Giftgaseinsatz in Singen beendet – Einheiten der Feuerwehr aus der Region Rottweil waren vor Ort

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Aufgrund einer unklaren Gefahrenlage war der Innenstadtbereich von Singen (Hohentwiel) am Donnerstag über Stunden hinweg gesperrt. Kräfte der Feuerwehr sind in großer Zahl alarmiert worden, darunter aus dem Kreis Rottweil der Erkunder für Gefahrstoffe. Zudem Kräfte des DRK und die Feuerwehr aus Spaichingen, soweit Einheiten aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis.

Update, 17.05.2024, 17 Uhr: Wie die Polizei mitteilte, handelt es sich bei dem versprühten Stoff um eine chemische Verbindung, die unter anderem auch in Kühlmittel, Pflanzenschutzmitteln und auch in Pfeffer- oder Tierabwehrspays enthalten ist. Wie es zu der Verbreitung des Reizstoffes kam, und ob es einen Tatzusammenhang zu dem Vorfall in der Kanzlei am Vormittag gibt, ist derzeit Gegenstand der polizeilichen Ermittlungen.

Die beiden gestern Mittag und Abend vorläufig festgenommenen Männer im Alter von 21 und 36 Jahren sind nach Abschluss der erforderlichen Maßnahmen auf freien Fuß gesetzt worden. Auch hier dauern die Ermittlungen der Polizei an.

Unser bisheriger Bericht: Singen – Gegen 13 Uhr hätten Anwohner im Bereich einer Tiefgarage in der Ekkehardstraße in der Singener Innenstadt Gasgeruch mitgeteilt, berichtet die Polizei. Bei einer ersten Überprüfung durch die Feuerwehr sei der Austritt eines bislang unbekannten Gefahrstoffes festgestellt worden.

Gegen 19.15 Uhr meldet die Polizei, die Gefahrenlage in der Singener Innenstadt halte weiterhin an. Um welchen Stoff es sich handelt, sei immer noch unklar. Das Landratsamt Konstanz, die Stadt Singen, die Polizei sowie die Feuerwehren und Rettungskräfte arbeiten eng zusammen.

Um 21 Uhr schließlich wird mittels eines weiteren Updates seitens der Polizei das Einsatzende verkündet.

Bei Messungen durch Spezialkräfte der Feuerwehr seien weder in einer Tiefgarage noch in den Räumen einer Anwaltskanzlei in der Hegaustraße ein Kampfstoff festgestellt worden. Den Begriff hatte eine Tageszeitung ins Spiel gebracht. Während die Polizei grundsätzlich von einem unbekannten Gefahrstoff spricht, ist die Feuerwehr unter dem Stichwort „Giftgas“ alarmiert worden.

Gegen 10.40 Uhr hatten zwei vermummte Täter die Kanzlei betreten. Sie versprühten dort ebenfalls einen noch nicht identifizierten Reizstoff. Anschließend flüchteten die beiden Männer. Im Rahmen der sofortigen Fahndung konnte zunächst ein Tatverdächtiger festgenommen werden.

Gegen 20.30 Uhr gaben die Spezialisten Entwarnung, so dass die Polizei sämtliche Absperrungen auflöste und die geräumten Bereiche wieder freigab. Am Mittag war auch das Einkaufszentrum Cano geräumt worden.

Nach derzeitigem Kenntnisstand der Polizei erlitten sechs Personen leichte Beeinträchtigungen durch den nach wie vor unbekannten ausgetretenen Stoff.

Zwischenzeitlich ist es der Polizei gelungen, einen zweiten Tatverdächtigen des Vorfalls in der Hegaustraße vorläufig festzunehmen. Die weiteren Ermittlungen – insbesondere auch zu Identifizierung und Herkunft des versprühten Reizgases – dauern weiterhin an. Die Kriminalpolizei Rottweil ist in die Ermittlungen eingebunden.

Neben einer Vielzahl an Kräften des Polizeipräsidiums Konstanz unterstützen Kolleginnen und Kollegen des Polizeipräsidiums Einsatz, der Bundespolizei, der Bundeswehr, der Feuerwehren, des Rettungsdienstes und zahlreiche Mitarbeitende des Landratsamtes Konstanz und der Stadt Singen bei der Bewältigung des Einsatzes.

Um die Ermittlungen zu unterstützen, ist der ABC-Erkunder der Feuerwehr Landkreis Rottweil im Rahmen einer kreisübergreifenden Hilfe hinzugezogen worden. Nach Informationen der NRWZ ist die Einheit in das Einsatzgeschehen eingebunden. Das Fahrzeug ist in Sulgen stationiert und gehört zur Feuerwehr Schramberg. Insgesamt sind vier gleichartige ABC-Erkundungseinheiten alarmiert worden und angerückt.

„Da der Einsatz eine einheitliche Koordination erfordert, stellte das Landratsamt Konstanz die außergewöhnliche Einsatzlage fest“, so eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Konstanz am Mittag. Um die größtmögliche Sicherheit für die Bevölkerung zu gewährleisten, seien alle notwendigen Sicherheitsmaßnahmen durch die Einsatzkräfte eingeleitet worden.

Es gebe 50 Betroffene, erklärte noch am Nachmittag ein Polizeisprecher. Diese klagten etwa über Haut- und Augenreizungen. Die Stadthalle Singen wurde zu einem Sammel- und Versorgungszentrum.

Inzwischen konkretisierte die Polizei, die Anzahl an verletzten Personen mit Reizungen von Augen und Atemwegen liege im niedrigen einstelligen Bereich. Vor Ort wurden Dekontaminationseinheiten und Behandlungsplätze eingerichtet, um die Betroffenen gegebenenfalls zu versorgen.

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Fotos: gg

Kräfte vor Ort stammten auch aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis und dem Landkreis Tuttlingen. Sie unterstützen aktuell (17 Uhr) bei der Räumung des Einkaufszentrums . Zudem sind regional Einheiten der Feuerwehr, des Rettungsdienstes und des DLRG hinzugezogen worden. Ehrenamtliche des DRK versorgen die Einsatzkräfte mit Wasser.

Laut einem Sprecher des Polizeipräsidiums Konstanz sind Einsatzkräfte aus dem gesamten Präsidiumsbereich zusammengezogen worden.

Die Lage vor Ort war angespannt. Einheiten der Landes- und der Bundespolizei haben Teile der Innenstadt von Singen gesperrt. Rettungskräfte machen sich an verschiedenen Standorten in großer Zahl bereit.

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NRWZ-Redaktion
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