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    „Todesstrecke“?

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    (Meinung). Wieder ein schrecklicher Verkehrsunfall auf der B 462 bei Dunningen. Wieder ein tödlicher Unfall auf dieser neuen Ortsumfahrung. „Todesstrecke“, wird sie schon genannt. Der Ruf nach den Verantwortlichen wird laut. Und nach Maßnahmen. Dabei können wir alle eine Maßnahme treffen. Finde ich.

    Aktuell kann die Einsatzstelle nicht betreten werden. Peter, Du willst das nicht sehen.“ So hat mich der Feuerwehrpressesprecher gestern Morgen auf der B 462 begrüßt. Sven Haberer, heißt er, der erfahrene Feuerwehrmann, seit Kurzem Zugführer, betreut die Presse an größeren Einsatzstellen. Das heißt auch mal, die Journalisten zurückzuhalten, ihnen Beschränkungen aufzuerlegen, ihre Bewegungsfreiheit einzuschränken. Ich wusste da bereits, dass es sich um einen tödlichen Unfall handelte. Der Streifenbeamte, der mich an der Absperrung durchließ, hatte mich darauf vorbereitet.

    Vorneweg

    Zwei Dinge möchte ich hier gleich loswerden:

    1. Wir Journalisten brauchen diese Tragödien nicht. Wir von der NRWZ hätten an diesem Tag einfach nur über einen beschmierten Blitzeranhänger und über Parolen an einer Bushaltestelle berichtet. Ein Toter? Schwerverletzte? Darunter Kinder? Haberer hat recht: Man will das nicht sehen. Und wir, da spreche ich sicher auch für die Kollegen anderer Lokalzeitungen, müssen das nicht haben. Nur – wenn es passiert, dann berichten wir. Möglichst rasch, möglichst umfassend, möglichst aktuell. Zumal an einer Einsatzstelle, an der ein so großes Aufgebot an Rettungskräften nötig ist, die ein so großes Aufsehen erregt. Das bringt mich zu Punkt …
    2. Respekt vor diesen Rettungskräften von Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei. Sie haben höchst professionell die Lage erfasst und gehandelt. Alle nötigen Schritte sauber abgearbeitet, etwa die Versorgung der Verletzten, die Sicherung der Einsatzstelle, den Rettungsversuch beim Todesopfer, das Aufbieten aller verfügbaren Rettungsmittel bis hin zu drei Hubschraubern, die Aufarbeitung des Geschehens und die Ermittlung dessen Ablaufs, die Benachrichtigung der Angehörigen.

    Hier hat, so fand ich, übrigens auch die Stiftung St. Franziskus sehr vorbildhaft reagiert. Die Eltern wurden informiert, man sprach öffentlich Beileid und Betroffenheit aus. Die Polizei, ein Kriseninterventionsteam und Seelsorger halfen nach Kräften.

    Ein Phänomen

    Danach und darüber hinaus bleiben Fragen: Warum musste das passieren? Warum geschehen immer wieder furchtbare, teils tödliche Unfälle auf diesem Teilstück der Bundesstraße? Planungsfehler? Ich glaube das nicht. Ich fahre die Straße oft und kann im Vergleich zu anderen nicht feststellen, dass sie mich als Fahrer besonders forderte. Es stimmt schon: Es gibt die langen Geraden, die leichten Schwenks, die übersichtlich erscheinen, aber doch Konzentration erfordern, die sanften Kurven, bei denen man meint, kilometerweit sehen zu können – und doch bald wieder vor einem Knick steht.

    Vielleicht verleitet diese Strecke Autofahrer zu einer gewissen Leichtsinnigkeit. Am Handy herumspielen. Dicht auffahren, geschwind überholen. Rasen.

    Aber das ist ein allgemeines Phänomen. Ich habe festgestellt, dass viele Autofahrer so schnell fahren, wie sie können, wie die Situation es gerade noch zulässt. Dass sie sich in engen Gassen zwischen Fußgängern durchdrücken, dass sie nicht mehr nur bei Dunkelgelb, sondern noch bei Hellrot über die Ampel müssen. Dass sie eher 65 als 50 fahren, eher 40 als 30, eher 100 statt 80, eher 30 statt Schritt, immer mehr, als gerade erlaubt. Und dass ganz allgemein das Recht des Stärkeren regiert.

