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    NRWZ.deRottweil"Die Stadt Rottweil: der zahnlose Stubentiger", oder: Wie Narren nun die "Spaziergänger"...

    „Die Stadt Rottweil: der zahnlose Stubentiger“, oder: Wie Narren nun die „Spaziergänger“ vertreiben wollen

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    Rottweil kennt fast nur noch ein Thema: die Montags-„Spaziergänge“, die immer mehr Zulauf haben, die bislang immer weiter wuchsen. Die zu einem Auswuchs geworden seien, der einzudämmen wäre, wie manche meinen. Sie handeln unterschiedlich. Die Stadtverwaltung, OB und Bürgermeister, belassen es bei Appellen und bleiben auf Sicherheitsabstand. Der Gemeinderat steht nicht vollzählig dahinter. Die Polizei sieht sich nicht imstande, in Rottweil starke Präsenz zu zeigen. Namentlich unbekannte Anmelder einer Mahnwache möchten Kerzen anzünden. Und einige Rottweiler Narren wollen die Obere Hauptstraße in alter Tradition nun montagabends für sich. Konfrontation will allerdings keiner, auch die Mehrheit unter den „Spaziergängern“ nicht.

    Er sei nicht die Merkel, nicht der Scholz. Auch nicht der Kretschmann. Rottweils Oberbürgermeister Ralf Broß sagt das auf Nachfrage der NRWZ so nicht wörtlich, er umschreibt es nur. Aber er meint es so: Es handele sich bei Corona um eine weltweit wütende Pandemie, die Verordnungen zu deren Eindämmung würden in Berlin und Stuttgart gemacht. Nicht in der Kleinstadt am Neckar, deren OB er ist. Das gelte es zu beachten, wenn man fordere, dass er Gesicht zeige, sich persönlich gegen die Proteste der Montags-„Spaziergänger“ stelle. „That’s not my business“, wie der Brite sagen würde. Ein Leser der NRWZ kommt in einem vielbeachteten Leserbrief zu einem anderen Schluss.

    Broß erklärte das im Rahmen eines Pressegesprächs am Freitagmorgen, das die Stadtverwaltung kurzfristig angesetzt hatte. Nach einem Appell an die Bürger im vergangenen Jahr, an den Corona-Maßnahmen-Protesten nicht teilzunehmen, sollte es nun eine deutliche Reaktion der Stadt geben. Was es wurde, ist bekannt: ein neuerlicher Appell an die Bürger, an den Protesten nicht teilzunehmen. Diesmal aber als Aufruf zur Corona-Impfung und unterstützt durch eine Anzeigenkampagne, durch ein Banner am Alten Rathaus – dem montäglichen Versammlungsort – und durch eine Website. Was es nicht werden konnte, ist auch bekannt: ein Versammlungsverbot. Das könnte die Polizei wegen Kräftemangels nicht durchsetzen, hieß es, das wurde andernorts auch schon gerichtlich wieder kassiert.

    Deshalb formulierte die Stadtverwaltung: „Mit Sorge blicken wir … auf die wiederholten ‚Spaziergänge‘ von Kritikern der Schutzmaßnahmen und der Impfungen durch unsere Innenstadt. Die Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut in unserer Demokratie. Aber sie kann nur funktionieren, wenn wir uns auf gemeinsame Regeln verständigen und das Gemeinwohl geachtet wird. Die Versammlungen sind nicht wie im Versammlungsrecht vorgeschrieben angemeldet. Vorgaben zum Schutz der Bevölkerung wie Maske tragen oder Mindestabstände werden leider nicht eingehalten.“

    Der Appell an alle Bürgerinnen und Bürger: „Gerne dürfen Sie Ihre Meinung äußern, aber wählen Sie bitte einen anderen Weg. Nehmen Sie nicht an den ‚Spaziergängen‘ teil. Zeigen Sie Solidarität, Mitgefühl und Verantwortungsbewusstsein gegenüber all denen Menschen, die von der Pandemie ganz individuell betroffen sind. Nutzen Sie die Möglichkeit einer Schutzimpfung, achten Sie weiter auf Abstände und ermuntern Ihre Mitmenschen, weiter durchzuhalten.“

    Das war’s. „Die Stadt Rottweil. Der zahnlose Stubentiger“, lautet ein Kommentar online dazu. Und: „Diese Aktion bringt gar nichts.“

    Unterzeichnet haben den Appell OB und Bürgermeister sowie 20 der 26 Gemeinderäte. Es fehlt fast die komplette Fraktion der Freien Wähler – nur Karl-Theodor Häring ist dabei*. Seitens der FDP fehlt Harald-Armin Sailer. Auch die AfD-Stadträtin Margrit Pfriender hat sich nicht der Aktion angeschlossen.

