back to top
...
    NRWZ.deRottweil"Jeder Tag hält Überraschungen bereit"

    „Jeder Tag hält Überraschungen bereit“

    Artikel
    Kommentare
    Autor / Quelle
    Weitere Artikel
    Für NRWZ.de+ Abonnenten: 

    Wie die Zeit vergeht: Diese Woche war sie bereits 100 Tage im Amt – die im Herbst 2021 im Wahlkreis Rottweil-Tuttlingen gewählte Bundestagsabgeordnete Maria-Lena Weiss (CDU). Am kommenden Sonntag, 13. Februar, trifft sich die Bundesversammlung in Berlin im Paul-Löbe-Haus zur Neuwahl des Bundespräsidenten. Ein Termin, auf den Weiss sich freut, wird sie doch erstmals aktiv bei der Wahl des deutschen Staatsoberhaupts beteiligt sein. Die NRWZ hat sie vorher um ein Interview gebeten.

    NRWZ: Frau Weiss, wie sehen Sie Ihre Rolle als Neuling im Bundestag und in der Fraktion? Bei welchen Themen und in welchen Gremien möchten Sie sich einbringen beziehungsweise haben Sie schon Spuren hinterlassen?

    Maria-Lena Weiss: Die ersten 100 Tage im Bundestag waren vor allem von organisatorischen Dingen geprägt. Als neue Abgeordnete habe ich zunächst Mitarbeiter eingestellt, Büros in Berlin und im Wahlkreis angemietet und bezogen. Parallel dazu haben sich alle Fraktionen im Bundestag konstituiert, Wahlen durchgeführt und ihre Mitglieder in Ausschüsse entsandt. Das hört sich leicht an, ist aber gleich zu Beginn eine große Aufgabe, da viele Wünsche und Vorgaben bei der Ausschusszuteilung zu berücksichtigen sind. Mein Wunsch war es, im Ausschuss für Klima und Energie mitzuarbeiten und ich freue mich sehr, dass dies auch geklappt hat. Ferner bin ich als stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Arbeit und Soziales und dem Rechtsausschuss. Neben den Ausschüssen gibt es verschiedene Parlamentariergruppen: hier bin ich Mitglied in der Arbeitsgruppe Kommunales, dem Parlamentskreis Mittelstand sowie der Arbeitnehmergruppe.

    Wie ist es, in die Fußstapfen eines so erfahren „alten Hasen“ wie Volker Kauder zu treten?

    Unabhängig vom Vorgänger ist es eine unbeschreiblich spannende und interessante Aufgabe, unseren Wahlkreis in Berlin zu vertreten. Ich bin sehr dankbar, dass mir die Wählerinnen und Wähler ihr Vertrauen und damit diese Chance geschenkt haben. Mit Volker Kauder stehe ich im Austausch. Er hat für sich entschieden, sich aus der aktiven Politik herauszuhalten. Aber ich bin sehr froh, dass er jederzeit ein offenes Ohr für mich hat, wenn Fragen auftauchen.

    Welche Anliegen, Interessen, Perspektiven aus Ihrem Wahlkreis wollen Sie in Berlin besonders zur Geltung bringen?

    Wir sind einer der wirtschaftsstärksten Wahlkreise in der Republik. Davon profitieren wir in allen Lebensbereichen. Wir befinden uns in einem Jahrzehnt der Transformation. Der Klimawandel, die Auswirkungen der Pandemie und Veränderungen der globalen Zusammenarbeit haben unmittelbar Auswirkungen auf die Arbeit vor Ort, auf die Unternehmen vor Ort, ja auf das gesamte Leben hier im Wahlkreis. Daran mitzuarbeiten, dass es der Bevölkerung und der Wirtschaft im Wahlkreis auch künftig gut geht, ist nach wie vor der größte Antrieb für mein politisches Engagement.

    Was hat Sie in diesen ersten 100 Tagen am meisten überrascht? Und hatten Sie Ihren Job in Berlin in etwa so erwartet, wie er sich nun zeigt?

