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Angespannte Corona-Lage im Altenzentrum St. Elisabeth – Soldaten sollten helfen

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Heimbewohner in Isolation auf dem Zimmer. Akuter Personalmangel. Besuchsverbot wenigstens bis Silvester. Das Coronavirus macht aktuell vor allem dem Altenzentrum St. Elisabeth in Rottweil zu schaffen. So sehr, dass der Träger schon erwogen hat, die Bundeswehr zur Hilfe zu rufen. Angesichts offenbar der hohen Hürden fand die Stiftung St. Franziskus einen anderen Weg.

„Meine Mutter ist seit 14 Tagen in Vollquarantäne, darf ihr Zimmer nicht mehr verlassen.“ Paul Müller (Name von der Redaktion geändert) sagt das eigentlich gar nicht vorwurfsvoll. Er will nicht anklagen, er will aber auf die Probleme aufmerksam machen. In seinem Fall geht es um eine über 90-jährige Frau, die im St. Elisabeth, dem Altenzentrum in der Rottweiler Burkardstraße, untergebracht ist. Seit Wochen auf dem Zimmer – deshalb verschlechtere sich ihr Zustand, lasse die Mobilität nach. Sie sei zwar nicht eingeschlossen, dürfe aber, wie alle anderen Bewohner des Heims auch, nicht auf den Flur, um ein paar Schritte zu gehen.

Müller weiß das nur aus zweiter Hand. Er darf das Heim wie alle Angehörigen nicht betreten. Es gibt ein Besuchsverbot. Corona.

Das Virus habe besonders die Rottweiler Senioreneinrichtung heimgesucht. „Das St. Elisabeth ist maximal belastet. Mitarbeiter und Bewohner sind erkrankt“, so Müller. Ihm wurde zugetragen, dass an den Weihnachtstagen auf einer der Stationen nur noch eine Person Dienst getan habe. Alleine. Wobei das bisher nicht von einer zweiten Quelle bestätigt worden ist.

Deshalb habe die Heimleitung laut Müller überlegt, wo Hilfe zu bekommen sei. Und sei auf die Bundeswehr gekommen. Es stimmt: Soldaten unterstützen etwa in Rottweil längst das Gesundheitsamt bei der Nachverfolgung von Kontakten von Corona-Infizierten. Nun hat die Bundeswehr auch medizinisches Personal, den Sanitätsdienst. Ob der nicht auch in einem völlig unterbesetzten Altenheim aushelfen kann?

Die Idee sei dem Landratsamt vorgetragen worden – und das habe abgelehnt. Habe sich sogar mit weiteren Landratsämtern in der Region kurzgeschlossen, um eine gemeinsame Linie zu fahren und solche Ansinnen abzubügeln. Sagt Müller der NRWZ und erhebt schwere Vorwürfe gegen Landrat Dr. Wolf-Rüdiger Michel. Mutmaßt, dass dieser seine Karriere über das Wohl der Menschen stelle. Dass er unmenschlich handele, dass das irre sei.

Es wäre wohl tatsächlich unmenschlich – wenn es denn stimmen würde. Nicht der Fall an sich, denn tatsächlich herrscht im St. Elisabeth eine äußerst angespannte Lage. Da hat Müller recht. Dass der Landrat aber die Hilfe verweigert habe, damit offenbar nicht. Wir haben nachgefragt und mit vier Personen sprechen beziehungsweise mailen können, die involviert sind.

„Wir sind von der Unterstützung durch die Bundeswehr abgekommen“

Harald Blocher, Leiter Referat Kommunikation, Stiftung St. Franziskus Heiligenbronn

Harald Blocher ist eigentlich im Urlaub und mit der Familie unterwegs. Für die NRWZ setzte sich der Sprecher der Stiftung St. Franziskus, Träger des Altenzentrums St. Elisabeth, auf den Beifahrersitz und antwortet schriftlich. „Die Situation im St. Elisabeth in Rottweil war vor Weihnachten und ist auch heute noch bezüglich stärkerem Infektionsgeschehen bei Bewohnern und Mitarbeitern angespannt“, schreibt er. In Abstimmung mit dem Gesundheitsamt seien frühzeitig die notwendigen Maßnahmen abgestimmt worden, um die Ausbreitung einzudämmen. „So wurde beispielsweise bis einschließlich 31.12.2020 ein Besuchsverbot in der Einrichtung angeordnet. Die Bewohner befinden sich derzeit in Zimmerquarantäne“, bestätigt Blocher die Angaben Müllers.

