Bürgermedaille 2025 geht an Ursula Spreter, Arved Sassnick und Ralf Stölzl

Für NRWZ.de+ Abonnenten: 

Die Stadt Rottweil würdigt alljährlich Persönlichkeiten, die sich in besonderem Maße um das Gemeinwohl verdient gemacht haben, mit der Verleihung der Bürgermedaille. Diese zu übergeben, zähle den schönsten Aufgaben eines Oberbürgermeisters, sagte der amtierende, Dr. Christian Ruf, im Rahmen des Bürgerempfangs der Stadt am Sonntag. Geehrt wurden dieses Mal, in alphabetischer Reihenfolge, Arved Sassnick, Ursula Spreter und Ralf Stölzl.

Dieser Anker in einer Welt im Wandel sind die vielen ehrenamtlich engagierten Menschen, die es zum Glück sehr viele in Rottweil gibt. Menschen, die etwas bewegen. Sie sind wesentliche Stützen unserer Gesellschaft, die sich für eine lebenswerte Stadt und ein funktionierendes Gemeinwesen einsetzen. Die ihre Kraft und ihre Zeit in den Dienst der Allgemeinheit stellen. Wir als Stadt könnten dies alles überhaupt nicht leisten. Deshalb geht mein besonderer Dank an alle ehrenamtlich engagierten Mitbürgerinnen und Mitbürger, die sich in ihrer Freizeit für das Gemeinwohl einsetzen. Sei es in den zahlreichen Vereinen unserer Stadt und in den Ortsteilen, in den Blaulichtorganisationen, im Bereich Kunst und Kultur oder im politischen Leben. Ihr Engagement ist es, das unsere Stadt stark macht. Danke, dass Sie jeden Tag aufs Neue dazu beitragen, dass Rottweil ein Ort des Miteinanders, der Vielfalt und des Fortschritts bleibt. Dr. Christian Ruf

Drei nach den Worten des Oberbürgermeisters herausragende Persönlichkeiten haben am Sonntag die Bürgermedaille der Stadt Rottweil erhalten. Dies sei „mehr als nur eine Auszeichnung. Sie ist ein Zeichen des tiefen Dankes, ein Symbol unserer Anerkennung und Wertschätzung“, sagte der OB. Geehrt würden damit Persönlichkeiten, „die weit über das übliche Maß hinaus Verantwortung für unsere Stadt und ihre Menschen übernommen haben.“

Geehrt wurden:

Arved Sassnick (*1945)

für die langjährige ehrenamtliche Tätigkeit im Gemeinderat der Stadt Rottweil.

Arved Sassnick mit OB Christian Ruf. Foto: Ralf Graner Photodesign

Dieser ist seit 4. Juli 1970 Mitglied der SPD und wurde 2009 in den Rottweiler Gemeinderat gewählt. Mit einer kurzen Unterbrechung gehörte er dem Gremium über drei Amtsperioden hinweg an. Von 2013 bis 2014 sowie von Dezember 2015 bis 2019 war er Fraktionsvorsitzender der SPD, danach von 2019 bis zur Kommunalwahl im vergangenen Jahr Fraktionsvorsitzender von SPD + FFR. Er habe die Werte der Sozialdemokratie auf kommunaler Ebene stets vertreten, sagte Ruf.

Als der Oberbürgermeister Sassnick nach dessen Ausscheiden aus dem Gemeinderat im Juni 2024 die Nachricht von der Verleihung der Bürgermedaille überbringen wollte, „!fand ich Sie nicht daheim auf dem Sofa – wie man es vielleicht erwarten könnte – sondern in meiner ‚Außenstelle‘, dem Stadtarchiv“, erinnerte sich Ruf. Dort widme sich Sassnick „weiterhin mit beeindruckender Hingabe“ seinem aktuellen Projekt: Drei Vormittage pro Woche verpackt er ehrenamtlich die wertvollen Bestände des Reichsstadtarchivs, um diese für zukünftige Generationen zu bewahren. „Dieser Einsatz für unser kulturelles Erbe zeigt einmal mehr, dass Ihre Leidenschaft für unsere Stadt weit über die aktive Gemeinderatszeit hinausgeht“, lobte der OB.

