zum Ende der Reichsstadtzeit war Rottweil katholisch geblieben. Die Stadt hatte im Jahr 1529 nach heftigen Auseinandersetzungen, die zum Schluss in bürgerkriegsartigen Zuständen gipfelten, alle Neugläubigen ausgewiesen. Etwa um 1526 dürften in Rottweil reformatorische Schriften in einzelnen Häusern gelesen worden sein. Die neue Lehre fand rasch Anhänger bei Handwerksgesellen und in den Zünften, aber auch beim Weltklerus und den Humanisten der Rottweiler Lateinschule. In Heilig Kreuz verkündete Stadtpfarrer Konrad Stücklin immer offener die Lehren von Ulrich Zwingli, dem Reformator Zürichs.

    Der Magistrat und Adlige, wie die Grafen von Sulz und die Herren von Zimmern, stellten sich gegen die Reformation. Unterstützung erhielten sie von den Dominikanern, in deren Kirche Prior Georg Neudorffer mit scharfen Worten gegen die neue Lehre predigte.
    Gegen die immer zahlreicher werdenden Anhänger der Reformation ging der Rat mit Geldstrafen, Halseisen und Haftstrafen vor. Hausdurchsuchungen nach verdächtigen Schriften wurden durchgeführt. Die gegenseitigen Anfeindungen auf den Kanzeln von Heilig Kreuz und der Dominikanerkirche wurden heftiger, selbst tätliche Angriffe blieben nicht aus.
    Erzherzog Ferdinand drohte mit dem Entzug des Kaiserlichen Hofgerichts, falls die Stadt sich Zwinglis Lehre anschließen sollte.

    Abordnungen aus Luzern und Bern, auch aus Zürich und Schwyz kamen in die Stadt, um ihre jeweiligen Glaubensgenossen zu unterstützen. Reformatorisch gesinnten Ratsmitgliedern wurden Sitz und Stimme entzogen. Auf dem Höhepunkt der Auseinandersetzungen standen sich beide Seiten mit Geschützen kampfbereit gegenüber, doch angesichts der durch 400 Bauern aus der Landschaft verstärkten, zahlenmäßig überlegenen Katholiken sahen sich die Reformierten gezwungen, nachzugeben. Der Magistrat griff durch. Bis Ende August 1529 mussten wohl an die 500 Neugläubige ihre Heimat verlassen. 1530 wurde im Stadtrecht eine Bestimmung verankert, die wegen „der lauttrischen sect“ Vertriebenen könnten „zu ewigen zitten“ nicht wieder in Rottweil aufgenommen werden.

    Langsam begann nach diesen einschneidenden Ereignissen in Rottweil die Hexenverfolgung. 1546 wurden vier Frauen mit dem Feuer gerichtet, was als erster Hinweis gedeutet werden kann. Das Delikt der Hexerei taucht erstmals 1562 in der Urgicht der Catharina Höhnmeyerin auf. Ab den 1570er Jahren setzte die Verfolgung verstärkt ein, der Höhepunkt der Hexenprozesse fällt in die Jahrzehnte vor und nach 1600. Das 17. Jahrhundert weist einzelne zeitliche Schwerpunkte bei der Verfolgung auf; das Jahr 1629 stellt mit 20 Hinrichtungen den Höhepunkt in der Geschichte der Rottweiler Hexenverfolgung dar. Danach ebbte die Verfolgung ab, bis 1701 fanden nur noch wenige Prozesse statt.
    Der Hexenwahn forderte 266 Opfer bei insgesamt 287 Verfahren, von denen die meisten gegen Frauen eröffnet wurden.

    Auf Denunziation wurde das Verfahren gegen die der Hexerei beschuldigte Person eröffnet, die Befragung nach einem festgelegten Fragekatalog gütlich oder unter Folter durchgeführt. Die der Hexerei überführte Person wurde verbrannt, bei Begnadigung vorher enthauptet. Die meisten der als Hexen denunzierten Personen stammten aus der städtischen oder dörflichen Unterschicht oder hielten sich nur kurze Zeit in Rottweil auf. In einer Zeit großer sozialer Unterschiede, mit existenzbedrohenden Ereignissen wie Missernten, wirtschaftlichen Krisen und Seuchenläufen waren es gerade die Armen, die fremden Bettler oder nicht der Norm entsprechenden Personen, die leicht in den Verdacht gerieten, mit dem Teufel im Bund zu stehen und Schadenszauber zu verüben.

    Mehr zu diesen Themen beleuchtet Cornelia Votteler bei einem Rundgang durch die Stadt.
    Mitglieder, Freunde des Vereins und Interessierte sind herzlich eingeladen.

