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    24. September 1848: In Rottweil wird die Republik ausgerufen

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    Diesen Sonntag jährt sich ein denkwürdiges Ereignis zum 175. Mal: Im Zuge der Revolution von 1848/49 wurde in Rottweil die Volkssouveränität ausgerufen und die Republik proklamiert.

    Den Hintergrund dafür bildete Unzufriedenheit mit der Nationalversammlung, die seit Mai 1848 in der Frankfurter Paulskirche tagte. Sie sollte eine Verfassung für ein geeintes Deutschland erarbeiten. Als es damit nicht so rasch wie erhofft voranging, riefen am 2. Juli 1848 in Rottweil 88 Bürger einen „Demokratischen Verein“ ins Leben, der sich vor allem dem Ziel verschrieb, die Herrschaft der Fürsten zu beenden.

    An der Spitze standen der Fabrikant Elias Held und der Werkmeister Josef Göttle. Als am 21. September 1848 in Lörrach der Rechtsanwalt und Publizist Gustav Struve die Republik ausrief, sahen Göttle und Held die Zeit zum Handeln auch in Rottweil gekommen.

    Sie holten den Gaildorfer Fabrikanten Gottlieb Rau in die Stadt. Der rief am 24. September vor etwa 4000 Zuhörern in der Oberen Hauptstraße die Volkssouveränität aus, proklamierte die Republik und rief zum Zug nach Cannstatt auf. Auf dem dortigen Wasen sollte die Monarchie abgeschafft werden – Rau tourte regelrecht durchs Land, um dafür zu werben.

    Am folgenden Tag wollte man zur Tat schreiten: Hinter der roten Fahne der Republik zogen Rottweiler Jugendliche, die Bürgerwehr und das berittene Militär, verstärkt durch Bauern aus Frittlingen und Zepfenhan über Schömberg in Richtung Balingen.

    Doch bereits dort schreckten Raus Anhänger vor den Bajonetten des Königs zurück, der Zug brach zusammen. Möglicherweise weil viele Teilnehmer ihre Enttäuschung im Schnaps ertränkten oder auch weil zeitgleich die Zwetschgen reiften, erhielt die kurzlebige Freiheits-Unternehmung im Volksmund die Bezeichnung „Zwetschgenfeldzug“.

    Viele Teilnehmer flohen, Gottlieb Rau wurde am 28. September verhaftet. Er zahlte einen hohen Preis für seinen Traum. Nach 28 Monaten Haft auf der Festung Hohenasperg wurde er 1851 zu 13 Jahren Zuchthaus verurteilt und zwei Jahre später in die USA abgeschoben. In New York eröffnete der ehemalige Glasfabrikant einen Gasthof, der zur Anlaufstelle für notleidende deutsche Emigranten wurde. Er starb bereits 1854.

    Gottlieb Rau galt lange als versponnener Utopist. Das änderte sich erst, als Historiker wie Paul Sauer oder Manfred Stingel vom Schwäbischen Albverein andere Seiten des Revolutionärs aufzeigten: Rau wird seither verstärkt als christlich motivierter Vorkämpfer für soziale Rechte wahrgenommen, als wagemutiger Unternehmer, der mit seinen Innovationen Wohlstand schaffen wollte – ein Visionär für den Aufstieg Württembergs von einem Hunger leidendem Agrarland zu einer wohlhabenden Industrieregion. Und als Demokrat, der seiner Zeit in vieler Hinsicht voraus war.

    Rottweil hat er jedenfalls einen Platz in der Geschichte der Revolution von 1848/49 gesichert, die zwar scheiterte, aber doch einen wichtigen Aufbruch in Richtung Demokratie darstellte.

