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    Acht Mann gegen den „schwäbischen Zaren“

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    Das Jahr 1802 war nicht nur ein tiefer Einschnitt in der Geschichte Rottweils, das seinen Status als unabhängige Stadtrepublik verlor. Auch für einen wichtigen Nachbarn, der die Region ebenfalls über Jahrhunderte prägte, schlug das letzte Stündlein: die Reichsabtei Rottenmünster. Lesen Sie hierzu Teil sieben der NRWZ-Reihe zur Ausstellung zum 1250-Jahr-Jubiläum der Erstnennung Rottweils im Dominikanermuseum.

    Andere geistliche Territorien oder Reichsstädte, die im Zuge der napoleonischen Neuordnung Deutschlands an neue Herren gingen, mögen pleite gewesen ­– die Zisterzienserinnen-Reichsabtei Rottenmünster jedenfalls war gut bei Kasse: Der seit nahezu sechs Jahrhunderten bestehende kleine geistliche Staat war schuldenfrei, gut verwaltet und verfügte über ein jährliches Einkommen von etwa 50000 Gulden.

    Ansicht der Reichsabtei Rottenmünster um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Zeichnung von Bernhard Wäschle nach der Vedute auf einem Bildnis der Äbtissin Thessalina Eberlin.

    Die letzte Reichsäbtissin Maria Juliana Maier gebot, als souveräne Fürstin einzig dem Kaiser und dem Papst verpflichtet, über rund 3000 abgabenpflichtige Untertanen. Sie herrschte über einen Staat mit 82 Quadratkilometern, darunter gut 900 Hektar Wald, der die Dörfer Aixheim, Lauffen, Frittlingen und Zepfenhan, sowie zahlreiche Höfe und Streubesitz bis in die Ortenau und ins Markgräfler Land umfasste.

    Siegelstock der Reichsabtei Rottenmünster mit einer Darstellung des auferstandenen Christus aus dem Jahr 1501. Foto: al

    Auch das Ordensleben war an der Schwelle zum 19. Jahrhundert keineswegs im Niedergang begriffen: 43 Chorfrauen, Laienschwestern und Novizinnen zählte der Konvent, als Friedrich II. von Württemberg Rottenmünster an sich riss. Und dies, obwohl der Hauptsitz des Ordens in Citeaux im Gefolge der Revolution in Frankreich bereits 1790 aufgelöst worden war.

    Kein Wunder also, dass das wirtschaftlich gut dastehende Rottenmünster auf der Wunschliste Württembergs weit oben stand, als es darum ging, die Landesherren für 1801 an Frankreich abgetretene linksrheinische Gebiete zu entschädigen. Zum „Ausgleich“ verloren 112 geistliche und weltliche Reichsstände ihre Selbständigkeit. Sie wurden in einem unwürdigen Geschacher den Fürsten zugeschlagen.

    Friedrich II. hatte die Grafschaft Mömpelgard eingebüßt. Auch dank gewaltiger Bestechungen erhielt er als Kompensation das Dreifache der verlorenen Fläche – darunter Rottenmünster und Rottweil. Am 17. November 1802 war es soweit: Friedrich, bekannt für seine Leibesfülle und sein herrisches Wesen, das ihm den Kosenamen „schwäbischer Zar“ eintrug, schickte Truppen und nahm die alte Reichsabtei im Vorgriff auf die sich abzeichnenden Regelung widerrechtlich in Besitz. Erst im April 1803 wurde dies nachträglich legitimiert.

    Fürstäbtissin Maier und ihre acht Mann starke Armee leisteten keinen Widerstand. Sie, wie die Untertanen hofften auf Friedrichs „fürstliche Gnade“. Aber mit dem sprichwörtlich guten Leben unter dem Krummstab war es vorbei. Nun begann das Zurückdrängen der Ordensfrauen auf einen immer kleineren Teil der Klosteranlage und auch das wochenlange Versteigern von klösterlichem Hab und Gut.

    Luftaufnahme des Klosters Rottenmünster auf einer historischen Ansichtskarte der 1930er-Jahre. Foto: Postkartensammlung Vinzenz von Paul Hospital Rottweil.

    Ganz aus dem Bewusstsein verschwunden ist die Tradition der Reichsabtei im 19. Jahrhundert indes nicht.  Bezeichnenderweise war es eine aus Rottweil stammende Generaloberin der Barmherzigen Schwestern vom heiligen Vinzenz von Paul, die mit Unterbrechung die Geschichte des Klosters Rottenmünster weiterschrieb: Margareta Linder erwarb 1895 die Liegenschaft von der württembergischen Finanzverwaltung und baute die heruntergekommenen Baulichkeiten in eine Pflegeanstalt für psychisch Kranke aus. Schon 1898 konnten 93 Kranke sowie 40 Pflegerinnen und Pfleger in den restaurierten und neuen Gebäuden einziehen.

