ROTTWEIL. Hunderte haben am Samstagmittag in Rottweil angestanden, um Karten für die geplanten kontingentierten Narrensprünge am Fasnetsmontag und -dienstag zu ergattern. Den Verantwortlichen seitens der Narrenzunft, die einen Weg gefunden haben, trotz der herrschenden Coronaverordnungen diese Veranstaltung zu organisieren, wird derweil nachgesagt, „Eier in der Hose“ zu haben.
Dieses Jahr wird es nicht ohne gehen: Nur, wer eine Karte hat, darf als Narr am Fasnetsmontag oder -dienstag an einem der beiden morgendlichen Sprünge teilnehmen. Und auch Zuschauer werden eine Eintrittskarte benötigen. Der Vorverkauf startete am Samstagmittag – und es bildete sich eine lange Schlange. Bis zu zwei Narren- und fünf Zuschauerkarten darf eine jede Interessentin, ein jeder Interessent erwerben. Entweder für den Montags- oder für den Dienstagssprung. 1000 Narren werden jeweils zugelassen. Gut möglich, dass wenigstens einer dieser Sprünge damit nach dem Vorverkaufsstart bereits ausverkauft ist. Das erste Kartenkontingent ging an Mitglieder der Zunft. Nichtmitglieder haben ab Montag die Chance, Karten zu kaufen.
Dass es eine Fasnet, dass es Narrensprünge geben wird, geht nicht auf den ausdrücklichen Wunsch des Oberbürgermeisters von Rottweil zurück. Nicht darauf, dass er auf diese Weise habe verhindern wollen, dass es illegale, „schwarze Sprünge“ geben könnte. Auf den Knien soll OB Ralf Broß die Narrenzunft angebettelt haben, eine Fasnet zu organisieren, geht ein Gerücht.
Offenbar eine Legende. „Das ist Quatsch“, weist Narrenmeister Christoph Bechtold das Gerücht am Samstag im Gespräch mit der NRWZ zurück. Und berichtet: Die interne Diskussion in der Zunft darüber, ob man eine Fasnet ausrichten will, habe im Oktober begonnen. Es habe dann, Bechtold zählt kurz nach, vier Gespräche mit der Stadt gegeben. Es sei richtig – ohne deren Unterstützung sei es nicht möglich, die Fasnet nun zu organisieren. Aber auf deren ausdrücklichen Wunsch hin sei es nicht geschehen. Auch sei der Plan, zwei Narrensprünge auszurichten, innerhalb der Narrenzunft nicht unumstritten. Man habe sich mehrheitlich dazu entschlossen. Diejenigen, die bei dieser Abstimmung unterlegen seien, würden nun aber die Vorbereitungen unterstützen.
Sehr entscheidend sei aber in der Vorbereitungsphase gewesen, dass seitens Stadtverwaltung Bürgermeister Dr. Christian Ruf mitgewirkt habe, so Bechtold weiter. Ruf war früher Rechtsanwalt, er habe die Coronaverordnung studiert und gemeinsam mit der Zunft das Machbare herausgefiltert.
Nun sei klar: mit 3G und Zugangskontrolle geht’s.
Dafür, dass die Fasnet in Rottweil nun doch stattfinden wird – wenn auch in einer Version 2022 -, wird der Zunft Respekt gezollt. Er sei von einigen Kollegen aus anderen Zünften angerufen worden, so Narrenmeister Bechtold. Und erst gestern Abend habe ihm einer erklärt, dass er und seine Rottweiler Vorstandskollegen „Eier in der Hose“ hätten, dass sie das nun durchziehen. Ohnehin stehe Bechtolds Handy gerade kaum still, „ich lade den Akku gerade zweimal am Tag“, sagt er.
Am Samstag nun hat der Vorverkauf für die Narren- und Zuschauerkarten begonnen. Schon vor 14 Uhr, dem offiziellen Starttermin, hatte sich eine Schlange gebildet, die vom Verkaufsort, dem Vorplatz von Sport Kirsner, bis fast ans Alte Rathaus reichte. Gut hundert Meter lang. Selbst hochkarätige Stadträte mussten sich hinten anstellen, um an Karten zu kommen.