Die Heimleitung, also die Stiftung, habe vor Weihnachten „in Absprache mit Herrn Landrat Dr. Michel in Erwägung gezogen, externe personelle Unterstützung, wie etwa die der Bundeswehr anzufragen“, so Blocher weiter. Man sei davon aber abgekommen, „weil wir es mit Unterstützung von Kollegen aus anderen Teilen der Stiftung und auch mit externen Helfern vom Malteser Hilfsdienst geschafft haben, die Situation über die Weihnachtstage zu meistern“, so der Stiftungssprecher. Ein entscheidender Punkt, Stichwort Subsidiaritätsprinzip. Dazu kommen wir noch.

Mittlerweile seien auch schon wieder zahlreiche Mitarbeiter genesen, ebenso einige Bewohner, was die Lage zunehmend entspanne, berichtet Blocher weiter. Die nächsten Testungen bei Infizierten hätten bereits stattgefunden. Die Heimleitung geht von weiteren genesenen Mitarbeitern und Bewohnern aus, was nochmals Entlastung bedeuten würde. Der Sprecher wörtlich: „Wir sind optimistisch auch die restlichen Feiertage bis in den Januar zu meistern und ebenso sehr hoffnungsvoll, durch die Impfungen eine weitere und nachhaltige Entspannung der Corona-Lage zu erreichen.“

UPDATE Dienstag, 29.12.2020, 14.30 Uhr: Der Sprecher der Stiftung St. Franziskus, Blocher, reagiert auf unsere Berichterstattung und erklärt, dass sein Haus auch „in dieser schwierigen Situation unserem gesetzlichen Versorgungsauftrag … nachgekommen“ sei. „Es gab zu keinem Zeitpunkt eine Unter- oder Fehlversorgung der uns anvertrauten Klienten im Altenzentrum St. Elisabeth“, so Blocher weiter. Er schreibt: „Richtig ist, dass es ein starkes Corona-Ausbruchsgeschehen im St. Elisabeth gab, das auch zu personellen Engpässen geführt hat. Diese konnten aber vor allem durch eigene Fachkräfte, die aus anderen Häusern und Bereichen abgezogen wurden, kompensiert werden. Richtig ist auch, dass wir bei unseren drei Standortlandkreisen ein Hilfegesuch zur Personalentlastung gestellt haben. Hintergrund für das Hilfegesuch war auch die Dauerbelastung, der unsere Fachkräfte seit Beginn der Coronapandemie ausgesetzt sind – mit nur wenigen Möglichkeiten der Entlastung oder Regeneration.“

Zum Verlauf der Kommunikation mit dem Landratsamt schreibt Blocher ergänzend zu seiner schnellen Antwort vom Vortag: „In einem offenen Gesprächsaustausch zwischen unseren Vorständen und Herrn Landrat Dr. Michel wurde dann vereinbart, dass wir das Hilfegesuch wieder zurücknehmen, da sich einerseits wieder genesene Mitarbeiter zum Dienst zurückgemeldet haben und wir andererseits auch zum Beispiel über den Malteser-Hilfsdienst Unterstützung bekamen. Die Zusammenarbeit zwischen Stiftung und den Behörden des Landkreises, hier vor allem das Gesundheitsamt, ist sehr gut. Herr Dr. Michel machte in dem Gespräch auch klar, dass bei einer Zuspitzung der Lage das Hilfegesuch jederzeit neu formuliert und gestellt werden könnte.“

Allgemeiner ergänzt der Sprecher des Heimträgers: „Die Pandemielage ist insgesamt dramatisch in Deutschland. Die Gründe für größere Infektionsgeschehen sind nicht mehr ohne Weiteres nachvollziehbar, auch teilweise nicht mehr oder nur sehr schwierig nachzuverfolgen. So wissen wir auch nicht, wie der größere Ausbruch im Altenzentrum St. Elisabeth geschehen konnte. Die Schutz- und Hygienemaßnahmen wurden immer akribisch eingehalten. In der sogenannten ersten Corona Welle war das Altenzentrum komplett verschont geblieben. Jetzt hat das Virus aber unser Altenzentrum St. Elisabeth getroffen.“

