„Da waren aber schon mal mehr!“ – ein Besucher brachte es auf den Punkt: Das Interesse an den aktuellen Ergebnissen der Rottweiler Gemeinderatswahl beschränkte sich offensichtlich auf den heimischen Rechner oder aufs Handy. Im Sitzungssaal des Alten Rathauses herrschte gute Stimmung, aber der Besuch hielt sich trotz öffentlicher Einladung schwer in Grenzen.
Rottweil – Um 10 Uhr, als der Beginn der Veranstaltung angesagt war, befand sich nur eine Person im Ratssaal, nämlich der Berichterstatter der NRWZ, gefolgt von CDU-Frau Carmen Jäger. Wobei kein Abwesender etwas verpasst hatte, denn um 10 Uhr hatte noch kein Wahlbezirk sein Ergebnis gemeldet. Das gab es dann nur wenig später: In einem Briefwahlbezirk kam die CDU auf fast 80 Prozent. „Von mir aus können wir jetzt aufhören“, scherzte Oberbürgermeister Dr. Christian Ruf. Doch eineinhalb Stunden später musste Bürgermeisterin Ines Gaehn kleinlaut mitteilen, dass dieses Ergebnis aus der Wertung genommen werden musste – es war wohl übermittelt worden, bevor alle Stimmen ausgezählt waren. Doch bis dahin war die Stimmung bei den zahlreich anwesenden CDU-Kandidaten und –Sympathisanten bestens – versprach dieses Ergebnis doch neun Sitze im Rat, also drei mehr als bisher.
Spannend war es aber allemal – jedenfalls, als wieder die Ergebnisse von ein paar Bezirken eintrudelten. Wer schafft es – welche bisherige Stadträtin, welcher Neuling? Überraschung bei den Grünen durch Benjamin Sigrist auf Platz zwei. Bei der SPD wechselten Willy Schaumann und Pauline Armleder immer mal wieder den Platz, bis sich, nach Auszählung der Altstädter Stimmbezirke, Armleder deutlich absetzte und so den vierten Sitz der Sozialdemoktaren im Rat bekam. Bei der FDP war zunächst Michael Ettwein auf einem Rats-Platz – als Bühlingen, sein Wahlbezirk, ausgezählt war. Doch er wurde überholt, er musste Ulrike Stauss und Maximiliane Scheidel den Vortritt lassen. Zwischen diesen ging es knapp her und entschied sich erst vor den letzten Wahlbezirken – Vorteil Scheidel.
Respekt ernteten nicht nur sie und die SPD-Frau Armleder, sondern auch noch eine weitere junge Frau: Franziska Kossendey hatte auf Anhieb die meisten Stimmen der FWV-Bewerber – noch vor dem Fraktionsvorsitzenden Dr. Peter Schellenberg und dem Urgestein Hermann Breucha. Nicht zu vergessen Felicitas Bott, die beim Forum für Rottweil auf den zweiten Platz kam, vor Elke Reichenbach.
Das liest sich jetzt fast so, als sei der Frauen-Anteil im neuen Rat gewachsen. Ist aber nicht so: Den vier Neuen Kossendey, Scheidel, Armleder und Bott stehen die Abgänge von Simone Effinger, Ulrike Stauss (beide FWV), Ira Hugger (Grüne) und Sabina Kratt (FDP) gegenüber. Es bleibt also bei zehn Frauen. Wobei sich das im Lauf der Wahlperiode ändern kann: Stauss steht auf dem ersten Nachrücker-Platz, Kratt, Hugger und Effinger jeweils auf dem zweiten ihrer Liste.
Peter Schellenberg hatte übrigens während der Auszählung eine Randbemerkung parat: „Wir zählen so lange, bis wir den fünften Sitz wieder haben!“ Antwort aus der CDU: „Das kann aber fünf Jahre dauern!“ Dann sind die nächsten Gemeinderatswahlen.