    Mehr Glück als Verstand

    Ich war kürzlich ganz erstaunt, fuhr gerade in einer Kolonne hinter mehreren Lkws Richtung Rottweil. Vor der langgezogenen S-Kurve, an der nun der tödliche Unfall geschehen ist, sehe ich im Augenwinkel, dass sich von hinten ein Auto nähert. Grauer Touran, Tuttlinger Kennzeichen. Er war zuvor zwei Autos hinter mir gefahren. Der Mann überholt mit seiner nicht einmal gut motorisierten Familienkiste mich und dann noch zwei weitere Wagen. Fünf Autos insgesamt. Um dann knapp vor einem aus der Kurve heraus Entgegenkommenden einzufädeln. Unglaublich, dachte ich damals und denke es heute. An der Ampel bei der Autobahnauffahrt Zimmern stand er zwei Wagen vor mir, bog dann Richtung Singen ab. Er hat es überlebt und niemanden verletzt. Gottseidank, dachte ich noch. Mehr Glück als Verstand.

    Die Polizei hat solche rücksichts- und gedankenlosen Autofahrer längst im Visier, wie man so schön sagt. Die Drängler. Und die Handynutzer. Gerade auf der Dunninger Ortsumgehung und insgesamt auf der B 462 zwischen Schramberg und Rottweil wird viel kontrolliert, ebenso wie auf der B 27 Richtung Balingen. Kaum ein Tag, an dem in einer der einschlägigen WhatsApp-Gruppen und auf Facebook nicht vor einem Blitzer, einer Radarkontrolle gewarnt wird.

    Wobei ich das nicht ganz verstehe. Muss man die Tempo- und anderen Verkehrssünder wirklich warnen? Sollten sie sich auf die Stellen einstellen können, an denen die Polizei auf sie wartet? Sollten sie nicht mal in die Falle brausen und büßen müssen, weil sie nur so zur Räson gebracht werden können?

    Junggebliebene

    Mit dem schrecklichen Unfall von gestern aber hat das aus meiner Sicht nichts zu tun. Der Senior am Steuer des Schülerbusses ist schlicht nach links gekommen. Aus welchem Grund auch immer. Kurzzeitig hat sich mir die Frage gestellt, ob man nicht nachhaken müsse bei den Unternehmen, die Senioren als Fahrer ihrer Schüler- und Klientenbusse beschäftigen, man möge mir das verzeihen. Ich habe ein bisschen nachgeforscht. Und schnell herausgefunden, dass diese Fahrer eben vor allen Dingen sehr erfahren sind. Oft rücksichtsvoller als junge. Dass sie Junggebliebene sind, die nur ein wenig älter aussehen. Zudem müssen sie den Personenbeförderungsschein haben, der, wenn ich das richtig sehe, hohe Hürden hat, und alle fünf Jahre verlängert werden muss.

    Die Frage

    Ohnehin, und damit beantworte ich mir die Titelfrage, glaube ich nicht, dass die B 462 eine Todesstrecke ist. Es stimmt, es sind viele tödliche Unfälle auf ihr passiert, jeder einzelne ist einer zu viel. Und doch hatten sie alle unterschiedliche Ursachen, verschiedene Abläufe. Es stecken, so glaube ich, individuelle menschliche Fehler dahinter.

    Diese können wir allerdings viel leichter vermeiden und beseitigen, als es irgendeine Behörde, sei es Polizei oder Straßenbauamt, tun könnte. Eine rücksichtsvolle, aufmerksame Fahrweise schützt vor Unfällen, ganz einfach. Eben nicht geschwind überholen. Eben nicht rausziehen und schauen, ob’s noch reicht. Eben nicht den anderen zum Bremsen zwingen, abdrängen, was rast der auch so. Vor dem Einbiegen noch mal vergewissern, ob wirklich keiner kommt, auch kein Motorrad. Das Handy beiseitelegen, sich auf die Fahrt konzentrieren.