„Wir haben nie unsere Unterstützung versagt“

Hermann Kopp, Erster Landesbeamter

An diesem Montag zwischen den Jahren erreicht dier NRWZ Hermann Kopp, den Ersten Landesbeamten im Landratsamt Rottweil und damit Ranghöchsten nach dem Landrat. Ja, es habe eine Anfrage des Trägers des St. Elisabeth gegeben, seitens der Stiftung St. Franziskus, so Kopp. Ob man einen Unterstützungsantrag bei der Bundeswehr stellen könne. „Wir haben nie gesagt, dass wir das ablehnen“, sagt der stellvertretende Landrat. Allerdings müsse so ein Antrag eingehend begründet werden – was die Stiftung in ihrem Schreiben verabsäumt habe. Es gehe darum, nicht einfach einen Antrag an die Bundeswehr zu stellen, sondern dies sachlich und fachlich richtig zu tun. Um ihn zum Erfolg zu führen, sonst könne man sich die Mühe doch sparen. Die Ressourcen der Bundeswehr seien schließlich knapp bemessen.

Kopp betont auch, dass seine Behörde der Stiftung aus seiner Sicht jedwede Unterstützung habe zuteilwerden lassen. Er verweist auf das sogenannte Subsidiaritätsprinzip. In diesem Fall bedeutet dies, dass ein Träger einer Altenhilfeeinrichtung zunächst selbst versuchen müsse, sein Problem zu lösen, aus eigener Kraft und hier etwa mit eigenen Mitarbeitern.

Das habe Landrat Michel in einem Gespräch der Leitung der Stiftung St. Franziskus mitgeteilt. Und das Landratsamt habe dem Seniorenheimträger die Details zukommen lassen. So habe man mitgeteilt, dass eine Hilfeleistung durch die Bundeswehr im Inland aufgrund der vom Grundgesetz vorgegebenen rechtlichen Maßstäbe nur subsidiär als Ultima Ratio möglich sei, wenn alle eigenen Mittel und Möglichkeiten ausgeschöpft wurden und keine anderen Mittel vorhanden sind, eine sicherlich prekäre Situation zu beseitigen.

Es gab einen Brief des Landratsamts an die Stiftung. Kopp stimmt der Weiterleitung an die NRWZ zu. In dem Brief hieß es zum weiteren Vorgehen: „Hierzu sollten Sie darlegen,

  • ob und mit welchem Ergebnis Möglichkeiten der Personalumschichtung aus anderen nicht oder bedeutend weniger betroffenen Einrichtungen unter ihrer Trägerschaft ausgeschöpft wurden (ggf. auch aus der Behindertenhilfe),
  • Stellenausschreibungen getätigt wurden,
  • Personal über Leiharbeitsfirmen gewonnen werden konnte,
  • Aufrufe an die Öffentlichkeit zur Mithilfe in ihrer Einrichtung getätigt wurden,
  • an Hilfsorganisationen wie das DRK oder ähnliche herangetreten wurde,
  • über die Pflegereserve des Landes Mitarbeiter/innen gewonnen werden konnten und
  • über den MdK Personal gewonnen werden konnte (über den medizinischen Dienst der Krankenkassen, Anm. der Red.).“

Der Träger müsse außerdem darstellen, wie viele Bewohner und Beschäftigte im Verhältnis zur jeweiligen Gesamtzahl in der Einrichtung von einer SARS-CoV-2 Infektion betroffen sind.  

Kopp legt Wert auf die Feststellung, dass das Landratsamt gerne geholfen hätte, dass es beileibe nicht darum gegangen sei, dass die Stiftung nur hätte einen besseren Antrag stellen sollen. Dass man auch verstanden habe, dass es für den Träger der Alteneinrichtungen derzeit eine belastende Situation sei. Die aber habe man in nahezu allen entsprechenden Altenzentren. Er ergänzt, das Landratsamt sei „keine Durchlaufstation“. Man wolle Anträge so stellen, dass sie Erfolg versprechend sind.

