back to top
...
    NRWZ.deArtikel"Einöde Rottweil" - aber der Testturm fasziniert

    „Einöde Rottweil“ – aber der Testturm fasziniert

    Artikel
    Kommentare
    Autor / Quelle
    Weitere Artikel
    Für NRWZ.de+ Abonnenten: 

    Einöde. Würden Sie, liebe Leserin und lieber Leser, bei diesem Wort an Rottweil denken? Oder andersherum: Wenn Sie in der Oberen Hauptstraße stehen, den Blick Richtung Schwäbische Alb gleiten lassen, zwischen den historischen Bürgerhäusern hindurch – würden Sie da das Wort „Einöde“ denken? Nein? Wir auch nicht. Aber für ein knalliges Magazin aus Österreich mit Sitz in Wien leben wir in der Einöde. Es beschäftigt sich dieser Tage, wie auch das amerikanische CNN und die britische Sun, mit Rottweil. Grund ist …

    … natürlich dieses einzigartige Bauwerk, das am Rande Rottweils in den Himmel ragt: „Warum in der deutschen Einöde ein 250 Meter hoher Turm steht„, will „Futurezone“ in einem am Samstag erschienenen Beitrag erklären. Das sind die Österreicher, die aus Wiener Sicht bekanntlich leicht erhöht auf die übrige Welt schauen. Typisch Journalisten: Der Titel des Texts ist knallig, das Wort „Einöde“ trägt der Text nicht, es kommt nur in der Überschrift vor. 

    Aber abseits von „Einöde“ ist schon wahr, was da steht: „Inmitten weiter Felder und Wälder liegt rund 80 Kilometer südwestlich von Stuttgart das kleine Städtchen Rottweil. Es zählt zwar lediglich 25.000 Einwohner, beheimatet allerdings auch die höchste Aussichtsplattform Deutschlands.“ Nehmt das, liebe Wiener, und schleicht’s euch.

    Im Folgenden erklärt der Beitrag dann die Zusammenhänge: „Irgendwo müssen auch Aufzüge getestet werden und hier kommt eben der Turm von Rottweil ins Spiel. Bei dem riesigen Bauwerk in Baden-Württemberg handelt es sich nämlich um den TK-Elevator-Testturm. Es ist also die Testanlage, wo Thyssenkrupp seine Aufzüge entwickelt.“ Das ist soweit richtig, nur: Aus ThyssenKrupp Elevator wurde zwischenzeitlich TKE, die alte Firmierung lesen sie nicht mehr gerne.

    Und dennoch: Rottweil als Landstrich, in dem sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen. Und Mond und Turm.

    „Waldstadt“ Rottweil

    Dieser Turm, der da bei Rottweil aufragt, der interessiert aus einem unbekannten Grund gerade jetzt. So berichten sowohl der amerikanische Fernsehsender CNN als auch die englische Boulevardzeitung The Sun Anfang November über das Bauwerk. Die Amerikaner und die Briten geben sich dabei überrascht, halten den Testturm für einen „Wolkenkratzer, in dem niemand lebt“. Die Sun erklärt zudem, dass der Turm nicht als luxuriöses Hochhaus mit Büros oder Wohnungen dient, sondern dazu bestimmt ist, die „Fahrstuhltechnologie auf ein neues Level zu bringen.“ 

    Nachgestellt: das Waldstadt-Foto.
    Und, links davon, die „Waldstadt“. Fotos: gg

    Dass die Briten wohl aus Gründen der Zuspitzung behaupten, der Turm sei eingebettet in einen Wald, er erhebe sich „dramatisch über die Bäume“ – sei’s drum. Auf einer Fotoplattform haben sie ein Bild gefunden, das im Vordergrund des Turms das Neckartal nahe der Dreher’schen Mühle zeigt. Und glauben deshalb: „Der Aufzugstestturm befindet sich in der Nähe einer ruhigen Waldstadt.“ Der Fotograf des Bildes hätte sich nur etwas weiter nach links wenden müssen, um das zu widerlegen. Egal. It doesn’t matter.

    Seltsam, weird, findet man es in UK offenbar schnell, wenn sie hier einen riesigen Turm aufs Land stellen. Und auch noch „in the middle of a forest“, mitten in einen Wald, wie sich Metro wundert. Make a long story short: Wir konnten nicht auch noch eine Millionenstadt drumherum hochziehen.

