Eine „besondere persönliche Auszeichnung des Ministerpräsidenten für Verdienste um das Land Baden-Württemberg und seine Bevölkerung“ ging gestern an den früheren Stadtarchivar und sehr langjährigen Kreisrat Dr. Winfried Hecht: Die Staufermedaille.
(Rottweil) – Als „das unerreichte und unübertroffene wandelnde Gedächtnis von Rottweil, der ältesten Stadt Baden-Württembergs“ bezeichnete Oberbürgermeister Dr. Christian Ruf den 82-Jährigen.
Die Liste seiner Verdienste ist riesig, wie Ruf betonte – der sich mächtig ins Zeug gelegt hatte, viele Fakten über den Jubilar zusammenzutragen („wir ein guter Historiker“). Beispielsweise das Bewerbungsschreiben vom November 1967 – mit dem er trotz der Angabe, keine spezielle archivarische Ausbildung zu haben. Die hat er sich dann erarbeitet. Unter der Leitung von Hecht habe sich das Stadtarchiv Rottweil „zu einem geschichtswissenschaftlichen Kompetenzzentrum entwickelt – einer Hochburg der historischen Forschung und Bildung“, sagte Ruf.
Und führte an: „… als wir – die Stadt Rottweil – den Antrag auf die Staufermedaille beim Land Baden-Württemberg einreichten, so sprengte allein schon die Auflistung all ihrer Bücher den E-Mail-Account des Ministeriums aufgrund der Datenbank-Größe. Wahrscheinlich würde (wenn ich mir die Frau Kratt anschaue) die Buchhandlung Klein einen Extra-Abteilung nur mit Ihren Werken anbauen.“
Hecht sei währendseiner Dienstzeit und auch nach seiner Pensionierung „in unzähligen ehrenamtlichen Funktionen im öffentlichen Leben“ tätig gewesen“ – politisch, kirchlich, gesellschaftlich und in der Narrenzunft. Beim Geschichts- und Altertumsverein habe Hecht als Vorsitzender eine ganze Ära geprägt, das „Herrenkramersche Kripple“ lebig gemacht. Und 50 Jahre im Kreistag (für die SPD) seien ein Beispiel für sein Schaffen.
„Sie sind der Nestor der Sozialdemokratie in dieser Region“, lobte Landrat Wolf-Rüdiger Michel, der bekanntlich CDU-Mitglied ist. Im Kreistag ergreife Hecht immer wieder nach längeren Diskussionen das Wort, „kurz, präzise und den Nagel auf den Kopf treffend.“ Er bedauerte, dass es für 50-jährige Tätigkeit im Kreistag keine Ehrung mehr vom Landkreistag gebe, bei 40 Jahren sei Schluss. Umso mehr begrüße er die Verleihung der Staufermedaille.
Der Geehrte selbst sprach seinen Dank aus – auch dem (nicht anwesenden) CDU-Abgeordneten Stefan Teufel, der sich beim Ministerpräsidenten für diese Auszeichnung stark gemacht habe. Sozusagen, dass „der Landes-Winfried den Rottweiler Winfried“ ehrt. Im Ort der Ehrung, dem Ratssaal im alten Rathaus, „lebt die staufische Tradition“ – ausgehend von den Rottweiler Wappen über dem Ausgang, die ja wie die Staufischen Wappen seien.
Drei Persönlichkeiten aus der jüngeren Geschichte mit Bezug zu Rottweil hob er hervor: Gottlieb Rau, den Revolutionär von 1848; Matthias Erzberger, den von Rechtextremen ermordeten Zentrumspolitiker der Weimarer Republik; und den Hitler-Attentäter Claus von Stauffenberg. Nach diesen dreien, so sein Wunsch, sollen in Rottweil Straßen benannt werden.