    Mein Beruf ist deshalb so schön, weil er jeden Tag Überraschungen und Unerwartetes bereithält. Ich kannte den Berliner Politikbetrieb ja von außen bereits recht gut und so gab es was die Abläufe anbelangt keine großen Überraschungen. Erstaunt bin ich, dass es doch sehr lange dauert, bis jeder Abgeordnete sein endgültiges Büro in Berlin hat – ich bin wie alle neuen Kollegen noch immer in Übergangsbüros, was die Arbeit nicht erleichtert. Ich hoffe aber nach wie vor, dass mein Team und ich auch bald in unserem eigenen Büro ankommen dürfen.

    Man hört, offen gesagt, derzeit nicht viel von Ihnen – was haben Sie schon erreicht?

    Das mag ein subjektiver Eindruck sein. Ich lade Sie gerne ein, mir beispielsweise auf meinen social media Kanälen zu folgen, wo ich von meiner Arbeit berichte. In Kürze auch wieder auf meiner Homepage, die gerade aktualisiert wird. Ich bin seit meiner Wahl für die Bürgerinnen und Bürger ansprechbar; es gibt regelmäßige Bürgersprechstunden sowohl in Präsenz, als auch telefonisch oder online, aus denen ich viele Aufgaben nach Berlin mitnehme. In meinen Wahlkreiswochen bin ich viel unterwegs bei Veranstaltungen, in Unternehmen und beispielsweise auch in Schulen. Weitere Gesprächsformate sind in Planung.

    Im Plenarsaal des Deutschen Bundestags: Maria-Lena Weiss. Foto: Büro Weiss

    Und wie sieht Ihr Berliner Alltag aus?

    In Berlin bin ich während der Sitzungswochen des Deutschen Bundestages. Das sind 21 Sitzungswochen im Jahr, die immer demselben Grundgerüst folgen. Montags trifft sich die Landesgruppe, das sind alle baden-württembergischen CDU-Abgeordneten, zur Vorbereitung der Sitzungswoche. Dienstagvormittags findet in den Arbeitsgruppen die thematische Vorbereitung der Fachausschüsse statt, nachmittags tagt die Fraktion. Mittwochs sind die Sitzungen der Ausschüsse und bis freitags dann auch die Plenarsitzungen. Dazwischen finden zahlreiche weitere Sitzungen, Termine und Telefonate statt und immer wieder auch Besuche von Schulen und anderen Gruppierungen.

    Haben Sie Zeit für Anwesenheit im Wahlkreis?

    Selbstverständlich. Wenn keine Sitzungswoche ist, arbeite ich im Wahlkreis.

    In Rottweil dreht sich die Diskussion um die Montags-„Spaziergänger“, ist die Stimmung mittlerweile aufgeheizt. Was möchten Sie beitragen, um diese etwas zu befrieden?

    Indem ich jedem Bürger und jeder Bürgerin ein Gesprächsangebot mache, und mir seine/ihre Argumente und Positionen anhöre, diese ernst nehme und in meine politischen Entscheidungen einfließen lasse. Ich kann niemandem zusagen, seine Meinung zu 100 Prozent zu übernehmen, aber ich habe bisher jedem, der mein Angebot angenommen hat, das Versprechen gegeben, dass ich seine Position und Argumente ernst nehme, prüfe und berücksichtige, auch wenn ich am Ende nicht umhin komme, meine persönliche Entscheidung zu treffen. Ich habe auch in Teilen Verständnis für Unmut, weil sicher nicht alle Maßnahmen, die die Politik im Laufe dieser Pandemie getroffen hat, im Nachhinein so richtig und gut waren, wie sie vielleicht gemeint waren. Dennoch werbe ich sehr überzeugt dafür, dass man sich und andere schützt, Masken trägt und sich impfen lässt.

    Und – haben die „Spaziergänger“ aus Ihrer Sicht recht mit Ihrem Protest?

