Es werden etwas über 50 Bewohnerinnen und Bewohner von Hegneberg und Siedlung „Auf der Brücke“ gewesen sein, die am Mittwoch ihre Ansichten und Argumente gegen eine Buslinie über die Brückgasse vortragen konnten. Oberbürgermeister Dr. Christian Ruf stand Rede und Antwort. Von Gemeinderat und Verwaltung waren knapp 20 Angehörige vor Ort.
Rottweil – Es sei ein „sehr deutliches Zeichen“, dass sich so viele Menschen für ihre unmittelbare Umgebung einsetzten, sagte Ruf zu Beginn. Klar war: Die Anlieger, die gekommen waren, wollen nicht die Busverbindung über die Brückgasse, die an einem Spielplatz vorbeiführt und die auch von Radfahrern, Spaziergängern und auch älteren Menschen mit Rollator benutzt wird. Es sei eine „Schande“, dass dies täglich 50 Mal mit dem Bus durchfahren werde, murrte eine Anwohnerin am Rande. Die Aufmerksamkeit wurde von Anwohnern auch auf die Einfahrt in der Hegneberg gelenkt – ein sehr „sensitives“ Stück, wie angemerkt wurde. Hier sei die Gefährdung von Passanten groß, meinte ein Anlieger unter Beifall der Umstehenden.
Kritik war schon länger daran laut geworden, dass die Anlieger nicht vor Beginn der Bauarbeiten unformiert worden seien – an der Einmündung der Brückgasse in die Uhlandstraße ist inzwischen Platz für eine Bushaltestelle geschaffen worden, und die Abzweigung von der Brückgasse zum Hegneberg wurde erweitert, damit der Bus auch die Kurve kriegt. Und das, ohne dass ein Gemeinderatsbeschluss dafür vorliege, wurde von den Anliegern kritisiert. Für diese Informations-Panne hatte sich Ruf bereits eine Woche zuvor in der Gemeinderatssitzung entschuldigt, und jetzt erklärte er auch, wie es dazu gekommen sei: Es würden jährlich anstehende kleinere Baumaßnahmen ausgeschrieben, die dann von dem Unternehmen durchgeführt würden. Die Stadt sei daher auch von den Maßnahmen überrascht gewesen. Der zuständige Sachbearbeiter, der Mobilitätsbeauftragte Horst Bisinger, habe den Unternehmer nicht informieren können, dass noch der Gemeinderatsbeschluss abgewartet werden müsse, weil er erkrankt sei. Diese Erklärung fand wenig Zustimmung.
Auch als nun Ruf erklärte, dass die neue Führung der Buslinie den Bewohnern der Baugebiete doch Vorteile im öffentlichen Nahverkehr biete, beispielsweise eine umstiegsfreie Verbindung zum Bahnhof, kam die Rekation: „Wer braucht das?“ Allem Anschein nach waren die Hegneberg-Bewohner, die regelmäßig den Bus nützen, arg in der Minderzahl: Auf eine entsprechende Frage von Jaissle ins Publikum hoben sich nur wenige Hände. Und Reiner „Archie“ Armleder, einer der Sprecher der Bewohner, fand, es gebe auch nicht viele.
Noch weiter dachte Anwohner Eberhard Banholzer: Wenn der Gemeinderat den „schlimmsten Fall“, die Linienführung über die Brückgasse, beschließe, „welche Rechte haben wir dann noch?“ Und am Rande, nur von wenigen Umstehenden gehört, gab ein junger Mann an, er wolle jeden Tag die Reifen des Busses durchstechen.
Am Ende der über eineinhalbstündigen Besprechung dankte OB Ruf für den „konstruktiven Austausch. „Die Stadträte haben einiges mitgenommen.“ Eigens um die Argumente der Anlieger berücksichtigen zu können, würden die Gemeinderatsunterlagen für den kommenden Mittwoch später als sonst an die Räte verteilt.