Er ist ein Kleinod, das etwas abseits liegt, das – bislang – nur vereinzelte Touristen entdecken: der Kameralamtsgarten im Johannserviertel, hoch über dem Stadtgraben und dem Neckartal gelegen. Die Stadt wird ihn umgestalten und auch einen Teil, der bislang privat genutzt war, der Öffentlichkeit zugänglich machen. Eine erste Skizze liegt vor.
(Rottweil). Der Kameralamtsgarten ist Teil einer denkmalgeschützten Gesamtanlage. „Bei der von Mauern abgeschlossenen Fläche handelt es sich um das Areal der noch vor Mitte des 13. Jahrhunderts niedergelassenen Johanniterkommende“, schreibt die Stadtverwaltung, Abteilung 4.7 – Stadtgrün und Gewässer. Die einleitenden Worte finden sich in einer Vorlage für den Umwelt-, Bau- und Verkehrsausschuss des Rottweiler Gemeinderats. Kommende Woche soll dieser über die Planungen diskutieren und abstimmen. Übrigens: „Die Johanniterkommende Rottweil geht auf eine Niederlassung des katholischen Johanniter-/Malteserordens in der Mitte des 13. Jahrhunderts zurück, die 1809 aufgehoben wurde“, weiß Wikipedia. Es sei nur noch das Kommende- oder Ritterhaus erhalten. Dieses wird heute durch das Seminar für Ausbildung und Fortbildung der Lehrkräfte Rottweil (GWHRS), das sogenannte Lehrerseminar, genutzt.
Doch erinnert die gesamte Anlage an ihre Wurzeln vor vielen hundert Jahren. Neben einem geschützten Hofraum mit Brunnen waren auch Gärten mit Gemüse, Obst und Kräutern für die Ernährungsversorgung der Ordensmitglieder angelegt. Das Kommendeareal war funktional untergegliedert in drei Gartentypen: einen Obstgarten, einen Gemüsegarten, einen Blumengarten“, berichtet die Stadtverwaltung. Dieses Areal ist auch heute noch zu erahnen.
Der sogenannte „Kameralamtsgarten“ weist als Besonderheit seine Aussichtslage nach Osten in Richtung Albtrauf über das Neckartal auf. „Die Gesamtanlage gliedert sich in zwei Bereiche. Der untere Gartenteil ist heute schon im betriebs- und verkehrsreichen Stadtkern ein ruhiger und geschützter Rückzugsraum. Der Zugang des oberen, derzeit nicht genutzten Bereiches, erfolgt im Bereich eines Hoteleingangs von der Johannsergasse durch ein Holztor, der Zugang zum unteren Gartenteil über die Zufahrt zum Lehrerseminar“., so die Stadtverwaltung. Zwischen den Gartenteilen gibt es eine Treppenverbindung – derzeit durch ein Tor verschlossen. Der obere Gartenteil, der zur Johannsergasse und Kameralamtsgasse durch eine hohe Mauer abgetrennt wird, öffnet sich nach Osten und wird im Süden durch den Erweiterungsbau des Hotel Johanniterbad gefasst.
Um diese beiden Teile geht es in der Neuplanung. Die Stadt Rottweil hat nach eigenen Angaben die nördliche Fläche vom Land erworben und den Pachtvertrag aufgelöst. „Die in den vergangenen Jahren verwilderte und ungenutzte Grünfläche soll mit einer zurückhaltenden Gestaltung zu einem attraktiven Bürgergarten mit hoher Aufenthaltsqualität inmitten der Stadt entwickelt werden“, heißt es seitens der Verwaltung. Kein Wunder: Der Bereich war bis in jüngster Vergangenheit privat.
Ungenutzt war die südliche Fläche derweil sicherlich nicht. Vor allem Bewohnerinnen und Bewohner des Johannserorts kennen und nutzen sie gerne. Angehende Lehrerinnen und Lehrer des benachbarten Seminars erleben dort Unterrichtsteile im Freien. Und, wie zuvor erwähnt, Touristen finden gelegentlich dorthin. Teils als Teil einer Stadtführung. Der Garten sei mit seinen Blickbeziehungen ein wichtiger Verknüpfungspunkt zum Kerngebiet der Landesgartenschau mit Stadtgraben und Neckartal, erklärt die Verwaltung.
Im Januar fand nun ein Quartiersgespräch für den Johannserort statt. Ideen aus der Bürgerschaft seien für eine Neugestaltung des „Kameralamtsgartens“ gesammelt worden. Im Anschluss daran fand ergänzend im März eine Begehung gemeinsam mit Anwohnerinnen und Anwohnern statt. „Aus diesen Ideen wurde zusammen mit dem Landschaftsarchitekturbüro Sailer die Entwurfsplanung für die Umgestaltung erstellt und die denkmalrechtliche Genehmigung eingeholt. Die Maßnahmen werden durch die Bodenarchäologie begleitet. Die Planung wurde im Johannserort ausgestellt und zuletzt im Quartiersrundgang im Oktober vor Ort erläutert“, so die Verwaltung.
Die Planskizzen
Details und Kosten
Größere Umbauten werden im oberen Bereich des Gartens vorgenommen – wenn der Gemeinderatsausschuss der Planung zustimmt. „Die mittige Gartenfläche wird als Wiesen- und Rasenfläche angelegt, die begehbar und bespielbar ist“, heiß es. Im Oktober haben bereits die ersten Umbauarbeiten begonnen. Im kommenden Frühjahr ist die Fertigstellung mit Wiesenansaaten, Staudenpflanzungen und Ausstattung mit Bänken, Abfallbehälter und Informationstafeln geplant. Zugänglich sein soll dieser obere Bereich dann tagsüber. Mit Öffnungszeiten wie bei den städtischen Spielplätzen.
Im unteren, bereits nutzbaren Bereich, werden nur Anpassungen und Nachbearbeitungen vorgenommen, heißt es. Und in Abstimmung Liegenschaftsamt von Vermögen und Bau Baden-Württemberg fänden noch Baumpflanzungen statt.
160.000 Euro sollen die Umgestaltungsarbeiten insgesamt kosten. Von diesen Gesamtkosten betreffen laut Stadtverwaltung 142.000 Euro den oberen Kameralamtsgarten und 18.000 den unteren Gartenteil. 85.200 Euro plant die Stadt als Fördermittel ein.
Wo soll denn bei diesem langweiligen, winkligen Graswüstenentwurf eine hochwertige Aufenthaltsqualität herkommen oder entstehen die versprochen wird?
Und davon, dass wir in der Stadt mehr denn je naturförderliche Blühpflanzen benötigen haben die Landschaftsplaner und die Stadt RW offenbar auch nie etwas gehört. Schade!!! Hier wird wohl wieder mal eine Chance vertan.
Und dafür verlangen die Planer tatsächlich Geld?
Übrigens: Rasenflächen verursachen durch ständiges Mähen sehr viel höhere Betriebskosten als Blühflächen.
Früher war mehr Hirnschmalz (viele Jahrhunderte vor uns).
Sieht gut aus. Die Frage wird wohl eher sein wer pflegt den Park. Sonst sieht es bald wie im Stadtgraben aus.