Auf diese Linie habe man sich mit den Landratsämtern Tuttlingen und Schwarzwald-Baar geeinigt. Auch an diese beiden habe sich die Stiftung St. Franziskus mit ihrem Schreiben gewandt.

Ergebnis der Verhandlungen zwischen Stiftung St. Franziskus und Landratsamt sei gewesen, dass man die Situation habe weiter beobachten wollen.

Für Müller hat Kopp noch ein persönliches Wort: „Der Angehörige nimmt es berechtigterweise als dramatisch wahr. Aber bei uns kam keine Botschaft an, dass es unhaltbare Zustände dort gäbe.“

„Der Pflegeschlüssel ist außer Kraft gesetzt“

Thomas Seeger, Leiter des Ordnungsamts, Landratsamt Rottweil

Herrschen im St. Elisabeth unhaltbare, unmenschliche Zustände? Diese Frage muss Thomas Seeger beantworten, ihm unterliegt als Ordnungsamtsleiter im Landratsamt die Heimaufsicht. „Die Situation im St. Elisabeth war prekär“, so Seeger. „Aber die Stiftung hat uns nie dargelegt, dass sie so prekär war, dass sie sie als Träger nicht mehr meistern kann.“ Etwas anderes sei ihm nicht bekannt.

Auf isolierte alte Menschen angesprochen, auf einzelne Mitarbeiter, die für die ganze Station zuständig seien, holt Seeger etwas aus. Es gebe da diesen Pflegeschlüssel, der klar festlege, wie viele Fach-, Pflege- und Betreuungskräfte jeweils vor Ort sein müssen. Doch der sei seit März außer Kraft gesetzt. Damals habe die erste Corona-Welle schon für großen Mitarbeiter-Ausfall gesorgt. Mehr sagt er nicht dazu.

Der Ordnungsamtsleiter hat die Anfrage der Stiftung St. Franziskus, in dem diese nach der Bundeswehr fragte, ebenfalls auf dem Tisch gehabt. „Die Möglichkeiten der Bundeswehr sind begrenzt“, so Seeger. „Der Sanitätsbereich ist leider nicht mehr in der Fläche an jedem Standort vorhanden.“ Dieser Tätigkeitsbereich konzentriere sich insbesondere auf die Bundeswehrkrankenhäuser, die aber auch zur Versorgung der Bevölkerung genutzt werden „und aus diesem Grund nicht entblößt werden können“. Gleichzeitig müsse eine Einsatz- und Ersatzreserve für Bundeswehreinsätze im Ausland vorgehalten werden. „Daher sind medizinische Fachkräfte für Hilfeleistungen der Bundeswehr nur sehr begrenzt zu erhalten“, so Seeger. Das sonstige logistische Unterstützungspersonal (SLU) der Bundeswehr sei nach Aussagen des Landes aktuell ebenfalls als „Mangelressource“ anzusehen, „vermutlich auch im Hinblick auf bereits erfolgte Hilfeleistungsanträge der Land- und Stadtkreise bundesweit für Unterstützungen beim Betrieb von den im Aufbau befindlichen Kreisimpfzentren.“ Er ergänzt: „Die Bundeswehr steht doch jetzt schon mit dem Rücken zur Wand.“

„Sie stehen diese Krisensituation nur mit sehr viel Personal durch“

Dr. Heinz-Joachim Adam, Leiter des Gesundheitsamts, Landratsamt Rottweil

„Bei einer viralen Erkrankung in einem Heim ist es grundsätzlich schwierig, die Infektionskette zu unterbrechen. Und besonders dann, wenn die Inkubationszeit so lange ist wie bei Corona.“ Der Leiter des Rottweiler Gesundheitsamts ruft an diesem Montagabend aus dem heimischen Wohnzimmer zurück. Die Arbeit für den Tag ist getan, über die Feiertage hat sich die Corona-Lage im Landkreis entspannt. In den Heimen sei das Möglichste getan worden. „Wir haben Personaltrennung durchgeführt, auch Stationstrennung der Bewohner. Wir haben Positive ausgegliedert.“ Kohortierung genannt. „Das ist in den Heimen gut gelaufen, auch im St. Elisabeth.