    Einen Grund, außerdem montagabends vor dem Alten Rathaus zu stehen, sich den Demonstranten zu stellen, Gesicht zu zeigen, den sieht OB Broß nicht. Entsprechend gefragt, verweist er darauf, dass die NRWZ ihm hier schon übel mitgespielt habe. Nach dem ersten der Protestzüge Mitte Dezember 2021 schrieben wir, dass der Oberbürgermeister kurz nach dessen Start nach Hause in den Feierabend gefahren sei. Es stimme schon, erklärte Broß nun, er sei damals gegen 18.05 Uhr weggefahren. Aber doch nicht in den Feierabend! Ein Oberbürgermeister sei nie im Feierabend, will er vermitteln, und dass ihm die Formulierung, wenn nicht falsch, so doch zu flapsig sei.

    Aus seiner, aus Sicht der Stadtverwaltung ist es nämlich so: Man beobachte das Geschehen in der Innenstadt. Man stehe ohnehin im ständigen Austausch mit der Polizei. Man versuche durchgehend, die Lage einzuschätzen, was einem die Demonstranten nach Kräften schwer machten, indem sie die Demos leider nicht anmeldeten. Man sei jederzeit fähig, zu reagieren. „Auch, wenn Sie uns nicht sehen, sind wir doch da“, so Broß.

    Bürgermeister Dr. Christian Ruf, der neben Fachbereichsleiter Bernd Pfaff einen der sogenannten Spaziergänge noch persönlich beobachtet und begleitet hatte, pflichtete Broß bei. Er halte sich inzwischen montagabends im Rathaus auf und verfolge das Geschehen von dort aus.

    Damit sind aktuell neben den eingesetzten Polizeibeamten noch zwei Mitarbeiter des städtischen Ordnungsdienstes draußen, während die Protestler durch die Straßen und Gassen ziehen. Für diese sei es eine belastende Situation, bestätigte Bürgermeister Ruf auf Nachfrage der NRWZ. Es komme zu verbalen Konfrontationen mit den Demonstranten. Dennoch sei es nicht ihre Aufgabe, so OB und Bürgermeister unisono, sich dieser Konfrontation ebenfalls persönlich auszusetzen. Vielmehr würde ihr Erscheinen die Demonstranten gegebenenfalls anstacheln.

    Konfrontation – das ist es auch, was einige Rottweiler Narren nicht suchen. Jedenfalls keine Eskalation, keinen Streit, keine Gewalt. Dennoch wollen sie ein Zeichen setzen, und das bereits am morgigen Montagabend. Sie rufen nun zum „Traditionellen Klepfen in der Oberen Hauptstraße“ auf – und zwar just für 18 Uhr, wenn der nächste „Spaziergang“ beginnen wird. Soll heißen: Sie wollen die Straße für sich. In der Vorfasnetszeit in Rottweil kann man das als eine Rückeroberung begreifen.

    Wenn so eine Original Rottweiler „Goaßl“, eine Peitsche, geschwungen wird, dann entsteht schon bei den Narrensprüngen ein Raum des Respekts. Man geht auf Abstand. Es ist Brauch, dass der Knall der Peitschen ab dem Dreikönigstag durch die Gassen hallt. Dass Narren in Vorfreude auf die Fasnet auf die Straße gehen.

    Der Rottweiler, der nun die Idee zur Aktion am morgigen Montagabend hatte, glaubt, dass die Obere Hauptstraße mit einigen wenigen sogenannten Treibern, die die Peitsche knallen lassen, rasch belegt sein könnte. Der Raum erobert und den „Spaziergängern“ die Möglichkeit genommen, sich zu formieren. Ein Zeichen gegen die Proteste gesetzt.

    Ob es zu diesem Klepfen kommt, ist allerdings unklar. Der Ideengeber, der nach eigenen Angaben nicht zu einer Eskalation beitragen möchte, zieht sich zurück, wird keinen Aufruf starten. Derweil aber geht sein Vorschlag viral. Auf Facebook und WhatsApp wird bereits ein Signet geteilt, das irgendjemand angefertigt hat, der NRWZ schickt man es per E-Mail zu. Darin wird zwar ein Virus ausgetrieben – gemeint ist aber nicht das Corona-Virus.

