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    NRWZ.deRottweilFreundliche Einladung an junge Klimademonstranten erzeugt Stress für OB Broß

    Freundliche Einladung an junge Klimademonstranten erzeugt Stress für OB Broß

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    „Es ist wichtig, sich für Klimaziele einzusetzen. Und es ist richtig, sich dafür einzusetzen.“ Zudem sei es gut, wenn junge Menschen Flagge zeigten, nicht so politiklos seien, wie alle denken. Mit diesen Worten leitete Rottweils Oberbürgermeister Ralf Broß am Mittwoch eine Vorstellungsrunde der Vertreter von „Fridays for future“ im Gemeinderat ein. Und hieß die jungen Demonstranten damit herzlich willkommen. Man steht offenbar auf derselben Seite. Oder? Die Jugendlichen sahen das anders.

    Anna Albrecht, Rosalie Bott und Jonathan Dom. So heißen die drei jungen Sprecher von Fridays for future, Rottweil. „Schön, dass wir da sein dürfen“, bedankten sie sich für die eingeräumte Redezeit. Und gleich ein Vorwurf: Dass OB Broß sich unter anderem aus „Neutralitätsgründen“ nicht bei der jüngsten Demo der jungen Klimaschützer gezeigt habe, wertete Bott als schwaches Zeichen. Beim Klimaschutz könne es keine neutrale Position geben. Und Albrecht wünschte sich, nun fünf Minuten reden zu dürfen, ohne Unterbrechung.

    Sie sprach konkrete Forderungen an. „In der Rottweiler Mensa soll es nur noch frisches Essen geben. Und keine Desserts in Plastik.“ Es fehle an Mülleimern an den Schulwegen. Und an weiteren innerstädtischen Wegen. Denn mit mehr Mülleimern gebe es weniger Plastik in freier Natur.

    Bott forderte, die schulnahe Bismarckstraße für Autofahrer zu sperren und nur für Fahrradfahrer freizugeben. Radler sollten an den Ampeln in der Stadt Vorrang haben. Und eigene Radwege bekommen, keine geteilten Spuren. Es fehle an E-Bike-Ladestationen. Die ÖPNV-Unternehmen sollten besser zusammenarbeiten. Und leichter zugänglich sein, etwa mit einem Rottweil-Pass, für alle nutzbar.

    Laut Dom soll die Stadt „alles dafür tun“, beim European Energy Award mehr Punkte zu erreichen. Und eine 100-Prozent-Klimaschutzstelle bei der Verwaltung zu schaffen. „Wir sind nicht dafür da, dass sich irgendwelche Kommunalpolitiker inszenieren können. Wir sind dafür da, dass alle Bürger, die sich fü Klimaschutz engagieren, eine Stimme bekommen.“

    Apropos Inszenierung: FDP-Landtagsabgeordneter Daniel Karrais war da. Setzte sich nur hin, lauschte dem Verlauf der Sitzung. Wurde offiziell begrüßt. Konnte sich nicht mit den Demonstranten inszenieren, falls er das vorgehabt hatte.

    „Klimaschutz vor Denkmalschutz“, forderte wiederum Bott. Auf die Dächer auch in der historischen Innenstadt sollten Photovoltaikanlagen bekommen. 

    Und: „Wenn Konstanz das kann, können wir das erst recht“ – nämlich den Klimanotstand ausrufen. 

    Als eine mutige Wortwahl bezeichnete Broß die kurzen Reden der Drei. So habe er etwa an den bisherigen Demonstrationen nicht teilnehmen können, weil er beruflich verhindert, nicht in Rottweil gewesen sei. Zudem hätten sich nach seinem Eindruck die Grünen der Veranstaltung angeschlossen. Und da sich Rottweil derzeit in der Zeit des Kommunalwahlkampfes befinde, könne er sich nicht entsprechend positionieren, so Broß.

    Rottweil habe, so Broß weiter, großes Interesse, dass der Dialog weiter geführt wird. Etwa beim anstehenden Mobilitätsworkshop könnten die jungen Leute teilnehmen. Sie sollten ihre Forderungen zudem schriftlich niederlegen, um sie den Stadträten weiter geben zu können.