     

     

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    Rottweil. Bis zum Ende der Reichsstadtzeit war Rottweil katholisch geblieben. Die Stadt hatte im Jahr 1529 nach heftigen Auseinandersetzungen, die zum Schluss in bürgerkriegsartigen Zuständen gipfelten, alle Neugläubigen ausgewiesen. Etwa um 1526 dürften in Rottweil reformatorische Schriften in einzelnen Häusern gelesen worden sein. Die neue Lehre fand rasch Anhänger bei Handwerksgesellen und in den Zünften, aber auch beim Weltklerus und den Humanisten der Rottweiler Lateinschule. In Heilig Kreuz verkündete Stadtpfarrer Konrad Stücklin immer offener die Lehren von Ulrich Zwingli, dem Reformator Zürichs.

    Der Magistrat und Adlige, wie die Grafen von Sulz und die Herren von Zimmern, stellten sich gegen die Reformation. Unterstützung erhielten sie von den Dominikanern, in deren Kirche Prior Georg Neudorffer mit scharfen Worten gegen die neue Lehre predigte.
    Gegen die immer zahlreicher werdenden Anhänger der Reformation ging der Rat mit Geldstrafen, Halseisen und Haftstrafen vor. Hausdurchsuchungen nach verdächtigen Schriften wurden durchgeführt. Die gegenseitigen Anfeindungen auf den Kanzeln von Heilig Kreuz und der Dominikanerkirche wurden heftiger, selbst tätliche Angriffe blieben nicht aus.
    Erzherzog Ferdinand drohte mit dem Entzug des Kaiserlichen Hofgerichts, falls die Stadt sich Zwinglis Lehre anschließen sollte.

    Abordnungen aus Luzern und Bern, auch aus Zürich und Schwyz kamen in die Stadt, um ihre jeweiligen Glaubensgenossen zu unterstützen. Reformatorisch gesinnten Ratsmitgliedern wurden Sitz und Stimme entzogen. Auf dem Höhepunkt der Auseinandersetzungen standen sich beide Seiten mit Geschützen kampfbereit gegenüber, doch angesichts der durch 400 Bauern aus der Landschaft verstärkten, zahlenmäßig überlegenen Katholiken sahen sich die Reformierten gezwungen, nachzugeben. Der Magistrat griff durch. Bis Ende August 1529 mussten wohl an die 500 Neugläubige ihre Heimat verlassen. 1530 wurde im Stadtrecht eine Bestimmung verankert, die wegen „der lauttrischen sect“ Vertriebenen könnten „zu ewigen zitten“ nicht wieder in Rottweil aufgenommen werden.

    Langsam begann nach diesen einschneidenden Ereignissen in Rottweil die Hexenverfolgung. 1546 wurden vier Frauen mit dem Feuer gerichtet, was als erster Hinweis gedeutet werden kann. Das Delikt der Hexerei taucht erstmals 1562 in der Urgicht der Catharina Höhnmeyerin auf. Ab den 1570er Jahren setzte die Verfolgung verstärkt ein, der Höhepunkt der Hexenprozesse fällt in die Jahrzehnte vor und nach 1600. Das 17. Jahrhundert weist einzelne zeitliche Schwerpunkte bei der Verfolgung auf; das Jahr 1629 stellt mit 20 Hinrichtungen den Höhepunkt in der Geschichte der Rottweiler Hexenverfolgung dar. Danach ebbte die Verfolgung ab, bis 1701 fanden nur noch wenige Prozesse statt.
    Der Hexenwahn forderte 266 Opfer bei insgesamt 287 Verfahren, von denen die meisten gegen Frauen eröffnet wurden.

    Auf Denunziation wurde das Verfahren gegen die der Hexerei beschuldigte Person eröffnet, die Befragung nach einem festgelegten Fragekatalog gütlich oder unter Folter durchgeführt. Die der Hexerei überführte Person wurde verbrannt, bei Begnadigung vorher enthauptet. Die meisten der als Hexen denunzierten Personen stammten aus der städtischen oder dörflichen Unterschicht oder hielten sich nur kurze Zeit in Rottweil auf. In einer Zeit großer sozialer Unterschiede, mit existenzbedrohenden Ereignissen wie Missernten, wirtschaftlichen Krisen und Seuchenläufen waren es gerade die Armen, die fremden Bettler oder nicht der Norm entsprechenden Personen, die leicht in den Verdacht gerieten, mit dem Teufel im Bund zu stehen und Schadenszauber zu verüben.

    Mehr zu diesen Themen beleuchtet Cornelia Votteler bei einem Rundgang durch die Stadt.
    Mitglieder, Freunde des Vereins und Interessierte sind herzlich eingeladen.

     

     

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