    Blickwinkel

    testturm rottweil
    Foto: TK Elevator
    Foto: Andreas Göllner

    Ob Wald oder Einöde oder nicht: Es kommt auf den Blickwinkel des Fotografen oder der Fotografin an. Setzt man den Turm ins Grün, wie TKE? Oder in die Beziehung zur historischen Dachlandschaft Rottweils, wie Fotograf Andreas Göllner? Jedenfalls: Wir hier in der Einöde und der Waldstadt Rottweil amüsieren uns derweil größtenteils darüber, wie die internationale Presse uns sieht. Auf der einst von der NRWZ ins Leben gerufenen Facebook-Seite „Du weißt, dass Du aus Rottweil bist …“ erklärt eine Nutzerin: „Einöde? … die Römer fanden’s damals schon gut dort … Rottweil älteste Stadt in Baden-Württemberg“. Manche geben sich verschnupfter, eine Nutzerin meint: „Einöde? Ich glaub bei dem hackt’s!“ Wir hätten immerhin einen Bahnhof mit Nebenhaltestellen, zwei Autobahnauffahrten, Cafés, Restaurants, Hotels, viele Arbeitgeber. Jemand anderes nennt das hier dennoch „Pampa“. Die Diskussion läuft. 

    Kunst, Design, Luxury und der Rottweiler Testturm

    Jedenfalls ist die internationale Presse fasziniert von diesem Turm. Wenngleich es noch größere Testtürme auf der Welt gibt, wie den „H1 Tower“ im chinesischen Guangzhou, der den Rottweiler Testturm um rund 30 Meter überragt. CNN aber ordnet ein: Der TKE Testturm würde in New York zu den 25 höchsten und in Los Angeles zu den drei höchsten Gebäuden zählen, rechnen die Amis vor. Solche Testtürme seien außerdem von entscheidender Bedeutung für die riesigen Wolkenkratzer weltweit, da dort die neuesten Aufzüge getestet werden. 

    Kleine Anmerkung am Rande: CNN bringt die Testturm-Geschichte in der Rubrik „Style“, die sich neben Kunst, Design, „Luxury“ und Mode eben auch mit Architektur beschäftigt. Das ist für uns Rottweiler natürlich wie Baden mit Schaum. Das Wort „Einöde“ fällt nicht, der Autor, der einen Bogen in den technischen Hintergrund der Aufzugsentwicklung fährt, zeigt sich dankenswerterweise angetan: „Der Turm ist seit seiner Eröffnung im Jahr 2017 zu einer Touristenattraktion geworden„, schreibt CNN-Mitarbeiter Jacopo Prisco. Er verweist darauf, dass man hier sogar jährlich einen „Treppenlauf-Wettbewerb“ veranstaltet, der mehr als 1000 Teilnehmer anzieht. „Die meisten Besucher kommen jedoch wegen der Aussichtsplattform, der höchsten Deutschlands, die einen uneingeschränkten Blick auf den Schwarzwald bietet.“ Yeah, man. 

    Info: Unser Titelbild stammt aus dem Bildband „Tower of Light“ von Silas Stein. Hier berichten wir über das Buch des Rottweiler dpa-Fotografen. Mehr zum Thema: https://www.nrwz.de/rottweil/meisterliche-fotografie/351000

    image_pdfArtikel als PDF speichernimage_printArtikel ausdrucken

    Diskutieren Sie mit!

    Hier können Sie einen Kommentar zu unserem Artikel hinterlassen.

    1 Kommentar

    1 Kommentar
    Neueste
    Älteste Meist bewertet
    Inline Feedbacks
    Alle Kommentare anzeigen
    Andreas Haas
    Andreas Haas
    1 Monat her

    Tolle Fotos und stark, dass sich die damalige Entscheidung für den Testturm heute so positiv auf Image, Besucher und Attraktivität der Stadt Rottweil auswirken! Hoffen wir, dass TK den Turm noch viele Jahre betreiben wird und nicht, wie derzeit so Vieles, ins Wanken gerät.
    Gleichwohl mache ich mir ernsthafte Sorgen um die Innenstadt. Viele Ladenlokale sind nicht belegt; Die Öffnungszeiten von Restaurants und Cafés sind deutlich reduziert; Oft findet man kein offenes Lokal. Oft ist die Obere Hauptstraße menschenleer.
    Ich hoffe, dass die LGS und die in diesem Zusammenhang schon bestehenden und geplanten neuen Einrichtungen die notwendigen neuen Impulse setzen werden und in deren Folge auch die Innenstadt davon profitieren kann.