    Zudem ist eine Mahnwache angemeldet worden, die offenbar an die bisher an und mit Corona Verstorbenen im Landkreis erinnern will. Dies sind 235 Menschen.

    Auch die Haltung der „Spaziergänger“ ist eindeutig: Sie wollen friedlich bleiben. Dazu rufen sie untereinander immer wieder auf. Auch, wenn einzelne laut Bürgermeister Ruf inzwischen erklärt hätten, dass sie gerne Trommeln und Trillerpfeifen einsetzen würden, man sei ja kein Trauerzug. Die Demonstranten wollen ebenfalls keine Eskalation. Und freuen sich auf Montagabend.

    *Hinweis: Zunächst hatten wir geschrieben, die komplette Fraktion der Freien Wähler habe sich nicht an dieser Aktion beteiligt. Das ist nicht richtig. Daher haben wir die entsprechende Passage geändert. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.

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    Peter Arnegger (gg)
    2 Jahre her

    Hallo Herr Weidle, auch, wenn Sie sich durch eine Berichterstattung angefasst fühlen, kann das kein Grund sein, auf die Berichterstattung zu verzichten. In diesem Falle haben wir wieder einmal abgewogen: die Gegenaktion ankündigen? Und damit den Konflikt ggf aufbauschen? Oder nicht ankündigen und alle Beteiligten offen in den Konflikt laufen lassen? Wie wir uns entschieden haben, sehen Sie ja selbst. Und nicht zuletzt handeln wir mit Nachrichten.

    In Gut und Böse teilen übrigens Sie selbst ein, die Adjektive kommen im Text nicht vor. Wütend ist drin, aber in Bezug auf das Virus. „Sogenannte“ ist eine Alternative für die Gänsefüßchen um Spaziergänger. Denn dies sind sie nicht, sie sind Demonstrierende.

    Der tatsächlich schöne Leserbrief „Die Situation“ hatte immerhin mehr als 4000 Aufrufe. Das ist etwa ein Fünftel des Wut-Leserbriefs, aber unter dem Radar fliegt er damit nicht. Auch er wurde wahrgenommen. Übrigens: Nahezu alle Texte stellen wir nach einigen Tagen hinter eine Paywall. Nennen Sie es Verlagspolitik.

    Aber keine Sorge, Ihre Sicht der Dinge kann man durchaus teilen. Ich wollte nur manches erklären.

    Dieter E. Albrecht
    2 Jahre her

    Ist das jetzt Klepfen mit Rechts, Links, Quer oder beidhändig?
    Da freue ich mich doch auf die zusätzlichen Spaziergänger/innen mit Goaßl, klepfend gegen die Impfpflicht. So ist wenigstens der Abstand gesichert.

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    Peter Arnegger (gg)
    Peter Arnegger (gg)
    … ist seit gut 25 Jahren Journalist. Seine Anfänge hatte er bei der Redaktion der “Schwäbischen Zeitung” in Rottweil, beim Schwäbischen Verlag in Leutkirch volontierte er. Nach einem Engagement bei der zu diesem Verlag gehörenden Aalener Volkszeitung wechselte Arnegger zur PC Welt nach München, einem auf Computer-Hard- und -Software spezialisierten Magazin. Es folgten Tätigkeiten in PR und Webentwicklung.2004, wieder in seiner Heimat angekommen, half Arnegger mit, die NRWZ aus der Taufe zu heben. Zunächst war er deren Chefredakteur, und ist zwischenzeitlich Geschäftsführer der NRWZ Verwaltungs GmbH – und als solcher der verantwortliche Journalist der NRWZ.Peter Arnegger ist 1968 in Oberndorf / Neckar geboren worden.

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    Rottweil kennt fast nur noch ein Thema: die Montags-„Spaziergänge“, die immer mehr Zulauf haben, die bislang immer weiter wuchsen. Die zu einem Auswuchs geworden seien, der einzudämmen wäre, wie manche meinen. Sie handeln unterschiedlich. Die Stadtverwaltung, OB und Bürgermeister, belassen es bei Appellen und bleiben auf Sicherheitsabstand. Der Gemeinderat steht nicht vollzählig dahinter. Die Polizei sieht sich nicht imstande, in Rottweil starke Präsenz zu zeigen. Namentlich unbekannte Anmelder einer Mahnwache möchten Kerzen anzünden. Und einige Rottweiler Narren wollen die Obere Hauptstraße in alter Tradition nun montagabends für sich. Konfrontation will allerdings keiner, auch die Mehrheit unter den „Spaziergängern“ nicht.

