Zwei große Skulpturen Erich Hausers sind gerade zu Gast auf der Saline. Sie hatten Schaden genommen. Und Gerhard Link, der langjährige Leiter der Werkstatt des Bildhauers, repariert die Kolosse. Zahlreiche Gäste nutzten jüngst die Chance, sich das zeigen zu lassen.
Ein bisschen fühlte man sich an einen Krankenbesuch erinnert: Vorsichtig, fast ehrfurchtsvoll, näherten sich die Kunst-Freunde den beiden Patienten – man weiß ja nie, wie ein Kranker beieinander ist. Rasch wurde jedoch klar: Die Vitalfunktionen sind stabil, die Patienten auf dem Weg der Genesung.
Aber lädiert waren sie schon, als sie ins „Krankenhaus“, respektive die Werkstatt auf der Saline, hineinbugsiert wurden. Die eine, eine Röhrenskulptur aus dem Jahr 1971, kam in elf Einzelteilen. Anders hätte man das gute Stück, das der Stahl- Schlange vor dem Rottweiler Landgericht ähnelt, auch kaum transportieren können. Voll entfaltet reckt es sich windungsreich 14 Meter in die Länge und 4,20 Meter in die Höhe.
„Die Skulptur stand auf vier Punkten und die haben im Gelände nachgegeben“, berichtet Gerhard Link. Dreieinhalb Jahrzehnte lang war er Chef der Bildhauerwerkstatt Erich Hausers. Und seit drei Monaten kann er die dabei gesammelte Expertise wieder an den beiden Original-Skulpturen praktisch nutzen.
Wobei er nicht mehr wie früher in die Röhren hineinkriecht, die in sich verbogen waren. Das machen jetzt andere. Aber beim Geraderichten, Flicken und Wiederherstellen und Verschwindenlassen der Schweißnähte ist Link der Kenner und Könner. Derjenige, der dafür sorgt, dass der kurz „V4A“ genannte, für Hauser typische Chrom-Nickel-Stahl, hinterher wieder aussieht, wie frisch aus dem Ei gepellt.
Von den zahlreichen Beulen, die der Säulen-Patient hatte, ist jedenfalls nichts mehr zu sehen. „Da ist man jahrelang mit dem Rasenmäher dran gefahren“, erzählt Link von den Ursachen. Und zieht vieldeutig die Brauen hoch.
Ähnlich erging es dem zweiten derzeit intensiv behandelten Objekt, der Säulenwand 30/69, für die Hauser 1969 mit dem Großen Preis der X. Biennale in São Paulo ausgezeichnet wurde. Sie ist ein Schlüsselwerk. Denn danach zählte man Erich Hauser zu den deutschen Bildhauern von Weltrang.
Auch dieser Koloss hat unter Rasenmäher-Zudringlichkeit gelitten – beide standen und stehen bald wieder bei der Sammlung Grässlin in St. Georgen. Auch hier sind die Blessuren schon verheilt. Sanft streicht Gerhard Link über den geschliffenen Stahl, wenn er von der Behandlung berichtet. Oder Modelle zeigt, mit denen er damals arbeitete.
Bei der Säulenwand kam noch ein Problem mit dem Unterbau hinzu: Die alten Platten, mittlerweile matt und zerdellt, liegen in einer Ecke. Neue, hochglänzende, sind schon anmontiert. Überhaupt sehen die Patienten aus, als würden sie bald wieder putzmunter durchstarten – so, wie man es sich bei einem Krankenbesuch idealerweise wünscht.
Info: Nach der Winterpause findet am 28. April der erste offene Sonntag der Kunststiftung Erich Hauser statt. Der Skulpturenpark ist von 11 bis 17 Uhr kostenlos zugänglich. Führungen um 11.30 und 14.00 Uhr geben Einblicke in das bewegte Leben und das Kunstschaffen des Stahlbildhauers. Geöffnet ist auch das Stiftungscafé.