Als sie im Jahr 1924 auf die Welt kam, begannen die „Goldenen Zwanziger“ mit der Einführung der Reichsmark, gründete Hugo Ferdinand Boss seinen Handwerksbetrieb und der erste Tonfilm flimmerte über die Kinoleinwände. Am Mittwoch hat Herta Petschko bei guter Gesundheit und im Kreise ihrer großen Familie ihren 100. Geburtstag gefeiert. Auch Oberbürgermeister Dr. Christian Ruf gratulierte der Jubilarin.
Rottweil. Auf dem Tisch steht ein wunderschöner Blumenstrauß mit 100 roten Rosen, daneben liegen die Geburtstagsbriefe von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Ministerpräsident Winfried Kretschmann und all den anderen Gratulanten. Zu ihrem besonderen Ehrentag ist ihre Familie aus ganz Europa angereist. Auch Oberbürgermeister Dr. Christian Ruf gratulierte der Jubilarin persönlich und überbrachte die Glückwünsche des Ministerpräsidenten, der Stadt Rottweil und Gemeinderates. Dazu gibt‘s eine Urkunde von Ministerpräsident Winfried Kretschmann und einen Blumenstrauß. „Ein 100. Geburtstag ist etwas ganz Besonderes. Ich wünsche Frau Petschko nur das Beste und weiterhin viel Gesundheit“, betonte Dr. Ruf.
Über Jahrzehnte hat sich Herta Petschko ehrenamtlich in Rottweil engagiert. Noch im hohen Alter, bis zum Beginn der Pandemie, war sie regelmäßig in der Cafeteria des Spitals tätig, und immer mal wieder als Fotomodell, beispielsweise für die Rottweiler Bäder und ein Busunternehmen aktiv. Zudem sang sie über Jahrzehnte bei der Chorgemeinschaft Rottweil mit und engagierte sich beim Deutschen Roten Kreuz. Anderen Menschen zu helfen und sie zu unterstützen, war der gelernten Erzieherin immer ein Anliegen. Aktiv zu sein und sich zu engagieren, machte ihr Spaß. „Ich brauche immer ein wenig Stress, um mich wohlzufühlen“, sagte sie im Jahr 2016 im Interview zur Verleihung der Bürgermedaille. Die Bürgermedaille, die höchste Auszeichnung der Stadt Rottweil, hatte die damals 91-Jährige für ihr jahrzehntelanges ehrenamtliches Engagement erhalten.
1953 kam Herta Petschko nach Rottweil. Hier hatte sie Verwandte. Ihre Mutter stammte aus Horgen. Herta Petschko ist in Dresden aufgewachsen, hat dort auch ihre Ausbildung absolviert und ihren Beruf ausgeübt. 1953 ist sie aus der DDR ausgereist. Nach ihrer Heirat 1955 arbeitete sie als Erzieherin in Bad Dürrheim und in einem Kinderheim des DRK. Später leitete sie dann nebenher auch diverse Ferienbetreuungen, wo sie ihre eigenen beiden Töchter immer mitnahm. 30 Jahre lang war Herta Petschko zudem bei der Firma Bechtold für die Telefonzentrale und den Empfang verantwortlich.
Als sie 70 Jahre alt war, engagierte sie sich ehrenamtlich im Spital. Einmal pro Woche war sie erste Ansprechpartnerin in der Cafeteria, teilte die Dienste für die anderen Helferinnen ein und pflegte gute Kontakte zu den Heimbewohnern. Auch den Spielenachmittag des Deutschen Roten Kreuzes hat sie mitorganisiert. Um immer rüstig und fit zu bleiben, ging sie regelmäßig ins Aquasol, denn sie war überzeugt davon, dass man für die Fitness schon etwas tun müsse. Im vergangenen Jahr begannen dann erste gesundheitliche Probleme mit einem gebrochenen Arm. Seither wird Herta Petschko von ihrer Tochter und einem Pflegeteam liebevoll umsorgt, sitzt aber noch immer gern auf ihrem Balkon mit Blick auf den TK Elevator Turm und freut sich, wenn sie Besuch hat. Ihren besonderen Geburtstag hat sie sichtlich genossen.