Ohnehin habe Sassnicks Engagement nicht bei der Politik geendet. Als Mitglied in vielen Vereinen habe er das gesellschaftliche Leben in der Stadt bereichert. Etwa als Mitglied in dem von ihm 1992 mitgegründeten Schulförderverein, der heute als „Freunde der Nell-Breuning-Schule“ bekannt ist. Bis 2010 war er zudem Herausgeber der Vereinszeitung „Jahresrückblick“. Darüber hinaus hatte er zwischen 1993 und 2008 auch den Vorsitz des Vereins inne. Auch ist er Vereinsmitglied bei der Gewerkschaft Erziehung + Wissenschaft, bei der Bürgerinitiative Kapuziner, der Arbeiterwohlfahrt oder bei den Naturfreunden. Und darüber hinaus im Geschichts- und Altertumsverein sehr aktiv. Als geschichtsinteressierter Mensch verfassten er lait Ruf zudem bereits mehrere Artikel für die „Heimatblätter“.

Sassnick ist demnach außerdem sowohl für die Lebenshilfe als auch für den Freundeskreis Hyères tätig, unterstützt die Freunde des Kaiserlichen Hofgerichts, das Zimmertheater und den Bürgerverein Altstadt e.V. „Da Ihnen auch der Sport am Herzen lag, waren Sie als Trainer viele Jahre im 1981 gegründeten Badmintonverein unserer Stadt aktiv“, erinnerte Ruf weiter. Und schließlich sei es ihm „noch ein persönliches Anliegen, mich für Ihren außergewöhnlichen Einsatz zu bedanken.“ So habe Sassnick, als nach Rufs Amtsantritt als Oberbürgermeister die Stelle des Bürgermeisters unbesetzt war, ihn als sein erster ehrenamtlicher Stellvertreter sehr unterstützt. „Überaus zuverlässig und engagiert haben Sie zahlreiche Termine wahrgenommen und damit entscheidend dazu beigetragen, dass die Amtsgeschäfte reibungslos weiterlaufen konnten. Dafür möchte ich Ihnen herzlich danken – und natürlich auch Ihrer Frau, die Sie in dieser intensiven Phase so großzügig ‚ausgeliehen‘ hat.

Ursula Spreter (*1943)

für langjährige ehrenamtliche Tätigkeit im kirchlichen Bereich, im Kreistag und im Anstaltsbeirat der Justizvollzugsanstalt.

Ursula Spreter mit OB Christian Ruf. Foto: Ralf Graner Photodesign

Ursula Spreter kam im Jahr 1943 in Rottweil zur Welt – „eine original Rottweilerin“, wie ihr der OB damit die erste Auszeichnung verlieh. Als zweitälteste von insgesamt „sage und schreibe“ zwölf Geschwistern habe sie früh Verantwortung übernehmen müssen und das auch in ihrem späteren Leben immer wieder eindrucksvoll getan. Mit gerade einmal 14 Jahren ist sie in den Kirchenchor eingetreten. „Hier wurde nicht nur Ihr Gesangstalent gefördert, sondern auch Ihr privates Glück besiegelt“, sagte Ruf. Denn bei dieser Gelegenheit habe sie Ihren späteren Ehemann Helmut Spreter kennengelernt. Das gemeinsame Leben sei geprägt gewesen von der Einsatzfreude für unsere Stadt und ihre Menschen.

Dabei sei das Engagement der Eheleute Spreter jedoch durchaus unterschiedlichster Natur gewesen. Ein besonders denkwürdiges Beispiel dafür sei der „Frauentag in der Sauna des Aquasol“. Ruf an Spreter gewandt: „Als im gerade eröffneten Freizeitbad die Herren Gemeinderäte keine Notwendigkeit für einen speziellen Saunatag nur für Frauen sahen, nahmen Sie die Sache selbst in die Hand. Sie besuchten mit weiteren Frauen aus der Stadt die Gemeinderatssitzung, damals noch im Ratssaal des Alten Rathauses. Im Angesicht der weiblichen Übermacht blieb den Herren im Rat offensichtlich keine andere Wahl, als dem Frauentag zuzustimmen, so die Legende. Dieser Erfolg zeigt, wie entschlossen Sie immer für Ihre Überzeugung eingetreten sind.“

Spreters Laufbahn in die Kommunalpolitik begann im Jahr 1999, als sie sich für die Kreistagswahl aufstellen ließ. Sie wurde auch auf Anhieb gewählt, dennoch sorgte ihre Wahl bundesweit für Aufsehen. So habe sich Ursula Spreter geweigert, als Beruf bei ihrer Kandidatur „Hausfrau“ anzugeben, da dieser ihr zu antiquiert gewesen sei. Sie habe stattdessen „Familienfrau“ angegeben. Damit diese Angabe für ihre Mitgliedschaft im Kreistag akzeptiert wurde, musste zunächst die Zustimmung von höchster politischer Ebene aus Bonn erfolgen, welche durch das Landratsamt aber eingeholt werden konnte. Das Mandat als Kreisrätin hatte Spreter dann bis 2004 inne.

