Die Rottweiler Fasnet fällt in diesem Jahr aus. Kein Abstauben, kein Schmotziger, keine Narrensprünge. Die NRWZ hat sich bei ein paar Rottweiler Narren umgehört, was ihnen am meisten fehlt und was sie für die fünfte Jahreszeit planen.
Seit 28 Jahren leben Karl-Heinz und Bettina Auch in Rottweil, haben sich zu echten Fasnetshandwerkern und Narren entwickelt. Vergangenes Jahr waren sie zum zwölften Mal als Schmotzigengruppe unterwegs, der von ihnen auf die Beine gestellte Klepferwettbewerb fand zum 20. Mal statt. „Doch dieses Jahr ist alles anders“, sagt Karl-Heinz Auch. Die Zwickmaschine in seinem Laden steht still. Für die wenigen Klepfer, die gekauft werden, reicht sein Bestand vom vergangenen Jahr.
Was bedeutet für euch die Fasnet generell?
Karl-Heinz: Fasnet heißt für mich: viele Termine für Narrhalla- und Schmotzigenproben, fröhliche Gemeinschaft, schöne Bälle und Feste, viele Kontakte und Gespräche, lange Abende in der Werkstatt, um alle Klepfer zufriedenzustellen, das laute Rattern der Zwickmaschinen, strahlende Kinderaugen beim Klepferwettbewerb… Alles zusammengefasst: Glückseligkeit.
Bettina: Da würde ich mit Karl Lambrecht sagen: „Wie alle alten Fasnachten macht auch die Rottweiler Fasnet den Besucher mehr betroffen als belustigt; sie geht unter die Haut.“
Was habt ihr empfunden, als klar war, die Fasnet 2021 fällt aus?
Karl-Heinz: Eigentlich kann die Fasnet gar nicht ausfallen, sie findet ja im Herzen statt. Die Fasnet muss dieses Jahr nur ganz anders stattfinden, Pandemiegerecht, da muss man sich was einfallen lassen.
Bettina: So sind wir am 6. Januar zu einem ausgedehnten Spaziergang durch Rottweil aufgebrochen und haben Freunden und Bekannten frisch gebackene Fasnetsküchle-Pakete vorbeigebracht und bei einem Schluck Sekt (mit eigener Flasche und Gläsern) Abstauben auf Abstand praktiziert. Das war sehr anders, aber auch sehr lustig.
Kein Klepferwettbewerb, kein Schmotziger, keine Narrensprünge – was schmerzt am meisten und warum?
Karl-Heinz: Der Narrensprung ist für mich der Höhepunkt der Fasnet, gerne stehe ich an der Straße und bin jedes Jahr überwältigt, wie kreativ das Stadtgeschehen von den Narren in Narrenbüchern, Schnupfdosen oder Handhebden behandelt wird. Mein besonderer Moment an der Fasnet sind die Rössle, die durchs Schwarze Tor kommen.
Bettina: Wenn um 19 Uhr die Schiebetüre beim Café Schädle aufgeht und wir kurz vor unserem ersten Auftritt als Schmotzigengruppe stehen – da klopft das Herz gewaltig vor Aufregung und Vorfreude. Nach den Wochen der Vorbereitung ist das für mich der Beginn des schönsten Abends der Fasnetszeit.
Was habt ihr für ein Alternativprogramm an der Fasnet ’21?
Karl-Heinz: Bis jetzt haben wir noch nichts geplant. Da muss man auch noch die aktuellen Verordnungen und Infektionszahlen abwarten. Aber wir freuen uns schon sehr auf nächstes Jahr und sind ganz sicher, die Fasnet ’22 wird die beste aller Zeiten.