Abgesagte Operationen und die Angst vor einer Ansteckung mit dem Corona-Virus: In der Pandemie-Hochphase haben zunächst viele Menschen einen Krankenhaus-Aufenthalt gemieden. Dass Kapazitätsengpässe auf Intensivstationen und Horrorszenarien von beatmeten Patienten auf Klinikfluren hierzulande ausgeblieben sind, hat das Vertrauen in das deutsche Gesundheitswesen aber offenbar wieder gestärkt. Auch etwa in der Helios-Klinik in Rottweil.
Wie eine forsa-Umfrage im Auftrag der Kaufmännischen Krankenkasse zum Welttag der Patientensicherheit zeigt, ist die Angst vor einem Klinikaufenthalt deutlich gesunken: Während im vergangenen Jahr jede dritte Frau und jeder vierte Mann Sorgen vor einem stationären Eingriff bekundeten, haben aktuell nur noch jede fünfte Frau und jeder siebte Mann Angst vor einem Krankenhausaufenthalt. Allerdings bergründen dies deutlich mehr von den aktuell Befragten mit eigenen schlechten Erfahrungen als noch ein Jahr zuvor. Mittlerweile ist es jeder Zweite, der aufgrund negativer Erlebnisse Angst vor einem Krankenhaus-Aufenthalt entwickelt hat. 2019 war es hingegen jeder dritte Befragte.
Angst vor Covid-Ansteckung in Kliniken gering
Aufgrund der Corona-Infektionsgefahr wurden in den vergangenen Monaten auch die Hygienemaßnahmen zum Schutz von Patienten und Klinikpersonal in den stationären Einrichtungen intensiviert. Dies hat möglicherweise das Sicherheitsgefühl bei vielen Patienten erhöht. So hätten nur neun Prozent aller Befragten Sorgen, sich in einem Krankenhaus mit Covid-19 anzustecken. Auch die Angst vor der Infektion mit einem Krankenhauskeim ist deutlich gesunken: Während dies im vergangenen Jahr noch fast jeder Vierte befürchtet hätte, ist es aktuell nur noch jeder Siebte. Und die Sorgen vor anderen möglichen Komplikationen wie schlechte Wundheilung, Medikamenten- oder Narkoseunverträglichkeit sind zurückgegangen.
Anfangs Verunsicherung
„Es war deutlich spürbar, dass die Patienten zu Beginn der Pandemie sehr verunsichert und voll verständlicher Ängste waren“, berichtet Andrea Schmider, Referentin für Unternehmenskommunikation in der Helios-Klinik Rottweil. Nachdem die Medien Ende Februar berichtet hatten, dass dort der erste positive Corona-Fall stationär aufgenommen worden sei, seien „umgehend die ersten Anrufe“ gekommen. Patienten, die ambulante Termine hatten, etwa zur Darmspiegelung oder zur Vorbesprechung vor einer Operation, hätten ihre Termine abgesagt, so die Klinik-Sprecherin.
Gefährlicher Trend
Auch in der Notfallambulanz sei dieser Trend ab März spürbar und messbar gewesen. „Wir haben im Januar und Februar jeweils rund 1500 Notfälle in unserer Zentralen Notfallambulanz behandelt – sowohl solche, die wir dann stationär aufgenommen haben, als auch solche, die nach der Behandlung wieder nach Hause gehen konnten“, berichtet Schmider weiter. Im Monat März seien es bereits etwa 300 Fälle weniger gewesen. Hochgerechnet habe die Klinik in den Monaten März, April und Mai knapp 40 Prozent weniger Notfälle behandelt. „Dieser Rückgang“, so Schmider, „verteilt sich recht gleichmäßig über die stationären und ambulanten Fälle.“
Die Krankenhausleitung habe auf diesen gefährlichen Trend reagiert: „Wir hatten in dieser Zeit mehrfach dazu aufgerufen, sich als Notfall unbedingt ins Krankenhaus zu begeben und nicht zu lange zu warten, denn gerade bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder unklaren Bauchschmerzen kann dies lebensbedrohlich werden.
Inzwischen habe sich die Lage wieder normalisiert, auch wenn das Rottweiler Krankenhaus weiterhin etwas weniger sogenannte Bagatellfälle in der Notfallambulanz verzeichne.
Laut Sprecherin Schmider kommen die Patienten mit geplanten Operationen wieder zurück in das Rottweiler Haus. Träger Helios habe, um den Patienten die Ängste in Bezug auf Corona zu nehmen, ein umfangreiches Sicherheitskonzept ausgearbeitet, zu dem unter anderem auch eine Testung vor Aufnahme zur Operation gehört. Der Zehn-Punkte-Plan ist auch auf der Webseite von Helios zu finden: www.helios-gesundheit.de/sicher
Inzwischen habe sich die Lage entspannt: „Insgesamt kann man sagen, dass die Patienten nun wieder wie gewohnt zur Behandlung zu uns in die Klinik kommen“, so die Helios-Sprecherin abschließend.