Jetzt aber habe das Virus gerade diese Einrichtung hart getroffen, während in anderen Entspannung eintrete. „Man kann diese Geschichte nur durch viel Personal durchbrechen“, sagt Adam. Das kann keiner, das kann man nicht zum Vorwurf machen.“ Wie solle das auch im praktischen Alltag gehen, ein Ende der Infektiösität herbeizuführen? Wäre man konsequent, dann müssten alle Mitarbeiter immer einen Vollschutz tragen. „Das kann für einen kleinen Gang, etwa den Windelwechsel, nicht geleistet werden“.

Adam sagt auch: „Die Situation ist schwierig, ich möchte kein Heimleiter sein“. Das sei „eine Krisensituation, mit der wir das erste Mal konfrontiert sind.“ Eine Influenza sei einfacher, „da wissen wir nach zwei Tagen, wer infiziert ist und wer nicht.“

Für seine Kollegen legt Adam die Hand ins Feuer. Man habe sich seitens des Landratsamts seit Beginn der Pandemie angestrengt, stehe den Heimen und den Heimleitungen mit Rat und Tat zur Seite, habe Empfehlungen ausgesprochen, bei Testungen geholfen und Tests vermittelt. Sicher hätten auch die Träger der Senioreneinrichtungen das ihre getan, um die Pandemie einzudämmen.

Was die Bundeswehr dabei tun kann, erschließt sich ihm allerdings nicht. „Die Bundeswehr hat keine Pfleger, man ruft gerne nach dem Staat, dem sind aber auch Grenzen gesetzt.“ Die Bundeswehr habe zudem nur Sanitäter, „die werden nicht nach Rottweil kommen.“ Aber anderes Personal: 16 Soldaten sind da. Sie helfen im Gesundheitsamt bei der Kontaktnachverfolgung, sieben Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, „die bringen uns wirklich was.“ 139 Fälle habe man gemeinsam mit den eigenen Mitarbeitern – die an der Zahl immer doppelt so viele sein sollen, wie die Soldaten der Bundeswehr, so will es laut Kopp und Adam die Vereinbarung – am Heiligabend durchgearbeitet. Jeweils drei, vier Kontakte abtelefoniert. „Das wäre ohne Soldaten nicht gegangen“, sagt der Chef des Rottweiler Gesundheitsamts. Und ergänzt: „In der Beratung sind sie gut, was sie im Heim wollen, weiß ich nicht.“

Adam schaut derweil nach vorne. Er hoffe, „dass wir in vier Wochen eine Ruhe reinbekommen, wenn die Impfungen anschlagen.“

UPDATE Dienstag, 29.12.2020, 14.35 Uhr: Das sieht auch der St. Franziskus-Unternehmenssprecher Harald Blocher so. „Als Stiftung tun wir alles, um unsere Bewohner und Mitarbeiter zu schützen. Die jetzt angelaufenen Corona Schutzimpfungen werden auch einen Beitrag dazu leisten, dass sich die Situation hoffentlich bald entspannen wird.“

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Peter Arnegger (gg)https://www.nrwz.de
... ist seit gut 25 Jahren Journalist. Mehr über ihn hier.

11 Kommentare

  1. Alle haben alles richtig gemacht? Aber die Bewohner durften offenbar 2 Wochen lang ihre Zimmer nicht verlassen und waren wegen Personalmangels unzureichend versorgt. Die Angehörigen erfahren das aus zweiter Hand und die Verantwortlichen beglückwünschen sich auf Nachfrage gegenseitig für die gute Zusammenarbeit. Nach dem Motto: Zuviel Information könnte die Bevölkerung verunsichern. Das ist wirklich verstörend.

  2. Wenn man die Dinge mal in einem größeren zeitlichen Rahmen betrachtet, dann ist zunächst einmal festzustellen, dass der Lockdown im März folgende Ziele hatte:

    • Vermeidung der Überlastung der Kliniken
    • Zeit gewinnen, um Behandlungsverfahren für Erkrankte zu entwickeln
    • Zeit gewinnen für die Wissenschaft, um das Virus hinsichtlich Eigenschaften und Verbreitungswegen zu beforschen
    • Zeit gewinnen für die Entwicklung eines Impfstoffs
    • Zeit gewinnen, damit sich die Gesellschaft vorübergehend an ein Leben mit dem Virus gewöhnen kann

    Überlastung der Kliniken wurde verhindert, Wissenschaft und Forschung haben in einmaligem, schier atemberaubendem, Tempo geliefert! Wir haben einen Impfstoff, nach wenige Monaten, mit Zulassung!!!

