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    „Die Not steigt von Tag zu Tag“: NRWZ-Serie zum Krisenjahr 1923 in Rottweil

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    Aktuelle Turbulenzen, besonders die hohe Inflation, lenken den Blick auf die Krisenzeiten vor hundert Jahren. 1923 erschütterten Ruhrbesetzung, massive Geldentwertung, Hitlerputsch und Separatismus die Weimarer Republik. In einer kleinen Serie geht die NRWZ der Frage nach, wie sich die Geschehnisse 1923 in Rottweil auswirkten und wie sie wahrgenommen wurden. Teil Eins erscheint an Silvester.

    Von einer „Tollhauszeit“ sprach in seiner Autobiografie Stefan Zweig, damals einer der meistübersetzten und erfolgreichsten Schriftsteller der Welt. Und der deutsch-britische Publizist und Schriftsteller Sebastian Haffner, sonst um kluge Einsichten nicht verlegen, bemühte sich gar nicht mehr um griffige Metaphern. Er charakterisierte 1923 fassungslos schlicht als „unmögliches Jahr“.

    Es war auch eine üble Rüttelstrecke, die die Deutschen damals – gerade mal vier Jahre nach Ende des elenden Ersten Weltkriegs – über sich ergehen lassen mussten. Los ging es schon im Januar 1923: Nachdem der Streit über Reparationen eskaliert war, rückten französische und belgische Truppen ins Ruhrgebiet vor, ins Herz der deutschen Schwerindustrie. Ermutigt von der Reichsregierung, leistete die Bevölkerung passiven Widerstand – und die Folgen ruinierten zusehends die Staatsfinanzen und die Wirtschaft. Es kam zu einer rasenden Hyperinflation, die die Ersparnisse breiter Schichten vernichtete. Erst im November konnte sie durch eine Währungsreform gestoppt werden.

    Die zunehmend schwierige Lage 1923 spiegelte sich in den beiden Rottweiler Zeitungen, der „Schwarzwäler Bürger-Zeitung“ und dem „Schwarzwälder Volksfreund“, aus dem dieser Ausschnitt stammt. Foto: al

    Zugleich war Deutschland politisch extrem zerstritten. Linke Umsturzpläne und nationalkonservative Attacken setzen der jungen Republik zu. Im Oktober riefen Separatisten in Aachen eine unabhängige „Rheinische Republik“ aus, der im November eine „Pfälzische Republik“ folgte. Auch zwischen Bayern und dem Reich eskalierten Konflikte.

    Am 8. November verkündete Adolf Hitler im Münchener Bürgerbräukeller die „nationale Revolution“, erklärte die bayerische Regierung für abgesetzt und proklamierte den „Marsch auf Berlin“. Zwar schlug die Landespolizei den Putschversuch bereits am 9. November an der Münchner Feldherrnhalle gewaltsam nieder. Aber die Geschehnisse brannten sich gegen Ende eines vielfach als katastrophal wahrgenommenen Jahres tief ins Gedächtnis ein.

    Wie wurde als dies in Rottweil aufgenommen? Welche Auswirkungen hatten Ruhrbesetzung, Geldwertverfall und politische Erschütterungen? Diese Fragen geht die NRWZ-Serie nach. Als Quellen wurden die beiden damaligen Rottweiler Zeitungen ausgewertet: der „Schwarzwälder Volksfreund“, der der damals in Rottweil starken katholischen Zentrumspartei nahestand. Und die „Schwarzwälder Bürger-Zeitung“, das von der Familie Rotschild herausgegebene, in liberaler Richtung geführte Bezirksamtsblatt.

    Zuchtrind neben Haar-Sprechstunde: Blick auf eine Rottweiler Anzeigenseite vom 16. April 1923. Foto: al

    Beide Zeitungen erörterten intensiv internationale und das gesamte Deutsche Reich betreffende Entwicklungen. Und sie berichteten – wenngleich meist in wesentlich geringerem Umfang – über Geschehnisse in Rottweil und der Region. Diese Informationen wurden ausgewertet – bis hin zu den Annoncen auf den Anzeigen-Seiten, die nicht weniger interessant und aufschlussreich sind als die Texte. Denn sie geben vielfache spannende Einblicke: In damalige Konsumwünsche, in die verfügbaren Waren und Preise, und nicht selten in das Alltagsleben – zum Beispiel, indem sie häufig das Thema Auswanderung ansprechen.

