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    Bootspartie und Zwetschgen-Massaker

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    Natur, Mobilität, Interaktion: Die Landesgartenschau 2028 öffnet Möglichkeiten, städtischen Raum neu zu denken. Kunst kann dabei eine Inspirationsquelle sein. Deshalb hat das Forum Kunst eine Aktion gestartet, die unter dem Titel „Platzhalter“ ab September Bewegung in festgefahrene Denkmuster bringen soll. Einen ersten Eindruck kann man derzeit im Bürgersaal gewinnen.

    Dort sind in pittoresken Miniatur- Hochbeeten Modelle geplanter Arbeiten zu sehen, die an wechselnden Orten aufgestellt werden sollen – sozusagen als künstlerische Interventionen. Sie stammen von Daniel Bräg, Ottmar Hörl, Urban Hüter, Emilia Neumann sowie Timm Ulrichs – allesamt mit dem Forum Kunst teils schon lange verbunden. Flankiert werden die Modelle, die etwa im Format eins zu zehn gehalten sind, von weiteren Arbeiten dieser Kreativen.

    Nicht kleckern, klotzen: Diesen „Dürer-Hasen“ hat Hörl ins Supersize-Format vergrößert. Foto: al

    Daher zieht im Bürgersaal zunächst einmal ein riesiger schwarzer Hase aus Plastik die Blicke auf sich. Es ist ein ins Extra-Große gezogenes Beispiel der Arbeitsweise von Ottmar Hörl, der ikonische Objekte als Multiplen in neues Licht rückt. Ob nun das Hasen-Aquarell Albrecht Dürers aus dem Jahr 1502, das für den epochemachenden Nürnberger Künstler steht, oder Martin Luther, Karl Marx sowie den Rottweiler Hund, den Hörl 2005 spektakulär vervielfachte.

    Dann in Echtgröße: Hörls Beitrag zu den „Platzhaltern“ im öffentlichen Raum. Foto: al

    Hörls Riesen-Hase hat durchaus Berührungspunkte zur Platzhalter-Aktion. In der geht es in hohem Maße darum, Fragen des Verhältnisses Mensch-Natur und ökologischer Zusammenhänge aufzuzeigen und zur Debatte zu stellen. Als Beitrag hat Hörl indes etwas anderes geplant: Ein Bonsai-Segelbötchen scheint in einem Bassin auf Wind zu warten.

    Es ist ein Vorgeschmack der Jolle, die am 9. September in Echtgröße in den Stadtraum einschippern wird – mit einem ersten Halt an der Ecke gegenüber dem Eiscafé „Venezia“. Also einem der Plätze, für die im Zuge der Landesgartenschau eine Umgestaltung ansteht – und die mit solchen Platzhaltern ins Blickfeld öffentlicher Aufmerksamkeit gerückt werden sollen.

    Hörl hat seine maritime Intervention „Seestück/Energiesparmodell“ genannt: Ein Ankerwurf in die Kunstgeschichte einerseits, in der Malereien zum Thema Meer als „Seestück“ bezeichnet werden. Und ein Fingerzeig zu Fragen der Energiegewinnung und Mobilität, die man mit einem Segelboot natürlich elegant – wenn auch wenig alltagsnah – parieren kann.

    Makaber, aber ehrlich: Daniel Brägs „Zwetschgenbaum“. Foto: al

    Wesentlich herber als die romantische Intervention Hörls geht Daniel Bräg das Themenbündel an: Er präsentiert einen Zwetschgenbaum – allerdings kurz vor dem Verfeuern, als Holzstapel, akkurat aufgereiht, fast wie eine Grablege. Bei dieser makabren Inszenierung, die ihren ersten Auftritt in der Flöttlintorstraße haben wird, stellen sich keine frühlingshaft-beschwingten Bilder ein. Hier wird aufgezeigt, nach welchem Muster Interaktion von Mensch und Natur eben nicht selten verläuft: als rabiates Plattmachen durch den Menschen, der sich oft nicht als Teil der Natur versteht, sondern als deren Gebieter.

    „Surfbretter“ von Emilia Neumann. Foto: al

    Weicher als diese knallharte Konfrontation muten die „Surfbretter“ an, die Emilia Neumann in ihrem „Hochbeet“ drapiert hat: Etwas amorph, fast wie angelutschte Lollies, stehen die Sportgeräte in Reihe – Vehikel einer Freizeitkultur, die teils einen hohen ökologischen Preis hat, aber immerhin im konkreten Einsatz unschlagbar CO2-neutral sind.

    Schein fast über der ganzen Ausstellung im Bürgersaal zu wachen: Ottmar Hörls Multiple der Klimaaktivistin Greta Thunberg. Foto: al

    Urban Hüter bringt in den Reigen der Interventionen eine „Stahlblume“ ein, die entfernt an die farbfreudigen „Nana“-Skulpturen Niki de Saint Phalles denken lässt. Und die Arbeit Tim Ulrichs ist in der Vorschau-Ausstellung noch gar nicht vertreten. Zu erfahren war immerhin, dass sich Ulrich mit dem Thema Wald auseinandersetzen wird – in der aktuellen Dürre und angesichts vermehrter Brände zweifellos ein besonders brisantes Feld. Voraussichtlich im Oktober wird man in der Hochbrücktorstraße, dort, wo gerade der Fahrrad-Container steht, ohne Zwischenschritt im Bürgersaal gleich im Vollformat begutachten können, was für Impulse dieser Künstler in die Debatten zur Landesgartenschau einbringt.