Ihr Engagement beschränkte sich jedoch nicht nur auf die Politik. Von 2003 bis 2016 waren sie Mitglied des Anstaltsbeirats der JVA Rottweil, „wo Sie mit Einfühlungsvermögen und Menschlichkeit dazu beitrugen, Brücken zu bauen und Menschen in schwierigen Situationen mit Rat und Tat zu begleiten“, sagte Ruf. Ihre Stimme sei dort eine Stimme des Ausgleichs und des Miteinanders gewesen, was im Jahr 2013 mit der Verleihung der Staufermedaille des Landes Baden-Württemberg eine hohe Anerkennung fand. Eine, die nur Persönlichkeiten zuteil wird, die sich in herausragender Weise um das Gemeinwohl verdient gemacht haben.

Ursula Spreter gehöre „genau zu den Menschen, die man einfach gerne in seiner Nähe weiß“, erklärte Ruf weiter. Man dürfe sie schätzen „als Nachbarin, als Freundin oder als Unterstützerin in allen Lebenslagen“, sagte der OB und ergänzte. „Sie sind jemand, auf den man sich immer verlassen kann. Dem man seine Kinder anvertraut, wenn man selbst zum Arzt muss. Dem man bedenkenlos den Wohnungsschlüssel überlässt, damit der Stromzähler tagsüber abgelesen wird, oder als helfende Hand, die den Einkauf gleich miterledigt, wenn man es selbst nicht mehr schafft.“ Dies seien wahre Begebenheiten, wusste Ruf. Als er die Auserwählte für die Bürgermedaille angerufen habe, sei diese gerade auf dem Sprung gewesen, um für eine Freundin einzukaufen, die selbst nicht mehr dazu in der Lage sei. Und das alles mit Ihren 81 Jahren.

Ralf Stölzl (*1964)

für die langjährige ehrenamtliche Tätigkeit bei der Stadtkapelle der Stadt Rottweil.

Ralf Stölzl mit OB Christian Ruf. Foto: Ralf Graner Photodesign

Bei der dritten Auszeichnung an diesem Ehrungstag treffen laut OB Ruf gleich zwei Besonderheiten auf den Geehrten zu: „Er sitzt, im Gegensatz zu den anderen Geehrten, nicht im Publikum, sondern bereits auf der Bühne, mitten unter seinen Kolleginnen und Kollegen der Stadtkapelle – ein Zeichen seiner Verbundenheit und seines unermüdlichen Engagements in der Musik.“ Und gleichzeitig sei er der jüngste Träger der Bürgermedaille der Stadt „und dennoch bereits mit einem beeindruckenden Lebenswerk“. Selten werde eine so hohe Auszeichnung so früh verliehen, doch der langjährige und außergewöhnliche Einsatz in so vielen Bereichen mache Ralf Stölzl zu einem würdigen Träger dieser Bürgermedaille.

Stölzl stehe gleichermaßen für zwei Säulen des Ehrenamts: Musik und Finanzen. So als Finanzbeamter, eine Tätigkeit, die ihm das nötige Fachwissen und die präzise Arbeitsweise vermittele – um im Ehrenamt die Vereinskasse zu prüfen. Über die Begeisterung als aktiver Musiker hinaus war Stölzl auch bereit, als Vorsitzender Verantwortung für die Stadtkapelle zu übernehmen. „Mit Ihrem Instrument haben Sie sich eingereiht, als Vorstand sind Sie stets mit gutem Beispiel vorangegangen. Sie haben immer geliefert – sowohl bei der musikalischen Darbietung als auch bei Führungsaufgaben“, urteilte der Oberbürgermeister.

