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    Volkstrauertag 2023 in Rottweil

    Das Miteinander in Vielfalt und Freiheit fördern

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    Am Volkstrauertag gedenken die Menschen der Opfer von Krieg und Vertreibung. Neben der Trauer soll dieser Tag aber auch ein Symbol für Frieden und Versöhnung unter den Völkern sein.

    (Rottweil). Die erste offizielle Feierstunde zum Volkstrauertag fand 1922 im Deutschen Reichstag in Berlin statt. Eingeführt wurde er ursprünglich durch den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge zum Gedenken an die vielen Millionen Opfer des Ersten Weltkrieges. 1934 machten die Nazis den Volkstrauertag dann zum „Heldengedenktag“, gestaltet von NSDAP und Wehrmacht. Fünf Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges führte der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge den Volkstrauertag als Gedenktag für die Opfer von Kriegen und Gewaltherrschaft wieder ein. Im Deutschen Bundestag findet am Volkstrauertag eine zentrale Gedenkstunde statt, zu der neben dem Spielen der Nationalhymne und des Soldatenliedes „Der gute Kamerad“ auch eine Rede des Bundespräsidenten gehört. Vor öffentlichen Gebäuden werden die Fahnen auf Halbmast gesetzt. Im Mittelpunkt der Veranstaltungen stehen Themen, die die Versöhnung und Verständigung der Menschen über politische, kulturelle und religiöse Grenzen hinweg thematisieren.

    Rottweils Oberbürgermeister Dr. Christian Ruf hält die Ansprache.

    In seiner Ansprache sagte Rottweils Oberbürgermeister Dr. Christian Ruf, wir blickten heute mit Trauer und Empörung auf die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten, wo die Angriffe auf die Zivilbevölkerung zu unsäglichem Leid, Verlust, Verwundung, Tod und Flucht führen. Dadurch erhalte dieser Gedenktag eine neue, leider ganz aktuelle Dimension. Deshalb sollten, ja müssen wir uns erinnern – gerade für uns Deutsche ist und bleibe die Erinnerung ein Auftrag, ein Auftrag aus dem damaligen und dem heutigen Leid. Ruf sagte weiter: „Im Angesicht von Terror und unsäglicher Gewalt stehen wir ohnmächtig hier an der Gedenkstätte für die gefallenen Soldaten der zwei Weltkriege und können nicht fassen, wozu auch heute noch die Menschen fähig sind. Das Damoklesschwert des Krieges hängt über uns. Daher ist es gut, dass wir heute hier sind, wir bekommen täglich vor Augen geführt, dass wir uns nicht in Sicherheit wiegen können, dass der Frieden zerbrechlich ist. Doch wir alle können dazu beitragen, jeder und jede von uns.“ Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier habe in seiner Rede im vergangenen Jahr gesagt: „Nur der, der die Spuren der Vergangenheit in der Gegenwart lesen lernt, wird zu einer Zukunft beitragen können, die Kriege vermeidet, Gewaltherrschaft ablehnt und ein friedliches Zusammenleben in Freiheit ermöglicht.“

    Ruf resümierte, dass er es als seine Aufgabe und als die unserer Stadt ansehe, weiterhin das Miteinander in Vielfalt und Freiheit in unserer Gesellschaft zu fördern. Wenn wir Deutsche nach den Lehren aus den Untiefen unserer Geschichte während der Nazi-Diktatur suchten, fänden wir diese Lehren einzigartig zusammengefasst im ersten Artikel unseres Grundgesetzes: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“. Er schloss seine Rede mit den Worten „wir trauern mit den Angehörigen, wir halten inne, um uns ihr Leid zu vergegenwärtigen. Wir tun dies aber nicht nur in einem erinnernden Rückblick, sondern mit der Hoffnung und dem Willen zu einer guten und friedlichen Zukunft.“

    Die Musikkapelle Rottweil-Altstadt.
    Die Männerschola des Rottweiler Münsterchors. Fotos: Berthold Hildebrand

    Bürgermeisterin Ines Gaehn sprach das Totengedenken, Gemeindereferent Igor Begic von der katholischen Kirchengemeinde Fürbitten und Gebete für die Verstorbenen der Kriege. Die Feier wurde musikalisch umrahmt vom Musikverein „Frohsinn“ Rottweil-Altstadt und der Männerschola des Münsterchors. 

    Igor Begic von der katholischen Kirchengemeinde spricht ein Gebet. Fotos: Berthold Hildebrand
    Werner Weiss spricht zum letzten Mal für den VdK.
    Susanne Birkenmaier übernimmt das Amt von Werner Weiss.

    Am Ende der Feierstunde legten für die Stadt Rottweil Oberbürgermeister Dr. Christian Ruf, Bürgermeisterin Ines Gaehn sowie Vertreter der Ortsgruppe Rottweil des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, des VdK Ortsverbands Rottweil und der Reservistenkameradschaft Rottweil-Oberndorf Kränze am Ehrenmal nieder. Werner Weiss vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge gab nach mehr als 50 Jahren sein Amt an Susanne Birkenmeier weiter. Diese bedankte sich bei allen, die gekommen waren und die zum Gelingen dieser Gedenkfeier beigetragen haben.