Blut, Schweiß und jede Menge unvergessliche Eindrücke – Schönemann auf Pilgerreise

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Dr. Bernhard Schönemann pilgert auf dem Küstenweg von Porto in Richtung Santiago de Compostela. Auf dem langen Weg macht die große Hitze zu schaffen. Doch: Die letzte Etappe ist für 2025 bereits fest geplant.

Rottweil – Bernhard Schönemann ist Mediziner mit und aus Leidenschaft. Das hat er nicht zuletzt auch während der Pandemie mit vielerlei Aktionen zum Wohle der Bevölkerung unter Beweis gestellt. Selten hat er in den vergangenen Jahren den Kopf freibekommen, der Praxisalltag sei sehr herausfordernd gewesen, gibt er im Gespräch zu. Und so entstand gemeinsam mit seinem Freund Bernardo Wehl die Idee, ganz pragmatisch mal neue Pfade einzuschlagen und sich auf Pilgertour zu begeben. „Das war keinesfalls aus einer Bierlaune heraus, sondern aus voller Überzeugung“, teilt er auf Nachfrage mit.

Wäre es nach all den Strapazen nicht verlockender gewesen, es sich in einem schmucken Hotel am Meer mit gutem Essen und Wellness im Kreise der Familie gutgehen zu lassen? Klingt doch besser, als sich per pedes in der Sommerhitze mit Gepäck auf den Weg zu machen? „Vielleicht schon, aber es sollte mal etwas anderes sein“, sagt Schönemann.

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Fotos: privat

Nur ein kleiner Luxus am Tag

Die Beweggründe für die Pilgertour waren vielfältig. „Zum einen die Glaubensvertiefung, die Opferbereitschaft, mal aus dem Trott auszubrechen und ein Abenteuer in einem zunehmend fremdbestimmten Alltag zu wagen“, zählt der Mediziner auf. Aber auch die Sehnsucht nach spürbarem Leben, innerer Einkehr und Selbstfindung sei groß gewesen. Auf Luxus wollten die beiden verzichten, sie wählten einfache Unterkünfte, verzehrten einfaches Essen. „Und es sollte auch so wenig wie möglich Konversation geben“, erzählt Bernhard Schönemann. Nur einen klitzekleinen Luxus gönnte er sich jeden Tag: „Ein kleines Glas Portwein zum Essen“.

Und warum das alles? „Damit man später im Alltag den Wohlstand und die Gesundheit wieder schätzen kann und bewusster lebt“, erklärt Schönemann.

Am Meer entlang

Nachdem dann auch die richtige Ausrüstung beschafft war, konnte es losgehen. Die Wege nach Santiago de Compostela sind bekanntlich vielfältig. Bernhard Schönemann und Bernardo Wehl entschieden sich für den Küstenweg. „Immer das Meer im Blick, das stellten wir uns schön vor“. Gestartet sind sie in Porto. Nachdem in der Kathedrale der erste Stempel für den Pilgerpass geholt und die Stadt erkundet war, ging es auf die erste Etappe bis Pavoa de Varzim.

Am zweiten Tag ging es auf dem Küstenweg, an einem langen Sandstrand und über Holzwege bis nach Esposende – ein Fußmarsch von 27 Kilometern, mit dem Brandungsrauschen des Atlantiks in den Ohren und der salzigen Luft um die Nase. „Dennoch stellten sich abends die ersten Wadenschmerzen ein“, bedauert Schönemann. In den nächsten Tagen sollten noch manche Blessuren hinzukommen. Die beiden Pilger bissen die Zähne zusammen, doch als am dritten Tag in Viana da Castelo keine Unterkunft mehr zu finden und die beiden erschöpft waren, wichen sie aufs Taxi aus. „Wir hätten noch einmal fünf Kilometer – das ist eine Stunde Fußmarsch – zurückfahren müssen. Das hätten wir nicht mehr geschafft“, so Schönemann. Doch daraus habe man auch gleich Konsequenzen gezogen: „Nächstes Jahr müssen wir die Unterkünfte im Vorfeld buchen“. 

Satte 36 Grad

Ordentlich Höhenmeter galt es dann am nächsten Tag bei heißen 29 Grad zu absolvieren. „Schwielen an den Schlüsselbeinen, am Beckenkamm und an der Hüfte machten sich bemerkbar. Und an den Füßen hatten wir Blutblasen“, erinnert sich Bernhard Schönemann. Vor allem die sommerliche Hitze machte den beiden Pilgern zu schaffen, „denn so viel Wasser, wie man eigentlich benötigt, kann man gar nicht mitschleppen“, gibt er zu. 

Am letzten Tag ging es am Grenzfluss „Rio Mino“ entlang Richtung Spanien. Das Thermometer zeigte satte 36 Grad und die Hitzeerschöpfung machte weiter zu schaffen. Nach 16 Kilometern Tagesmarsch erreichten die beiden Pilger schließlich das ersehnte Ziel ihrer diesjährigen Tour: Valenca. „Wir waren erleichtert, erschöpft, glücklich, aber dennoch ausgeglichen, innerlich gestärkt und im Glauben gefestigt“, berichtet Bernhard Schönemann.  

Mittlerweile hat der Alltag Bernhard Schönemann längst wieder eingeholt. Der große Umzug mit der Praxis und der Klinik steht bevor, da werden in den nächsten Monaten wieder Kräfte gefordert sein. Doch er plant bereits die zweite Etappe. „Ich freue mich auf die letzten 130 Kilometer“, sagt er. Im Oktober 2025 geht es los. 

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