    Ich weiß, dass es unterschiedliche Beweggründe gibt, dass sich Menschen den Spaziergängen anschließen. Deshalb gibt es aus meiner Sicht kein pauschales richtig oder falsch. Wie bereits gesagt, verstehe ich manche Kritikpunkte. Generell bin ich aber der Meinung, dass Deutschland im Vergleich zu anderen Staaten gut durch die Pandemie gekommen ist. Das liegt daran, dass viele Coronaregeln auch in der Nachbetrachtung richtig waren. Ich bin aber auch der Meinung, dass wir mit der Omikron-Variante nun durchaus an einem Punkt sind, wo genau geprüft werden muss, welche der bestehenden Einschränkungen noch verhältnismäßig sind und wo wir auch mutiger lockern können. Eine klare Erwartung, die ich an jeden Spaziergänger habe, ist die Abgrenzung von rechtsradikalen Gruppierungen und Gesinnungen.

    Vielen Dank für das Gespräch.

    image_pdfArtikel als PDF speichernimage_printArtikel ausdrucken

    Diskutieren Sie mit!

    Hier können Sie einen Kommentar zu unserem Artikel hinterlassen.

    1 Kommentar

    1 Kommentar
    Neueste
    Älteste Meist bewertet
    Inline Feedbacks
    Alle Kommentare anzeigen
    MAS
    MAS
    2 Jahre her

    Woher Frau Weiss die Erkenntnis nimmt, dass die Maßnahmen im Nachhinein richtig waren, erschließt sich mir nicht. Bei dem Zahlenchaos in den Krankenhäusern, den Gesundheitsämtern, dem RKI, den Impfzentren, den Ärzten und so weiter, kann das doch niemand ernsthaft so behaupten. Es gab keine Kohortenstudien, es gab keine (von den Herstellern unabhängige) wissenschaftliche Begleitung der Impfkampagne und auch sonst strotzt das Auftreten der Behörden von Intransparenz. Mit so einer Datenbasis kann man nur Hoffen, dass das schon passt.

    Trotzdem noch viel Erfolg in Berlin – vielleicht können Sie uns ja zu einem späteren Zeitpunkt in Ihrem Blog aufklären, wie Sie zu den ausgedrückten Erkenntnissen im Interview kommen?

    image_pdfArtikel als PDF speichernimage_printArtikel ausdrucken

    Peter Arnegger (gg)
    Peter Arnegger (gg)
    … ist seit gut 25 Jahren Journalist. Seine Anfänge hatte er bei der Redaktion der “Schwäbischen Zeitung” in Rottweil, beim Schwäbischen Verlag in Leutkirch volontierte er. Nach einem Engagement bei der zu diesem Verlag gehörenden Aalener Volkszeitung wechselte Arnegger zur PC Welt nach München, einem auf Computer-Hard- und -Software spezialisierten Magazin. Es folgten Tätigkeiten in PR und Webentwicklung.2004, wieder in seiner Heimat angekommen, half Arnegger mit, die NRWZ aus der Taufe zu heben. Zunächst war er deren Chefredakteur, und ist zwischenzeitlich Geschäftsführer der NRWZ Verwaltungs GmbH – und als solcher der verantwortliche Journalist der NRWZ.Peter Arnegger ist 1968 in Oberndorf / Neckar geboren worden.

    Beiträge

    Hoher Sachschaden nach Gartenhausbrand

    Sachschaden in Höhe von etwa 100.000 Euro und zwei beschädigte Wohnhäuser sind die Bilanz eines Gartenhausbrands am Sonntagabend in Wellendingen-Wilflingen. Das meldete die Polizei...

    Gewalttat in Zimmern – Festnahme

    Am Samstagvormittag kam es nach einer Gewalttat zu einer Festnahme in Zimmern ob Rottweil. Polizei und Staatsanwaltschaft sprechen in einer gemeinsamen Pressemitteilung von einem...

