Facettenreiche Angebote haben am Tag des offenen Denkmals viele Interessierte angezogen. Dass der Aktionstag auf das Stadtfest-Wochenende fiel, hat die Aufmerksamkeit noch verstärkt. In den Museen und bei Führungen wurde das Rahmen-Thema „KulturSpur – Ein Fall für den Denkmalschutz“ anregend aufgegriffen.
So nahm Bettina Auch im Stadtmuseum Interessierte mit auf die Suche nach „Rottweiler Originalen“ – nach Menschen oder Eigenschaften, die einzigartig, unverwechselbar sind. Und damit auch Rottweil unverwechselbar machen. Was früher schlicht alltagsbekannt war, weil man wusste, dass die Fasnet einzigartig ist oder mit unverwechselbaren Menschen wie Karl Lambrecht zu tun hatte, ist nun zentrales Element der strategischen Markenbildung der Stadt und damit ausgerichtet auf Wirkung und Verkäuflichkeit.
Einerseits wäre es interessant, was Originale wie Karl Lambrecht dazu gesagt hätten. Andererseits kann man sich jenseits der Nutzenkalküle darüber freuen, dass nun der Blick verstärkt auf Besonderes aller Art, auf Identitätsbildendes gelenkt wird. In eben diese Spurensuche, die nun viele einbinden und über längere Zeit laufen soll, nahm Bettina Auch die Gäste mit hinein.
Einzigartig sei zum Beispiel die Topografie Rottweils, die exponierte Lage über dem Neckartal, argumentierte sie. Ebenso wie Rottweils Funktion als Sitz des Kaiserlichen Hofgerichts. Ins Sichtfeld kamen rasch jedoch Menschen. Etwa Franz Josef Kramer, genannt Herrenkramer, dem zu verdanken ist, dass die gleichnamige monumentale Krippe entstand und bis heute bestaunt werden kann. Oder Karl Bißwurm (1842-1931), der als ältester aktiver Feuerwehrmann Deutschlands zu Ehren kam und im Eckhaus am Friedrichsplatz gegenüber der Predigerkirche seine Schneiderei hatte.
Bei der Frage, welche weiteren Originale es gebe, ging bei einer der launigen Führungen der Blick auch auf Karl Hezinger, der als Teilnehmer dabei war – und zur Nominierung nur dezent schmunzelte. Als mögliche „echte“ Rottweiler, die damit auch „Originale“ oder zumindest keine Fälschungen sind, kamen indes auch – wenngleich nicht ohne ein Augenzwinkern – die im Spital Geborenen zur Sprache. Ob diese Gruppe freilich als Premium-Faktor fürs Stadtmarketing eingespannt werden soll, blieb zum Glück offen.
Auf eine weit gespannte, rund sechsstündige Spurensuche begab sich, unterstützt von geballter Expertise, eine Gruppe, die in mehreren Etappen die „Bäderkultur in Rottweil“ erkundete. Vom Badhaus im Neckartal ging es über Römerbad, Aquasol und weitere Stationen bis zum Salinenmuseum, wo abschließend ein Umtrunk lockte.
Führungen gab es zudem am Schwarzen Tor, in der Holzmanufaktur im Neckartal sowie beim Kapellenturm. In der Lorenzkapelle berichtete Cornelia Votteler von den Wandlungen des Gotteshauses, das einst als Friedhofskapelle diente. Bei der Suche nach Originalen wird man in der Lorenzkapelle sicher fündig. Ob freilich das Stadtmarketing das Potenzial erkennt und die Bildwerke des Kapellenturms als herausragende Vorzeige-Objekte ins Rampenlicht rückt, bleibt spannend.