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    Der Bockshof liegt in Paris

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    Rottweil – Einen charmanten Abend voller Pointen und Pariser Flair tischt das Zimmertheater mit seinem Sommerstück „Die Affäre Rue de Lourcine“ von Eugène Labiche im Bockshof auf. Am Donnerstag war Premiere.

     

    Sie schrubben und werden den Dreck doch nicht los: Man muss unweigerlich an das Wort vom „Hände in Unschuld zu waschen“ denken, wenn Madame Lenglumé (Mailin Klinger) und Madame Mistingue (Petra Weimer) hektisch über dem Wasserfass herumfuchteln, um von ihren Händen den Ruß abzurubbeln, der sie als Mörderinnen ausweisen könnte.

     

    Es ist eine von vielen sprechenden Details, die diese Inszenierung von Peter Staatsmann anschaulich und vielschichtig machen. Unterhaltsam und komisch ist er ohnehin, der kompakte Einakter, in dem zwei einander unbekannte Menschen nach durchzechter Nacht in einem Bett aufwachen – nachdem sie allem Augenschein zuvor im Suff einen armen Kerl um die Ecke gebracht haben.

     

    Peter Staatsmann frischt der Boulevardkomödie aus den 1870er-Jahren flott auf – und zeigt neben der humorvollen Oberfläche mit viel Situationskomik eine Doppelbödigkeit, die es in sich hat. Wie da um einen Zufalls-Mord zu vertuschen von braven Biederbürgerinnen munter weiter gemeuchelt wird, passt nicht zu einem hamonieselig-blumigen Menschenbild.

     

    Das Schauspieler-Quintett nimmt die Ebenen agil auf. Kraftvoll, mit prägnanter Mimik und toller Präsenz verkörpert Mailin Klinger die zentrale Figur der Madame Lenglumé. Einen nicht weniger energischen Gegenpart bildet Petra Weimer als zopfbehelmte Madame Mistingue. Valentina Sadiku rundet die Frauenriege erfrischen jugendlich ab.

    Ein starkes Männer-Duo bilden Ulrich Kuhlmann als Lengumés Ehemann Arnolphe Raphael Bantle als Diener Justin. Kuhlmann gibt cool den lakonischen Wiedergänger Carl Lagerfeld. Und Bantle mischt mit gekonnten Akrobatik-Einlagen das Bühnengeschehen immer wieder herrlich belebend und auf.

     

    Vollends zu einem runden, inspirierenden Sommerabend wird die Inszenierung durch die musikalischen Impulse: Dorin Grama und Nicholas Charkviani verleihen den Szenen dezent mehr Atmosphäre. Und eine schöne, gutgelaunt-verschmitze Kommentarebene steuert ein munterer Chor bei, der von Robert Kopf komponierte Couplets einbringt – scherzhaft-satirische Strophenlieder voller Anspielungen, bei denen man unter anderem den in Rottweil nicht unbekannten Seufzer „O jerum“ heraushört.

     

    All das verbindet sich zu einem spritzig-kurzweiligen Theaterabend, der den lauscheigen Bockshof ins pulsierende Paris transferiert und den man sich nicht entgehen lassen sollte.

    Info: „Die Affäre Rue de Lourcine“ ist bis 30. Juli zu sehen. Die Termine finden sich unter www.zimmertheater-rottweil.de.

     

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    Rottweil – Einen charmanten Abend voller Pointen und Pariser Flair tischt das Zimmertheater mit seinem Sommerstück „Die Affäre Rue de Lourcine“ von Eugène Labiche im Bockshof auf. Am Donnerstag war Premiere.

     

    Sie schrubben und werden den Dreck doch nicht los: Man muss unweigerlich an das Wort vom „Hände in Unschuld zu waschen“ denken, wenn Madame Lenglumé (Mailin Klinger) und Madame Mistingue (Petra Weimer) hektisch über dem Wasserfass herumfuchteln, um von ihren Händen den Ruß abzurubbeln, der sie als Mörderinnen ausweisen könnte.

     

    Es ist eine von vielen sprechenden Details, die diese Inszenierung von Peter Staatsmann anschaulich und vielschichtig machen. Unterhaltsam und komisch ist er ohnehin, der kompakte Einakter, in dem zwei einander unbekannte Menschen nach durchzechter Nacht in einem Bett aufwachen – nachdem sie allem Augenschein zuvor im Suff einen armen Kerl um die Ecke gebracht haben.

     

    Peter Staatsmann frischt der Boulevardkomödie aus den 1870er-Jahren flott auf – und zeigt neben der humorvollen Oberfläche mit viel Situationskomik eine Doppelbödigkeit, die es in sich hat. Wie da um einen Zufalls-Mord zu vertuschen von braven Biederbürgerinnen munter weiter gemeuchelt wird, passt nicht zu einem hamonieselig-blumigen Menschenbild.

     

    Das Schauspieler-Quintett nimmt die Ebenen agil auf. Kraftvoll, mit prägnanter Mimik und toller Präsenz verkörpert Mailin Klinger die zentrale Figur der Madame Lenglumé. Einen nicht weniger energischen Gegenpart bildet Petra Weimer als zopfbehelmte Madame Mistingue. Valentina Sadiku rundet die Frauenriege erfrischen jugendlich ab.

    Ein starkes Männer-Duo bilden Ulrich Kuhlmann als Lengumés Ehemann Arnolphe Raphael Bantle als Diener Justin. Kuhlmann gibt cool den lakonischen Wiedergänger Carl Lagerfeld. Und Bantle mischt mit gekonnten Akrobatik-Einlagen das Bühnengeschehen immer wieder herrlich belebend und auf.

     

    Vollends zu einem runden, inspirierenden Sommerabend wird die Inszenierung durch die musikalischen Impulse: Dorin Grama und Nicholas Charkviani verleihen den Szenen dezent mehr Atmosphäre. Und eine schöne, gutgelaunt-verschmitze Kommentarebene steuert ein munterer Chor bei, der von Robert Kopf komponierte Couplets einbringt – scherzhaft-satirische Strophenlieder voller Anspielungen, bei denen man unter anderem den in Rottweil nicht unbekannten Seufzer „O jerum“ heraushört.

     

    All das verbindet sich zu einem spritzig-kurzweiligen Theaterabend, der den lauscheigen Bockshof ins pulsierende Paris transferiert und den man sich nicht entgehen lassen sollte.

    Info: „Die Affäre Rue de Lourcine“ ist bis 30. Juli zu sehen. Die Termine finden sich unter www.zimmertheater-rottweil.de.

     

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