Im Jahr 1971 begann demnach Stölzls musikalisches Engagement an der Trompete, später stieß er zur Stadtkapelle. Es sei „keineswegs selbstverständlich“, dass er als Kind Trompetenunterricht bekommen habe. „Als Sohn eines Handwerkers und einer Verwaltungsmitarbeiterin war der Weg zu privatem Musikunterricht keineswegs vorgezeichnet“, erzählte Ruf. „Zum Glück erkannten Ihre Eltern früh das Potential, das in Ihnen steckte, und ermöglichten Ihnen trotz aller Hürden Einzelunterricht.“

Diese Unterstützung sei der Grundstein gewesen für die musikalische Laufbahn und Stölzls beeindruckende Hingabe zur Musik, die heute nicht nur sein Leben präge, sondern auch das kulturelle Leben der Stadt bereichere.

Die 1990er-Jahre seien für die Stadtkapelle eine schwere Zeit gewesen. Als der Trompeter 1995 zum Ersten Vorsitzenden gewählt wurde habe keiner geahnt, dass er dieses Amt bis 2023, also bald 28 Jahre lang ausüben würde. „Sie waren der Einzige, der sich diese Aufgabe und dieses Amt damals zutraute“, erinnerte Ruf. Das aber sei „eine Besetzung, die sich als absoluter Glücksfall herausstellen sollte“. So sei es Stölzl zu verdanken, dass die Stadtkapelle heute als Orchester auf höchstem musikalischem Niveau auftritt und sich keine Sorgen um Mitgliederzahlen machen muss.

„Dank der großartigen Jugendarbeit auch Ihrer Person ist unsere Stadtkapelle ein hervorragendes musikalisches Aushängeschild Rottweils“, so Ruf weiter. Aber nicht nur im Bereich der Ausbildung habe Stölzl hervorragende Arbeit geleistet. „Sie waren für Ihre Mitglieder immer ein verlässlicher nsprechpartner und haben nach außen die Interessen der Stadtkapelle stets bestmöglich vertreten.

Und als anekdotische Ergänzung der Laudatio: Im Vorgespräch für den Ehrungsabend habe Stölzl gesagt, dass er sich um die Zukunft der Stadt und unseres Landes keine Sorgen mache – und das, laut Ruf, „aus einem ganz einfachen, aber sehr überzeugenden Grund: Sie sehen die jungen Menschen und arbeiten regelmäßig mit ihnen zusammen. Es ist für Sie ein Quell der Freude und Zuversicht, wie engagiert und motiviert die nächste Generation agiert.“

Stölzl nutzte im Anschluss an die Verleihung die Chance, wie er sagte, sich auch bei den Menschen zu bedanken, die den Grundstein dafür gelegt hätten, dass er nun die Bürgermedaille erhalten habe. Beginnend bei seiner Mutter, die dafür gesorgt habe, dass trotz knapper Haushaltsmittel, Geld für den Unterricht übrig gewesen sei. Und endend bei den Mitmusikerinnen und -musikern der Stadtkapelle – die den offiziellen Teil des Abends dann beschlossen mit „Skandal im Sperrbezirk“, „Ohne Dich“, „1000 Mal Berührt“ und anderen NDW-Hits. Und, natürlich, sehr zur Freude der Besucherinnen und Besucher, dem Original Rottweiler Narrenmarsch.

Beim Narrenmarsch: Die Rottweiler Stadthalle am Abend des Bürgerempfangs. Foto: gg

Peter Arnegger (gg)

… ist seit gut 25 Jahren Journalist. Seine Anfänge hatte er bei der Redaktion der “Schwäbischen Zeitung” in Rottweil, beim Schwäbischen Verlag in Leutkirch volontierte er. Nach einem Engagement bei der zu diesem Verlag gehörenden Aalener Volkszeitung wechselte Arnegger zur PC Welt nach München, einem auf Computer-Hard- und -Software spezialisierten Magazin. Es folgten Tätigkeiten in PR und Webentwicklung.2004, wieder in seiner Heimat angekommen, half Arnegger mit, die NRWZ aus der Taufe zu heben. Zunächst war er deren Chefredakteur, und ist zwischenzeitlich Geschäftsführer der NRWZ Verwaltungs GmbH – und als solcher der verantwortliche Journalist der NRWZ.Peter Arnegger ist 1968 in Oberndorf / Neckar geboren worden.

Schreiben Sie einen Kommentar

Back to top button
Wollen Sie über neue Beiträge auf NRWZ.de benachrichtigt werden? Ja, gerne! Nein danke.