    image_pdfArtikel als PDF speichernimage_printArtikel ausdrucken

    Peter Arnegger (gg)
    Peter Arnegger (gg)
    … ist seit gut 25 Jahren Journalist. Seine Anfänge hatte er bei der Redaktion der “Schwäbischen Zeitung” in Rottweil, beim Schwäbischen Verlag in Leutkirch volontierte er. Nach einem Engagement bei der zu diesem Verlag gehörenden Aalener Volkszeitung wechselte Arnegger zur PC Welt nach München, einem auf Computer-Hard- und -Software spezialisierten Magazin. Es folgten Tätigkeiten in PR und Webentwicklung.2004, wieder in seiner Heimat angekommen, half Arnegger mit, die NRWZ aus der Taufe zu heben. Zunächst war er deren Chefredakteur, und ist zwischenzeitlich Geschäftsführer der NRWZ Verwaltungs GmbH – und als solcher der verantwortliche Journalist der NRWZ.Peter Arnegger ist 1968 in Oberndorf / Neckar geboren worden.

    Beiträge

    image_pdfArtikel als PDF speichernimage_printArtikel ausdrucken

    Festliche Stimmung beim DHG-Weihnachtskonzert

    „Vor vielen hundert Jahren“ lautete das Motto des diesjährigen Weihnachtskonzerts des Droste-Hülshoff-Gymnasiums in der Auferstehung-Christi-Kirche.Rottweil - Vom barocken Chorsatz über weihnachtliche Popsongs bis...

    Leckereien aus Hyères

    Eine 14-köpfige Gruppe vom Comité de Jumelage aus Hyères, darunter Präsident Marco Soiteur, Vizepräsidentin Christine Krapf- Laborde und Isabelle Buttafoghi als Vertreterin der Stadt...

    image_pdfArtikel als PDF speichernimage_printArtikel ausdrucken

    Einöde. Würden Sie, liebe Leserin und lieber Leser, bei diesem Wort an Rottweil denken? Oder andersherum: Wenn Sie in der Oberen Hauptstraße stehen, den Blick Richtung Schwäbische Alb gleiten lassen, zwischen den historischen Bürgerhäusern hindurch – würden Sie da das Wort „Einöde“ denken? Nein? Wir auch nicht. Aber für ein knalliges Magazin aus Österreich mit Sitz in Wien leben wir in der Einöde. Es beschäftigt sich dieser Tage, wie auch das amerikanische CNN und die britische Sun, mit Rottweil. Grund ist …

    … natürlich dieses einzigartige Bauwerk, das am Rande Rottweils in den Himmel ragt: „Warum in der deutschen Einöde ein 250 Meter hoher Turm steht„, will „Futurezone“ in einem am Samstag erschienenen Beitrag erklären. Das sind die Österreicher, die aus Wiener Sicht bekanntlich leicht erhöht auf die übrige Welt schauen. Typisch Journalisten: Der Titel des Texts ist knallig, das Wort „Einöde“ trägt der Text nicht, es kommt nur in der Überschrift vor. 

    Aber abseits von „Einöde“ ist schon wahr, was da steht: „Inmitten weiter Felder und Wälder liegt rund 80 Kilometer südwestlich von Stuttgart das kleine Städtchen Rottweil. Es zählt zwar lediglich 25.000 Einwohner, beheimatet allerdings auch die höchste Aussichtsplattform Deutschlands.“ Nehmt das, liebe Wiener, und schleicht’s euch.

    Im Folgenden erklärt der Beitrag dann die Zusammenhänge: „Irgendwo müssen auch Aufzüge getestet werden und hier kommt eben der Turm von Rottweil ins Spiel. Bei dem riesigen Bauwerk in Baden-Württemberg handelt es sich nämlich um den TK-Elevator-Testturm. Es ist also die Testanlage, wo Thyssenkrupp seine Aufzüge entwickelt.“ Das ist soweit richtig, nur: Aus ThyssenKrupp Elevator wurde zwischenzeitlich TKE, die alte Firmierung lesen sie nicht mehr gerne.

    Und dennoch: Rottweil als Landstrich, in dem sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen. Und Mond und Turm.