    Info: Die Ausstellung wurde verlängert und endet nun am 20. Februar. Infos sowie die aktuellen Corona-Vorgaben sind zu finden unter: dominikanermuseum.de

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    Das Jahr 1802 war nicht nur ein tiefer Einschnitt in der Geschichte Rottweils, das seinen Status als unabhängige Stadtrepublik verlor. Auch für einen wichtigen Nachbarn, der die Region ebenfalls über Jahrhunderte prägte, schlug das letzte Stündlein: die Reichsabtei Rottenmünster. Lesen Sie hierzu Teil sieben der NRWZ-Reihe zur Ausstellung zum 1250-Jahr-Jubiläum der Erstnennung Rottweils im Dominikanermuseum.

    Andere geistliche Territorien oder Reichsstädte, die im Zuge der napoleonischen Neuordnung Deutschlands an neue Herren gingen, mögen pleite gewesen ­– die Zisterzienserinnen-Reichsabtei Rottenmünster jedenfalls war gut bei Kasse: Der seit nahezu sechs Jahrhunderten bestehende kleine geistliche Staat war schuldenfrei, gut verwaltet und verfügte über ein jährliches Einkommen von etwa 50000 Gulden.

    Ansicht der Reichsabtei Rottenmünster um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Zeichnung von Bernhard Wäschle nach der Vedute auf einem Bildnis der Äbtissin Thessalina Eberlin.

    Die letzte Reichsäbtissin Maria Juliana Maier gebot, als souveräne Fürstin einzig dem Kaiser und dem Papst verpflichtet, über rund 3000 abgabenpflichtige Untertanen. Sie herrschte über einen Staat mit 82 Quadratkilometern, darunter gut 900 Hektar Wald, der die Dörfer Aixheim, Lauffen, Frittlingen und Zepfenhan, sowie zahlreiche Höfe und Streubesitz bis in die Ortenau und ins Markgräfler Land umfasste.

    Siegelstock der Reichsabtei Rottenmünster mit einer Darstellung des auferstandenen Christus aus dem Jahr 1501. Foto: al

    Auch das Ordensleben war an der Schwelle zum 19. Jahrhundert keineswegs im Niedergang begriffen: 43 Chorfrauen, Laienschwestern und Novizinnen zählte der Konvent, als Friedrich II. von Württemberg Rottenmünster an sich riss. Und dies, obwohl der Hauptsitz des Ordens in Citeaux im Gefolge der Revolution in Frankreich bereits 1790 aufgelöst worden war.

    Kein Wunder also, dass das wirtschaftlich gut dastehende Rottenmünster auf der Wunschliste Württembergs weit oben stand, als es darum ging, die Landesherren für 1801 an Frankreich abgetretene linksrheinische Gebiete zu entschädigen. Zum „Ausgleich“ verloren 112 geistliche und weltliche Reichsstände ihre Selbständigkeit. Sie wurden in einem unwürdigen Geschacher den Fürsten zugeschlagen.

    Friedrich II. hatte die Grafschaft Mömpelgard eingebüßt. Auch dank gewaltiger Bestechungen erhielt er als Kompensation das Dreifache der verlorenen Fläche – darunter Rottenmünster und Rottweil. Am 17. November 1802 war es soweit: Friedrich, bekannt für seine Leibesfülle und sein herrisches Wesen, das ihm den Kosenamen „schwäbischer Zar“ eintrug, schickte Truppen und nahm die alte Reichsabtei im Vorgriff auf die sich abzeichnenden Regelung widerrechtlich in Besitz. Erst im April 1803 wurde dies nachträglich legitimiert.

    Fürstäbtissin Maier und ihre acht Mann starke Armee leisteten keinen Widerstand. Sie, wie die Untertanen hofften auf Friedrichs „fürstliche Gnade“. Aber mit dem sprichwörtlich guten Leben unter dem Krummstab war es vorbei. Nun begann das Zurückdrängen der Ordensfrauen auf einen immer kleineren Teil der Klosteranlage und auch das wochenlange Versteigern von klösterlichem Hab und Gut.

    Luftaufnahme des Klosters Rottenmünster auf einer historischen Ansichtskarte der 1930er-Jahre. Foto: Postkartensammlung Vinzenz von Paul Hospital Rottweil.

    Ganz aus dem Bewusstsein verschwunden ist die Tradition der Reichsabtei im 19. Jahrhundert indes nicht.  Bezeichnenderweise war es eine aus Rottweil stammende Generaloberin der Barmherzigen Schwestern vom heiligen Vinzenz von Paul, die mit Unterbrechung die Geschichte des Klosters Rottenmünster weiterschrieb: Margareta Linder erwarb 1895 die Liegenschaft von der württembergischen Finanzverwaltung und baute die heruntergekommenen Baulichkeiten in eine Pflegeanstalt für psychisch Kranke aus. Schon 1898 konnten 93 Kranke sowie 40 Pflegerinnen und Pfleger in den restaurierten und neuen Gebäuden einziehen.

    Info: Die Ausstellung wurde verlängert und endet nun am 20. Februar. Infos sowie die aktuellen Corona-Vorgaben sind zu finden unter: dominikanermuseum.de

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