    Dann brauchen wir auch dort keine durchgehende Mittelleitplanke von Schramberg bis Rottweil, wie von manchen gefordert. Dann brauchen wir kein durchgängiges Überholverbot. Dann brauchen wir keine durchgängige Geschwindigkeitsbeschränkung auf 80, die dann wiederum nicht eingehalten werden würde.

    Einfach ein bisschen rücksichtsvoller. Und defensiver fahren. Das würde nicht alle Unfälle vermeiden, aber viele.

    Und ein Vorschlag

    Da der jüngste schreckliche Unfall mutmaßlich nichts mit Rücksichtslosigkeit zu tun hat: Wie ich höre, hatte ein früherer Schramberger Oberbürgermeister hier einen Vorschlag. Vielleicht könnten solche Rubbel- oder Ratterstreifen Abhilfe schaffen. Eine durchgezogene Mittellinie, die in unfallträchtigen Bereichen verstärkt und durch kleine Erhebungen ergänzt wird. Dann rattert es laut beim Überfahren. Ein interessanter Vorschlag. Er setzt meiner Ansicht nach aber ein Überholverbot voraus. Und der Krach könnte Anwohner nahe der Bundesstraße belästigen. Aber vielleicht eine Idee.

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    8 Kommentare

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    Gast84
    Gast84
    4 Jahre her

    Naja der Artikel hat im Kern recht! Aber wieso gibt es soviele Überholmanöver ?! Ganz einfach: Weil einfach zuviele Sonntagsfahrer und Schläfer rumfahren! Es ist 80 erlaubt dann fahrt auch 80! oder 85! und nicht 70 oder noch weniger ! Aber dann beim Überholen „wach“ werden und plötzlich 100 fahren können!

    Das sind einfach Sadisten, die sich dran aufgeilen, dass die sich hinter einem aufregen !

    In der Fahrschule haben wir Vorausschauendes Fahren gelernt… hier gilt wohl eher „was hinter mir kommt ist mir egal“

    Wenn alle ’normal‘ fahren muss man auch keinen Überholen! (Meine jetzt nciht die Raser, die da mit 100+ rumeizen)

    Auch muss man im Schwarzwald wohl noch lernen auf seiner Spur zu fahren und nicht in jeder Kurve halb auf die Gegenfahrbahn draufzufahren etc. !

    Nicht umsonst sind die Kennzeichen RW, VS, TUT, FS etc. „Weltbekannt“ dafür, dass ein „Talent“ im Auto sitzt….

    Siegfried Spengler
    Siegfried Spengler
    Antwort auf  Gast84
    4 Jahre her

    Ein Leben lang bemühe ich mich, endlich weltbekannt zu werden.

    Aber leider hat mich die Natur nicht mit den Talenten eines Boris Becker oder Franz Beckenbauer ausgestattet.

    Aber jetzt habe ich es geschafft: Ich fahre ein Auto mit dem Kennzeichen „RW“, jetzt muß ich nur noch lernen, die halbe Gegenfahrbahn mit zu benutzen. Aber ich habe gerade angefangen mit dem Lernen durch Öffnen einer Flasche Spätburgunder. Santé!

    Gast84
    Gast84
    Antwort auf  Siegfried Spengler
    4 Jahre her

    Ja sry ist halt so 70-90% der Autofahrer machen das halt in dieser Region so… bei Bussen noch schlimmer, grad in den engen Straßen und Kurven um die Dörfer rum!

    Aber der Punkt mit dem Extra langsamfahren etc. und sich nicht adäquat an die vorgegebene (Richt-) / Höchstgeschwindigkeit zu halten ist halt auch wahr – nicht nur hier – generell!