    „Waldstadt“ Rottweil

    Dieser Turm, der da bei Rottweil aufragt, der interessiert aus einem unbekannten Grund gerade jetzt. So berichten sowohl der amerikanische Fernsehsender CNN als auch die englische Boulevardzeitung The Sun Anfang November über das Bauwerk. Die Amerikaner und die Briten geben sich dabei überrascht, halten den Testturm für einen „Wolkenkratzer, in dem niemand lebt“. Die Sun erklärt zudem, dass der Turm nicht als luxuriöses Hochhaus mit Büros oder Wohnungen dient, sondern dazu bestimmt ist, die „Fahrstuhltechnologie auf ein neues Level zu bringen.“ 

    Nachgestellt: das Waldstadt-Foto.
    Und, links davon, die „Waldstadt“. Fotos: gg

    Dass die Briten wohl aus Gründen der Zuspitzung behaupten, der Turm sei eingebettet in einen Wald, er erhebe sich „dramatisch über die Bäume“ – sei’s drum. Auf einer Fotoplattform haben sie ein Bild gefunden, das im Vordergrund des Turms das Neckartal nahe der Dreher’schen Mühle zeigt. Und glauben deshalb: „Der Aufzugstestturm befindet sich in der Nähe einer ruhigen Waldstadt.“ Der Fotograf des Bildes hätte sich nur etwas weiter nach links wenden müssen, um das zu widerlegen. Egal. It doesn’t matter.

    Seltsam, weird, findet man es in UK offenbar schnell, wenn sie hier einen riesigen Turm aufs Land stellen. Und auch noch „in the middle of a forest“, mitten in einen Wald, wie sich Metro wundert. Make a long story short: Wir konnten nicht auch noch eine Millionenstadt drumherum hochziehen.

    Blickwinkel

    testturm rottweil
    Foto: TK Elevator
    Foto: Andreas Göllner

    Ob Wald oder Einöde oder nicht: Es kommt auf den Blickwinkel des Fotografen oder der Fotografin an. Setzt man den Turm ins Grün, wie TKE? Oder in die Beziehung zur historischen Dachlandschaft Rottweils, wie Fotograf Andreas Göllner? Jedenfalls: Wir hier in der Einöde und der Waldstadt Rottweil amüsieren uns derweil größtenteils darüber, wie die internationale Presse uns sieht. Auf der einst von der NRWZ ins Leben gerufenen Facebook-Seite „Du weißt, dass Du aus Rottweil bist …“ erklärt eine Nutzerin: „Einöde? … die Römer fanden’s damals schon gut dort … Rottweil älteste Stadt in Baden-Württemberg“. Manche geben sich verschnupfter, eine Nutzerin meint: „Einöde? Ich glaub bei dem hackt’s!“ Wir hätten immerhin einen Bahnhof mit Nebenhaltestellen, zwei Autobahnauffahrten, Cafés, Restaurants, Hotels, viele Arbeitgeber. Jemand anderes nennt das hier dennoch „Pampa“. Die Diskussion läuft. 

    Kunst, Design, Luxury und der Rottweiler Testturm

    Jedenfalls ist die internationale Presse fasziniert von diesem Turm. Wenngleich es noch größere Testtürme auf der Welt gibt, wie den „H1 Tower“ im chinesischen Guangzhou, der den Rottweiler Testturm um rund 30 Meter überragt. CNN aber ordnet ein: Der TKE Testturm würde in New York zu den 25 höchsten und in Los Angeles zu den drei höchsten Gebäuden zählen, rechnen die Amis vor. Solche Testtürme seien außerdem von entscheidender Bedeutung für die riesigen Wolkenkratzer weltweit, da dort die neuesten Aufzüge getestet werden. 

    Kleine Anmerkung am Rande: CNN bringt die Testturm-Geschichte in der Rubrik „Style“, die sich neben Kunst, Design, „Luxury“ und Mode eben auch mit Architektur beschäftigt. Das ist für uns Rottweiler natürlich wie Baden mit Schaum. Das Wort „Einöde“ fällt nicht, der Autor, der einen Bogen in den technischen Hintergrund der Aufzugsentwicklung fährt, zeigt sich dankenswerterweise angetan: „Der Turm ist seit seiner Eröffnung im Jahr 2017 zu einer Touristenattraktion geworden„, schreibt CNN-Mitarbeiter Jacopo Prisco. Er verweist darauf, dass man hier sogar jährlich einen „Treppenlauf-Wettbewerb“ veranstaltet, der mehr als 1000 Teilnehmer anzieht. „Die meisten Besucher kommen jedoch wegen der Aussichtsplattform, der höchsten Deutschlands, die einen uneingeschränkten Blick auf den Schwarzwald bietet.“ Yeah, man. 

    Info: Unser Titelbild stammt aus dem Bildband „Tower of Light“ von Silas Stein. Hier berichten wir über das Buch des Rottweiler dpa-Fotografen. Mehr zum Thema: https://www.nrwz.de/rottweil/meisterliche-fotografie/351000

    image_pdfArtikel als PDF speichernimage_printArtikel ausdrucken

    [adinserter name="AnzeigenImArtikelDesktop"]

    Das interessiert diese Woche

    [adinserter name="AnzeigenImArtikelDesktop"]