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    Edeka Rottweil bietet Desinfektionsmittel – und bekommt die Rote Karte auf Facebook

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    Nächtlicher Beitrag auf Facebook: Abgebildet sind knapp 20 Flaschen „Sinco ManoSept F“. Ein Hand-Desinfektionsmittel. Dazu der wütende Kommentar: „Vorne bei den Kassen in der Edeka Rottweil… unfassbar wie hier versucht wird aus der Unsicherheit der Menschen Profit zu machen.“ Stimmt das? Zockt Edeka in Zeiten des Coronavirus ab? 

    Der Tag hat klasse begonnen für Detlev Maier. Der Inhaber des Rottweiler Edeka-Culinara ist an diesem Samstag um 4.30 Uhr aufgestanden, ist um 6 Uhr, als er mit der NRWZ telefoniert, in seinem Büro. Er hat Ware bekommen, „und das war heute wie Weihnachten.“ Denn der Edeka-Lkw habe Toilettenpapier angeliefert, Maier konnte die Regale wieder füllen. Das ist ohnehin seine Botschaft: „Die Versorgung funktioniert, wir kriegen alles nach.“

    Zuvor hat Maier eine Messenger-Anfrage der NRWZ aber für eine unbestimmte Dauer die Laune versaut. Wir haben ihm einen Link geschickt zu einem Beitrag in der Facebook-Gruppe „Stadtgeflüster Rottweil“ mit ihren mehr als 4200 Mitgliedern. Dort ist seit dem späten Freitagabend ein Foto zu finden von Desinfektionsmittel, das es bei Edeka gebe. Die Flaschen tragen die Preisauszeichnung „29,90“.

    Die Reaktionen sind eindeutig: „Gefährlich für Leute dessen (sic!) Hirn offline ist“, wird da grammatikalisch nicht ganz korrekt kommentiert. Und: “ Ja mit der Angst wird gerne Geld gemacht.“ Sowie: „Boah dass (sic!) ist ganz schön frech.“ Von Abzocke ist die Rede, von Profitmacherei mit der „Unsicherheit der Leute“. Eine Kommentatorin rückt das Angebot in die Nähe von Behinderung. Unklar, wie sie das meint.

    Erfüllt das nicht schon den Tatbestand der üblen Nachrede? Es ist jedenfalls geeignet, den Edeka-Chef Detlef Maier in Fahrt zu bringen. Zunächst einmal rechnet er vor: 18,50 Euro koste jede Flasche dieses – zugegebenermaßen nicht günstigen – Desinfektionsmittels, das von einer Villingen-Schwenninger Firma stamme. Dazu komme die Mehrwertsteuer, dann liegt der Preis bei 22,02 Euro. „Es kann sein, dass wir teuer eingekauft haben, aber der Markt war leer, wir haben nichts mehr bekommen.“

    Um dieses „Sinco ManoSept F“ zu beschaffen habe er, Maier, 15 bis 20 Telefonate geführt. Er benötige schließlich das Mittel auch für seine Angestellten, die täglich im Kundenkontakt arbeiten. Zum Eigenbedarf, „wir brauchen das auch intern“. Einen Teil habe er in den Verkauf getan. 60 Flaschen. An diesen verdiene er 360 Euro. Maier lacht, das sei nicht gerade weltbewegend.

    Der Edeka-Chef verweist darauf, dass vor der jüngsten Eskalation der Krise Barilla-Nudeln im Angebot gewesen seien. Er hätte angesichts dessen, dass Nudeln neben Mehl und Toilettenpapier gerade richtig gut gehen, die Preis-Aktion beenden können. Habe er nicht. Er biete weiterhin günstige Preise an, das seien die Kunden von Edeka insgesamt gewohnt, darauf könnten sie sich deutschlandweit verlassen.

    Dass es kein anderes Desinfektionsmittel am Markt mehr gebe, sagt Maier eine andere Zahl: Der Hersteller von „Sinco ManoSept F“ habe ihm berichtet, dass ein großer Discounter gerade 100.000 Flschen geordert habe. In der Apotheke bekomme das Produkt derweil für mehr als 34 Euro.

    Maier glaubt auch nicht, dass das Villingen-Schwenninger Unternehmen einen höheren Preis verlangt habe und so von der Krise profitiere. „Das Preisangebot stammt von vor acht Wochen.“ Zu diesem habe er dann eingekauft. An ein Industrieunternehmen, das für seine Mitarbeiter dringend Hand-Desinfektionsmittel gebraucht habe, habe Maier außerdem einen Teil direkt zum Einkaufspreis abgegeben. Aus Verbundenheit.