    Gast84
    Gast84
    Antwort auf  Siegfried Spengler
    4 Jahre her

    PS Schade, dass ‚ihre‘ Region es auch versäumt hat eine Bahnstrecke von Offenburg nach Rottweil (und weiter) zu bauen…. (Grade als die Strecke (Umfahrung) neugebaut wurde hätte man da locker mal noch Schienen von RW bis Sulgen und dann später weiter bauen können) so wäre auch eine mega Entlastung nicht nur dieser Strecke gegeben…. – leider hat man in Schramberg ja nicht nur den Bahnhof stillgelegt sondern auch so „Talente“ haben auch die Schienen abgebaut, sodass es nur bis Schiltach geht…

    beatekalmbach.home.blog
    beatekalmbach.home.blog
    4 Jahre her

    Unfälle passieren. Technik versagt auch mal und Menschen machen Fehler. Dennoch könnte ich mir vorstellen, sind solche Unfälle auf eigentlich unproblematischer Strecke auch Resultat einer hauptsächlich autogerechten Verkehrsplanung, die vermittelt, dass es hier um Fahrkomfort geht und Aufpassen Luxus ist. Wenn Autos sich dem Gelände anpassen und auf andere Verkehrsteilnehmer Rücksicht nehmen müssen, wenn die Risiken erkennbar und zwingend sind, dann passt man vielleicht auch mehr auf.

    Dan
    Dan
    4 Jahre her

    An der Stelle kamen mir vor im Frühjahr 2019 zwei nebeneinander Fahrende 40-Tonner entgegen. Im Auto die ganze Familie. Meiner Reaktion und das Maß an Vollbremsung, dass uns keiner aufgefahren ist und der 40-Tonner 10 Meter vor uns einscheren konnte, ist glücklicherweise nichts schlimmeres passiert. Allerdings hatte ich solche Wut im Bauch, dass ich gerne dem polnischen LKW Fahrer nachgefahren wäre, um sein hirnverbrannten Schädel runter zu reißen.
    Brisant war das Gefühl, aufgrund der Leitplanken nicht ausweichen zu können.
    Es sind oft einzelne Menschen, die hinter dem Steuer beim Einsteigen vergessen, den Verstand mitzubringen.

    Siegfried Spengler
    Siegfried Spengler
    4 Jahre her

    Auf diesem Steckenabschnitt wird genauso „geräubert“ wie anderswo auch, aber es ist nicht die Aufgabe von Verkehrsplanern, diesem Verhalten noch Vorschub zu leisten, im dem man „sichere Überholmöglichkeiten“ schafft, zumal das Problem auf dieser viel befahrenen Strecke eher bei der Verkehrsdichte, also dem ständigen Gegenverkehr, liegt. Es wurde eine Umgehungsstraße gebaut, und keine Formel 1 Strecke, wenn auch manche der damaligen Repräsentanten sicher nichts dagegen gehabt hätten, wenn sie, ihrer und der Bedeutung meines Heimatorts angemessen, von einem Sebastian Vettel mal mit Nuttendiesel besprüht worden wären …..

    Im Übrigen erfolgten Planung, Planfeststellung und Bau für die Verhältnisse einer freiheitlichen Demokratie, wozu auch eine unabhängige Justiz gehört, fast schon in Rekordzeit. Bei uns werden keine Bauern deportiert, wenn man Land braucht. Und berechtigte Einwände wurden berücksichtigt und behoben, ich habe selbst von den Unterlagen damals Kenntnis genommen.

    Die damaligen Gegner der Umgehungsstraße durften ja gestern erleben, wie es in Dunningen aussieht, wenn der Fernverkehr mal wieder durch den Ort fließt ….

    Das Kernproblem sind wir selbst, die Menschen, und das gilt nicht nur für den Verkehr, sondern auch sonst, aktuell etwa Corona. Wie vor 31 Jahren festgestellt wurde: Wir sind das Volk!

    Wie Herr Arnegger zutreffend beschreibt, braucht es einen Mentalitätswandel. Gegen flagranten Rechtsbruch helfen weder Bauingenieure noch (Corona-) Verordnungen. Auch repressive Mittel stoßen an Grenzen, wenn der Rechtsbruch alltäglich wird, schließlich kann man nicht hinter jeden einen Polizisten stellen.

    Wobei bei diesem fürchterlichen Unfall wahrscheinlich gar kein bewusstes Fehlverhalten zugrunde liegt, es könnten auch ein kurzfristiges gesundheitliches Problem oder eine Ablenkung durch Fahrgäste passiert sein.

    Stefan
    Stefan
    4 Jahre her

    Todesstrecke B462!