    Info: Die Ausstellung im Forum Kunst Rottweil am Friedrichsplatz ist bis 18. September zu sehen, geöffnet dienstags, mittwochs und freitags 14 bis17 Uhr, donnerstags 17 bis 20 Uhr sowie samstags und sonntags 10 bis 13 Uhr und 14 bis 17 Uhr.

    Eingesperrt und kontrolliert: Zu den ergänzend gezeigten Werken gehören auch Fotografien Daniel Brägs, der das Thema Umgang mit der Natur bereits seit Jahren künstlerisch bearbeitet. Foto: al
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    Dort sind in pittoresken Miniatur- Hochbeeten Modelle geplanter Arbeiten zu sehen, die an wechselnden Orten aufgestellt werden sollen – sozusagen als künstlerische Interventionen. Sie stammen von Daniel Bräg, Ottmar Hörl, Urban Hüter, Emilia Neumann sowie Timm Ulrichs – allesamt mit dem Forum Kunst teils schon lange verbunden. Flankiert werden die Modelle, die etwa im Format eins zu zehn gehalten sind, von weiteren Arbeiten dieser Kreativen.

    Nicht kleckern, klotzen: Diesen „Dürer-Hasen“ hat Hörl ins Supersize-Format vergrößert. Foto: al

    Daher zieht im Bürgersaal zunächst einmal ein riesiger schwarzer Hase aus Plastik die Blicke auf sich. Es ist ein ins Extra-Große gezogenes Beispiel der Arbeitsweise von Ottmar Hörl, der ikonische Objekte als Multiplen in neues Licht rückt. Ob nun das Hasen-Aquarell Albrecht Dürers aus dem Jahr 1502, das für den epochemachenden Nürnberger Künstler steht, oder Martin Luther, Karl Marx sowie den Rottweiler Hund, den Hörl 2005 spektakulär vervielfachte.

    Dann in Echtgröße: Hörls Beitrag zu den „Platzhaltern“ im öffentlichen Raum. Foto: al

    Hörls Riesen-Hase hat durchaus Berührungspunkte zur Platzhalter-Aktion. In der geht es in hohem Maße darum, Fragen des Verhältnisses Mensch-Natur und ökologischer Zusammenhänge aufzuzeigen und zur Debatte zu stellen. Als Beitrag hat Hörl indes etwas anderes geplant: Ein Bonsai-Segelbötchen scheint in einem Bassin auf Wind zu warten.

    Es ist ein Vorgeschmack der Jolle, die am 9. September in Echtgröße in den Stadtraum einschippern wird – mit einem ersten Halt an der Ecke gegenüber dem Eiscafé „Venezia“. Also einem der Plätze, für die im Zuge der Landesgartenschau eine Umgestaltung ansteht – und die mit solchen Platzhaltern ins Blickfeld öffentlicher Aufmerksamkeit gerückt werden sollen.

    Hörl hat seine maritime Intervention „Seestück/Energiesparmodell“ genannt: Ein Ankerwurf in die Kunstgeschichte einerseits, in der Malereien zum Thema Meer als „Seestück“ bezeichnet werden. Und ein Fingerzeig zu Fragen der Energiegewinnung und Mobilität, die man mit einem Segelboot natürlich elegant – wenn auch wenig alltagsnah – parieren kann.

    Makaber, aber ehrlich: Daniel Brägs „Zwetschgenbaum“. Foto: al

    Wesentlich herber als die romantische Intervention Hörls geht Daniel Bräg das Themenbündel an: Er präsentiert einen Zwetschgenbaum – allerdings kurz vor dem Verfeuern, als Holzstapel, akkurat aufgereiht, fast wie eine Grablege. Bei dieser makabren Inszenierung, die ihren ersten Auftritt in der Flöttlintorstraße haben wird, stellen sich keine frühlingshaft-beschwingten Bilder ein. Hier wird aufgezeigt, nach welchem Muster Interaktion von Mensch und Natur eben nicht selten verläuft: als rabiates Plattmachen durch den Menschen, der sich oft nicht als Teil der Natur versteht, sondern als deren Gebieter.

    „Surfbretter“ von Emilia Neumann. Foto: al

    Weicher als diese knallharte Konfrontation muten die „Surfbretter“ an, die Emilia Neumann in ihrem „Hochbeet“ drapiert hat: Etwas amorph, fast wie angelutschte Lollies, stehen die Sportgeräte in Reihe – Vehikel einer Freizeitkultur, die teils einen hohen ökologischen Preis hat, aber immerhin im konkreten Einsatz unschlagbar CO2-neutral sind.

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