    Frontalzusammenstoß auf der Kreisstraße: zwei Schwerverletzte – Rettungshubschrauber im Einsatz

    Zwei Menschen sind am Samstagvormittag bei einem Unfall auf der Kreisstraße zwischen Sulgen und Hardt verletzt worden. Laut dem Organsiatorischen Leiter Rettungsdienst erlitten die...

    „Pitt, wir helfen Dir!“ – 23.650 Euro gesammelt

    Nach dem Brand im Villingendorfer Gasthaus Krone gab es einen Spendenaufruf für den Wiederaufbau. Dieser lief sehr erfolgreich. Laut den Organisatoren kamen 22.650 Euro...

    Traktoranhänger rammt Brücke: Bahnverkehr muss eingestellt werden – und zig Menschen stehen in der Kälte

    Kleine Ursache, umfangreiche Wirkung: Weil der Fahrer eines Traktorgespanns bei Rottweil-Göllsdorf am Montagabend nicht aufpasste, musste der Zugverkehr auf der Gäubahnstrecke zwischen Rottweil und...

    „Einöde Rottweil“ – aber der Testturm fasziniert

    Einöde. Würden Sie, liebe Leserin und lieber Leser, bei diesem Wort an Rottweil denken? Oder andersherum: Wenn Sie in der Oberen Hauptstraße stehen, den...

    Nach Protest: AfD sagt Veranstaltung im ESV-Sportheim in Rottweil ab

    Ein "Konservativer Bürgerdialog Rottweil" soll in Rottweil stattfinden - eine AfD-Veranstaltung mit einem Sprecher, der glaubt, dass der Ausbau von Windkraft und Solar direkt...

    Von einem Senior, einer Apothekerin, dem schwedischen Königshaus – und einem vertagten Prozess

    Er nennt sich nach einem amerikanischen Sportwagenmodell, fühlt sich von Polizei und Justiz missverstanden und von seinem Anwalt ungerecht behandelt. Er wendet sich in...

    Auffahrunfall bei Neufra – B 14 teilweise gesperrt

    Bei einem Auffahrunfall nahe Rottweil-Neufra ist eine Person verletzt worden. Es kam während der Rettungsarbeiten und der Unfallaufnahme zu Verkehrsbehinderungen.Update, die Polizei berichtet wir...

    Beißender Geruch über Rottweil und Umgebung – Feuerwehr und DRK im Einsatz

    Über weiten Teilen Rottweils liegt an diesem Donnerstagmittag ein leicht beißender Geruch. Die Feuerwehr und das DRK waren im Einsatz, der Verursacher wurde im...

    Anrufbus Rottweil: tausende Buchungen, keine Fehler – und doch keine Garantie auf eine reibungslose Fahrt?

    Eine blonde junge Frau im luftigen Shirt, mit einem strahlenden Lächeln, das Smartphone am Ohr. So stellen sich die Betreiber des Anrufbusses Landkreis Rottweil...

    Kinder misshandelt: Eltern knicken vor Gericht ein und ziehen Berufung größtenteils zurück – dennoch Haftstrafe für ihn

    Zu Hause sollten Kinder sicher sein. Was aber, wenn die Eltern, die offenkundig ihr eigenes Leben nicht in den Griff bekommen, übergriffig werden? Sie...

    image_pdfArtikel als PDF speichernimage_printArtikel ausdrucken

    Hoher Sachschaden nach Gartenhausbrand

    Sachschaden in Höhe von etwa 100.000 Euro und zwei beschädigte Wohnhäuser sind die Bilanz eines Gartenhausbrands am Sonntagabend in Wellendingen-Wilflingen. Das meldete die Polizei...

    Neuer Stiftungsrat der Kulturstiftung nimmt Arbeit auf

    Der Stiftungsrat der Kulturstiftung Rottweil hat sich am vergangenen Donnerstag zu einer konstituierenden Sitzung getroffen. Die Mitglieder werden regelmäßig auf fünf Jahre aus Vertretern...