    Also ich fahre diese Strecke jeden Tag zur Arbeit und ich bin immer wieder erstaunt, dass hier nicht noch mehr passiert. Die Rücksichtslosigkeit mit der hier einige ans Werk gehen grenzt schon an Vorsatz. Da wird aus Kurven heraus überholt ob Gegenverkehr oder nicht, da werden Fahrzeugkolonnen überholt ohne Rücksicht auf Verluste und dann wird sich gerade noch so wieder eingefädelt. Auch mich wundert es, dass auf dieser Strecke nicht mehr passiert, da das oben Beschriebene eher die Regel wie die Ausnahme ist, das erlebe ich beinahe täglich.
    Außerdem wurde es bei der Planung versäumt sichere Überholmöglichkeiten zu schaffen, aber das ist ja auch kein Wunder in Deutschland haben wir mittlerweile so einen bürokratischen Wasserkopf aufgebaut, dass von der Planung bis zur Fertigstellung 30 oder mehr Jahre vergehen. (Siehe hier das vom Durchgangsverkehr gebeutelte Schramberg) Das ist ein Unding. In anderen Ländern schaffen die sowas in 3 – 4 Jahren. Ich möchte es mal spöttisch so sagen, bis in Deutschland eine Straße geplant, genehmigt und gebaut ist, bauen die in China 6 Großflughäfen aber mit dem gleichen Team. Damit will ich es aber nun gut sein lassen!

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    Peter Arnegger (gg)
    Peter Arnegger (gg)
    … ist seit gut 25 Jahren Journalist. Seine Anfänge hatte er bei der Redaktion der “Schwäbischen Zeitung” in Rottweil, beim Schwäbischen Verlag in Leutkirch volontierte er. Nach einem Engagement bei der zu diesem Verlag gehörenden Aalener Volkszeitung wechselte Arnegger zur PC Welt nach München, einem auf Computer-Hard- und -Software spezialisierten Magazin. Es folgten Tätigkeiten in PR und Webentwicklung.2004, wieder in seiner Heimat angekommen, half Arnegger mit, die NRWZ aus der Taufe zu heben. Zunächst war er deren Chefredakteur, und ist zwischenzeitlich Geschäftsführer der NRWZ Verwaltungs GmbH – und als solcher der verantwortliche Journalist der NRWZ.Peter Arnegger ist 1968 in Oberndorf / Neckar geboren worden.

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    Hier hat, so fand ich, übrigens auch die Stiftung St. Franziskus sehr vorbildhaft reagiert. Die Eltern wurden informiert, man sprach öffentlich Beileid und Betroffenheit aus. Die Polizei, ein Kriseninterventionsteam und Seelsorger halfen nach Kräften.

    Ein Phänomen

    Danach und darüber hinaus bleiben Fragen: Warum musste das passieren? Warum geschehen immer wieder furchtbare, teils tödliche Unfälle auf diesem Teilstück der Bundesstraße? Planungsfehler? Ich glaube das nicht. Ich fahre die Straße oft und kann im Vergleich zu anderen nicht feststellen, dass sie mich als Fahrer besonders forderte. Es stimmt schon: Es gibt die langen Geraden, die leichten Schwenks, die übersichtlich erscheinen, aber doch Konzentration erfordern, die sanften Kurven, bei denen man meint, kilometerweit sehen zu können – und doch bald wieder vor einem Knick steht.

    Vielleicht verleitet diese Strecke Autofahrer zu einer gewissen Leichtsinnigkeit. Am Handy herumspielen. Dicht auffahren, geschwind überholen. Rasen.

    Aber das ist ein allgemeines Phänomen. Ich habe festgestellt, dass viele Autofahrer so schnell fahren, wie sie können, wie die Situation es gerade noch zulässt. Dass sie sich in engen Gassen zwischen Fußgängern durchdrücken, dass sie nicht mehr nur bei Dunkelgelb, sondern noch bei Hellrot über die Ampel müssen. Dass sie eher 65 als 50 fahren, eher 40 als 30, eher 100 statt 80, eher 30 statt Schritt, immer mehr, als gerade erlaubt. Und dass ganz allgemein das Recht des Stärkeren regiert.