    Begonnen hatten dieser Aufbruch bereits Monate zuvor. Massenarmut, Hunger und Unfreiheit hatten im zersplitterten Deutschland wie auch in anderen Teilen Europas in den 1840er Jahren den Boden für soziale und politische Umbrüche bereitet. Auch in Rottweil mit seinen rund 5000 Einwohnern war die Lage miserabel: Es gab wenig Verdienstmöglichkeiten, die Kindersterblichkeit war hoch, viele wanderten aus, zumal ab 1845 verschärften Missernten die Situation zusätzlich verschärften.

    Der Funke zur Revolution kam dann Anfang 1848 aus Frankreich. Zuerst ergriff er den Südwesten und Westen, und schließlich im März ganz Deutschland. Vielerorts machten sich die Menschen die „Märzforderungen“ zu eigen: Der Ruf nach einer freiheitlichen Verfassung, die Presse-, Vereins- und Versammlungsfreiheit garantieren sollte. Auch sollten feudale Rechte fallen, ein allgemeines, freies Wahlrecht gelten und rasch ein deutsches Parlament einberufen werden.

    In Rottweil wurden die Entwicklungen – etwa jene in Berlin, wo es am 18. März zu Barrikadenkämpfen gekommen war, bei denen mehr als 250 Menschen ihr Leben verloren – mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Die Bevölkerung war stark politisch interessiert. Rottweiler waren beim Hambacher Fest 1832 dabei, auch an den Freiheitskämpfen der Griechen und Polen hatte man lebhaften Anteil genommen.

    Als am 1. März 1848 die Zensur aufgehoben wurde, stand die Stadt im Bann der demokratischen Bewegung. Am 5. März wurde bei einer Versammlung mit über tausend Menschen im Kaufhaus proklamiert, dass das Volk „mündig“ sei. Überall in der Stadt waren Schwarz-Rot-Goldene Fahnen zu sehen, eine Versammlung folgte auf die nächste.

    Die Ereignisse vom 24. September 1848 hatten also einen langen Vorlauf. Und sie zeigen, dass viele Rottweiler damals endlich ernst machen wollten, mit dem Wechsel der politischen Verhältnisse und dem Aufbruch in die moderne Demokratie.

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    Diesen Sonntag jährt sich ein denkwürdiges Ereignis zum 175. Mal: Im Zuge der Revolution von 1848/49 wurde in Rottweil die Volkssouveränität ausgerufen und die Republik proklamiert.

    Den Hintergrund dafür bildete Unzufriedenheit mit der Nationalversammlung, die seit Mai 1848 in der Frankfurter Paulskirche tagte. Sie sollte eine Verfassung für ein geeintes Deutschland erarbeiten. Als es damit nicht so rasch wie erhofft voranging, riefen am 2. Juli 1848 in Rottweil 88 Bürger einen „Demokratischen Verein“ ins Leben, der sich vor allem dem Ziel verschrieb, die Herrschaft der Fürsten zu beenden.

    An der Spitze standen der Fabrikant Elias Held und der Werkmeister Josef Göttle. Als am 21. September 1848 in Lörrach der Rechtsanwalt und Publizist Gustav Struve die Republik ausrief, sahen Göttle und Held die Zeit zum Handeln auch in Rottweil gekommen.

    Sie holten den Gaildorfer Fabrikanten Gottlieb Rau in die Stadt. Der rief am 24. September vor etwa 4000 Zuhörern in der Oberen Hauptstraße die Volkssouveränität aus, proklamierte die Republik und rief zum Zug nach Cannstatt auf. Auf dem dortigen Wasen sollte die Monarchie abgeschafft werden – Rau tourte regelrecht durchs Land, um dafür zu werben.

    Am folgenden Tag wollte man zur Tat schreiten: Hinter der roten Fahne der Republik zogen Rottweiler Jugendliche, die Bürgerwehr und das berittene Militär, verstärkt durch Bauern aus Frittlingen und Zepfenhan über Schömberg in Richtung Balingen.

