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Flugplatz Zepfenhan: Zunehmender Fluglärm erhitzt die Gemüter

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Subjektive Wahrnehmung und objektive Fakten: Dass die Grenzen zwischen diesen Begriffen unscharf sein können, zeigte die Infoveranstaltung der Stadt Rottweil zum Fluglärm auf dem Zepfenhaner Flugplatz. Rund 400 Personen waren am Dienstagabend in die bis zum letzten Platz besetzte Zepfenhaner Turn- und Festhalle gekommen.

(Rottweil / Schömberg). Dass die Problematik nicht nur die Gemüter in dem kleinen Rottweiler Stadtteil Zepfenhan und dem nur einen Kilometer entfernten Neukirch erhitzt, zeigte der große Anteil aus Bürgerinnen und Bürger, die aus den umliegenden Gemeinden gekommen waren. So waren Schömbergs Bürgermeister Karl-Josef Sprenger, Stadt- und Ortschaftsräte aus Schömberg, Schörzingen und Täbingen ebenso vor Ort wie Einwohner aus Weilen, Zimmern oder Feckenhausen.

Zahlreiche Beschwerden seit vergangenem Sommer

Begrüßt wurden sie von Rottweils Oberbürgermeister Dr. Christian Ruf, der Gerüchte über eine mögliche Verlegung des geplanten KSK-Absetzgeländes vom Waldhof nach Zepfenhan gleich zu Beginn eine Absage erteilte. „Das kommt nicht in Betracht“, so Ruf.

Seit dem vergangenen Sommer gebe es zahlreiche Beschwerden über den zunehmenden Fluglärm, führte der Rottweiler Oberbürgermeister aus. „Es gibt viele Fragen, aber recht wenige Antworten“, erklärte Ruf. Man versuche, eine verträgliche Lösung für alle Beteiligten zu finden. Genehmigungsbehörde sei allerdings nicht die Stadt Rottweil, sondern das Regierungspräsidium Stuttgart.

Und das war mit Robert Hamm, dem Referatsleiter Luftverkehr und Luftsicherheit, vor Ort. Er stellte klar: „Der Flugbetrieb wird entsprechend der geltenden Genehmigung durchgeführt.“ Es gebe keinen Handlungsspielraum seitens der Genehmigungsbehörde, hier einzugreifen. Die Bürgerinnen und Bürger seien einem Fluglärm ausgesetzt, der für sie sehr belastend sei, so Hamm. Der Referatsleiter brachte dann die Problematik auf den Punkt. Das subjektive Lärmempfinden sei das eine, eine mögliche Grenzwertüberschreitung das andere. Die könne man aber für Zepfenhan nicht feststellen.

Flugplatz Zepfenhan: Zunehmender Fluglärm erhitzt auch die Gemüter der Schlichemtäler
Sabine Andrä, stellvertretende Referatsleiterin Luftverkehr und Luftsicherheit im Regierungspräsidium Stuttgart, Robert Hamm, Referatsleiter und Gerhard Wagner, Vizepräsident des Deutschen Fallschirmsportverbands (von links). Foto: Daniel Seeburger / ZAK

Hamm präsentierte ein Gutachten, dass seine Behörde in diesem Jahr durchgeführt hat. Er erklärte die Systematik des Gutachtens. Unter anderem die Untersuchungsmonate, nämlich die 6 verkehrsreichsten Monate des Jahres mit maximalem Flugbetrieb. Das RP Stuttgart habe das Gutachten auf eigene Kosten erstellt, „allein um den bösen Schein der Parteilichkeit zu vermeiden“, so OB Dr. Christian Ruf.

Rund 2600 Starts und Landungen im vergangenen Jahr

Rund 2600 Starts und Landungen habe es in diesen Monaten gegeben. Der Dauerschallpegel sei in den bebauten Wohngebieten deutlich unterschritten, so Robert Hamm, die Lärmschutzgrenzwerte seien eingehalten, die objektive Belastung der Lärmemissionen sei rechtlich akzeptabel. Er wies zudem darauf hin, dass sich die Flugbewegungen zwischen 1973 und 2023 halbiert haben. „Der Betrieb in Zepfenhan ist rechtmäßig“, so Hamm, es müsse in den vergangenen Jahren leiser geworden sein. Für diese Aussage erntete er Gelächter bei den Besuchern.

Denn leiser geworden ist es zumindest im Jahr 2023 am Himmel über Zepfenhan und dem Oberen Schlichemtal nicht. Eher viel, viel lauter. Dessen waren sich ein großer Teil der Bürgerinnen und Bürger in der Halle sicher. Dass sie so falsch nicht liegen können, zeigt die Tatsache, dass es in den vergangenen Jahren nie Proteste wegen Fluglärm gegeben hat.

Flugplatz Zepfenhan: Zunehmender Fluglärm erhitzt auch die Gemüter der Schlichemtäler
Der „Flugplatz-Tisch“: Kambis Ebrahimi, Dennis Birnbaum und Benjamin Heizmann (von links). Foto: Daniel Seeburger / ZAK

Wohl aber 2023, nachdem Kambis Ebrahimi, Geschäftsführer des „Airfield Rottweil“, den Sonderlandeplatz Zepfenhan übernommen hat. Ebrahimi stellte sich dem Publikum und stellte sein Konzept vor. Er hoffe auf eine konstruktive Zusammenarbeit mit den Bürgerinnen und Bürgern. Den Fluglärm wolle man auf jeden Fall verfolgen. Dazu müsse er wissen, wann und wo der Lärm zu stark sei, um es dann mit den Piloten abzusprechen. „Das liegt in unserem Interesse“, so Ebrahimi.

