Na also, es geht doch. Ohne Wettbewerb, aber nach einigen Verzögerungen: Das Werk „Engelsflügel“ des Rottweiler Künstlers Tobias Kammerer darf auf dem Friedhof aufgestellt werden. Als Dauerleihgabe. Der Gemeinderat stimmte dem heute zu. Einstimmig.
Es ist ziemlich genau ein Jahr her, da hatte sich der Rat schon einmal mit dieser Frage befasst. Damals ging es darum, ob das Kunstwerk als Dauerleihgabe auf dem Vorplatz der Friedhofskapelle aufgestellt werden könne. Der Beschlussvorschlag der Verwaltung („Eine dauerhafte Aufstellung von Kunstwerken im Bereich der Kapelle sowie des Vorplatzes des Ruhe-Christi-Friedhofes soll weiterhin nicht stattfinden“) wurde mit 8:10 Stimmen abgelehnt (auch wenn es Kulturamtsleiter Marco Schaffert in der Vorlage und heute mündlich anders darstellte). In der langen Diskussion hatte Oberbürgermeister Ralf Broß seinerzeit gar gefordert, man solle auch anderen Künstlern eine Chance geben, zum Zug zu kommen, und wollte einen Wettbewerb anregen.
Kein Wettbewerb
Wettbewerb darüber, wer zum Nulltarif ein Werk aufstellen darf? Das wollte auch der Verwaltung nicht gefallen. „Ein Wettbewerb macht aus Sicht des Kulturamtes allerdings nur bei einem Kunstankauf Sinn. Es ist unüblich, dass es einen Wettbewerb unter Künstlern für Leihgaben gibt. In der derzeitigen finanziell engen Lage der Stadt Rottweil rät das Kulturamt von einem Ankaufswettbewerb ab. Hier müsste ein Budget von 50.000 – 100.000 Euro eingerechnet werden“, sagte Schaffert.
Königsweg gefunden
Das Kulturamt hat nun, zusammen mit Tobias Kammerer, den Königsweg gefunden. Kammerers Engelsflügel sollen nicht auf den Vorplatz, sondern ein paar Meter weiter, zwischen die Gräber von Gefallenen des ersten Weltkriegs. Dort, wo gegenüber das Ehrenmal für die Gefallenen ist mit der Statue des Heiligen Sebastian, eines Märtyrers. „Das Leiden des Sebastian hat damit ein Gegenüber im Wunder der Auferstehung“, heißt es in Schafferts Vorlage. Ein gemeinsamer Vorschlag von Künstler und Verwaltung war es also.
Auf dem Feld, wo die Skulptur aufgestellt werden soll, ist eine Bodenplatte angebracht mit der Inschrift „Den Deutschen, die im Osten starben, zum Gedächtnis“. Die soll nun an den gekiesten Weg der Hauptachse nach vorn versetzt, gereinigt und eventuell mit einem Pflasterrand umgeben werden, damit sie noch besser sichtbar wird. Derzeit muss man sie schon suchen. Das Steinkreuz, das daneben steht und zu keiner Grabstelle gehört, sondern lediglich ein Gestaltungselement ist, soll laut Vorschlag, der jetzt zum Beschluss wurde, entfernt werden.
Die Kosten der Aufstellung, das Kulturamt rechnet mit 1500 Euro für den Transport und 3500 Euro für die Bodenplatte zur Aufstellung, sollen über Sponsoring aufgebracht werden. Auch das eine gute Nachricht für die Räte.