    Zum Leben mit dem Virus gehören auch Hygienekonzepte, nicht für Ordner im Regal, sondern für die tägliche Praxis! Diese einzuüben – notfalls drillmäßig – war den Sommer über genügend Zeit bei insgesamt niedrigen Zahlen, die von manchen bereits als „Endsieg“ über das Virus betrachtet wurden. Dabei hätte ein Blick auf die ausgezeichnet dokumentierten Verhältnisse in der Schweiz spätestens ab Mitte August das Gegenteil ergeben.

    Ich frage mich, wie es passieren konnte, dass die Pflegeheime derart vom Virus heimgesucht werden konnten, warum bei inzwischen bekannter Gefahr für die dort wohnenden Hochrisikopatienten eine solche Situation überhaupt entstehen konnte?

    Und dann ruft man nach dem Staat, ausgerechnet solche Einrichtungen, die Soldaten früher eher verachtet haben, wollen Hilfe von der Truppe?

    Besuchsverbote? Braucht man nicht, wenn man den Ablauf so gestaltet, das ein Maximum an Sicherheit gewährleistet ist, etwa durch Vermeidung von Körperkontakt, Wahrung von Abstand, gut gelüftetes Besucherzimmer, und so das Virus draußen hält. Lieber weniger Besuche, dafür sicher. Jetzt nagt natürlich die Einsamkeit an den Bewohnern.

    Die Häuser haben ihre Hausaufgaben nicht gemacht, das ist alles! Wer mit Hochrisikopatienten arbeitet, muss sich auch in der Freizeit entsprechend vorsichtig verhalten!

    Aber in einer überflüssigen Pressemitteilung gleich verlangen, dass man bevorzugt geimpft werden muss, dafür war Zeit!

    • Herr Spengler, ein Impfstoff wurdr entwickelt. Ein Virologe aus Mainz wurde im Gernsehen dazu befragt. Dazu muss man noch etwähnen, dasd er für die Impfung ist. Frage schütut mich fie Impfung vor der Erkrankung. Antwort : Nein, das war nicht Vorgabe det Testung, wir hoffen aber darauf. Frage : Schütze ich andete Bürger dann vor Ansteckung? Wiefer die gleiche Antwort. Frage: Hab ich dann einen Lanzeitschutz? Anwort: Das war micht Bestandteil des Tests zudem zu kurz eine Prognose zu geben. Wir joffen aber darauf. Wie bitte sollan solche Aussagen wrrten? Normalerwise dauern Tests länger um Wechselwirkungen zu testen. Wird das nun im Großvetsuch nun unternommen und wenn schoef geht, wars Alternativlos? Vetstehen Sie mich nicht falsch, wir haben viel Zeit verschlafen unf hoffen nur …..

      • Es geht hier zwar ums Altenheim und nicht um die Impfung, aber ein paar Sachen will ich aus fachlicher Sicht antworten:

        Um in ein normales Leben zurückzukehren müssen wir Herdenimmunität durch Impfung von mindestens 45 Millionen Menschen in D herstellen. Die Alternative, nämlich das Virus durchlaufen zu lassen, bis genauso viele Menschen infiziert waren, wäre angesichts der Opferzahlen und der damit verbundenen Überlastung der Kliniken zynisch. Darüber hinaus würde es selbst bei 7-Tage Inzidenzen von 500 viele Jahre dauern.

        Ob der Impfstoff wirklich schützt, hätte man mit Menschenversuchen testen müssen, speziell auch an Risikogruppen, das ist ethisch nicht vertretbar. Ein Tiermodell ist nicht verfügbar, da Coronaviren grundsätzlich artspezifisch sind, Literatur siehe unten. Man kann in Studien nur die Immunantwort (Immunglobuline G) messen, mir wäre es aus fachlicher Sicht lieber, wenn man auch noch Immunglobuline A messen würde, denn die werden an inneren Körperoberflächen, etwa auch im Rachen (Voilà!) sezerniert.