    Info: Mehr zu diesen Themen lesen Sie auf NRWZ.de ab dem 31. Dezember.

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    Aktuelle Turbulenzen, besonders die hohe Inflation, lenken den Blick auf die Krisenzeiten vor hundert Jahren. 1923 erschütterten Ruhrbesetzung, massive Geldentwertung, Hitlerputsch und Separatismus die Weimarer Republik. In einer kleinen Serie geht die NRWZ der Frage nach, wie sich die Geschehnisse 1923 in Rottweil auswirkten und wie sie wahrgenommen wurden. Teil Eins erscheint an Silvester.

    Von einer „Tollhauszeit“ sprach in seiner Autobiografie Stefan Zweig, damals einer der meistübersetzten und erfolgreichsten Schriftsteller der Welt. Und der deutsch-britische Publizist und Schriftsteller Sebastian Haffner, sonst um kluge Einsichten nicht verlegen, bemühte sich gar nicht mehr um griffige Metaphern. Er charakterisierte 1923 fassungslos schlicht als „unmögliches Jahr“.

    Es war auch eine üble Rüttelstrecke, die die Deutschen damals – gerade mal vier Jahre nach Ende des elenden Ersten Weltkriegs – über sich ergehen lassen mussten. Los ging es schon im Januar 1923: Nachdem der Streit über Reparationen eskaliert war, rückten französische und belgische Truppen ins Ruhrgebiet vor, ins Herz der deutschen Schwerindustrie. Ermutigt von der Reichsregierung, leistete die Bevölkerung passiven Widerstand – und die Folgen ruinierten zusehends die Staatsfinanzen und die Wirtschaft. Es kam zu einer rasenden Hyperinflation, die die Ersparnisse breiter Schichten vernichtete. Erst im November konnte sie durch eine Währungsreform gestoppt werden.

    Die zunehmend schwierige Lage 1923 spiegelte sich in den beiden Rottweiler Zeitungen, der „Schwarzwäler Bürger-Zeitung“ und dem „Schwarzwälder Volksfreund“, aus dem dieser Ausschnitt stammt. Foto: al

    Zugleich war Deutschland politisch extrem zerstritten. Linke Umsturzpläne und nationalkonservative Attacken setzen der jungen Republik zu. Im Oktober riefen Separatisten in Aachen eine unabhängige „Rheinische Republik“ aus, der im November eine „Pfälzische Republik“ folgte. Auch zwischen Bayern und dem Reich eskalierten Konflikte.

    Am 8. November verkündete Adolf Hitler im Münchener Bürgerbräukeller die „nationale Revolution“, erklärte die bayerische Regierung für abgesetzt und proklamierte den „Marsch auf Berlin“. Zwar schlug die Landespolizei den Putschversuch bereits am 9. November an der Münchner Feldherrnhalle gewaltsam nieder. Aber die Geschehnisse brannten sich gegen Ende eines vielfach als katastrophal wahrgenommenen Jahres tief ins Gedächtnis ein.

    Wie wurde als dies in Rottweil aufgenommen? Welche Auswirkungen hatten Ruhrbesetzung, Geldwertverfall und politische Erschütterungen? Diese Fragen geht die NRWZ-Serie nach. Als Quellen wurden die beiden damaligen Rottweiler Zeitungen ausgewertet: der „Schwarzwälder Volksfreund“, der der damals in Rottweil starken katholischen Zentrumspartei nahestand. Und die „Schwarzwälder Bürger-Zeitung“, das von der Familie Rotschild herausgegebene, in liberaler Richtung geführte Bezirksamtsblatt.

    Zuchtrind neben Haar-Sprechstunde: Blick auf eine Rottweiler Anzeigenseite vom 16. April 1923. Foto: al

    Beide Zeitungen erörterten intensiv internationale und das gesamte Deutsche Reich betreffende Entwicklungen. Und sie berichteten – wenngleich meist in wesentlich geringerem Umfang – über Geschehnisse in Rottweil und der Region. Diese Informationen wurden ausgewertet – bis hin zu den Annoncen auf den Anzeigen-Seiten, die nicht weniger interessant und aufschlussreich sind als die Texte. Denn sie geben vielfache spannende Einblicke: In damalige Konsumwünsche, in die verfügbaren Waren und Preise, und nicht selten in das Alltagsleben – zum Beispiel, indem sie häufig das Thema Auswanderung ansprechen.

    Info: Mehr zu diesen Themen lesen Sie auf NRWZ.de ab dem 31. Dezember.

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