    Ein Riss geht durch die Schöpfung

    Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge (VdK) und die Stadt Rottweil haben am Volkstrauertag die Bürgerinnen und Bürger zur jährlichen Gedenkfeier auf den Ruhe-Christi-Friedhof eingeladen, um...

    Was weiß KI über Schramberg?

    Erinnern Sie sich noch? Schramberg beherbergt das Deutsche Uhrenmuseum und eine unserer Sehenswürdigkeiten ist der Kinzigtorturm? Vor einem Jahr hat die NRWZ die künstliche...

    Reinhard Sigle: Zeichen aus Holz

    Kenternde Boote, zerfetztes Holz, Späne, die Figuren werden: Mit einer starken Auswahl charakteristischer Arbeiten wird der Kunstpädagoge und Bildhauer Reinhard Sigle zu seinem Siebzigsten...

    Gewalttat in Zimmern – Festnahme

    Am Samstagvormittag kam es nach einer Gewalttat zu einer Festnahme in Zimmern ob Rottweil. Polizei und Staatsanwaltschaft sprechen in einer gemeinsamen Pressemitteilung von einem...

    Frontalzusammenstoß auf der Kreisstraße: zwei Schwerverletzte – Rettungshubschrauber im Einsatz

    Zwei Menschen sind am Samstagvormittag bei einem Unfall auf der Kreisstraße zwischen Sulgen und Hardt verletzt worden. Laut dem Organsiatorischen Leiter Rettungsdienst erlitten die...

    Madonnen-Aufnahme in den Barock-Himmel

    Eigentlich ist „Mariä Aufnahme in den Himmel“ am 15. August. Im Rottweiler Kirchenkalender kann man im Reigen der Marienfeste nun aber – zumindest informell...

    Vom Dienstjüngsten zum Dienstältesten

    Seit 30 Jahren leitet Dr. H.-Joachim Adam das Rottweiler Gesundheitsamt – bei seinem Einstieg 1994 war er der dienstjüngste Leiter eines Gesundheitsamtes in ganz...

    Rottweil in ein blühendes Schmuckstück verwandelt

    Oberbürgermeister Dr. Christian Ruf hat auch in diesem Jahr wieder Bürgerinnen und Bürger ausgezeichnet, die mit ihrem außergewöhnlichen Blumenschmuck zum ansprechenden Erscheinungsbild der historischen...

    Klettern im Schulsport an der Realschule Rottweil

    In Zusammenarbeit mit dem Kletterzentrum K5 bietet die Realschule Rottweil seit einigen Schuljahren ein mittlerweile bewährtes Konzept für den Schulsport in Klasse 7 an....

    Mit dem Oberbürgermeister über die Neckar-Baustelle

    Spannende Einblicke in den aktuellen Baufortschritt der Neckarrevitalisierung als Teil der Landesgartenschau 2028 bieten die Rundgänge mit Oberbürgermeister Dr. Christian Ruf am Samstag, 23....

    image_pdfArtikel als PDF speichernimage_printArtikel ausdrucken

    Das interessiert diese Woche

    Wie die Zeit vergeht: Diese Woche war sie bereits 100 Tage im Amt – die im Herbst 2021 im Wahlkreis Rottweil-Tuttlingen gewählte Bundestagsabgeordnete Maria-Lena Weiss (CDU). Am kommenden Sonntag, 13. Februar, trifft sich die Bundesversammlung in Berlin im Paul-Löbe-Haus zur Neuwahl des Bundespräsidenten. Ein Termin, auf den Weiss sich freut, wird sie doch erstmals aktiv bei der Wahl des deutschen Staatsoberhaupts beteiligt sein. Die NRWZ hat sie vorher um ein Interview gebeten.

    NRWZ: Frau Weiss, wie sehen Sie Ihre Rolle als Neuling im Bundestag und in der Fraktion? Bei welchen Themen und in welchen Gremien möchten Sie sich einbringen beziehungsweise haben Sie schon Spuren hinterlassen?