        Langzeitschutz ist bei Impfungen häufig nicht gegeben. In vielen Fällen muss man regelmäßig auffrischen, etwa Tetanus (Bakterien) alle 10 Jahre, FSME (Viren) alle 5 Jahre. Man muss abwarten, wie die Lage in ein paar Jahren aussieht, abhängig auch davon, wie schnell die gesamte Weltbevölkerung geimpft werden kann, was wiederum an Produktionskapazitäten hängt, diese wiederum daran, wie aufwändig die Herstellung ist. Vielleicht kann das Virus nach dem Vorbild der Pocken sogar ausgerottet werden (Prinzipiell möglich, da kein tierischer Zwischenwirt vorhanden).

        Dass die Entwicklung unter Zeitdruck geschah ist unbestritten, aber wir können nicht warten, bis „auch noch das letzte Fass Benzin ausgeladen ist“, wir müssen angreifen! Jeden Tag sterben viele hundert Menschen, man rechne das auf ein Jahr hoch. Und die belegten Plätze auf den Intensivstationen fehlen für andere Behandlungen, die derzeit zunehmend (ad calendas graecas?) verschoben werden.

        Übrigens gibt es funktionierende Impfstoffe gegen Coronaviren bei Tieren, hierzu zitiere ich aus meinem Virologie-Buch (Modrow/Falke: Molekulare Virologie, Spektrum Akademischer Verlag, 1998):

        „Da Coronavirusinfektionen bei Tieren jedoch oft sehr schwere, auch tödliche Erkrankungen verursachen, hat man für sie in den vergangenen Jahren einige Vakzinen auf Basis attenuierter Viren entwickelt. So gibt es Impfstoffe gegen die infektiöse Peritonitis der Katze (FIP), die übertragbare Gastroenteritis des Schweins (TGE) und Coronavirusinfektionen von Rind und Hund.“

        Deshalb war ich von Anfang an zuversichtlich, dass wir auch für uns einen Impfstoff bekommen werden! Zumal wir heute ganz andere Technologien zur Verfügung haben als vor einem Vierteljahrhundert.

        • Herr Spengler in vielem kann ich bei Ihnen mitgehen. Haben Sie auch bemerkt, dass die “unethische“ Menschenversuche gerade stattfinden? Wir werden dann in nächster Zeit sehen wie leer die Pflegeheime ggf. sein werden.

          • Menschen zu impfen und dann nach Antikörpern zu suchen, ist kein unethischer Menschenversuch, sondern eine Studie. Wie will man denn sonst die Wirkung eines Vakzins testen, wenn man kein Tiermodell hat?

            Ein unethischer Menschenversuch wäre bei mir, wenn man Menschen nach Impfung bewusst einem Überträger des Virus in einem kleinen geschlossenen Raum aussetzt, um die Wirksamkeit der Impfung zu testen. Vor allem, wenn dieser Mensch auch noch ein Hochrisikopatient wäre.

            Was jetzt stattfindet ist, dass man viele Menschen impft. Ob’s was bringt wird man sehen, was ist daran unethisch, soll man nicht impfen? Und „leere Pflegeheime“ produzieren wir ja gerade ohne Impfung, wenn auch nicht überall, wie Herr Himmelheber soeben aus Schramberg berichtet.

          • Man nimmt Impfungen auf einer sehr dürftigen Lage vor. Alles weil die Politik es so will ….. aber die Hoffnung stirbt zuletzt. Herr Spengler ich hoffe Sie stellen sich dem Versuch!

    • richtig. Aus erster Hand ist bekannt das in den Anfängen der Pandemie im März eben nicht genug bis gar nix getan wurde. Ganz im Gegenteil: Mitarbeiter wurden entlassen die das Hygienekonzept kritisiert hatten damals. Es hielt sich kein Mitarbeiter an Vorschriften die es teilweise eh nicht gab dort. Mitarbeiter die eine Maske trugen wurden belächelt. Die Heimleitung hat von Anfang an komplett versagt.