    Er sei nicht die Merkel, nicht der Scholz. Auch nicht der Kretschmann. Rottweils Oberbürgermeister Ralf Broß sagt das auf Nachfrage der NRWZ so nicht wörtlich, er umschreibt es nur. Aber er meint es so: Es handele sich bei Corona um eine weltweit wütende Pandemie, die Verordnungen zu deren Eindämmung würden in Berlin und Stuttgart gemacht. Nicht in der Kleinstadt am Neckar, deren OB er ist. Das gelte es zu beachten, wenn man fordere, dass er Gesicht zeige, sich persönlich gegen die Proteste der Montags-„Spaziergänger“ stelle. „That’s not my business“, wie der Brite sagen würde. Ein Leser der NRWZ kommt in einem vielbeachteten Leserbrief zu einem anderen Schluss.

    Broß erklärte das im Rahmen eines Pressegesprächs am Freitagmorgen, das die Stadtverwaltung kurzfristig angesetzt hatte. Nach einem Appell an die Bürger im vergangenen Jahr, an den Corona-Maßnahmen-Protesten nicht teilzunehmen, sollte es nun eine deutliche Reaktion der Stadt geben. Was es wurde, ist bekannt: ein neuerlicher Appell an die Bürger, an den Protesten nicht teilzunehmen. Diesmal aber als Aufruf zur Corona-Impfung und unterstützt durch eine Anzeigenkampagne, durch ein Banner am Alten Rathaus – dem montäglichen Versammlungsort – und durch eine Website. Was es nicht werden konnte, ist auch bekannt: ein Versammlungsverbot. Das könnte die Polizei wegen Kräftemangels nicht durchsetzen, hieß es, das wurde andernorts auch schon gerichtlich wieder kassiert.

    Deshalb formulierte die Stadtverwaltung: „Mit Sorge blicken wir … auf die wiederholten ‚Spaziergänge‘ von Kritikern der Schutzmaßnahmen und der Impfungen durch unsere Innenstadt. Die Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut in unserer Demokratie. Aber sie kann nur funktionieren, wenn wir uns auf gemeinsame Regeln verständigen und das Gemeinwohl geachtet wird. Die Versammlungen sind nicht wie im Versammlungsrecht vorgeschrieben angemeldet. Vorgaben zum Schutz der Bevölkerung wie Maske tragen oder Mindestabstände werden leider nicht eingehalten.“

    Der Appell an alle Bürgerinnen und Bürger: „Gerne dürfen Sie Ihre Meinung äußern, aber wählen Sie bitte einen anderen Weg. Nehmen Sie nicht an den ‚Spaziergängen‘ teil. Zeigen Sie Solidarität, Mitgefühl und Verantwortungsbewusstsein gegenüber all denen Menschen, die von der Pandemie ganz individuell betroffen sind. Nutzen Sie die Möglichkeit einer Schutzimpfung, achten Sie weiter auf Abstände und ermuntern Ihre Mitmenschen, weiter durchzuhalten.“

    Das war’s. „Die Stadt Rottweil. Der zahnlose Stubentiger“, lautet ein Kommentar online dazu. Und: „Diese Aktion bringt gar nichts.“

    Unterzeichnet haben den Appell OB und Bürgermeister sowie 20 der 26 Gemeinderäte. Es fehlt fast die komplette Fraktion der Freien Wähler – nur Karl-Theodor Häring ist dabei*. Seitens der FDP fehlt Harald-Armin Sailer. Auch die AfD-Stadträtin Margrit Pfriender hat sich nicht der Aktion angeschlossen.

    Einen Grund, außerdem montagabends vor dem Alten Rathaus zu stehen, sich den Demonstranten zu stellen, Gesicht zu zeigen, den sieht OB Broß nicht. Entsprechend gefragt, verweist er darauf, dass die NRWZ ihm hier schon übel mitgespielt habe. Nach dem ersten der Protestzüge Mitte Dezember 2021 schrieben wir, dass der Oberbürgermeister kurz nach dessen Start nach Hause in den Feierabend gefahren sei. Es stimme schon, erklärte Broß nun, er sei damals gegen 18.05 Uhr weggefahren. Aber doch nicht in den Feierabend! Ein Oberbürgermeister sei nie im Feierabend, will er vermitteln, und dass ihm die Formulierung, wenn nicht falsch, so doch zu flapsig sei.