    Maier will es klar sagen: Hier profitiert niemand von der Krise. Allenfalls Kommentatoren auf Facebook, die Unsinn verbreiteten. „Das ist beschämend“, sagt Maier, dass Leute ihm hier gleich Profitgier unterstellten. Es sei beschämend auch, wie die Menschen auf Facebook auf die Krise reagierten.

    Der Einzelhändler hält fest:

    Jetzt ist Zusammenhalt wichtig. Und dass wir etwas für die älteren Menschen tun. Die Egoismen müssen jetzt weg. Wir sollten aufeinander zugehen.“

    Derweil würde ganz allgemein Unsinn verbreitet, von wegen Panikmache angesichts der anstehenden Schul- und Kitaschließungen. Jeder wisse es besser als die eigentlichen Experten, es sei unerträglich.

    Maier will es nochmal festhalten: Die Versorgungslage sei gut. Auch, wenn einzelne Regale mal leer gekauft worden seien – etwa unverständlicherweise Toilettenpapier, wofür er auch keine Erklärung habe, vielleicht, damit die Leute sagen können: „Mein Hintern ist wenigstens sauber“? -, würde der Nachschub doch funktionieren. Nudeln, Mehl und eben Klopapier, alles sei wieder verfügbar.

    Der Einzelhandel sei zudem eine der Branchen, die als systemrelevant eingestuft worden sind. Das bedeutet, dass in der nun anstehenden mehrwöchigen Coronakrise die Mitarbeiter Sonderrechte für die Kinderbetreuung in Anspruchn nehmen können.

    Sie würden jedenfalls täglich schauen, dass der Laden läuft, so Einzelhändler Maier. Solche Facebook-Kommentare seien da eher kontraproduktiv und verzichtbar. Gelinde gesagt.

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    K.Sonntag
    K.Sonntag
    4 Jahre her

    Schon komisch, da wird ein Einzelhändler, der ein getestetes und hochwirksames, viruzides Hautdesinfektionsmittel nicht ganz billig verkauft durchs Netz geschmiert, und neuerdings versuchen andere Schnapsvorlauf, also Abbfall für 20,– € den Liter zu verticken und scheints es stört keinen.
    Übrigens Stroh-Rum ist billiger und genauso unwirksam – nur schmeckt er besser…

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    Peter Arnegger (gg)
    Peter Arnegger (gg)
    … ist seit gut 25 Jahren Journalist. Seine Anfänge hatte er bei der Redaktion der “Schwäbischen Zeitung” in Rottweil, beim Schwäbischen Verlag in Leutkirch volontierte er. Nach einem Engagement bei der zu diesem Verlag gehörenden Aalener Volkszeitung wechselte Arnegger zur PC Welt nach München, einem auf Computer-Hard- und -Software spezialisierten Magazin. Es folgten Tätigkeiten in PR und Webentwicklung.2004, wieder in seiner Heimat angekommen, half Arnegger mit, die NRWZ aus der Taufe zu heben. Zunächst war er deren Chefredakteur, und ist zwischenzeitlich Geschäftsführer der NRWZ Verwaltungs GmbH – und als solcher der verantwortliche Journalist der NRWZ.Peter Arnegger ist 1968 in Oberndorf / Neckar geboren worden.

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    Maier glaubt auch nicht, dass das Villingen-Schwenninger Unternehmen einen höheren Preis verlangt habe und so von der Krise profitiere. „Das Preisangebot stammt von vor acht Wochen.“ Zu diesem habe er dann eingekauft. An ein Industrieunternehmen, das für seine Mitarbeiter dringend Hand-Desinfektionsmittel gebraucht habe, habe Maier außerdem einen Teil direkt zum Einkaufspreis abgegeben. Aus Verbundenheit.

    Maier will es klar sagen: Hier profitiert niemand von der Krise. Allenfalls Kommentatoren auf Facebook, die Unsinn verbreiteten. „Das ist beschämend“, sagt Maier, dass Leute ihm hier gleich Profitgier unterstellten. Es sei beschämend auch, wie die Menschen auf Facebook auf die Krise reagierten.

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    Der Einzelhandel sei zudem eine der Branchen, die als systemrelevant eingestuft worden sind. Das bedeutet, dass in der nun anstehenden mehrwöchigen Coronakrise die Mitarbeiter Sonderrechte für die Kinderbetreuung in Anspruchn nehmen können.

    Sie würden jedenfalls täglich schauen, dass der Laden läuft, so Einzelhändler Maier. Solche Facebook-Kommentare seien da eher kontraproduktiv und verzichtbar. Gelinde gesagt.

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