    • Ich gratuliere Ihnen, Herr Spengler, sie sind erfolgreich von Minister Lucha indoktriniert worden. Denn Infektionen im Pflegeheim kommen immer nur von den Angestellten und nie von den Besuchern. Sie haben selbstverständlich Recht, wenn Sie verlangen, dass Hygienekonzepte auch gelebt werden. Aber nicht nur vom Personal, sondern von Allen, d.h. Besucher tragen die Masken auch und nehmen sie nicht ab, sie geben eine wahrheitsgemäße Selbstauskunft ab, sie halten sich bei Krankheit gern, kommen nicht direkt nach dem Urlaub (im Risikogebieten) zu Besuch…. Wir werden nur durch diese Pandemiezeit kommen, wenn wir Alle mitmachen und uns an gewisse Regeln halten. Pflegekräfte tun das Ihre, selbst wenn nicht jeder Hochrisikopatient ist, aber die Angehörigen müssen mitziehen. Und vielleicht doch lieber einen isolierten Bewohner mit Demenz, als einen coronainfizierten und später toten Angehörigen.

  3. Wenn man den Bericht durchgelesen hat, muss man den Amtsleiter leider sagen, dass sie in der Schule vermutlich das Klassenziel nicht erreicht hätten. Ein Gesundheitsamtsleiter der nicht im Stande ist die Bevölkerung adäquat zu informieren wie es mit den Inzidenzen aussieht. Warum auch, es war Weihnachten und dann Wochenende. Aus diesem Grund kann der Schwabo am 28.12 auch nur die Zahlen vom 23.12 nennen. Und das ist gelinde gesagt eine große Sauerei. Da werden den Bürgern Restriktionen auferlegt die eventuell so nicht mehr gelten würden ….. und auch sonst scheint das Gesundheitsamt sehr schlecht aufgestellt zu sein, wenn sie von einer diffusen Lage sprechen. Umgangssprachlich heißt das „wir haben keine Ahnung“ bzw. „wir spielen blinde Kuh“.
    Dann die anderen Herren, haben von Aufsichtspflicht noch nie was gehört. Zu dieser Pflicht ist auch eine Verantwortung verbunden und man sollte doch in der Lage sein nach eine 3/4 Jahr Planungen in der Tasche zu haben was bei einem Fall X zu tun ist. Aber nein man versteckt sich hinter Verordnungen. Gut das die Bewohner den normalen Pflegegradkostenanteil entrichten obwohl zur Zeit keine Pflege stattfindet. Essen und Trinken verteilen ist nicht das wesentliche in der Pflege. Gut dass das Landratsamt für sich die Bundeswehr geordert hat. Liegt das an einer verfehlten Persinalpolitik des Kreises? Sparen sparen Häusle bauen ist derzeit ja wohl das Motto. Und unser Landrat. Groß steht er da wenn die Zahlen gegen 400 gehen und dann sind es die bösen Bürger ….. „man soll nicht alles tun auch wenn es erlaubt ist …“ so so dann fährt der Landrat immer auf den Bundesstraßen wenn 100 erlaubt sind mit 50, oder? Nur Herr Landrat aus Ihrem Satz wird jetzt ein Schuh draus. Wenn man nur das macht was man muss ist es nicht immer zielführend. Manchmal muss man halt mehr tun. Dann würden Sie vielleicht ach ein Fleissbildchen bekommen … so frag t man sich derzeit nur wie lange diese Herren noch in Amt sind. Vielleicht muss man hoffen dass sie in den „wohlverdienten“ Vorruhestand gehen. Und wenn Sie dann auch noch in den Genuss des Pflegeheims – so wie es derzeit gelebt wird – kommen, wünsche wir ihnen viel Glück und Spass.

  4. Es ist schon komisch – Alle haben Alles richtig gemacht und trotzdem war der Landkreis RW der mit den höchsten Zahlen. Wenn man aktuell auf die Karte des RKI schaut ist er auch noch der einzige „dunkelrote“ Kreis in BaWue. Alles richtig gemacht? Spezielle Maßnahmen waren und sind lt. Hr. Michel nicht notwendig – warum auch: siehe dunkelrot. Wenn ich den Artikel lese, kommt mir der Gedanke, es wurde streng nach dem Buchstaben des Gesetzes gehandelt – aber man hat mehr nach Abwehr, denn nach Lösungen gesucht. Jedes amt versucht in erster Linie seinen Ar… sauber zu halten wie es so schön heißt. Ob das hilft? Den Ämtern sicher . Den Menschen ……

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