    Doch bereits dort schreckten Raus Anhänger vor den Bajonetten des Königs zurück, der Zug brach zusammen. Möglicherweise weil viele Teilnehmer ihre Enttäuschung im Schnaps ertränkten oder auch weil zeitgleich die Zwetschgen reiften, erhielt die kurzlebige Freiheits-Unternehmung im Volksmund die Bezeichnung „Zwetschgenfeldzug“.

    Viele Teilnehmer flohen, Gottlieb Rau wurde am 28. September verhaftet. Er zahlte einen hohen Preis für seinen Traum. Nach 28 Monaten Haft auf der Festung Hohenasperg wurde er 1851 zu 13 Jahren Zuchthaus verurteilt und zwei Jahre später in die USA abgeschoben. In New York eröffnete der ehemalige Glasfabrikant einen Gasthof, der zur Anlaufstelle für notleidende deutsche Emigranten wurde. Er starb bereits 1854.

    Gottlieb Rau galt lange als versponnener Utopist. Das änderte sich erst, als Historiker wie Paul Sauer oder Manfred Stingel vom Schwäbischen Albverein andere Seiten des Revolutionärs aufzeigten: Rau wird seither verstärkt als christlich motivierter Vorkämpfer für soziale Rechte wahrgenommen, als wagemutiger Unternehmer, der mit seinen Innovationen Wohlstand schaffen wollte – ein Visionär für den Aufstieg Württembergs von einem Hunger leidendem Agrarland zu einer wohlhabenden Industrieregion. Und als Demokrat, der seiner Zeit in vieler Hinsicht voraus war.

    Rottweil hat er jedenfalls einen Platz in der Geschichte der Revolution von 1848/49 gesichert, die zwar scheiterte, aber doch einen wichtigen Aufbruch in Richtung Demokratie darstellte.

    Begonnen hatten dieser Aufbruch bereits Monate zuvor. Massenarmut, Hunger und Unfreiheit hatten im zersplitterten Deutschland wie auch in anderen Teilen Europas in den 1840er Jahren den Boden für soziale und politische Umbrüche bereitet. Auch in Rottweil mit seinen rund 5000 Einwohnern war die Lage miserabel: Es gab wenig Verdienstmöglichkeiten, die Kindersterblichkeit war hoch, viele wanderten aus, zumal ab 1845 verschärften Missernten die Situation zusätzlich verschärften.

    Der Funke zur Revolution kam dann Anfang 1848 aus Frankreich. Zuerst ergriff er den Südwesten und Westen, und schließlich im März ganz Deutschland. Vielerorts machten sich die Menschen die „Märzforderungen“ zu eigen: Der Ruf nach einer freiheitlichen Verfassung, die Presse-, Vereins- und Versammlungsfreiheit garantieren sollte. Auch sollten feudale Rechte fallen, ein allgemeines, freies Wahlrecht gelten und rasch ein deutsches Parlament einberufen werden.

    In Rottweil wurden die Entwicklungen – etwa jene in Berlin, wo es am 18. März zu Barrikadenkämpfen gekommen war, bei denen mehr als 250 Menschen ihr Leben verloren – mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Die Bevölkerung war stark politisch interessiert. Rottweiler waren beim Hambacher Fest 1832 dabei, auch an den Freiheitskämpfen der Griechen und Polen hatte man lebhaften Anteil genommen.

    Als am 1. März 1848 die Zensur aufgehoben wurde, stand die Stadt im Bann der demokratischen Bewegung. Am 5. März wurde bei einer Versammlung mit über tausend Menschen im Kaufhaus proklamiert, dass das Volk „mündig“ sei. Überall in der Stadt waren Schwarz-Rot-Goldene Fahnen zu sehen, eine Versammlung folgte auf die nächste.

    Die Ereignisse vom 24. September 1848 hatten also einen langen Vorlauf. Und sie zeigen, dass viele Rottweiler damals endlich ernst machen wollten, mit dem Wechsel der politischen Verhältnisse und dem Aufbruch in die moderne Demokratie.

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