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Bundesstraße 27: Es bleibt bei der Vollsperrung – aber Amt nimmt Rücksicht auf Rettungsdienste

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Die Ende April, Anfang Mai anstehende Vollsperrung der B 27 zwischen Rottweil und Neukirch erfreut Autofahrer nicht gerade. Bedenken gar hat Rottweils Feuerwehrkommandant Frank Müller angemeldet. Die rechtzeitige Erreichbarkeit etwa des Vaihinger Hofs sei nicht mehr gewährleistet, wenn die Bundesstraße dicht ist. Das Landratsamt hat sich nun mit Müller und Kreisbrandmeister Mario Rumpf zusammen gesetzt, heißt es auf Nachfrage der NRWZ. Übrigens: Auch der Zollernalbkreis wird die B 27 auf seiner Seite aufreißen.

Es war am Rande eines Einsatzes wegen eines Brandmelderalarms in der Flüchtlingsunterkunft in der Hauptstraße in Rottweil. Stadtbrandmeister Frank Müller berichtete gegenüber der NRWZ von seinen Sorgen, die ihm die geplante Vollsperrung der B 27 mache. Es geht ihm etwa um eine weitere Flüchtlingsunterkunft der Stadt, sie liegt auf dem Vaihingerhof bei Neukirch.

Dorthin ist die Feuerwehr vergangenes Jahr noch alle paar Wochen gerufen worden, weil ein Brandmelder angeschlagen hatte. Oftmals war dort nicht einmal Essen die Ursache, sondern etwa auch Zigarettenrauch. Inzwischen hat das aufgehört.

Doch es droht immer der Ernstfall. Und wenn die Bundesstraße 27 zwischen Rottweil und Neukirch gesperrt sein wird, erreichen Müller und seine Leute Vaihingerhof – und Neukirch und Zepfenhan – nicht mehr in der ersten Hilfsfrist, die in Baden-Württemberg zehn Minuten beträgt. Vor allem mit der im Ernstfall notwendigen Drehleiter nicht. Auch, wenn die Drehleiter statt aus Rottweil aus Balingen angefordert würde, würde sie es nicht schnell genug nach Vaihingerhof schaffen, so Müller.

„Ich hab meine Bedenken gegen die Sperrung angemeldet”, erklärte Müller vor ein paar Tagen. Die Umleitungsstrecke führt nach aktueller Planung über Wellendingen – wo Feuerwehrleute nach Informationen der NRWZ ohnehin eine dramatische Situation erwarten, schwere Unfälle wegen des hohen Verkehrsaufkommens außerdem.

Müllers Bedenken sind bei Kreisbrandmeister Mario Rumpf angekommen. Dieser erklärte auf Nachfrage der NRWZ am Montag, sich mit Straßenbauamtschef Martin Osieja kurz zu schließen. Mittwoch vormittag haben sich alle besprochen. Ergebnis: Es bleibt bei der Vollsperrung. Aber: „Wir werden eine Lösung für den Rettungsdienst und die Feuerwehr finden”, so Osieja zur NRWZ.

Das sei Standard bei Baumaßnahmen dieser Art, erklärte der Leiter des Straßenbauamts weiter. Im Vorfeld würden immer auch Fragen wie die von Feuerwehrkommandant Müller aufgeworfene diskutiert und gelöst. Das sei aber ein Prozess und benötige etwas Zeit.

Müller habe Verständnis gezeigt für die Argumente der Behörde, berichtet auch auf Nachfrage der NRWZ Fred Frech vom Straßenbauamt. Der Stadtbrandmeister wolle sich nun mit Schömberg kurzschließen – und die dortige Stadtverwaltung um Hilfe im Einsatzfall bitten. Durch eine Entsendung von Kameraden der dortigen Freiwilligen Feuerwehr.

Zudem will das Straßenbauamt Müller über die Baumaßnahmen detailliert auf dem Laufenden halten. „So kann es sein, dass wir die Baustelle nachts teilweise öffnen können“, kündigte Frech an.

Denn eine ganze Reihe von Gründen führe dazu, dass es keine Teilsperrung geben wird. Zunächst einmal werde die Bundesstraße nicht nur im vierstreifigen Teilstück, sondern auch davor aufgerissen, da werde „richtig gewühlt”, so Straßenbauamts-Chef Osieja, das werde ein „echtes Baufeld.” Schächte würden ausgehoben, Leitungen neu verlegt. Da gehe nicht unter fließendem Verkehr, auch wenn der nur einspurig liefe. Dem stehe auch die Arbeitssicherheit der eingesetzten Bauarbeiter entgegen. Osieja zitiert da etwa aus den Technischen Regeln für Arbeitsstätten. Sein Fazit: „Eine Teilsperrung ist schlicht nicht machbar.”

Von der Baumaßnahme betroffen ist ein Teilstück der B 27, etwa von Höhe Hardthaus aus bis Rottweil-Neukirch. Es geht um das vierspurige Stück zuzüglich etwa zwei Kilometer davor, von Rottweil aus gesehen. Insgesamt sind das knapp über 3,5 Kilometer Straße.

Von der anderen Seite her wird sich das Straßenbauamt des Zollernalbkreises an die Arbeit und an die Bundesstraße machen. Deren Maßnahme ist nicht so umfangreich wie die Rottweiler. etwa sechs Wochen werden für sie veranschlagt. Das berichtete Fred Frech vom Rottweiler Straßenbauamt der NRWZ. „Wir können ja nicht dieses Jahr aufmachen und nächstes Jahr dann schon wieder“, sagte er, das müsse schon zusammen laufen.

Nach aktuellem Plan wird Ende, April Anfang Mai die Strecke gesperrt. Dann beginnen die Bauarbeiten – gutes Wetter vorausgesetzt. „Wir wollen zeitig fertig werden”, so Straßenbauer Osieja. Die bauausführende Firma wird verpflichtet werden, bis zum 31. August fertig zu sein.

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Peter Arnegger (gg)https://www.nrwz.de
... ist seit gut 25 Jahren Journalist. Mehr über ihn hier.