Farbenprächtige Schau: Narrenzunft Rottweil eröffnet eigenes Museum

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Rottweils Fasnet vor allem in der Tiefe und im (stadt-)geschichtlichen Kontext präsentieren. Das ist das Ziel einer Ausstellung, die die Narrenzunft in ihrem Haus in der Hauptstraße in diesen Tagen fertiggestellt hat und die sie nun der Öffentlichkeit präsentieren will. Darin zu sehen: eindrucksvoll positionierte Narren und detaillierte Schautafeln, alles sehr fein aufbereitet. Am Freitagabend ist die Ausstellung vor Narren und Vertretern der Stadtverwaltung eröffnet worden.

Es ist das Ergebnis einer langen Arbeit – „in 17 Monaten sind wir von einem Bühnenlager zum Ausstellungsraum gekommen”, sagt Zunftschreiber Frank Huber. Treibende Kraft hinter dem Projekt: Jürgen „Jockel” Reiter. Im Oktober 2017 habe es den ersten Kontakt zwischen Zunft und dem Werbefachmann gegeben.

Alle Fotos: Jürgen Reiter

Er erhielt den Auftrag, die Ausstellung zu konzipieren. Bereits einen Monat später legte Reiter einen Entwurf vor, der dann seinen Weg durch die Instanzen innerhalb des Vereins Narrenzunft nimmt. Im Dezember 2018 wird eine kleine Arbeitsgruppe zusammengestellt, die Verbesserungsvorschläge zu Reiters erstem Entwurf ausarbeiten soll. Und im Mai 2019 wird ein „leicht überarbeitetes Ausstellungskonzept”, so Huber, dem Ausschuss vorgelegt. „Es findet Zustimmung.” Es folgen bereits erste Malerarbeiten im Bühnenbereich von Haus Nummer 1.

Die Idee, die Fasnet adäquat zu präsentieren, hatte die Zunft laut Sprecher Huber schon seit dem Erwerb des Zunfthauses. „Die intensive Jugendarbeit der Narrenzunft bringt uns jährlich Besuche von Kindergartenstufen und Grundschulklassen mit bis zu 300 Personen”, sagt Huber. Allerdings hätten die Mittel für eine große Schau nach Vorstellung der Zunft gefehlt.

„Mit dem Narrentag 2017 in Rottweil war plötzlich ein finanzielles Fundament vorhanden, welches die Möglichkeit bot, konkreter über eine Ausstellung nachzudenken”, berichtet Huber weiter. Im Juli 2018 habe der Ausschuss grünes Licht für den Entwurf eines Konzeptes für eine Ausstellung im Haus Hauptstraße 1 gegeben. Später arbeitete eine Arbeitsgruppe einen Ausstellungsleitfaden aus, der Führungen unterstützen soll.

Im Juli 2019 begann die Umsetzung des Reiter’schen Entwurfs. „Nicht im Fundus der Narrenzunft vorhandene Larven sind in Auftrag gegeben worden. Puppen und Vitrinen wurden bestellt”, so Huber. Im September ist nun die Stadtspitze über die neue Ausstellungsfläche informiert worden.

Man habe Oberbürgermeister Ralf Broß außerdem darüber unterrichtet, dass die Narrenzunft-Ausstellung keine Konkurrenz für die städtischen Museen, etwa das Stadtmuseum sein solle. „Mit der Ausstellung wollen wir kein touristisches Highlight setzen”, sagt Huber, „sondern informieren und bei Rottweilern für unsere Fasnetstradition werben, so wie es gehört, nach dem Motto ‚Heut’ wie vor Altem’, auch im 21. Jahrhundert.”

Die Besucher sollen dazu angeregt werden, das Brauchtum zu leben und nicht die Fasnet in ein Event abgleiten lassen. „Dazu braucht es Geschichte und Moderne”, so Huber. „Die Geschichte lehrt in diesem Sinne die Moderne.”

Und nun steht die erste Gelegenheit für die Bürgerinnen und Bürger an, die Ausstellung zu besuchen. Am 8. und 9. Februar wird die Narrenzunft die Türen öffnen.

Huber hebt hervor, dass die Ausstellung in die Tiefe gehe. Das tut sie schon zeitlich, spannt einen weiten Bogen vom Jahr 1200 bis heute. Und der Themenbereich des traditionellen „Aufsagens” sei ein zentrales Element der Schau, „auch hier unsere Aufgabe, das Thema zu bespielen und dafür zu werben.”

Zudem soll die Larvenschnitzkunst in einem Gestern-Heute-Kontext veranschaulicht werden. Es gibt Bewegtbilder „als didaktisches Element zur Vermittlung der Fasnetsidee an Nachwuchsnarren und Kinder”, wie der Zunftschreiber das erklärt. Zudem gehe es darum, nicht nur die „alte Pracht” und die lange Geschichte zu zeigen, sondern auch den Finger in die Wunde zu legen und die Probleme der Fasnet heute zu zeigen. „Dafür dient eine Infographik, die mehr als 1000 Worte sagt.“

Eröffnung

Die offizielle, aber noch nicht öffentliche Eröffnung. Hier stehen noch alle in der Zunftstube und warten auf den Einlass ins neue Museum.

„Das, was die Stadt derzeit in Sachen Fasnetsmuseum bietet, ist nicht das Nonplusultra“, so Narrenmeister Christoph Bechtold in seiner Ansprache vor geladenen Gästen von der Rottweiler und den Tochterzünften sowie von der Stadtverwaltung. Bechtold dankte allen an der Ausstellung Beteiligten. Sie solle nicht einfach die Narrenkleider zeigen, sondern die Tradition der Fasnet in Rottweil.

Jürgen Reiter hat als Kurator die Ausstellung konzipiert. Er habe sich vollständig reingehängt in die Umsetzung, „extrem viel Engagement und Herzblut hinein gesteckt“ , so Bechtold.

Reiter wiederum bedankte sich bei der Zunft für den Auftrag und bei den Beteiligten für die andauernde umfassende Unterstützung. Es habe etwa eine enge Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Stadtarchivar, mit Dr. Winfried Hecht, gegeben. Auch bedankte sich Reiter bei der Stadt dafür, dass sie noch kein Museum geschaffen habe. Das habe der Narrenzunft den Raum gegeben, diese Ausstellung umzusetzen.

Er wünsche sich weitere solcher kleinen Museen in Rottweil, klein und schnell umgesetzt, so Reiter.

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Peter Arnegger (gg)
Peter Arnegger (gg)https://www.nrwz.de
... ist seit gut 25 Jahren Journalist. Mehr über ihn hier.