Schramberg steht auf. Auch uns hat dieses Flugblatt erreicht. Meine Frau, Krankenschwester, und mich, Notfallsanitäter. In diesem Flugblatt wird aufgerufen, solidarisch zu sein mit unseren Berufsgruppen. Zu Anfang der Pandemie wurde geklatscht, für die Beschäftigten in der Pflege. Es wurde eine Corona Prämie in Aussicht gestellt. Um diese mussten die Beschäftigten kämpfen. Die Beschäftigten in der Autobranche, bekamen problemlos bis zu 8000 Euro wie bei Porsche.
Solidarität würde bedeuten, sich einzusetzen für mehr Wertschätzung für die Pflegenden, für gerechteren Lohn. Wobei da schon helfen würde, wenn sich die Beschäftigten in der Gewerkschaft organisieren würden, damit ein wirksamer Arbeitskampf geführt werden kann. Solidarität wäre Einsatz gegen die zunehmende Arbeitsverdichtung, gegen ein profitorientiertes Gesundheitssystem.
Es geht um die, die dringend eine OP brauchen
Aber Solidarität bedeutet auch, sich impfen zu lassen. Wir haben uns impfen lassen, sowie es möglich war. Wir haben auch die dritte Impfung und wenn es einer vierten und fünften Impfung bedarf, sind wir dabei. Weil wir natürlich uns schützen wollen, aber auch andere. Weil es auch nicht nur um uns geht, sondern auch um die, die dringend Operationen brauchen, die nun aufgeschoben werden müssen. Die Statistiken des RKI zeigen deutlich die Wirksamkeit der Impfung.
Sie zeigen auch deutlich, dass es immer noch die Ungeimpften sind, die einen schweren Verlauf zu befürchten haben. Sind die Ungeimpften schuld an allem? Nein, sicher nicht. Aber sie sind Teil des Problems, nicht Teil der Lösung. Wer sich als Beschäftigter im Gesundheitswesen nicht impfen lassen möchte, muss sich schon hinterfragen lassen, ob er das verstanden hat.
Schramberg steht auf? Gerne für bessere Arbeitsbedingungen und ein leistungsfähiges Gesundheitssystem, angemeldet, unter Einhaltung der AHA Regeln. Aber nicht gegen die Impfung. Ein überwältigender Teil unserer KollegInnen ist geimpft und der Protest gegen Impfen und die Impfpflicht, stößt bei vielen, die wir kennen, auf Unverständnis.
Ute und Thomas Koch, Schramberg
Sehr geehrte Eheleute Koch,
bezüglich der Arbeitsbedingungen der Beschäftigten im Gesundheitsbereich bin ich bei Ihnen, dies betrifft nicht nur die Bezahlung.
Und über die Profitorientierung im Gesundheits(un)wesen könnte ich ein Buch schreiben, aber es gibt schon genug davon. Meine volle Unterstützung! Wäre mal ein Gewerkschaftsthema, und für die SPD. Wäre, hätte, ……
Not amused bin ich darüber, dass Sie die in manchen Bereichen der Wirtschaft üblich gewordenen „Jahresprämien“ in Zusammenhang bringen mit der mehr als berechtigten Corona-Prämie für das Pflegepersonal:
Diese Sonderzahlungen sind Teil von Haustarifverträgen, die in Abhängigkeit vom Jahresergebnis (Gewinn) des Unternehmens vor vielen Jahren eingeführt wurden. Kritisch könnte man auch sagen, die Beschäftigten tragen jetzt teilweise das unternehmerische Risiko mit anstatt dass sie für einen festen Lohn arbeiten. Mit Corona hat das alles nichts zu tun. Eher mit Neoliberalismus! Welchen tatsächlichen Einfluss hat denn der sprichwörtliche „Arbeiter am Band“ auf das Gesamtergebnis? Im Gegensatz zu Managern, die strategische Entscheidungen treffen und dabei, siehe die „Hochzeit im Himmel“, unvorstellbare Milliardensummen verbrennen und am Ende noch mit goldenem Handschlag und der mindestens 500fachen Jahrespension eines Arbeiters verabschiedet werden.
https://www.automobilwoche.de/article/20210319/NACHRICHTEN/210319917/trotz-corona-krise-porsche-zahlt-bis-zu–euro-praemie
https://www.technik-einkauf.de/themen/gehalt-karriere/diese-erfolgspraemien-zahlen-porsche-bosch-co-111.html
Und dass Sie auf 8 000 Euro aufrunden macht die Sache nicht besser.
Oder wollen Sie, dass jetzt auch Kliniken „erfolgsabhängige“ Gehälter zahlen? Dass die Krankenschwester dem Privatpatienten am Bett offenherzig noch ein paar „Extras“ verkauft! Ist nicht Ihr Ernst!
Ihre Frage: „Sind die Ungeimpften schuld an allem?“
Sie sind vom Fach, darum wissen Sie: Pi mal Daumen 9 von 10 Coronapatienten auf Intensiv sind nicht geimpft! Jetzt denken wir uns die 9 weg auf der Station, wie es da aussehen würde, (fast) alles so wie früher. Den Einen von den Zehn, den würden wir schon noch mitschleppen, so diese Woche ein Arzt zu mir!
9 von 10, das ist die eigentliche Zahl, und nicht ob Rottweil eine doppelt so hohe Inzidenz hat wie Freiburg, darunter sehr viele Schulkinder, die da nur noch drüber lachen.
Wurde übrigens am Donnerstag „geboostert“, natürlich nicht in Rottweil …..