Weißwürste, Brezeln und Bier: Bevor die Gäste in den ersten Elektro-Linienbus der Region* einsteigen durften, mussten sie sich erst einmal stärken, befand Hans Keller, Chef von Omnibus Hauser und damit Betreiber der roten Stadtbusse. „Wir wollen, dass Sie Gewicht bekommen“, denn man wolle bei der Probefahrt den Bus einmal voll auslasten.
Bisher ist er nach eigenen Angaben ein paamal leer vom Berner Feld runter gefahren, um ihn zu testen. Auch, um herauszufinden, wieviel Energie beim Bremsen rückgeführt wird: drei Prozent plus macht das vom Berner Feld Richtung Bahnhof, „die brauchen wir, um wieder hochzufahren.“ Dabei ist Keller kein Visionär, sondern ein pragmatischer Firmenchef: Der E-Bus soll kostenneutral fahren, Wirtschaftlichkeit steht im Vordergrund. Immerhin hat er doppelt soviel gekostet wie seine dieselgetriebenen roten Kollegen: 500.000 Euro, davon kommt ein Fünftel vom Land.
Und es ist ein Iveco, die deutschen Hersteller könnten, so Keller, nicht mithalten, aber er trägt Mercedes-Zierfelgen, ein Stilbruch, den Keller gerne zugibt. Geladen wird er in der Nacht, da hat es bis zu acht Stunden Zeit, und mit der ENRW verhandle man derzeit um Ökostrom. Mit einer Reichweite von 340 Kilometern schafft er die 178 Kilometer, die er täglich Fahrgäste transportiert, locker. Man müsse aber abwarten, wie es im Winter klappt, denn geheizt wird auch mit Strom. Aus Prinzip verzichtet Hauser auf die Klimaanlage, „das widerspricht sich!“, findet Keller.
Er erklärt, dass die Batterien auf dem Dach nicht nur für mehr Fahrkomfort sorgen, sondern dort auch am sichersten sind, denn es komme eigentlich nie vor, dass ein Bus sich bei einem Unfall überschlage. Neu ist auch, dass man im E-Bus eektronisch bezahlen kann – sofern man Netz hat an der Stelle. Das fehlt stellenweise in der Stadt, weshalb die Anzeigen der Busse oft falsche Ziele angeben – auch sie sind elektronisch gesteuert. „Theoretisch kann ich jedem, der anruft und wissen will, wann sein Bus kommt, das auf die Minute genau sagen. Aber wenn dann der Bildschirm schwarz wird…“ In Zukunft müssen die Fahrgäste an den Bushaltestellen allerdings aufmerksamer sein, denn der E-Bus ist leise. Und nein, antwortet Keller auf die diesbezügliche Frage: Der Fahrer werde nicht hupen, wenn er in die Haltestelle einfährt.
Ganz fertig ist der erste E-Bus der Region noch nicht, unter anderem fehlt noch die Werbung drauf. Und noch müssen die Fahrer geschult werden, damit sie unter anderem das mit der rückführenden Bremsenergie auch hinbekommen. Die am Dienstag anwesenden Gemeinderäte, Verwaltungs- und Firmenvertreter durften aber schonmal, zusammengerechnet ein paar Kilo schwerer nach den Weißwürsten, eine Proberunde durch Rottweil drehen.
*Wir hatten zunächst behauptet, Rottweil habe den ersten E-Bus des Landes. Das ist falsch. In Mannheim etwa rollen schon seit Januar welche.