    Mehr Glück als Verstand

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    Die Polizei hat solche rücksichts- und gedankenlosen Autofahrer längst im Visier, wie man so schön sagt. Die Drängler. Und die Handynutzer. Gerade auf der Dunninger Ortsumgehung und insgesamt auf der B 462 zwischen Schramberg und Rottweil wird viel kontrolliert, ebenso wie auf der B 27 Richtung Balingen. Kaum ein Tag, an dem in einer der einschlägigen WhatsApp-Gruppen und auf Facebook nicht vor einem Blitzer, einer Radarkontrolle gewarnt wird.

    Wobei ich das nicht ganz verstehe. Muss man die Tempo- und anderen Verkehrssünder wirklich warnen? Sollten sie sich auf die Stellen einstellen können, an denen die Polizei auf sie wartet? Sollten sie nicht mal in die Falle brausen und büßen müssen, weil sie nur so zur Räson gebracht werden können?

    Junggebliebene

    Mit dem schrecklichen Unfall von gestern aber hat das aus meiner Sicht nichts zu tun. Der Senior am Steuer des Schülerbusses ist schlicht nach links gekommen. Aus welchem Grund auch immer. Kurzzeitig hat sich mir die Frage gestellt, ob man nicht nachhaken müsse bei den Unternehmen, die Senioren als Fahrer ihrer Schüler- und Klientenbusse beschäftigen, man möge mir das verzeihen. Ich habe ein bisschen nachgeforscht. Und schnell herausgefunden, dass diese Fahrer eben vor allen Dingen sehr erfahren sind. Oft rücksichtsvoller als junge. Dass sie Junggebliebene sind, die nur ein wenig älter aussehen. Zudem müssen sie den Personenbeförderungsschein haben, der, wenn ich das richtig sehe, hohe Hürden hat, und alle fünf Jahre verlängert werden muss.

    Die Frage

    Ohnehin, und damit beantworte ich mir die Titelfrage, glaube ich nicht, dass die B 462 eine Todesstrecke ist. Es stimmt, es sind viele tödliche Unfälle auf ihr passiert, jeder einzelne ist einer zu viel. Und doch hatten sie alle unterschiedliche Ursachen, verschiedene Abläufe. Es stecken, so glaube ich, individuelle menschliche Fehler dahinter.

    Diese können wir allerdings viel leichter vermeiden und beseitigen, als es irgendeine Behörde, sei es Polizei oder Straßenbauamt, tun könnte. Eine rücksichtsvolle, aufmerksame Fahrweise schützt vor Unfällen, ganz einfach. Eben nicht geschwind überholen. Eben nicht rausziehen und schauen, ob’s noch reicht. Eben nicht den anderen zum Bremsen zwingen, abdrängen, was rast der auch so. Vor dem Einbiegen noch mal vergewissern, ob wirklich keiner kommt, auch kein Motorrad. Das Handy beiseitelegen, sich auf die Fahrt konzentrieren.

    Dann brauchen wir auch dort keine durchgehende Mittelleitplanke von Schramberg bis Rottweil, wie von manchen gefordert. Dann brauchen wir kein durchgängiges Überholverbot. Dann brauchen wir keine durchgängige Geschwindigkeitsbeschränkung auf 80, die dann wiederum nicht eingehalten werden würde.

    Einfach ein bisschen rücksichtsvoller. Und defensiver fahren. Das würde nicht alle Unfälle vermeiden, aber viele.

    Und ein Vorschlag

    Da der jüngste schreckliche Unfall mutmaßlich nichts mit Rücksichtslosigkeit zu tun hat: Wie ich höre, hatte ein früherer Schramberger Oberbürgermeister hier einen Vorschlag. Vielleicht könnten solche Rubbel- oder Ratterstreifen Abhilfe schaffen. Eine durchgezogene Mittellinie, die in unfallträchtigen Bereichen verstärkt und durch kleine Erhebungen ergänzt wird. Dann rattert es laut beim Überfahren. Ein interessanter Vorschlag. Er setzt meiner Ansicht nach aber ein Überholverbot voraus. Und der Krach könnte Anwohner nahe der Bundesstraße belästigen. Aber vielleicht eine Idee.

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