    Ohnhin sei die Sache nicht mit der Vorstellungsrunde am Mittwochabend vor dem Gemeinderatssausschuss zuende. Vielmehr soll nach Broß‘ Sicht ein Vertreter der Klimademonstranten auch an anstehenden Workshops mit Jugendlichen, an der städtischen Jugendbeteiligung, dem Jugendhearing teilnehmen.

    Wir haben ein wirkliches, ernsthaftes Interesse daran, dass Sie sich an den anstehenden Themen beteiligen. Und es wäre toll, wenn Sie sich auch kommunalpolitisch engagieren würden, wenn Sie sich zum Beispiel für eine Gemeinderatswahl aufstellen lassen würden.

    OB Broß.

    Die eigentlich freundlich gemeinte Einladung geriet damit zum Stress für den OB. Die jungen Leute warfen ihm auch vor, nicht professionell eingeladen zu haben. So seien sie schlicht angerufen worden, hätten sich den geplanten Ablauf der Anhörung aus dem Internet ziehen müssen.

    Viel Lob gab’s von den Gemeinderäten. So lobte es etwa Mnika Hugger für die CDU, dass es gut sei, den Räten einen Spiegel vorzuhalten. Andererseits aber tue der Rat und täte die Verwaltung durchaus schon einiges für den Klimaschutz.

    Aber es gab auch verschmitzte Kritik. Stadtrat Michael Gerlich (FDP) spielte etwa den Ball der Forderungen an die jungen Leute zurück. Sie sollten doch mal herausfinden, wie viele Schüler mit dem Auto zur Schule kämen. Da sei doch sicher Potenzial. Ansonsten sei die Aktion der jungen Leute toll, „ein guter Anfang“.

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    Peter Arnegger (gg)
    Peter Arnegger (gg)
    … ist seit gut 25 Jahren Journalist. Seine Anfänge hatte er bei der Redaktion der “Schwäbischen Zeitung” in Rottweil, beim Schwäbischen Verlag in Leutkirch volontierte er. Nach einem Engagement bei der zu diesem Verlag gehörenden Aalener Volkszeitung wechselte Arnegger zur PC Welt nach München, einem auf Computer-Hard- und -Software spezialisierten Magazin. Es folgten Tätigkeiten in PR und Webentwicklung.2004, wieder in seiner Heimat angekommen, half Arnegger mit, die NRWZ aus der Taufe zu heben. Zunächst war er deren Chefredakteur, und ist zwischenzeitlich Geschäftsführer der NRWZ Verwaltungs GmbH – und als solcher der verantwortliche Journalist der NRWZ.Peter Arnegger ist 1968 in Oberndorf / Neckar geboren worden.

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    Das interessiert diese Woche

    „Es ist wichtig, sich für Klimaziele einzusetzen. Und es ist richtig, sich dafür einzusetzen.“ Zudem sei es gut, wenn junge Menschen Flagge zeigten, nicht so politiklos seien, wie alle denken. Mit diesen Worten leitete Rottweils Oberbürgermeister Ralf Broß am Mittwoch eine Vorstellungsrunde der Vertreter von „Fridays for future“ im Gemeinderat ein. Und hieß die jungen Demonstranten damit herzlich willkommen. Man steht offenbar auf derselben Seite. Oder? Die Jugendlichen sahen das anders.

    Anna Albrecht, Rosalie Bott und Jonathan Dom. So heißen die drei jungen Sprecher von Fridays for future, Rottweil. „Schön, dass wir da sein dürfen“, bedankten sie sich für die eingeräumte Redezeit. Und gleich ein Vorwurf: Dass OB Broß sich unter anderem aus „Neutralitätsgründen“ nicht bei der jüngsten Demo der jungen Klimaschützer gezeigt habe, wertete Bott als schwaches Zeichen. Beim Klimaschutz könne es keine neutrale Position geben. Und Albrecht wünschte sich, nun fünf Minuten reden zu dürfen, ohne Unterbrechung.

    Sie sprach konkrete Forderungen an. „In der Rottweiler Mensa soll es nur noch frisches Essen geben. Und keine Desserts in Plastik.“ Es fehle an Mülleimern an den Schulwegen. Und an weiteren innerstädtischen Wegen. Denn mit mehr Mülleimern gebe es weniger Plastik in freier Natur.

