Es war einmal … eine Fichte, die stand im Hof eines Rottweiler Malerbetriebs. Sie gedieh prächtig und dürfte das Auge so manchen Mitarbeiters erfreut haben. Bis eines Tages der Betrieb seinen Standort wechselte und die Gebäude abgerissen wurden. Da wurde es einsam um den Baum.
Ziemlich verloren stand die Fichte nun auf dem großen, leeren Platz herum. Eines Tages war auch der schöne Baum plötzlich verschwunden – um jedoch alsbald wieder auf dem Hegneberg aufzutauchen und als Weihnachtsbaum die Menschen zur Weihnachtszeit zu erfreuen. Und auch danach wartet noch eine wichtige Aufgabe auf den Nadelbaum …
Ein Gastbeitrag von Tobias Hermann, Medienreferent, Stadt Rottweil
Auch in diesem Jahr sind sie nicht aus dem Stadtbild wegzudenken: An vielen öffentlichen Plätzen wie in der Oberen Hauptstraße stehen in Rottweil mit Lichterketten geschmückte Weihnachtsbäume. Sie erfreuen die Passanten mit ihrem stimmungsvollen Anblick und sorgen für die passende Atmosphäre zur Weihnachtszeit. Die Bäume stammen meist aus dem städtischen Forst. Bekanntlich ist die Stadt Rottweil sehr „waldreich“ und hat daher genügend eigene Bäume zur Verfügung. Sie werden also nicht etwa über einen langen Anfahrtsweg nach Rottweil gebracht. Ausgesucht werden Sie durch einen erfahrenen Mitarbeiter des städtischen Betriebshofs, der sich schon seit vielen Jahren um die Auswahl geeigneter Bäume kümmert, gemeinsam mit den zuständigen Forstrevierleitern.
Grundsätzlich achtet die Stadt Rottweil darauf, auch Bäume zu nutzen, die ohnehin gefällt werden müssten. Einzige Bedingung: Die Bäume müssen so schön sein, dass sie der Stadt an Weihnachten zur Zierde gereichen. Beim Abriss der Gebäude auf dem sogenannten Breucha-Areal an der Ecke Heerstraße/Stadionstraße fiel den Verantwortlichen ein besonders schöner Baum ins Auge, der tatsächlich als Weihnachtsbaum geeignet schien. Der Baum blieb daher erst einmal stehen und hat sich nun tatsächlich zum Weihnachtsbaum gemausert. Unübersehbar grüßt er derzeit alle Anwohner und Gäste bei der Anfahrt von der Oberndorfer Straße hinauf in das Wohngebiet, verbreitet weihnachtliche Stimmung und hat somit an seinem neuen Standort eine Art „zweites Leben“ erhalten.
Übrigens: Wer einen geeigneten Baum im Garten stehen hat, der ansonsten zu Kleinholz verarbeitet werden müsste, kann diesen gerne dem Betriebshof melden. Die Stadt zieht Bäume, die ohnehin gefällt werden müssen, solchen aus dem städtischen Forst nämlich gerne vor. Auch in Neufra steht deshalb dieses Jahr ein privater Baum, der sich über eine „Zweitkarriere“ als Weihnachtsbaum freuen darf. Er stand in einem Privatgarten und wurde von den Mannen des städtischen Betriebshof fachgerecht gefällt und abtransportiert.
Doch wie geht es mit der Fichte auf dem Hegneberg nach ihrem Intermezzo als Weihnachtsbaum weiter? Normalerweise werden nach Weihnachten die Bäume gehäckselt und kommen in eine Hackschnitzelanlage. Dieses Jahr werden sie aber für einen ganz besonderen Zweck gebraucht: Die Bäume werden im Frühjahr als sogenannte „Raubäume“ für die Renaturierung des Neckars verwendet. So nennt man in der Fachwelt Bäume in Fließgewässern und Seen, die absichtlich als Totholz dort platziert werden. Sie sollen vor allem die Ansiedlung von Jungfischen fördern und so einen Beitrag zur Belebung beziehungsweise der Renaturierung des Gewässers leisten.
Nadelbäume sind dabei sogar besser als Unterstand für die Fische von der Aststruktur her geeignet als Laubbäume. Der Baum vom Breucha-Areal wird so Teil der Landesgartenschau 2028 sein und noch sehr lange eine wichtige Funktion für Flora und Fauna haben. Also: Ende gut – alles gut. Oder wenn man so will: das „dritte Leben“ der Breucha-Fichte …
INFO: Weitere Infos zur Landesgartenschau unter www.rw2028.de.