(Meinung). Es gibt sicher viele Branchen, die indirekt unter der Pandemie und vor allem unter den Verordnungen von Bund, Land und/oder Kommune leiden. Hier will ich nur ein Schlaglicht auf eine Branche werfen: Friseure. Diese haben geöffnet, aber unter Auflagen. Und deshalb bleiben die Kunden aus. Dafür gibt es eigentlich keinen Grund, jedenfalls nach meiner Beobachtung.
Friseurtermin – der kommt bei mir immer dann, wenn Haare über den Ohren wegstehen. Ich weiß, andere Menschen handeln geplanter, vereinbaren ihre Termine regelmäßig, wie die Haare eben wachsen. Ich bin eher spontan.
Vorher zum Test?
Das ist im Moment aber ein bisschen problematisch. Denn der liebe Gott, nein, der liebe Herr Ministerpräsident und die Landesregierung sowie der liebe Herr Landrat haben vor den Friseurbesuch einen Covid-19-Schnelltest gesetzt. Da steht man plötzlich vor der Frage: testen lassen? Lohnt der ganze Aufwand? Möglicherweise mit einem positiven Ergebnis – also dem Nachweis einer Infektion, was dann einen PCR-Test und eine mögliche Quarantäne bedeutet? Oder doch lieber die Haare etwas wachsen lassen, den Bart zudem, sieht unter der Maske eh keiner?
Natürlich kann man sich auch einen Friseur suchen, der schwarz arbeitet und auf den vorgeschriebenen Test verzichtet. Online sollen sie das recht offen anbieten, habe ich gehört. Aber das ist mir zu heiß, da bin ich nicht der Typ für.
Ich entscheide mich für den Friseurtermin und damit für den Test zuvor. Rottweil bietet hier einige Möglichkeiten an. Es gibt ein Impfmobil, es gibt die Apotheken und Arztpraxen, den Kapuziner als Anlaufstelle – die Stadtverwaltung hat das dieser Tage zusammengetragen.
Der Ablauf
Ich entscheide mich für das jüngste der Angebote: den Drive-In-Corona-Schnelltest im Rottweiler Testzentrum auf dem Berner Feld. Der läuft ganz einfach und schnell ab, so meine Erfahrung, wenn man einen kleinen Hinweis beachtet, den ich natürlich übersehen habe, aber dazu später mehr. Also:
- auf www.testzentrum-rottweil.de gehen,
- „Jetzt Termin reservieren“ anklicken,
- gegebenenfalls unter „Erstmalig registrieren“ einen neuen Account erstellen,
- ein paar Felder ausfüllen
- und einen Termin auswählen.
Im Minutentakt können die Menschen auf zwei Fahrspuren in der Halle auf dem Berner Feld getestet werden. Morgen, Freitag, zum Beispiel von 6.30 bis 18.15 Uhr. In Fünf-Minuten-Abständen kann ich einen Termin für meinen Test buchen. Mein Termin war heute um 8.30 Uhr. Im Idealfall wäre ich wenige Minuten später durch gewesen.
Hinweise lesen
Aber natürlich bin ich nicht der Idealfall. Ich hatte, bevor ich daheim los bin, noch einen leckeren Espresso aus meiner Maschine gezogen. Und man muss den Test auf nüchternen Magen machen, darf 30 Minuten zuvor nichts zu sich genommen haben, auch keinen Kaugummi. Wird einem alles vorher mitgeteilt. Menschen wie ich, die das missachten, werden trotzdem registriert – dann aber freundlich gebeten, ungetestet durch die Halle zu fahren, sich draußen ein Parkplätzchen zu suchen und dann eben so lange zu warten, bis die 30 Minuten Ess- und Trinkpause eingehalten werden können.
Danach geht’s dafür aber besonders flott.
Darauf ein Pilschen kaufen
Unter freundlicher Anleitung und durch ein Trichterchen musste ich in ein Röhrchen spucken, bis meine Spucke eine Markierung erreicht hatte. Fertig. Röhrchen abgeben und los. Man braucht nicht zu warten.
15 Minuten später ist die Mail im Posteingang. „Ihr Testergebnis vom 22.04.2021“, stand da bei mir im Betreff. Habe die Mail gleich aufgemacht. „Guten Tag Peter Arnegger“, las ich weiter, „Ihr Testergebnis ist NEGATIV – kein Nachweis des Coronavirus SARS-CoV-2. Bleiben Sie weiterhin gesund!“ Ich ab zum Getränkemarkt. Sprudel, Apfelsaft und ein Pilschen für den Abend geholt. Letzteres zur Feier des Tages und aus einem leichten Übermut heraus.
Gähnende Leere
Dann der Anruf beim Friseur – „Sie können jederzeit vorbeikommen“, heißt es dort. Ich bestätige, dass ich einen negativen Test vorweisen kann. Und wundere mich vor Ort: Wo sonst alle Frisiersessel, alle Warteplätze belegt sind, herrscht gähnende Leere. Wo sonst fetter Hip-Hop läuft, dudelt nun was ziemlich getragenes. Der Inhaber erzählt, dass die Leute sich nicht testen lassen wollten und deshalb nicht zum Friseur gingen. Mit all den Folgen für ihn und seine Mitarbeiter.
Jetzt mal echt: Am Aufwand kann’s nicht liegen. Covid-19-Schnelltest vor dem Friseurtermin? Kein Problem.
Ergänzend für die Leser:
Weitere Zugangsmöglichkeiten sind: (§ 4a CoronaVO)
1. Vollständige(!!) Impfung, die mindestens 14 Tage zurückliegt (Impfbuch nicht vergessen)
2. Durchgemachte PCR-bestätigte Coronainfektion innerhalb der letzten 6 Monate, sofern man keinen Absonderungspflichten mehr unterliegt. (Dokument mitbringen)
Etwas unglücklich ist die Formulierung „tagesaktueller Test“ im VO-Text:
Ich meinte, mal was von max. 24 h alt gelesen zu haben, finde aber nichts mehr. Vielleicht kriegen Sie’s raus.
Ist insoweit nicht unwichtig, da die kommunalen Testzentren meist nur abends geöffnet haben. Wäre jetzt halt etwas umständlich, extra von Dunningen nach Rottweil fahren, Test machen und dann wieder zurück zum Friseur.
Käufliche Selbsttests reichen nicht, da die VO von „geschulten Dritten“ spricht, die den Test durchführen müssen!
Sie haben vollumfänglich recht und vielen Dank für Ihre Mühe. Zum Wort tagesaktuell: Der Test hat eine Gültigkeit von 24 Stunden. Insofern ist die Formulierung in der Verordnung tatsächlich unglücklich gewählt.