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    Denkmaltag: Kultur-Spur „1899“ zum römischen Rottweil

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    Was hat ein Schachtdeckel mit der Ausschrift „1899“ mit Rottweils römischen Anfängen zu tun? Er war eine der Spuren, auf die bei zahlreichen spannenden Angebote in Rottweil zum Denkmaltag, der dieses Jahr unter dem Motto „KulturSpur. Ein Fall für den Denkmalschutz“ steht, geführt wurde – und heute weiter wird.

    Etwas Laub liegt auf ihm und viel Gras wächst drum herum: Reichlich unauffällig ist der gusseiserne Schachtdeckel ein Paar Meter neben der St. Pelagius-Basilika, auf den Thomas Schlipf am Samstagnachmittag die Gäste seiner Führung zum römischen Rottweil hinwies.

    Eröffnet den Zugang zu einer weiltläufigen unterirdischen Anlage unter der Wiese: Der Schachtdeckel neben der Pelagiuskirche. Foto: al

    Und doch tut sich mit dem 1899 angebrachten Schachtdeckel eine ganze Welt auf: Ein weitläufiges Areal, in dem Säulen Steinplatten abdecken. Es sind, genauso, wie man es im Hypokaust, direkt neben der Sakristei der Pelagiuskirche gut ausgeleuchtet bewundern kann, Teile einer unterirdischen Flächenheizung, mit der die Römer eine Badeanlage wohlig warm zauberten.

    Der ganze Rasenbereich zum Neckar geblickt rechts neben der Basilika ist damit unterhöhlt, unter der Wiese liegen Steinplatten. Und wenn man wollte, könnte man diese Fußbodenheizung rasch wieder anwerfen – obwohl sie bald 2000 Jahre alt ist und rund 180 Jahre in Betrieb war.

    Blick in die Hypokaust-Anlage unter St. Pelagius. Foto: al

    Es war nicht das einzige Mal, dass der Archäologe Thomas Schlipf, einer der profundesten Kenner des römischen Rottweil, seine Zuhörer am Samstagnachmittag zum Staunen brachte. Wieder und wieder wies er sie auf teils kaum erkennbare Spuren des Lebens vor fast zwei Jahrtausenden hin.

    So etwa, dass das einstige Militärbad, zu dem die Hypokaust-Anlagen gehören, in sich den Abmessungen teils mit der heutigen Pelagiuskirche überschnitt – und wohl auch etwa so hoch war. Er sprach aber auch offene Frage an, zum Beispiel, dass bis heute nicht klar ist, wie die Frischwasserversorgung im römischen Rottweil funktionierte.

    So entstand nach und nach ein umfassender Eindruck der Siedlung, die sich zwar auf einer deutlich kleineren Fläche als das heutige Rottweil konzentrierte. Die aber zu Spitzenzeiten vielleicht ähnlich viele Menschen beherbergte, kamen doch zu 12000 Soldaten noch Familien und etliche Zivilisten hinzu.

    Schlipf machte in seiner Spurensuche deutlich, dass neben Forum, Theater und Bädern mehrstöckige Handelshäuser und Peristyl-Villen mit von Säulenhallen umgebenen Innenhöfen das römische Rottweil als „typisch römische Stadt“ auswiesen – eine Seltenheit nördlich der Alpen.

    Tausende Einwohner hatte der Siedlungskomplex der Römerzeit. Foto: al

    Man muss nach Kultur- und Geschichts-Spuren Ausschau halten, dann wird man sie zumindest in Rottweil reichlich finden. Das war ein zentraler Ertrag dieser inspirierenden Führung, die sich bestens einfügte in das breite Angebot zum Denkmaltag. Die Gäste werden künftig wohl öfter auf Schachtdeckel schauen und nicht nur profane Rohre darunter vermuten.

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    Was hat ein Schachtdeckel mit der Ausschrift „1899“ mit Rottweils römischen Anfängen zu tun? Er war eine der Spuren, auf die bei zahlreichen spannenden Angebote in Rottweil zum Denkmaltag, der dieses Jahr unter dem Motto „KulturSpur. Ein Fall für den Denkmalschutz“ steht, geführt wurde – und heute weiter wird.

    Etwas Laub liegt auf ihm und viel Gras wächst drum herum: Reichlich unauffällig ist der gusseiserne Schachtdeckel ein Paar Meter neben der St. Pelagius-Basilika, auf den Thomas Schlipf am Samstagnachmittag die Gäste seiner Führung zum römischen Rottweil hinwies.

    Eröffnet den Zugang zu einer weiltläufigen unterirdischen Anlage unter der Wiese: Der Schachtdeckel neben der Pelagiuskirche. Foto: al

    Und doch tut sich mit dem 1899 angebrachten Schachtdeckel eine ganze Welt auf: Ein weitläufiges Areal, in dem Säulen Steinplatten abdecken. Es sind, genauso, wie man es im Hypokaust, direkt neben der Sakristei der Pelagiuskirche gut ausgeleuchtet bewundern kann, Teile einer unterirdischen Flächenheizung, mit der die Römer eine Badeanlage wohlig warm zauberten.

    Der ganze Rasenbereich zum Neckar geblickt rechts neben der Basilika ist damit unterhöhlt, unter der Wiese liegen Steinplatten. Und wenn man wollte, könnte man diese Fußbodenheizung rasch wieder anwerfen – obwohl sie bald 2000 Jahre alt ist und rund 180 Jahre in Betrieb war.

    Blick in die Hypokaust-Anlage unter St. Pelagius. Foto: al

    Es war nicht das einzige Mal, dass der Archäologe Thomas Schlipf, einer der profundesten Kenner des römischen Rottweil, seine Zuhörer am Samstagnachmittag zum Staunen brachte. Wieder und wieder wies er sie auf teils kaum erkennbare Spuren des Lebens vor fast zwei Jahrtausenden hin.

    So etwa, dass das einstige Militärbad, zu dem die Hypokaust-Anlagen gehören, in sich den Abmessungen teils mit der heutigen Pelagiuskirche überschnitt – und wohl auch etwa so hoch war. Er sprach aber auch offene Frage an, zum Beispiel, dass bis heute nicht klar ist, wie die Frischwasserversorgung im römischen Rottweil funktionierte.

    So entstand nach und nach ein umfassender Eindruck der Siedlung, die sich zwar auf einer deutlich kleineren Fläche als das heutige Rottweil konzentrierte. Die aber zu Spitzenzeiten vielleicht ähnlich viele Menschen beherbergte, kamen doch zu 12000 Soldaten noch Familien und etliche Zivilisten hinzu.

    Schlipf machte in seiner Spurensuche deutlich, dass neben Forum, Theater und Bädern mehrstöckige Handelshäuser und Peristyl-Villen mit von Säulenhallen umgebenen Innenhöfen das römische Rottweil als „typisch römische Stadt“ auswiesen – eine Seltenheit nördlich der Alpen.

    Tausende Einwohner hatte der Siedlungskomplex der Römerzeit. Foto: al

    Man muss nach Kultur- und Geschichts-Spuren Ausschau halten, dann wird man sie zumindest in Rottweil reichlich finden. Das war ein zentraler Ertrag dieser inspirierenden Führung, die sich bestens einfügte in das breite Angebot zum Denkmaltag. Die Gäste werden künftig wohl öfter auf Schachtdeckel schauen und nicht nur profane Rohre darunter vermuten.

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