    Aus seiner, aus Sicht der Stadtverwaltung ist es nämlich so: Man beobachte das Geschehen in der Innenstadt. Man stehe ohnehin im ständigen Austausch mit der Polizei. Man versuche durchgehend, die Lage einzuschätzen, was einem die Demonstranten nach Kräften schwer machten, indem sie die Demos leider nicht anmeldeten. Man sei jederzeit fähig, zu reagieren. „Auch, wenn Sie uns nicht sehen, sind wir doch da“, so Broß.

    Bürgermeister Dr. Christian Ruf, der neben Fachbereichsleiter Bernd Pfaff einen der sogenannten Spaziergänge noch persönlich beobachtet und begleitet hatte, pflichtete Broß bei. Er halte sich inzwischen montagabends im Rathaus auf und verfolge das Geschehen von dort aus.

    Damit sind aktuell neben den eingesetzten Polizeibeamten noch zwei Mitarbeiter des städtischen Ordnungsdienstes draußen, während die Protestler durch die Straßen und Gassen ziehen. Für diese sei es eine belastende Situation, bestätigte Bürgermeister Ruf auf Nachfrage der NRWZ. Es komme zu verbalen Konfrontationen mit den Demonstranten. Dennoch sei es nicht ihre Aufgabe, so OB und Bürgermeister unisono, sich dieser Konfrontation ebenfalls persönlich auszusetzen. Vielmehr würde ihr Erscheinen die Demonstranten gegebenenfalls anstacheln.

    Konfrontation – das ist es auch, was einige Rottweiler Narren nicht suchen. Jedenfalls keine Eskalation, keinen Streit, keine Gewalt. Dennoch wollen sie ein Zeichen setzen, und das bereits am morgigen Montagabend. Sie rufen nun zum „Traditionellen Klepfen in der Oberen Hauptstraße“ auf – und zwar just für 18 Uhr, wenn der nächste „Spaziergang“ beginnen wird. Soll heißen: Sie wollen die Straße für sich. In der Vorfasnetszeit in Rottweil kann man das als eine Rückeroberung begreifen.

    Wenn so eine Original Rottweiler „Goaßl“, eine Peitsche, geschwungen wird, dann entsteht schon bei den Narrensprüngen ein Raum des Respekts. Man geht auf Abstand. Es ist Brauch, dass der Knall der Peitschen ab dem Dreikönigstag durch die Gassen hallt. Dass Narren in Vorfreude auf die Fasnet auf die Straße gehen.

    Der Rottweiler, der nun die Idee zur Aktion am morgigen Montagabend hatte, glaubt, dass die Obere Hauptstraße mit einigen wenigen sogenannten Treibern, die die Peitsche knallen lassen, rasch belegt sein könnte. Der Raum erobert und den „Spaziergängern“ die Möglichkeit genommen, sich zu formieren. Ein Zeichen gegen die Proteste gesetzt.

    Ob es zu diesem Klepfen kommt, ist allerdings unklar. Der Ideengeber, der nach eigenen Angaben nicht zu einer Eskalation beitragen möchte, zieht sich zurück, wird keinen Aufruf starten. Derweil aber geht sein Vorschlag viral. Auf Facebook und WhatsApp wird bereits ein Signet geteilt, das irgendjemand angefertigt hat, der NRWZ schickt man es per E-Mail zu. Darin wird zwar ein Virus ausgetrieben – gemeint ist aber nicht das Corona-Virus.

    Zudem ist eine Mahnwache angemeldet worden, die offenbar an die bisher an und mit Corona Verstorbenen im Landkreis erinnern will. Dies sind 235 Menschen.

    Auch die Haltung der „Spaziergänger“ ist eindeutig: Sie wollen friedlich bleiben. Dazu rufen sie untereinander immer wieder auf. Auch, wenn einzelne laut Bürgermeister Ruf inzwischen erklärt hätten, dass sie gerne Trommeln und Trillerpfeifen einsetzen würden, man sei ja kein Trauerzug. Die Demonstranten wollen ebenfalls keine Eskalation. Und freuen sich auf Montagabend.

    *Hinweis: Zunächst hatten wir geschrieben, die komplette Fraktion der Freien Wähler habe sich nicht an dieser Aktion beteiligt. Das ist nicht richtig. Daher haben wir die entsprechende Passage geändert. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.

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