    Maria-Lena Weiss: Die ersten 100 Tage im Bundestag waren vor allem von organisatorischen Dingen geprägt. Als neue Abgeordnete habe ich zunächst Mitarbeiter eingestellt, Büros in Berlin und im Wahlkreis angemietet und bezogen. Parallel dazu haben sich alle Fraktionen im Bundestag konstituiert, Wahlen durchgeführt und ihre Mitglieder in Ausschüsse entsandt. Das hört sich leicht an, ist aber gleich zu Beginn eine große Aufgabe, da viele Wünsche und Vorgaben bei der Ausschusszuteilung zu berücksichtigen sind. Mein Wunsch war es, im Ausschuss für Klima und Energie mitzuarbeiten und ich freue mich sehr, dass dies auch geklappt hat. Ferner bin ich als stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Arbeit und Soziales und dem Rechtsausschuss. Neben den Ausschüssen gibt es verschiedene Parlamentariergruppen: hier bin ich Mitglied in der Arbeitsgruppe Kommunales, dem Parlamentskreis Mittelstand sowie der Arbeitnehmergruppe.

    Wie ist es, in die Fußstapfen eines so erfahren „alten Hasen“ wie Volker Kauder zu treten?

    Unabhängig vom Vorgänger ist es eine unbeschreiblich spannende und interessante Aufgabe, unseren Wahlkreis in Berlin zu vertreten. Ich bin sehr dankbar, dass mir die Wählerinnen und Wähler ihr Vertrauen und damit diese Chance geschenkt haben. Mit Volker Kauder stehe ich im Austausch. Er hat für sich entschieden, sich aus der aktiven Politik herauszuhalten. Aber ich bin sehr froh, dass er jederzeit ein offenes Ohr für mich hat, wenn Fragen auftauchen.

    Welche Anliegen, Interessen, Perspektiven aus Ihrem Wahlkreis wollen Sie in Berlin besonders zur Geltung bringen?

    Wir sind einer der wirtschaftsstärksten Wahlkreise in der Republik. Davon profitieren wir in allen Lebensbereichen. Wir befinden uns in einem Jahrzehnt der Transformation. Der Klimawandel, die Auswirkungen der Pandemie und Veränderungen der globalen Zusammenarbeit haben unmittelbar Auswirkungen auf die Arbeit vor Ort, auf die Unternehmen vor Ort, ja auf das gesamte Leben hier im Wahlkreis. Daran mitzuarbeiten, dass es der Bevölkerung und der Wirtschaft im Wahlkreis auch künftig gut geht, ist nach wie vor der größte Antrieb für mein politisches Engagement.

    Was hat Sie in diesen ersten 100 Tagen am meisten überrascht? Und hatten Sie Ihren Job in Berlin in etwa so erwartet, wie er sich nun zeigt?

    Mein Beruf ist deshalb so schön, weil er jeden Tag Überraschungen und Unerwartetes bereithält. Ich kannte den Berliner Politikbetrieb ja von außen bereits recht gut und so gab es was die Abläufe anbelangt keine großen Überraschungen. Erstaunt bin ich, dass es doch sehr lange dauert, bis jeder Abgeordnete sein endgültiges Büro in Berlin hat – ich bin wie alle neuen Kollegen noch immer in Übergangsbüros, was die Arbeit nicht erleichtert. Ich hoffe aber nach wie vor, dass mein Team und ich auch bald in unserem eigenen Büro ankommen dürfen.

    Man hört, offen gesagt, derzeit nicht viel von Ihnen – was haben Sie schon erreicht?

    Das mag ein subjektiver Eindruck sein. Ich lade Sie gerne ein, mir beispielsweise auf meinen social media Kanälen zu folgen, wo ich von meiner Arbeit berichte. In Kürze auch wieder auf meiner Homepage, die gerade aktualisiert wird. Ich bin seit meiner Wahl für die Bürgerinnen und Bürger ansprechbar; es gibt regelmäßige Bürgersprechstunden sowohl in Präsenz, als auch telefonisch oder online, aus denen ich viele Aufgaben nach Berlin mitnehme. In meinen Wahlkreiswochen bin ich viel unterwegs bei Veranstaltungen, in Unternehmen und beispielsweise auch in Schulen. Weitere Gesprächsformate sind in Planung.