An- und Abflugrouten ändern

Eine Möglichkeit sieht er in einer möglichen Veränderung der An- und Abflugrouten nach Osten und Westen in Richtung Plettenberg. „Ich gehe davon aus, dass das genehmigungsfähig ist“, führte er aus.

Benjamin Heizmann, Vorsitzender des Vereins Lemberg-Falken, beteuerte den Willen, mit den Anwohnern gut zusammenarbeiten zu wollen. „Wir sind Menschen aus der Region, die dem Hobby Fallschirmspringen nachgehen“, führte er aus. Über 40 Jahre lang habe es keinen Grund zu Beschwerden gegeben. Verallgemeinerungen und Verunglimpfungen seien fehl am Platz. Dagegen forderte er eine offene Kommunikation. „Kommen Sie bei uns vorbei, machen Sie einen Sprung“, so sein Angebot.

Dennis Birnbaum vom Verein Black Forst Skydive, der in Zepfenhan Fallschirmsprünge und Tandemsprünge anbietet, stellte die Arbeit des Vereins vor. Und er stellte die Maschinen vor, die in Zepfenhan zum Einsatz kommen, darunter eine Pilatus PC6 Porter.

Kritik an den Tandemsprüngen

Gerade die Tandemsprünge kritisierte Ulli Wagner vom Arbeitskreis Klimaschutz der Lokalen Agenda Rottweil. „Wieso ist das Glück Einzelner immer höher zu werten als das Leid vieler?“, fragte er in die Runde und bekam viel Zuspruch. Aber er stellte auch klar: „Ich bin auf ihrer Seite, aber vielleicht nicht so wie sie denken.“ Ein Tandemsprung bedeute 40 Kilogramm Kohlendioxid für 40 Sekunden Kick. „Aber“, so Wagner, „wenn man in ein Flugzeug steigt und nach Schanghai fliegt, ist das ein Vielfaches dieses Kohlendioxid-Aufkommens.“

Flugplatz Zepfenhan: Zunehmender Fluglärm erhitzt auch die Gemüter der Schlichemtäler
Die Pilatus PC6 Porter auf dem Zepfenhaner Flugplatz. Foto: Vincent Seeburger / ZAK

Dabei wies er darauf hin, was eventuell zu der größeren Lärmbelastung führten könnte. „Das Tandemspringen ist das Problem“, führte er aus. Die Maschine müsse mit mehr Ladung rasch eine hohe Geschwindigkeit erreichen und dann schnell an Höhe gewinnen. Dadurch nehme auch der Lärm zu.

Dass man das nicht so ohne Weiteres ändern kann, legte Dennis Birnbaum dar. Die Pilatus Porter habe bereits das leiseste Lärmschutz-Zeugnis. Ob die Art der Maschinen bei den Flugbewegungen aufgezeichnet werde, wollte OB Ruf von Robert Hamm vom RP Stuttgart wissen. Der verneinte. Außerdem dürften Flugzeuge eine Schleife drehen über Ortschaften, da sie sich dann in der sogenannten freien Flugzone befänden.

Also weniger Lärm durch Verzicht auf Tandemflüge? Sind die Tandemflüge das Problem, das die Diskrepanz von subjektiver Wahrnehmung zu objektiven Messungen erklären?

Konstanter Lärm an Wochenenden

Dass es lauter geworden ist, davon sind die Betroffenen überzeugt. „Dieser konstante Lärmpegel stört viele Menschen erheblich“, führte Zepfenhans Ortsvorsteher Eugen Mager aus: „Wir stehen in der Pflicht und müssen unsere Bürger schützen. Herr Ebrahimi, rudern sie zurück.“

Von einem konstanten und dauerhaften Fluglärm an den Wochenenden sprach die Rottweiler Gemeinderätin Ingeborg Gekle-Maier, die in Neukirch lebt. „Das ist unglaublich nervig, ich fühle mich von Ihnen verarscht“, sagte sie in Richtung Ebrahimi und kritisierte das Geschäftsmodell von Black Forest Skydive, sprach von einer „unheiligen Allianz“ mit den Lembergfalken. „Eine solche Allianz gibt es nicht“, konterte Benjamin Heizmann, „es gibt zahlenmäßig nicht mehr Flüge als früher.“

Ein Bürger, der sich selbst als Flugschüler outete, wies darauf hin, dass bei einem normalen Start eine Minute Lärm entstehe und sich das Flugzeug dann für mehrere Stunden weg bewege. In Zepfenhan allerdings komme dieses Flugzeug nach wenigen Minuten zurück – und starte kurz darauf erneut. Dadurch entstehe ein kontinuierlicher Fluglärm, der sich nicht anhand Flugbewegungen messen lasse.

Der Vorhang fällt – und viele Fragen offen

Nach zwei Stunden war die „Plattform, um zu informieren“ zu Ende. OB Dr. Christian Ruf wies darauf hin, dass Information keine Einbahnstraße sei. Zufrieden war ein großer Teil der Bürgerinnen und Bürger trotzdem nicht. „Und was kommt jetzt?“, so die ratlose Frage eines Anwohners bei den Gesprächen vor der Halle.

 

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