    Bott forderte, die schulnahe Bismarckstraße für Autofahrer zu sperren und nur für Fahrradfahrer freizugeben. Radler sollten an den Ampeln in der Stadt Vorrang haben. Und eigene Radwege bekommen, keine geteilten Spuren. Es fehle an E-Bike-Ladestationen. Die ÖPNV-Unternehmen sollten besser zusammenarbeiten. Und leichter zugänglich sein, etwa mit einem Rottweil-Pass, für alle nutzbar.

    Laut Dom soll die Stadt „alles dafür tun“, beim European Energy Award mehr Punkte zu erreichen. Und eine 100-Prozent-Klimaschutzstelle bei der Verwaltung zu schaffen. „Wir sind nicht dafür da, dass sich irgendwelche Kommunalpolitiker inszenieren können. Wir sind dafür da, dass alle Bürger, die sich fü Klimaschutz engagieren, eine Stimme bekommen.“

    Apropos Inszenierung: FDP-Landtagsabgeordneter Daniel Karrais war da. Setzte sich nur hin, lauschte dem Verlauf der Sitzung. Wurde offiziell begrüßt. Konnte sich nicht mit den Demonstranten inszenieren, falls er das vorgehabt hatte.

    „Klimaschutz vor Denkmalschutz“, forderte wiederum Bott. Auf die Dächer auch in der historischen Innenstadt sollten Photovoltaikanlagen bekommen. 

    Und: „Wenn Konstanz das kann, können wir das erst recht“ – nämlich den Klimanotstand ausrufen. 

    Als eine mutige Wortwahl bezeichnete Broß die kurzen Reden der Drei. So habe er etwa an den bisherigen Demonstrationen nicht teilnehmen können, weil er beruflich verhindert, nicht in Rottweil gewesen sei. Zudem hätten sich nach seinem Eindruck die Grünen der Veranstaltung angeschlossen. Und da sich Rottweil derzeit in der Zeit des Kommunalwahlkampfes befinde, könne er sich nicht entsprechend positionieren, so Broß.

    Rottweil habe, so Broß weiter, großes Interesse, dass der Dialog weiter geführt wird. Etwa beim anstehenden Mobilitätsworkshop könnten die jungen Leute teilnehmen. Sie sollten ihre Forderungen zudem schriftlich niederlegen, um sie den Stadträten weiter geben zu können.

    Ohnhin sei die Sache nicht mit der Vorstellungsrunde am Mittwochabend vor dem Gemeinderatssausschuss zuende. Vielmehr soll nach Broß‘ Sicht ein Vertreter der Klimademonstranten auch an anstehenden Workshops mit Jugendlichen, an der städtischen Jugendbeteiligung, dem Jugendhearing teilnehmen.

    Wir haben ein wirkliches, ernsthaftes Interesse daran, dass Sie sich an den anstehenden Themen beteiligen. Und es wäre toll, wenn Sie sich auch kommunalpolitisch engagieren würden, wenn Sie sich zum Beispiel für eine Gemeinderatswahl aufstellen lassen würden.

    OB Broß.

    Die eigentlich freundlich gemeinte Einladung geriet damit zum Stress für den OB. Die jungen Leute warfen ihm auch vor, nicht professionell eingeladen zu haben. So seien sie schlicht angerufen worden, hätten sich den geplanten Ablauf der Anhörung aus dem Internet ziehen müssen.

    Viel Lob gab’s von den Gemeinderäten. So lobte es etwa Mnika Hugger für die CDU, dass es gut sei, den Räten einen Spiegel vorzuhalten. Andererseits aber tue der Rat und täte die Verwaltung durchaus schon einiges für den Klimaschutz.

    Aber es gab auch verschmitzte Kritik. Stadtrat Michael Gerlich (FDP) spielte etwa den Ball der Forderungen an die jungen Leute zurück. Sie sollten doch mal herausfinden, wie viele Schüler mit dem Auto zur Schule kämen. Da sei doch sicher Potenzial. Ansonsten sei die Aktion der jungen Leute toll, „ein guter Anfang“.

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