    Im Plenarsaal des Deutschen Bundestags: Maria-Lena Weiss. Foto: Büro Weiss

    Und wie sieht Ihr Berliner Alltag aus?

    In Berlin bin ich während der Sitzungswochen des Deutschen Bundestages. Das sind 21 Sitzungswochen im Jahr, die immer demselben Grundgerüst folgen. Montags trifft sich die Landesgruppe, das sind alle baden-württembergischen CDU-Abgeordneten, zur Vorbereitung der Sitzungswoche. Dienstagvormittags findet in den Arbeitsgruppen die thematische Vorbereitung der Fachausschüsse statt, nachmittags tagt die Fraktion. Mittwochs sind die Sitzungen der Ausschüsse und bis freitags dann auch die Plenarsitzungen. Dazwischen finden zahlreiche weitere Sitzungen, Termine und Telefonate statt und immer wieder auch Besuche von Schulen und anderen Gruppierungen.

    Haben Sie Zeit für Anwesenheit im Wahlkreis?

    Selbstverständlich. Wenn keine Sitzungswoche ist, arbeite ich im Wahlkreis.

    In Rottweil dreht sich die Diskussion um die Montags-„Spaziergänger“, ist die Stimmung mittlerweile aufgeheizt. Was möchten Sie beitragen, um diese etwas zu befrieden?

    Indem ich jedem Bürger und jeder Bürgerin ein Gesprächsangebot mache, und mir seine/ihre Argumente und Positionen anhöre, diese ernst nehme und in meine politischen Entscheidungen einfließen lasse. Ich kann niemandem zusagen, seine Meinung zu 100 Prozent zu übernehmen, aber ich habe bisher jedem, der mein Angebot angenommen hat, das Versprechen gegeben, dass ich seine Position und Argumente ernst nehme, prüfe und berücksichtige, auch wenn ich am Ende nicht umhin komme, meine persönliche Entscheidung zu treffen. Ich habe auch in Teilen Verständnis für Unmut, weil sicher nicht alle Maßnahmen, die die Politik im Laufe dieser Pandemie getroffen hat, im Nachhinein so richtig und gut waren, wie sie vielleicht gemeint waren. Dennoch werbe ich sehr überzeugt dafür, dass man sich und andere schützt, Masken trägt und sich impfen lässt.

    Und – haben die „Spaziergänger“ aus Ihrer Sicht recht mit Ihrem Protest?

    Ich weiß, dass es unterschiedliche Beweggründe gibt, dass sich Menschen den Spaziergängen anschließen. Deshalb gibt es aus meiner Sicht kein pauschales richtig oder falsch. Wie bereits gesagt, verstehe ich manche Kritikpunkte. Generell bin ich aber der Meinung, dass Deutschland im Vergleich zu anderen Staaten gut durch die Pandemie gekommen ist. Das liegt daran, dass viele Coronaregeln auch in der Nachbetrachtung richtig waren. Ich bin aber auch der Meinung, dass wir mit der Omikron-Variante nun durchaus an einem Punkt sind, wo genau geprüft werden muss, welche der bestehenden Einschränkungen noch verhältnismäßig sind und wo wir auch mutiger lockern können. Eine klare Erwartung, die ich an jeden Spaziergänger habe, ist die Abgrenzung von rechtsradikalen Gruppierungen und Gesinnungen.

    Vielen Dank für das Gespräch.

    image_pdfArtikel als PDF speichernimage_printArtikel ausdrucken

    [adinserter name="AnzeigenImArtikelDesktop"]

    Das interessiert diese Woche

    [adinserter name="AnzeigenImArtikelDesktop"]